Pirckheimer-Blog

Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft

So, 03.11.2013

Thüringer bei Menantes

Einen der bedeutendsten Barock-Dichter, Menantes, galt der Besuch am 2.11.2013 unserer Thüringer Gruppe der Pirckheimer-Gesellschaft in der Literaturgedenkstätte in Wandersleben, wo Christian Friedrich Hunold 1680 geboren wurde. Zwar gibt es nicht mehr das Geburtshaus, aber im ehemaligen Stallgebäude des Pfarrhofes wird seit 2005 sein recht umtriebiges Leben, das 1721 in Halle an der Saale endete, dargestellt. Bemerkenswert erschien, dass sich Hunold seiner schwelgerischen Lebensweise erst entschlug, als kein Geld mehr vorhanden war und er sich nunmehr seines Talentes besann und etliche Romane mit dem Pseudonym Menantes schrieb.
Besonders erwähnenswert ist der informative und schön gestaltete Film über den Dichter, ein Werk unseres neuen Pirckheimer-Mitgliedes Jens-Fietje Dwars, welcher im wesentlichen auch die Gedenkstätte gestaltet hat.
In Blindausgaben von Büchern und Hinweisen wird in der Ausstellung sein Werk gewürdigt. Da es mit Liebesgeschichten verbunden ist, wird seit 2006 aller zwei Jahre der Menantes-Literaturpreis für erotische Dichtung vergeben, teilweise in der Zeitschrift "Palmbaum" veröffentlicht. In der leicht ironischen Diskussion darüber war nicht ganz zu klären, ob bei der Preisvergabe wohl Menantes als Dichter des Satyrischen Romans oder als affektdämpfender Pietist zum Zuge kommt.
(PA)

Achtung, Baustelle!

Iomp aus dem Buch "Baustelle Wimmelbuch", Wimmelbuchverlag Berlin 2013
Hausbau, Straßenbau, Brückenbau, Tunnelbau – dies sind alles aufregende Orte, bei denen jedes Bauarbeiterherz höher schlägt, vor allem dann, wenn auch große Baumaschinen zum Einsatz kommen. In der Mitmach-Ausstellung »Achtung, Baustelle!« werden Illustrationen und Bilderbücher vereint, die Geschichten »rund um die Baustelle« thematisieren. Zahlreiche Mitmachstationen in den Ausstellungsräumen fordern dazu auf, die Rolle des »Bauherrn« praktisch und künstlerisch zu übernehmen. Dabei sind beim eigenen Straßen- und Hausbau sowie bei der Gestaltung von Innenräumen großen und kleinen Besuchern keine Grenzen gesetzt.
Das Bilderbuchmuseum Burg Wissem lädt unter diesem Motto zu einer Ausstellungseröffnung ein. Nach einer kurzen Begrüßung präsentiert das "Live-Puppentheater" das Theaterstück "Bob, der Baumeister". Ein anschließendes, umfangreiches Bastelprogramm für Kinder lädt dazu ein, phantasievoill in das Thema "Achtung, Bauistelle!" einzusteigen.

Ausstellung: 17. November 2013 bis März 2014

è Burg Wissem, Bilderbuchmuseum
Burgallee

53840 Troisdorf

Fr, 01.11.2013

Jürgen Bosse - Pinholes

Malta 2 (Mai 2008) © Jürgen Bosse
In der Galerie im Antiquariat unseres Mitglieds Thomas Skowronska gibt es in Kürze eine Ausstellung mit Lochbildfotografien von Jürgen Bosse zu sehen. Die Landschaftsporträts dieses Fotografen sind wie ein versiegelter Augenblick: Zeit wird durch die Darstellung des Raums spürbar. Jürgen Bosse sieht einen Schwerpunkt dieser Arbeiten in der Pinholefotografie, durch die, mit ihren langen Belichtungszeiten, eine neuer, eigener Blick auf die Landschaft und den Menschen in ihr gewonnen wird. Die Kombination aus ungewöhnlichen Blenden und Belichtungszeiten mit der "entschleunigten" Lochbildfotografie (Pinholes) erzeugt eine besondere Wirkung, die Vertrautes mit dem Fremden und Unbewussten in einen Dialog setzt.

Vernissage: 15. November 2013
Ausstellung: 16. November bis 21. Dezember 2013

Galerie im Antiquariat Skowronska
Schustehrusstr. 28, 10585 Berlin

Mi, 30.10.2013

Illustrierte Idylle?

Die Gartenlaube: Gesichter eines Massenblattes
 
Erster illustrierter Heftumschlag der Gartenlaube,
genutzt von 1860 bis 1883. © Martin Kelter Verlag
Als der Leipziger Verleger Ernst Keil vor 160 Jahren sein „neues Blättchen… für’s Haus und für die Familie, … für Groß und Klein, für Jeden …“ ankündigte, war kaum damit zu rechnen, welchen Erfolg und welche Bedeutung Die Gartenlaube erzielen würde. Wer vermutet schon, dass sie den Grundstein zur Entwicklung der modernen Boulevardmagazine im Hochglanzstil legte? Über die Bilderwelt der Gartenlaube, die in der deutschen Pressegeschichte einen besonderen Platz einnimmt, spürt die Kabinettausstellung den Herstellungstechniken und verschiedenen Gesichtern des Massenblattes nach.
Gemeinsam mit dem Pfennig-Magazin und der Illustrirten Zeitung gehörte Die Gartenlaube zu den Medien, die mit ihren schwarz-weißen Holzstichbildern den Beginn der illustrierten Massenpresse im 19. Jahrhundert einläuteten. Als „Illustrirtes Familienblatt“ verkörperte sie einen neuen Medientypus, wurde zum auflagenstärksten, wirkmächtigsten und oft imitierten Blatt. Als Wissenssammlung, Ratgeber und Unterhalter fand die Zeitschrift in vielen Bücherschränken einen Platz. Mit ihren inhaltlichen und ästhetischen Gesichtern spiegelt sie den Zeitgeist und Geschmack eines breiten Leserpublikums wider, gilt als reiche Quelle der Kulturgeschichte, steht aber zugleich als Synonym für eine idyllische und rührselige Bilder- und Romanwelt.
Kalikoeinband mit Prägedruck, 1884
Foto: Bertram Kober
Der mehrfache Wechsel der Verleger, die sich ändernden Leserinteressen und die wachsende Konkurrenz am Zeitschriftenmarkt unterwarfen Die Gartenlaube einem starken inhaltlichen und ästhetischen Wandel. Ernst Keils geniales Programm zielte gemäß seiner liberalen Gesinnung auf „geistige Ertüchtigung“, Aufklärung und Unterhaltung des Bürgertums. Mit Beiträgen aus Naturwissenschaft, Medizin und Technik, Berichten aus Geschichte, Militär, Volkskunde und Kultur, flankiert von Gedichten, Erzählungen und Fortsetzungsromanen (u. a. von Eugenie Marlitt, der Bestsellerautorin des 19. Jahrhunderts) sowie „verzierenden und erklärenden Abbildungen von anerkannten Künstlern“ traf er den Geschmack einer wachsenden Abonnentenschar.
Jubiläumseinband zur Gartenlaube, 1902
Foto: Bertram Kober
Nach dem Verkauf des Verlages 1883 an die Gebrüder Kröner in Stuttgart übernahm Adolf Kröner die Redaktion der Gartenlaube in Leipzig. Bewährte Themen blieben im Programm, wurden aber nach seiner national-konservativen Gesinnung neu ausgerichtet: Dienst fürs Vaterland, Wohltätigkeit, Hygiene, Wirtschafts- und Rechtsfragen, Erfolgsmeldungen aus Deutschlands Industrie u. ä. bestimmten den Tenor, der Unterhaltungsaspekt wurde betont und der Bildanteil wuchs. Unter August Scherl, der Die Gartenlaube 1904 in seinen Berliner Verlagskonzern integrierte, fand die Umwandlung vom Familienblatt zur modernen Illustrierten ihren Abschluss. Gefällige Unterhaltung, Beilagen wie Die Welt der Frau und Werbung bestimmten das Profil.
Der Verkauf des August Scherl Verlages 1916 an den Hugenberg-Konzern läutete das Ende der Zeitschrift ein: Bildberichte über die politische Lage, über Persönlichkeiten, Staatsfeierlichkeiten und Kriegsereignisse, Soldatentransporte und Lazarette nebst Bildern aus der Filmwelt, banalen Ratgeberbeiträgen, trivialen Fortsetzungsromanen und einem sich verselbständigenden Beilagen- und Werbeteil machten Die Gartenlaube zu einer Zeitschrift unter vielen, die ab 1933 von der nationalsozialistischen Propaganda instrumentalisiert wurde. Nach der Umbenennung 1938 erschien Die neue Gartenlaube noch bis 1944.

Eröffnung: 7. November 2013, 19:00, Museumsfoyer
Ausstellung: 8. November 2013 bis 11. Mai 2014

Deutschen Buch- und Schriftmuseum
Tresor der Deutschen Nationalbibliothek
Leipzig

Di, 29.10.2013

Charity zugunsten Familienbildungsstätte und Jugendfreizeitheim

Wolfgang Windhausen (links) überreichte
Otto Sander ein Exemplar seines
Buches ‚Mäandernde Zeit‘ aus der
Reihe der Bibliophilen Künstlerbücher.
Das letzte Exemplar des Buches mit dem Portrait des kürzlich verstorbenen Otto Sanders sowie Arbeiten anderer bekannter Künstler zu Gedichten unseres Mitglieds, des Schriftstellers und Menschenrechtlers Wolfgang Windhausen wird neben anderen wertvollen Sammlerstücken im Rahmen des Projekts „SozialBay“ der Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung (GAB) in Duderstadt zugunsten der fabi (Familienbildungsstätte Untereichsfeld) und des jufi (Jugendfreizeitheim Duderstadt) am 1. November versteigert, darunter signierte, gewidmete Bücher und Grafiken von Günter Grass, Professor Wolfgang Mattheuer, Professor Bernhard Heisig, Johannes Grütze, Marc Chagall, Christo und für Musikfreunde eine von Elton John signierte Schallplattenhülle (inklusive Schallplatte). Es gibt auch Originale der Fotografen WOLS und Harald Hauswald zu ersteigern.
„Kinder und Jugendliche sollten in ihrer Heimatstadt Duderstadt noch stärker verwurzelt werden. Eine starke Bindung an die Stadt und Region verhindert vielleicht eine spätere Abwanderung beziehungsweise lässt junge Erwachsene in ihre Heimat wieder zurückkehren“, sagte Windhausen.
Er führte aus: „Viele Begegnungen mit Otto Sander, ein unvergesslicher Abend in der Berliner ‚Paris Bar‘ werden mir in bleibender Erinnerung bleiben. So auch die Vorstellung und Überreichung eines Exemplares meines Buches ‚Mäandernde Zeit‘ aus der Reihe der Bibliophilen Künstlerbücher“. „Zur Hommage an den Schauspieler und Freund Otto Sander fertigte der Berliner Holzschneider Arno Waldschmidt, der zur Gruppe der Rixdorfer gehört, ein Holzschnitt-Portrait Otto Sanders nur für dieses Buch“, so Windhausen. Neben der Signatur des Künstlers trägt der Original Holzschnitt auch die Signatur von Otto Sander und wird dadurch zu einer Rarität. Das Buch erschien 2012 in einer Auflage von nur 25 Exemplaren.

Die Versteigerung kann unter gab-duderstadt.de ab dem 1. November 2013 aufgerufen werden.

Mo, 28.10.2013

Neuerscheinungen von Manfred Backhausen

Im Fromm-Verlag erschienen zwei Bücher unseres Mitglieds Manfred Backhausen. Dieser befasst sich seit vielen Jahren u.a. mit religiösen Sondergemeinschaften innerhalb des Islam sowie mit Gemeinschaften, die aus dem Islam hervorgegangen sind. Zu nennen sind hier insbesondere die Aleviten und die verschiedenen Organisationen der Ahmadis.
 
Nachdem der Verfasser sich in der Vergangenheit fast ausschließlich mit der spirituellen Seite der Baha´i-Religion befasst hatte, wurde seine Aufmerksamkeit mehr und mehr auf die praktische Seite dieser auch in Deutschland vertretenen Religion geführt. Daher ist der Verfasser der Frage nachgegangen ob die Prinzipien der Baha´i – Religion grundgesetzkonform sind. Dabei steht Deutschland stellvertretend für andere Staaten mit gleichem oder ähnlichem Verfassungssystem. Die Untersuchung zeigt, dass es sich immer lohnt, hinter den äußeren Schein einer Religionsgemeinschaft zu schauen. Erst danach ist eine Bewertung möglich. Das gilt gerade auch für eine Gemeinschaft, die aufgrund der dauernden Verfolgungen gegen sie im Iran von den meisten Menschen in Europa grundsätzlich positiv bewertet wird.

Manfred Backhausen, Baha´i – Religion und Grundgesetz
ISBN 978-3-8416-0430-9
Preis: 17,80 EUR

Ein weiteres Buch von Manfred Backhausen erschien im selben Verlag unter dem Titel „Der Alevismus-Bektaschismus“. Immer noch stellt der Alevismus eine unbekannte Seite des Islam dar. Mit diesem Buch unternimmt der Autor einen weiteren Versuch, diese islamische Gemeinschaft dem deutschen Leser näher zu bringen. Gerade in einer Zeit, wo bestimmte Kräfte in der Türkei versuchen die laizistisch geprägte Republik in einen mehr oder weniger islamischen Staat umzuwandeln, scheint es wichtig die Aleviten als einen Gegenpol in dieser Auseinandersetzung vorzustellen. Aleviten leben heute nicht nur in der Türkei, in Albanien oder im Kosovo. Bedingt durch die vor Jahrzehnten einsetzende Arbeitsmigration in die Länder Westeuropas finden wir heute dort ebenfalls türkische, kurdische, und albanische Aleviten.

Manfred Backhausen, Der Alevismus – Bektaschismus
ISBN 978-3-8416-0431-6
Preis: 31,80 EUR

So, 27.10.2013

Bogeng-Teilnachlass in Leipzig

Der Teilnachlass des bibliophilen Juristen und Privatgelehrten Gustav Adolf Erich Bogeng (1881–1960), der sich im Deutschen Buch- und Schriftmuseum befindet, wurde erschlossen und ist jetzt für die Forschung zugänglich.
Der promovierte Jurist G. A. E. Bogeng konnte als Privatgelehrter intensiv seinen bibliophilen Interessen nachgehen. Bibliophilie und Bucheinband gehörten zu den vorrangigen Themen seiner zahlreichen Veröffentlichungen, deren bekannteste ist die dreibändige Darstellung "Die großen Bibliophilen" von 1922. ....
Bogengs Autorentätigkeit wird mit Briefen von Georg Witkowski, Carl Schüddekopf, Hans Feigl und anderen Redakteuren der "Zeitschrift für Bücherfreunde" belegt. Sein breites bibliophiles Interesse dokumentieren zahlreiche Briefe mit Druckereien, Schriftgießereien und Verlagen. Ferner gehören Subskriptionseinladungen, Rundschreiben von bibliophilen Vereinigungen und Prospekte von Privatpressen dazu, wie zum Beispiel das Gründungsschreiben der Kleukens-Presse vom April 1919.
Der Teilnachlass Bogeng ergänzt in Leipzig das Archiv der Gesellschaft der Bibliophilen, das seit 2003 im Deutschen Buch- und Schriftmuseum aufbewahrt wird. Beide Bestände sind erschlossen und stehen für wissenschaftliche Forschungen im Museumslesesaal zur Verfügung.
(nach einer Information aus boersenblatt.net)

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Sa, 26.10.2013

Imago Mortis – Das Bild vom Tod

Das Sommerpalais Greiz präsentiert unter diesem Titel ab November eine Auswahl von Holzschnitten, Kupferstichen, Radierungen und Originalzeichnungen aus der beachtlichen Totentanzsammlung der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung vom 15. bis zum 20. Jahrhundert.
Thomas Rowlandson (1756-1827), The Two Kings of Terror, o.J., Radierung, koloriert
Als Totentanz (franz. danse macabre) bezeichnet man die Darstellung des Todes, der das Leben des Menschen beendet. Von Frankreich ausgehend trat der Totentanz im 15. Jahrhundert seinen Siegeszug an und breitete sich rasch in ganz Europa aus. Bis in die heutige Zeit finden sich Totentanzdarstellungen in vielfältiger Form in Kunst, Literatur und Musik.
In früheren Jahrhunderten war der Umgang mit dem Tod sehr viel näher ans Leben geknüpft als heute. Das Grauen der Pestepidemien, der Kriege, der unheilbaren Krankheiten erinnerte die Lebenden ständig an die unverbrüchliche Gewissheit, dass der Tod irgendwann oder sehr bald mit absoluter Sicherheit eintreten wird. Jede Kultur in jedem Jahrhundert hat versucht, den Weg ins andere Reich in ein Bild zu fassen. Das Skelett mit der Sense ist uns allen geläufig als Schauder erregende Darstellung des Todes.
Imago Mortis, nach Michael Wolgemut (1434-1519),
aus Hartmut Schedel: Liber cronicarum. Nürnberg, 12.07.1493, Holzschnitt, koloriert
Ausstellung: 9. November 2013 bis 23. Februar 2014

è Sommerpalais Greiz
Greizer Park Postfach 1146, 07961 Greiz
Tel. (0 36 61) 70 58-0 Fax (0 36 61) 70 58-25
*
E-Mail

Löweneckerchen, Gulliver und Ali Baba

Moritz Götze aus Gulliver
Die Ausstellung von Künstlerbüchern und Buchobjekten moderner Künstler aus der Sammlung unseres Mitglieds Reinhard Grüner, die ursprünglich bis Mitte November geplant war, wurde um zwei Monate verlängert und kann jetzt bis zum 12. Januar 2014 betrachtet werden.
Mit dieser Ausstellung wird die Sammlung einem breiteren Publikum bekannt gemacht, die durch den Münchener Sammler einigen Mitgliedern unserer Gesellschaft unter anderem bereits am 14. Juni 2006 auf einem Pirckheimer-Abend in Berlin vorgestellt wurde.

Ausstellung: 9. August bis zum 12. Januar 2014

Schatzkammer Internationale Jugendbibliothek
Schloss Blutenburg
81247 München

siehe auch: Löweneckerchen, Gulliver und Ali Baba


© Internationale Jugendbibliothek

Öffnungszeiten:
Mo. bis Fr. 10 – 16 Uhr, Sa./So. 14 – 17 Uhr
23.12. bis 1.01.2014 und 6.01.2014 (Heilige Drei Könige) geschlossen

Die letzte Führung durch den Sammler findet am 12.01.2014 (Sonntag, 15:00 Uhr) statt.

Mi, 23.10.2013

100 Limericks von Helmut Richter und Egbert Herfurth

Eigentlich sollte es das nicht mehr geben: ein neues Buch aus dem Verlag Faber & Faber in Leipzig. Es ist wohl nicht der Abschied vom Abschied, aber doch ein gelungenes Comeback: Der Leipzig Autor Helmut Richter, bekannt durch den Welthit „Über sieben Brücken mußt du gehen“, hat 100 heitere und nachdenkliche, weltweise und zeitkritische Limericks geschrieben, zu denen der Leipziger Künstler Egbert Herfurth 100 Illustrationen gezeichnet hat, die die Verse verbildlichen, oft genug auf die Spitze treiben. Das jetzt bei Faber & Faber erschienene Buch ist in der Ausstattung den bekannten Sisyphos-Almanachen angepaßt, gut gedruckt und solide gebunden. Das Lesezeichen enthält die 101. Illustration zu dem schon angesprochenen Ohrwurm „Über sieben Brücken …“, eine Landschaft mit Brücken und Liebespaaren zeigend. Wie beim Verlag früher üblich, gibt es eine preisgünstige Vorzugsausgabe mit einem Originalacrylstich „Das versteckte Lachen“ – eine Art Buchmatrojschka.

Helmut Richter: … wer die Fuge liebt, der beweibt sich. Hundert Limericks mit hundert Illustrationen von Egbert Herfurth.
Leipzig: Faber & Faber, 2013. 113 S., mit Lesezeichen.
8°. Pappband.
ISBN 978-3-86730-133-6.
14 Euro.
Vorzugsausgabe mit Originalgrafik 30 Euro.

Mo, 21.10.2013

Bücherbummel in Wien ...

Auch in diesem Jahr war ich wieder in Wien und konnte meine geschäftlichen Verpflichtungen so legen, daß ein Tag für einen ausgiebigen Bücherbummel zur Verfügung stand.
Wien bietet auch weiterhin eine stattliche Anzahl von Antiquariaten und es gibt ein neu erschienenes Faltblatt des Verbands der Antiquare Österreichs mit 22 Wiener Antiquariaten. Von diesen habe ich einige aufgesucht und vor allem die im 1. Bezirk (Innenstadtbereich um den Stephansdom) bieten viele Schätze (ich kam gerade dazu, als eine großformatige Bibel aus dem Jahre 1550 (!!) zum Versand vorbereitet wurde, Kaufpreis 4400 Euro), auch für den Liebhaber der Insel-Bücherei. Setzt man sich keinen finanziellen Rahmen, kann gut und gerne bereits das erste besuchte Antiquariat (z.B. Löcker in der Annagasse) den Ruin bedeuten. Wer Lücken in der gelben ÖB-Reihe hat, kann diese wahrscheinlich an einem Tag komplett und bezahlbar auffüllen. Dagegen habe ich kein einziges Exemplar der roten Restauflagen gesehen.
Deutlich lukrativer, da oft nur kleine Preise verlangt werden, sind die nicht im Faltblatt gelisteten Antiiquariate (die also nicht Mitglieder im Verband sind). Diese verlangen eine ordentliche Kondition beim Laufen und einen gewissen Orientierungssinn sowie einen guten Stadtplan, da sie manchmal schon ein wenig verborgen sind. Sehr wohlwollend verrät dann ein Antiquar nach einem kleinen Plausch den Fußmarsch zum nächsten ...
Und so gab für jeweils wenige Euro u.a. IB 352 Der Bauernkrieg, IB 849 Grieshaber ohne die Angabe auf auf dem Hinterdeckel oder ein IB 408/2 Die schöne Magalona. Besonders gefreut habe ich mich über ein IB 613 Die Kinder der Kaiserin, welches von Hans Fronius (hat mehrfach für IB illustriert) und seiner Frau Christel 1956 als Geschenk signiert wurde (s. Bild anbei). Der Antiquar hat nach dem Tod von Hans Fronius von dessen Witwe (mittlerweile ebenfalls verstorben) einige Einzelstücke erwerben können. Natürlich habe ich für dieses Unikat gerne ein paar Euro mehr bezahlt. Ein Stapel weiterer schöner Erstausgaben sowie interessante Varianten warten nun darauf, nach und nach in meine Sammlung eingearbeitet zu werden. Zusätzlich gab mir ein älterer Herr noch eine Handvoll alte Verlagsanzeigen mit, die ich ebenfalls gelegentlich durchsehen werde.
(Dr. Michael Steiner)

Otfried Preußler-Tage

Hotzenplotz, Krabat, Hexe und Gespenst
 
Foto Otfried Preußler: Privat
Aus dem Nachlass des im Frühjahr dieses Jahres verstorbenen Kinderbuchautors Otfried Preußler zeigt die Staatsbibliothek zu Berlin jetzt zum ersten Mal eine kleine Auswahl an Manuskripten, Zeichnungen und Briefen von der Hand des Schriftstellers, Zeichnungen und Briefe von Kindern, Erstausgaben und anderes mehr. Im Foyer des Hauses Potsdamer Straße der Bibliothek wird mit einer Vitrinenausstellung ein erster Überblick über den Nachlass Preußler gegeben.
In einer Festveranstaltung am Abend des 22. Oktober begeht die Bibliothek gemeinsam mit Angehörigen und Freunden des Autors den 90. Geburtstag Otfried Preußlers. Das Grußwort zur offiziellen Übergabe des Nachlasses spricht Susanne Preußler-Bitsch, eine der Töchter des Künstlers.
Noch zu Lebzeiten hatte der Verfasser zahlreicher Klassiker der Kinderliteratur in einer äußerst großzügigen Geste seinen Nachlass der Staatsbibliothek zu Berlin geschenkt. Der Nachlass befindet sich hier in einem für die Erforschung des Werkes Preußlers sehr günstigen Umfeld: Nicht allein, dass seit Jahrzehnten die in Deutschland einmalig große und qualitativ reich bestückte Sammlung an Kinder- und Jugendliteratur gepflegt und fortlaufend ergänzt wird. Zugleich ist die Bibliothek, in der sich über 1.600 weitere Nachlässe von Wissenschaftlern und Dichtern befinden, bestens gerüstet für den Umgang und die Erschließung von Nachlässen mit modernen Mitteln.
 
Ausstellung: 22. bis 26. Oktober 2013
 
Staatsbibliothek zu Berlin
Potsdamer Straße 33
10785 Berlin

Do, 17.10.2013

Raubgut identifiziert

32 Bücher von Carl Neuberg werden zurückgegeben
 
Die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) restituiert 32 Bücher an die in den USA lebenden Erben des 1939 vor den Nationalsozialisten geflohenen Biochemikers Professor Dr. Carl Neuberg. Das ist der bisher größte zusammenhängende Privatbestand, den die ZLB finden und zurückgeben konnte.
Bücherregal mit den Werken, die ans Leo Baeck-Institut verschickt werden
Im Bestand der ZLB befindet sich eine unbekannte Menge geraubter Bücher, hauptsächlich aus dem Besitz der verfolgten und ermordeten Berliner Juden. Seit 2010 sucht die ZLB verstärkt nach diesem NS-Raubgut, insgesamt gelten allein in der Berliner Stadtbibliothek (BStB) der ZLB mehr als 200.000 Bücher als verdächtig. Im Zuge dieser Forschung konnten nun auch Bücher von Carl Neuberg identifiziert werden. Es handelt sich um Fachbücher mit Provenienzhinweisen wie Autogrammen, Namens- und Adressstempeln, Anmerkungen oder Widmungen. Die Bücher, vor allem biochemische Spezialliteratur, teilweise mit ehrenden Widmungen der Verfasser, werden von den Enkelinnen Neubergs zur Bewahrung seines Andenkens an das New Yorker Leo Baeck Institut übergeben.
Prof. Dr. Carl Neuberg (29.7.1877– 30.5.1956) gehörte zu den führenden Biochemikern seiner Zeit und war 25 Mal für den Nobelpreis nominiert. Er lehrte an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin und leitete ab 1913 die von ihm begründete Abteilung für Biochemie am Kaiser-Wilhelm-Institut (KWI). 1939 floh Neuberg in die Niederlande und emigrierte über Frankreich, Palästina, Iran, Irak, Indien und weitere Stationen in die USA.
Neubergs zurückgelassener Besitz wurde in Kisten verpackt und eingelagert, darunter auch die Bücher seiner Bibliothek. Ein großer Teil davon ging vermutlich durch Kriegseinwirkung verloren, ein anderer Teil von Neubergs Besitz wurde 1941 von der Gestapo geraubt und 1944 öffentlich versteigert. Weitere, einzelne Bücher aus Neubergs Bibliothek gelangten unrechtmäßig in den Bestand der BStB.

Mi, 16.10.2013

Typografie ein Spiel? – Gert Wunderlich

Der Leipziger Bibliophilen-Abend präsentiert aus Anlass des 80sten Geburtstages von Gert Wunderlich am 18. November eine Ausstellung.
In der DDR gehörte die von ihm geschaffene Schriftart „Maxima“ zu den am meisten genutzten Schriftarten, Prof. Wunderlich schuf darüber hinaus mehr als 60 „Schönste Bücher“, über 30 „Schönste Buchumschläge“ und „25 Beste Plakate“.
Ein Buch zum Schaffen von Sonja und Gert Wunderlich ist in der Ausstellung erhältlich.

Eröffnung: 5. November 2013
Der Künstler ist anwesend.
Begrüßung: Dr. Hans-Jürgen Viehrig
Laudatio: Rainer Behrends, Kunsthistoriker, Leipzig

»Impressionen zu Typographie - ein Spiel?«, komponiert und vorgetragen von Georg Mausolf, Halle/Saale
Ausstellung vom 6. November bis 20. Dezember 2013

Haus des Buches
Gerichtsweg 28
04103 Leipzig

Di, 15.10.2013

Struwwelpeter und Struwwelpetriaden

Frau Carola Pohlmann, Leiterin der Kinderbuchabteilung der Staatsbibliothek, begrenzte ihren Vortrag vor den Gästen und Mitgliedern des Berliner Bibliophilen Abend im Haus II der Staatsbibliothek zu Berlin nicht auf das Thema Struwwelpetriaden, sondern gab den Hörern unter diesem Kernthema einen Überblick über die Entwicklung des Kinderbuches seit Ende des 18ten Jahrhunderts unter dem Einfluss von Aufklärung und neuen pädagogischen Konzepten und die daraus resultierende Wirkung des Buches von Heinrich Hoffmann als konsequenteste Umsetzung dieser neuen Auffassungen zum Kinderbuch. Gleichzeitig hatte dieses Buch auch ausserhalb Deutschlands einen großen Einfluss, wobei Frau Pohlmann deutlich machte, wie die Struwwelpeter-Rezeption im englischen Sprachraum zumeist als politische Satire erfolgte.
Im Anschluss konnten die gut 20 Teilnehmer in wichtigen und seltenen Ausgaben von Struwwelpetriaden im Bestand der Staatsbibliothek blättern, angefangen von der Originalausgabe in der zweiten Auflage von 1845 über den Ägyptischen Struwwelpeter (1895), den Swollen-Headed-William (1914) und den Struwwelhitler (in beiden Varianten von 1933 und 1941) bis zum Anti-Struwwelpeter von F. K. Waechter (1970) und der Ausgabe von Manfred Bofinger (1994). Ergänzt wurde die Auswahl durch einige Struwwelpetriaden für Mädchen aus der Sammlung des BBA-Mitglieds Detlef Porth.
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