Pirckheimer-Blog

Leipziger Bibliophilen-Abend

Do, 08.02.2024

Der LBA wird 120: Drei Beispiele für Exlibris für den Leipziger Bibliophilen-Abend seit 1904. | © LBA

120 Jahre: Leipziger Bibliophilen-Abend besteht seit Februar 1904

Vor 120 Jahren in Leipzig gegründet: Der erste deutsche bibliophile Ortsverein

Der LBA wurde 120: Am 04. Februar 1904 gründen achtzehn Leipziger Mitglieder der Weimarer Gesellschaft der Bibliophilen (GdB), die am 25. Januar eine Einladung wie alle 72 in Leipzig wohnhaften Mitglieder der Gesellschaft dazu erhalten haben, die erste Ortsvereinigung der Bibliophilen in Deutschland in Baarmann’s Lokal (Markt 6/Katharinenstraße 3) und vereinbaren, sich künftig in den Monaten Oktober bis Mai regelmäßig am ersten Dienstag des Monats zu treffen. Im Mai zählt der Verein bereits 50 ständige Mitglieder, und es treten noch mehr Interessenten ein. Die drei Leipziger weiblichen Mitglieder der Weimarer Gesellschaft, Frau Konsul Marie Nachod (Mitglied seit 1899), Frau Tanna Meyer (Mitglied seit 1902) und Fräulein Marianne Brockhaus (Mitglied seit 1903) treten in der Leipziger Ortsvereinigung allerdings nicht mehr in Erscheinung.

Im ersten Jahr lässt sich der Verein als „Leipziger Bibliophilen-Abend“ (LBA) mit den Rechten einer juristischen Person ins Vereinsregister eintragen. Ein Satzungsentwurf steht dann auf der Tagesordnung der Generalversammlung der GdB im Herbst 1905 in Leipzig. Die Begrenzung der Mitgliederanzahl ab 1905 hat dem LBA auch den Namen „Leipziger 99“ eingebracht. 

Zu den Höhepunkten des Vereinslebens gehören „Jahresessen“ und bibliophile Jahresgaben. Die erste Jahresgabe des LBA ist anlässlich des ersten Jahresessens am 25. Februar 1905 an die Vereinsmitglieder verteilt worden, eine Nachbildung der Singenden Muse an der Pleiße von Sperontes, Leipzig 1736. Zwar betrug die Anzahl der gleichzeitig zum Verein gehörenden Mitglieder stets 99, aber durch oftmaligen Wechsel im Laufe der Jahre und Nachrücken aus der langen Liste der „Vorgemerkten“ zählte der Verein von Anbeginn bis zu seinem letzten Tag 237 Mitglieder.

1933: Der vorerst letzte Tag

Dieser letzte Tag ist der 29. April 1933 – der Tag der Inthronisation der Nazi-Sieger im Leipziger Rathaus. Unter dem Druck der Ereignisse, gerade eben an diesem Tag, sieht sich der allseits beliebte jüdische Vorsitzende des LBA Gustav Kirstein zu einem Rundbrief an alle Vereinsmitglieder veranlasst, das vorgesehene Jahresessen auf den „Beginn des Wintersemesters“ zu verschieben. Es bleibt das letzte Dokument, man trifft sich offiziell nicht mehr, es ist für lange das Ende des LBA.

Die verlangte NS-Gleichschaltung stößt auf Ablehnung bei den Mitgliedern, man geht still auseinander, ohne sich juristisch aufzulösen. So bedurfte es auch 1991 nur einer Wiederbegründung des LBA mit den schon im einstigen Kulturbund der DDR wirkenden Leipziger Bibliophilen ... Dem damaligen Vorsitzenden des LBA – Herbert Kästner – ist es zu danken, dass es unter seiner langjährigen Leitung gelungen ist, alle bibliophilen Jahresgaben und Gaben der Mitglieder, die sie sich untereinander verehrt haben, zusammenzutragen. Sie haben inzwischen allesamt ihren Platz in der Deutschen Nationalbibliothek (Standort: Deutscher Platz 1 in 04103 Leipzig) gefunden.

Aus den in den einzelnen Gaben enthaltenen Empfängerlisten konnten die Namen der Mitglieder und deren Verweildauer im historischen Verein rekonstruiert werden. Die Mitglieder gehörten in der Reihenfolge ihrer Anzahl folgenden Berufsgruppen an: 38 Verleger und Verlagsbuchhändler, 33 Wissenschaftler, 19 Buchhändler und Antiquare, 18 Rechtsanwälte und Juristen, 17 Bibliothekare, 15 Mediziner, 12 Lehrer an der Akademie für Graphische Künste und Buchgewerbe, 12 Prokuristen, 11 Druckereibetreiber, 9 Kaufleute, 8 Pädagogen, 7 Redakteure, Publizisten, 5 Rauchwarenvermarkter, 4 Komponisten und Musiker, 4 Kunsthändler und Kunstsammler, 4 Musikalienverleger bzw. -händler, 3 Militärs, 2 Buchbindereibetreiber, 2 Maler, Grafiker, 2 Regisseure, Dramaturgen, 2 Schriftsteller, 2 Geologen, 2 Oberbürgermeister, 2 Fabrikanten, 1 Bankier, 1 Buchhalter, 1 Finanzbeamter, 1 Gastwirt.

Die Liste der Mitglieder, für die ab 1933 eine Zeit begann, die sich mit dem Titel Gemaßregelt, verjagt, in den Tod getrieben fassen lässt, ist erschütternd lang, es finden sich eine Reihe großer Namen darunter, die aufs Engste mit der Geschichte der Stadt Leipzig verbunden sind: Adolf Aber, Moritz Wilhelm Breslauer,  Ernst Theodor von Brücke und Carl Goerdeler, Max Goldschmidt-Goepel, Henri Hinrichsen, Erwin Jacobi, Leo Jolowicz, Gustav Kirstein, Alwin Kronacher, Erich Anselm Marx, Hermann Michel, Rudolf Schick, Levin Ludwig Schücking, Georg Steindorff, Fritz Weigert, Martin Winkler, Georg Witkowski, Kurt August Paul Wolff und viele, viele andere.

(Peter Uhrbach/Leipziger Internet-Zeitung)

Do, 19.10.2023

Die Zeitschrift "Common sense" und Ulrich Tarlatt.

Common Sense und Augenweide

Der Leipziger Bibliophilen-Abend lädt am 03. November zur Vernissage ihrer neuen Ausstellung ein. Ab 18 Uhr werden die Exemplare der bibliophilen Zeitschrift Common Sense, die von 1989 bis 2018 in dreißig Bänden in der Edition Augenweide herausgegeben vom Bernburger Künstler Ulrich Tarlatt und vom halleschen Dichter und Architekten Jörg Kowalski, im Literaturcafé im Haus des Buches von Leipzig (Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig) im ehemaligen Graphischen Viertel der Messe-Metropole gezeigt wird. Die von den eng befreundeten Künstlern 1987 begründete Edition, in der neben der jährlichen Zeitschrift auch weitere originalgrafische Bücher erschienen, steht dabei als exzellentes Beispiel eines hohen ästhetischen Anspruchs unter erschwerten Bedingungen: „Gemeinsam mit anderen unabhängigen Künstlern und Literaten wurden (...) Spielformen der visuellen Poesie ausgelotet und dabei die (...) Zensur der DDR unterlaufen.“ So „entwickelte sich mit den Publikationen in geringer Auflagenhöhe eine Ästhetik, die rückblickend auch als eine (...) ‚Bibliophilie der Andersdenkenden‘ bezeichnet wird.“ Weiter heißt es in der Ankündigung des HdB: „Von 1989 an erschien jährlich eine Ausgabe des Almanachs für Kunst und Literatur Common Sense. Pro Ausgabe wurden 30 bis 35 Künstler und Schriftsteller eingeladen, die sich des gesamten Spektrums originalgrafischer Techniken bedienten: Hoch-, Tief- und Flachdruck, Siebdruck, Collage, Monotypie, serielle Unikate, Fotografie und Zeichnung. Bis 2018 entstand mit 30 Ausgaben eine in sich geschlossene Reihe, die den Wandel gesamtdeutscher Geschichte künstlerisch reflektiert hat.“ Common Sense sollte so eine der bedeutendsten bibliophilen Editionen seiner Zeit sein, vergleichbar etwa mit der bis dato erscheinenden Herzattacke der Edition Maldoror. Die Schau mit den wundervollen Exponaten im Leipziger Haus des Buches wird regulär vom 06. November 2023 bis zum 09. Januar 2024 zu sehen sein, der Eintritt in das Literaturhaus ist frei. Zur Vernissage am 06.11. sprechen LBA-Vorstand und Pirckheimer-Freund Dr. Thomas Glöß (Grußwort) sowie Dr. Adrian La Silva (Laudatio). Musik: Tilo Augsten (Klavier) und Torsten Walther (Saxophon).

(André Schinkel/LBA/Pressemitteilung)

Do, 24.08.2023

Der große Typograf Gert Wunderlich bei der Arbeit. Der Gutenberg-Preisträger starb am 15.08.2023.
Gert Wunderlich legte ein höchst umfangreiches, vielgestaltiges typografisches, buchgestalterisches und grafisches Werk (hier: Einband von "Rote Wut und schwarze Galle", Pirckheimer-Gesellschaft und Institut für Buchkunst an der HGB Leipzig, 1990) vor.

Trauer um Gert Wunderlich

Der große Typograf und vielfach national und international geehrte Schrift-Erfinder, Buch- und Plakatgestalter Gert Wunderlich (1933–2023), der zu den prägendsten Gestalten der Leipziger Typografen-Schule gehört, ist tot. Er starb, wie seine Tochter Sylke Wunderlich mitteilt, am 15. August. Wunderlich, der bereits 1979 mit dem Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig ausgezeichnet wurde, studierte an der HGB (Hochschule für Grafik und Buchkunst) Leipzig unter anderem bei Wolfgang Mattheuer und Albert Kapr. Nach einer Tätigkeit als Buchgestalter in Erfurt und Sekretär der Internationalen Buchkunst-Ausstellung in Leipzig kehrte 1966 für eine Aspirantur bei Kapr an seine Alma mater zurück, an der nach Stationen als Dozent, Assistent und Oberassistent schließlich die Professur für Buchgestaltung und Gebrauchsgrafik übernahm und die Klasse für Typografie/Buchgestaltung/Plakat leitete. Als renommierter Gestalter und Typograf kuratierte er in diversen Gremien die Schönsten Bücher aus der DDR, Schönste Bücher aus aller Welt sowie weitere Wettbewerbe und internationale Biennalen. Vielfach wurden Wunderlich Dozenturen, Professuren und Kuratoriumsmitgliedschaften im Ausland (Polen, China, Finnland ...) angetragen. 

Zentrum seiner Arbeit blieb stets Leipzig. Einen Namen machte er sich als Erfinder und Gestalter diverser Schriften, von denen sich vor allem die erstmals 1963/1964 entworfene und in zahlreichen Varianten in über siebzig Schriftsystemen weltweit verwendbare Maxima als großer Erfolg herausstellte. Die Groteskschriften der Maxima-Familie waren zeitweise einer der meistverwendeten Schriftfamilien überhaupt, sie finden bis heute Anwendung und weiteste Verbreitung im täglichen Leben (Bahnhofsbeschilderungen etwa, in der Minima-Variante auch in Telefonbüchern und vielfältigen anderen Publikationen); in der DDR waren die zahlreichen Varianten der Maxima die häufigste Schriftart in der Öffentlichkeit. Bis heute findet sie in nahezu allen Publikationsgenres Anwendung und wird beständig weiterentwickelt. 2006 wurde sie unter dem Namen Maxima Now redesignt. Sie ist in zahlreichen lateinischen, kyrillischen und griechischen Schriftschnitten samt Sonderzeichen und Medievalziffern verfügbar, wird in insgesamt 80 Sprachräumen verwendet.

Gert Wunderlich reüssierte zudem als Plakatkünstler von hohen Gnaden. Seine Plakatkunst gelangte bis nach Japan. Angeregt durch ihre Tochter, begannen diese, er und seine Frau Sonja Wunderlich, mit der er vielfach zusammenarbeitete, zudem mit dem Aufbau einer Sammlung von Emaille-Schildern, die es als Spielart der Gebrauchsgrafik vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu großer Verbreitung brachten. Teile der Kollektion, die bis dato etwa 700 Objekte umfasst, waren 2021 in einer Ausstellung im Leipziger Grassi-Museum unter dem sprechenden Titel Von der Blechpest zur Sammelleidenschaft zu sehen. Nicht zuletzt und vor allem aber auch wird Gert Wunderlich als einzigartiger Buchkünstler und -gestalter in Erinnerung bleiben, worauf Pirckheimer-Freund und Vorstandschef des Leipziger Bibliophilen-Abends, Dr. Thomas Glöß, in einem Nachruf verweist. Wunderlich, dessen von ihm gestaltete Bücher Legion sind und zugleich Ausweis eines expressiven, zugleich fürsorglichen und dem Gegenstand dienlichen Umgangs mit Text und Grafik, war Ehrenmitglied des LBA und wird auch auf diese Weise unvergessen sein.  

(André Schinkel)

Do, 01.06.2023

"Hamburger Bothe 16", die Ausgabe für Juni 2023.

Hamburger Bothe 16 erschienen

Einen nicht nur kleinen Leipzig-Schwerpunkt hat die ganz frische, die Ausgabe für den Juni des Hamburger Bothen, deren Erscheinen die Herausgeber Rudolf Angeli und Peter Engel soeben anzeigten. Die Publikation, die von der norddeutschen Fraktion der Pirckheimer-Gesellschaft mittlerweile in den vollständigen Geltungsbereich der PG hineinwirkt, hat dafür illustre Gast-Autorinnen und -Autoren gewinnen können. So schreibt Pirckheimer-Freund Thomas Glöß über den Leipziger Bibliophilen-Abend, eine der traditionsreichsten Gesellschaften, Buchkunst und Grafik betreffend, in Deutschland, deren Vorstandsvorsitzender Glöß zugleich ist. Zudem berichten Julia Penndorf und Urte von Maltzahn-Lietz von den Aktivitäten der „augen:falter“, einer in der Pleißestadt beheimateten Künstlerinnen-Gruppe, die erst kürzlich mit sieben zweifarbigen Linolschnitten als Beilagen der Marginalien, der Zeitschrift der Pirckheimer, eine ganze Riege Sammler glücklich machte. Pirckheimer-Freund Norbert Schüßler aus Aschaffenburg berichtet vom Entstehen seiner Sammlung an Künstlerbüchern und widmet sich dabei besonders einem so bestechenden Holzschneider wie Frank Eißner, der heute im Mainfränkischen lebt, aber auch im Ursprung ein Leipziger ist. Auch die bibliophile Empfehlung richtet sich nach Lipsia aus und feiert einen Erich-Mühsam-Band, erschienen in der Reihe Die Graphischen Bücher bei Faber & Faber. An neuen Texten verweist die Ausgabe 16 des Bothen auf Wolfgang Denkel, der am 14. Juni in Hamburg liest, und Urs Heftrich, dessen Gedichte zweisprachig bei Angeli & Engel erschienen. Nach der feinen Ausgabe zur BuchDruckKunst eine rundum gelungene Nummer des Journals, für alle Interessenten unter der Mailadresse Rudolf_Angeli@web.de erhältlich, PG-Mitglieder erhalten sie automatisch. Und auf Anfrage wird der Hamburger Bothe auch in Papierform versandt.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mo, 22.05.2023

Matthias Weischer, Aafke Ytsma (Mitte) und Selma van Panhius (rechts) beim Drucken der drei farbigen Holzschnitte im Atelier, im Hintergrund eines der Vorlagen-Interieurs des Künstlers. | © Thomas Glöß
Durch den Druck auf sehr dünnem Japanpapier ergeben sich auf den Rückseiten der Holzschnitte sehr schöne und feine durchscheinende Effekte: Mehrschichtigkeit und Transparenz. | © Thomas Glöß
Der doppelseitige Farbholzschnitt in der Mitte des Bandes bildet das Zentrum des Buches, das sich um die poetische Prosa "Eine Reflexion" der Leipziger Dichterin Angela Krauß bewegt. | © Thomas Glöß
Satz und buchkünstlerische Gestaltung lagen in den Händen von Burg-Absolvent Thomas Kober, der dem feingliedrigen Werk von Angela Krauß viel Raum auf den Textseiten des Buches verlieh. | © Thomas Glöß

Bibliophiles des Monats I: Erst Ur-Berührung schafft Relevanz

In den Paradiesischen Dialogen 6 des Leipziger Bibliophilen-Abends treten die Schriftstellerin Angela Krauß und der Maler Matthias Weischer in ein Zwiegespräch

Dieser zimtgelbe Umschlag, ungenormt groß, stabiler Karton, verrätselt keine Botschaft. Er selbst ist sie kraft seines Inhalts: Drei Farbholzschnitte des Malers und Grafikers Matthias Weischer, in seinem Atelier gedruckt auf Japanpapier, verschränken sich in einem „paradiesischen Dialog“ mit einem Text der Schriftstellerin Angela Krauß. Am Vorabend der Leipziger Buchmesse 2024 stellte der Leipziger Bibliophilen-Abend (LBA) in der Albertina, der Leipziger Universitätsbibliothek, diese sechste Liaison von Originalgrafischem und Literatur vor – Paradiesische Dialoge eben, buchkünstlerisch gestaltet von Thomas Kober.

„Es wird einem nie etwas vorenthalten. Es wird etwas angeboten, [] und das führt auf den eigenen Weg.“ In ihrem mit Eine Reflexion überschriebenen poetischen Text spürt die in Chemnitz geborene, längst in Leipzig lebende Dichterin einer „Ur-Berührung“ nach. Ihrer Ur-Berührung, die in den Jahren des Beginnens eine mit Bildkunst ist, die sie schließlich zu Sprache hinführt als dem Medium, das aus ihr, durch das sie spricht. Eine tastende Selbsteinkreisung, die eine Vermessung von Welt sein muss, die Verknüpfungen herstellt, die spiegelt, auf Echo aus ist. 

Auf ein künstlerisches Zwiegespräch also, auf den sich der Maler, deutlich jünger und in Nordrhein-Westfalen sozialisiert, einlässt mit Neugier, dem feinen Gespür für das im Gesagten Unaussprechliche. Weischer, der sich auch mit Bühnenbildern einen Namen gemacht hat, ist in seinem Element. Die Szenerie, die auf einer Doppelseite den farbensatten Kulminationspunkt der gemeinsamen Mappe bildet, baute er vor in seinem Atelier, ehe er das Interieur auf dem Druckstock ausarbeitete.

„Dass zwei miteinander reden, ist immer etwas Paradiesisches“, sagt Michael Hametner, Autor und Journalist, der die Paradiesischen Dialoge für den LBA herausgibt, Künste zusammenführt für einen Austausch. Mit Matthias Weischer, Meisterschüler Sighard Gilles an der HGB, der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, schließt er unmittelbar an Edition Nr. 5 Das Lied von der Erde an. Mit sechs Farblithografien greift Gille darin eine Dichtung auf, die er seiner Deckenmalerei im Neuen Gewandhaus zu Leipzig zugrunde legte. 

Weischer ist ein Mann stiller, konzentrierter, farbbestimmter, häufig menschenleerer Bilder. Ihn zusammenzubringen mit Krauß, deren Prosa stets etwas Lyrisches innewohnt, erweist sich als symbiotisch. Ein Dialog, der inspiriert wie insistiert. Der den Zauber nicht aufzulösen drängt, der das Geheimnisvolle sichert – wissend dass es nicht mit Endgültigkeit formulierbar ist. Grafik-Gestalter Thomas Kober aus Leipzig, der an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle in der Fachklasse Buchkunst bei Sabine Golde studierte, gibt dem Text, sparsam platziert, Raum auf dem Weiß, der flankiert wird durch japanische Farbholzschnitte.

„Eine Kunst, die durch große Flächen, durch Licht definiert wird, für die ich mich lange schon interessiere“, sagt Weischer: „Wie aufwendig die Technik wirklich ist, wurde mir erst im Laufe des Prozesses klar.“ An seiner Seite hatte er beim Druck, der in seinem Atelier geschah, mit den beiden in Leipzig tätigen Niederländerinnen Aafke Ytsma und Selma van Panhius zwei versierte Druckerinnen an der Seite. Rund fünf Wochen wurde am Stück gemeinsam gearbeitet, um die bis zu elf Farben zählenden Drucke zu realisieren. Die Platten wurden mit Bürsten eingefärbt; zum Teil wurden in einem Vorgang mehrere Farbfelder gedruckt. Da ein nur 40 Gramm pro Quadratmeter schweres Japanpapier verwendet wurde, gewinnen die Drucke eine faszinierende Transparenz und Mehrschichtigkeit. Der Druck des Textes besorgte Thomas Druck in Leipzig auf Metapaper Extrarough Warmwhite 170 g/qm. Erstmalig setzte der LBA für seine Paradiesischen Dialoge auf Digitaldruck anstelle des klassischen Buch- beziehungsweise Offsetdrucks.

Verlegt wurden von Eine Reflexion 99 nummerierte und signierte Exemplare. Die Nummern eins bis dreißig erschienen als Vorzugsausgabe; ihnen liegt ein weiterer Holzschnitt Weischers bei. Zwanzig römisch nummerierte Ausgaben sind Künstler- und Verleger-Exemplare. Aufgrund der hohen Zahl an Subskribenten und der starken Nachfrage bei Sammlern waren die Paradiesischen Dialoge 6 nach wenigen Tagen ausverkauft. Das letzte verfügbare Exemplar der Edition fand am LBA-Stand auf der Leipziger Buchmesse eine Interessentin. 

Einige Restexemplare der Paradiesischen Dialoge Nr. 1 bis 5 kann man über den LBA noch beziehen. Erschienen sind: Hans-Eckhardt Wenzel, An eines Sommers frühen Ende, Gedichte, mit 9 Lithografien von Johannes Heisig (2017); Anja Kampmann, Fischdiebe, 5 Radierungen von Frank Berendt (2017); Mensch! Klinger, Textcollage von Michael Hametner, 3 Radierungen von Lutz Friedel (2018). Marcel Beyer, Farn, 5 Siebdrucke von Jacqueline Merz (2019). Das Lied der Erde, Textfassung von Gustav Mahler, 6 Farblithografien von Sighard Gille.

(Ekkehard Schulreich)

Do, 27.04.2023

Ganz neu: "Paradiesische Dialoge 6". | © LBA 2023

Paradiesisch auf der Buchmesse

Zu einer spontanen Präsentation von Paradiesische Dialoge 6 lädt am Sonnabend, den 29. April um 11 Uhr der Vorstandsvorsitzende Thomas Glöß des Leipziger Bibliophilen-Abends e. V. alle Interessenten an den Stand des Vereins – Halle 2, E501 – im Rahmen der soeben eröffneten Messe vom 27. bis 30.04. herzlich ein. Die neueste Herausgabe der Leipziger Instanz, was Bibliophilie und Buchgrafik betrifft, vereint den Text Eine Reflektion der in der Pleißestadt beheimateten und vielfach geehrten Dichterin Angela Krauß mit künstlerischen Arbeiten von Matthias Weischer. Weischer wird bei der Präsentation des Buches wie auch dessen Herausgeber Michael Hametner und der Gestalter der Publikation, Thomas Kober, anwesend sein. Der Stand des LBA befindet sich direkt neben dem der Pirckheimer-Gesellschaft – auch der Besuch beim Buchkunstsalon Aschaffenburg, in dem sich neben Susanne Theumer und Frank Eißner die gute Seele des Café Krèm, der einzigartige Bernhard Hench, präsentiert, gleich gegenüber (Stand F408) lohnt sich.

(André Schinkel)

Sa, 22.04.2023

Ganz neu: "Paradiesische Dialoge 6". | © LBA 2023

Paradiesische Dialoge 6

Die „Messe der Messe“ in diesem Halbjahr, die Leipziger Buchmesse, die nach dreijähriger Pause endlich wieder vom 27. bis zum 30. April in die pulsierende Pleiße-Stadt einlädt, wirft nach und nach ihre schönen Schatten voraus. Thomas Glöß, Vorstandsvorsitzender des Leipziger Bibliophilen-Abends, spricht im Namen des Vereins eine herzliche Einladung zur Buchpräsentation am Montag, den 24. April um 18 Uhr, in der Bibliotheca Albertina in der Beethovenstraße 6, 04107 Leipzig, aus. Der Leipziger Bibliophilen-Abend e. V. präsentiert an dem Abend mit Eine Reflexion den sechsten Band seiner Reihe Paradiesische Dialoge, für den mit Angela Krauß eine wunderbare und vielfach geehrte Schriftstellerin und einer der bedeutendsten Vertreter der gegenwärtigen Leipziger Kunstszene, Matthias Weischer, gewonnen werden konnten. Das Gespräch und die Lesung mit der Autorin, dem Künstler sowie dem Gestalter Thomas Kober wird vom Herausgeber des LBA, Michael Hametner, moderiert. Der Eintritt für die Premiere der Paradiesischen Dialoge ist frei.

(André Schinkel)

Fr, 02.09.2022

Der Leipziger Bibliophilen-Abend lädt am 6.9. zur Auktion ins Haus des Buches ein.

LBA lädt zur Auktion

Der Vorstand des Leipziger Bibliophilen-Abends e. V. (LBA) lädt zur Auktion bibliophiler Bücher am 6. September 2022 ein. Beginn ist 19 Uhr im Haus des Buches, Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig. Die Vorbesichtigung der Objekte ist am 5.9. von 15–18 Uhr und am 6.9. von 17–18.30 Uhr im Haus des Buches möglich. Auf Homepage des Vereins steht die Objektliste zum Download bereit: www.leipziger-bibliophilen-abend.de. Die Auktion speist sich aus den gestifteten Beständen von Vereinsmitgliedern, angereichert mit Einreichungen Leipziger Buchkünstler. Bibliophile Editionen kommen zu generell niedrigen Ansetzungen zur Versteigerung. Im Vordergrund stehen dabei Editionen des LBA von 1905 bis 2015, aber auch Ausgaben vieler weiterer bibliophiler Urheber. Darunter befinden sich zahlreiche seltene Stücke und Rara. Das Auktionsangebot in seiner Fülle darf als einmalig bezeichnet werden. Der Erlös der Auktion kommt dem LBA und seiner Publikationstätigkeit zugute, ein Teil der Einnahmen wird für den Erwerb von Büchern für die Kinder ukrainischer Flüchtlinge gespendet.

(Thomas Glöß/Pressemitteilung)

Sa, 18.12.2021

Bibliophiles des Monats

Das erste Jahr, in welchem im Blog der Pirckheimer-Gesellschaft "Bibliophiles des Monats" vorgestellt wurde, geht zu Ende.
Ein Überblick über das Jahr 2021 findet sich hier - vorgestellt wurden in diesem Jahr

Januar - Edition Schwarzdruck: BWL-Reihe (1999ff)
Februar - Pirckheimer-Gesellschaft: 29. Januar 1956 (1955)
März - LBA: Rote Wut und schwarze Galle (1991)
April - Bertolt Brecht: Gegen Verführung (2017)
Mai - BBA: Tellers Trauungsrede für Herrn von Itzenplitz und Fräulein von Friedland, 1792 (1928)
Juni - Klaus Waschk: Vor&NachBilder (2021)
Juli - Schweizerische Bibliophilen-GesellschaftBibliophilie (2021)
August - Ulrich Tarlatt: abschied von sara (1992)
September - miley: Ein Tagebuch (2002)
Oktober - Ingo Schulze: Kakoj Koschmar oдer You Are Welcome (2021)
November - Frans Masereel und das Buch (1961)
Dezember - Jacobus SchnellpfefferStecknadeln im Sofa (1997)

Das Spektrum der ersten mit diesem Ehrentitel bedachten Bücher ist zwar bereits annähernd breit gefächert, doch sollte durchaus auch Besonderes aus anderen Sammlungen, wie z.B. Buchobjekte, historisch Wertvolles oder Raritäten der Druckgraphik in dieser Rubrik auftauchen. Wir wissen, die Regalen der Pirckheimer beherbergen viele Schätze und auch Kuriosa.

Obwohl alle Freunde des Bibliophilen aufgerufen waren, Lieblingstitel für diese Rubrik vorzuschlagen und es auch einige Bekundungen gab das zu tun, fehlte es doch an der Tat. Damit nun nicht weiterhin ausschließlich Titel aus der Bibliothek des Blogbetreibers Bibliophiles des Monats werden, ist hiermit jeder (was jede einschließt) angesprochen, entsprechende Vorschläge einzureichen.

Mi, 15.12.2021

Hanne Reinhardt-Fischer, "Ein Engel für Thomas", Mischtechnik

Himmlische Heerscharen

Bibliophile beschränken ihre Sammlerleidenschaft häufig nicht nur auf das bedruckte Papier, wie jetzt auch eine Ausstellung aus den Beständen des Pirckheimers Wolfgang Zumpe, Schatzmeister des Leipziger Bibliophilen-Abend, beweist.

"Nicht vom Himmd hoch, aber aus der Obhut von Freunden und Bekannten und aus eigenem Bestand kamen geflügelte Wesen ins Kohrener Land. Auf Bildern, in Büchern, als allerlei Figuren und neuerdings auch als DVD, himmlische Heerscharen eben, deren Mitgliedern wir nur gelegentlich und zumeist nur einzeln begegnen. Allen voran, aus der Zeit als Götter noch selbst flogen, Pegasos und der Held Bellerophontes im fortwährenden Kampf gegen das Böse. Ihnen folgen alte und 'junge große und kleine Engel: tröstend, preisend, verklärend, belehrend, schützend, siegend, erinnernd, erheiternd und, o Gott (gut, dass Putten zu Hause blieben), sogar nackend. Solchen angesichts hege ich Zweifel, dass Engel geschlechtslos sind. Das behauptet nämlich mein Freund, ein malender und in der Ausstellung u.a. mit einem Engelsflügel präsenter Pfarrer, der es doch eigentlich wissen sollte. "Das Engel". Wäre es nicht schade um die schönen Engelinnen?"

(Wo!fgang Zumpe)

Ausstellung: 1. Oktober 2021 - 13. März 2022

Töpfermuseum Kohren-Sahlis
Baumgartenstraße 3, 04654 Frohburg

Fr, 22.10.2021

Abb. © Sighard Gille

ouroboros

Der Leipziger Bibliophilen-Abend zeigt Graphiken & Bücher von Sighard Gille. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das in Zusammenarbeit mit dem LBA entstandene Buch »Gesang vom Leben«, für das der Künstler 2020 sieben Farblithografien schuf, hervorgegangen aus seiner Beschäftigung mit Gustav Mahler und seinem sinfonischen Werk.

Sighard Gille, geboren 1941 in Eilenburg, studierte von 1965 bis 1970 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Bernhard Heisig und Wolfgang Mattheuer. Von 1992 bis zu seiner Emeritierung 2006 war er selbst Professor für Malerei an der HGB. Als Maler, Grafiker und Fotograf ist Sighard Gille seit Jahrzehnten weit über Leipzig hinaus einem breiten Publikum vertraut. Davon legen neben zahllosen Personalausstellungen in ganz Deutschland auch viele Publikationen Zeugnis ab. Über die Herausgabe von bebilderten Ausstellungskatalogen hinaus entstanden als Resultat der Auseinandersetzung mit literarischen Themen Zeichnungen und Druckgrafiken zu Don Quixote, Werken von Daniel Kehlmann, Thomas Kunst und weiteren Literaten.

Vernissage: 3. November 2021, 18 Uhr, Anmeldung erforderlich, Begrüßung Dr. Thomas Glöß, Laudatio Dr. Ina Gille, Musik: "Eisvogel", voc, trp, git
Ausstellung: 4. November 2021 - 4. Januar 2022

Haus des Buches Leipzig
Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig

(Ouroboros, altgriechisch Οὐροβόρος, ‚Selbstverzehrer‘, auch als Schlange der Ewigkeit bezeichnet)

So, 03.10.2021

Abb. © ad

Das dritte Jahrzehnt LBA

Der Leipziger Bibliophilen-Abend gründete sich 1904 und zählte seitdem zu den angesehensten und wirkungsreichsten bibliophilen Vereinigungen Deutschlands. Er löste sich, einer Zwangsauflösung zuvorkommend, 1933 aufgrund der vielen jüdische Mitglieder in seinen Reihen auf. Ab 1956 lebte die Leipziger Bibliophilie als Regionalgruppe der Pirckheimer-Gesellschaft im Kulturbund der DDR wieder auf und am 9. Januar 1991 entstand daraus der LBA neu; keineswegs als eine Konkurrenz zu den weiterhin bestehenden Pirckheimern. Konsequent ist daher, dass zahlreiche LBA-Mitglieder zugleich in der Pirckheimer-Gesellschaft verankert sind.

Zum Jubiläum erschien, wie aller zehn Jahre üblich, nun allerdings mit einer halbjährlichen Corona-Verzögerung eine Festschrift mit Textbeiträgen von dreizehn Autoren (Michael Hametner, Herbert Kästner, Stefanie Jacobs, Sabine Knopf, Mark Lehmstedt, Thomas Kleiderling, Clemens Meyer, Thomas Theobald Döring, Manfred Jendryschik und Norbert Grewe) und signierten Originalgraphiken von neun Künstlern (Madeleine Heublein, Julienne Jattiot, Frank Eißner, Alim Pasht-Han, Sighard Gille, Christian Weihrauch, Yvette Kiessling, Uwe Bremer und Gudrun Petersdorff), sowie Bibliographie und Dokumentation.

Hrsg.: Thomas Glöß - Das dritte Jahrzehnt LBA
Leipzig 2021. 146 S., 325 x 205 mm., Pappband in Schuber.
Gesamtgestaltung Gert Wunderlich.
Satz in der Maxima, typographische Bearbeitung: André Grau.
Druckerei Friedrich Pöge auf Lessebo Design matt natural 150 g/qm.
Die buchbinderische Verarbeitung erfolgte durch die Müller Buchmanufraktur Leipzig.
Auflage 260 nummerierte Exemplare.

Do, 18.03.2021

Thomas Glöß, Wolfgang Zumpe und Evelin Krüger (v.l.) beim Aufbau der Ausstellung des Leipziger Bibliophilen-Abends im Literaturhaus. Ab Mittwoch kann sie nach Anmeldung besichtigt werden. © André Kempner, LVZ

Stammtisch gebildeter Spezialsten

Unter diesem etwas unglücklich gewähltem Titel veröffentlicht die Leipziger Volkszeitung einen Bericht über eine Ausstellung des Leipziger Bibliophilen-Abend, der mit dieser Präsentation, siehe hier, den 30. Jahrestag seiner Wiedergründung feiert.
Die Leipziger Bibliophilen sehen sich keineswegs als elitären oder exklusiven Stammtisch. So heißt es auch im Artikel "Was die mehr als 200 Mitglieder des Vereins zusammenführt, sind: die Affinität für das schöne Buch, die Buchkunst, die grafische Gestaltung, für die Typografie, den exzellenten Druck, den erlesenen Einband - und das Bestreben, Buchkunst zu fördern. Das entspricht den Intentionen des ersten Leipziger-Bibliophilen-Abends", der, 1904 gegründet, nach Unterbrechung seines Bestehens während des Nationalsozialismus in der DDR als Regionalgruppe der Pirckheimer-Gesellschaft existierte.

Zur Ausstellung im Literaturhaus Leipzig haben die Mitglieder "Grafik, Plastik, angewandte Kunst und natürlich Bücher ausgewählt." Darunter "eine originale Seite der Schedel´schen Weltchronik, ... Buchgrafiken von Lesenden, ... Hanna Studnitzkas Entwurf der Lesenden-Plastik, ... Frans Masereels Holzschnitt Lesender Arbeiter ...".
Jedoch, "nicht nur mit seiner Ausstellung zielt der neue LBA auf eine breite Öffentlichkeit. Auf Leipziger Buchmessen ist der Verein, der im Literaturhaus Leipzig seine Heimat hat, mit einem eigenen Stand vertreten. Mit Veranstaltungen ist er Monat für Monat präsent, sobald es wieder erlaubt ist. Geplant sin ein Gespräch in der Hochdruckwerkstatt im Leipziger Westen am 1. Juni, ein Abend zu bibliophilen Erstausgaben Friedrich Dürrenmatts in der Deutschen Nationalbibliothek am 2. September und ein Vortrag über den Leipziger Verleger Otto Spamer am 5. Oktober im Literaturhaus."

(zitiert aus LVZ, Eckehart Schulreich, 17.3.2021)

Mo, 01.03.2021

Rote Wut und Schwarze Galle

Als "Bibliophiles des Monats März" wird hiermit der im Jahr der Wiedergründung des Leipziger Bibliophilen-Abend vor 30 Jahren der erste der Leipziger Drucke vorgestellt: "Eine Anthologie mit Texten zur Zeit von Ulrich von Hutten bis Volker Braun", ausgewählt von Dietmar Keller und mit 3 Holzstichen von Karl-Georg Hirsch ausgestattet. Er wurde von der Leipziger Gruppe der Pirckheimer-Gesellschaft unter Mitarbeit des Instituts für Buchgestaltung der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig herausgegeben.
In der Reihe "Leipziger Drucke" sind bislang 20 Titel, ab #2 jeweils in einer 150ger Auflage und 30 Künstler-Exemplaren erschienen.

"Die Absicht, mit der Herausgabe dieser Drucke an alte Tugenden der Bibliophilengesellschaften anzuknüpfen und gleichzeitig den guten Ruf der Leipziger Buchkunst zu stärken, entstand 1989 - gleichzeitig mit dem Wunsch nach Wiedergründung des Leipziger Bibliophilen-Abends. In dieser Zeit der sich anbahnenden gesellschaftlichen Umbrüche wurden schon neue Denkansätze und Sichtweisen deutlich, welche die Gesellschaft aus der auch geistigen Erstarrung zu befreien suchten. Erst im Rückblick läßt sich ermessen, welch maßgebliche Bedeutung dabei der Rückbesinnung und Neubewertung gemeinsamer Geschichte und Kultur zukam.
Die hier vorliegende Textauswahl spiegelt diese Suche nach neuen Standpunkten, den Versuch, durch Befragung der Vergangenheit Halt auf (schon oder noch) unsicherem Grund zu finden. (Wie Sie sehen, ist auch die typographische Gestaltung »aus dem Gleichgewicht« geraten!) Insofern ist der wichtigste Vorzug dieser Anthologie ihre historische Authentizität; sie hält die geistige Befindlichkeit in der kurzen Etappe der »Erfahrung der Freiheit« (Volker Braun) fest.
Dieser Druck sollte ... bereits 1990 das Licht der Öffentlichkeit erblicken, aber die Vorfinanzierung durch unseren (nahezu mittellosen) Bibliophilenverein erwies sich als sehr schwierig, nachdem die Währungsunion unsere Bestände halbiert hatte.
"

(Herbert Kästner im Ersten Rundbrief an die Subskribenten der Leipziger Drucke, 22.12.1991)

lt. Impressum erschienen: Leipzig 1990 [tatsächlich jedoch 1991]
34 S., 6 Bl. in Blockbuchform 182 x 156 mm,
Pappe in Schuber
200 arab. num. und sign. Exemplare, sowie 60 röm. num. und sign. Künstlerexemplare
Die Nummern 1 - 10 mit einer beiliegenden Handzeichnung von Karl-Georg Hirsch
Gestaltung: Gert Wunderlich
Bleisatz: Offizin Andersen Nexö, Leipzig
Schrift: Dante-Antiqua
Druck des Textes und der Holzstiche, Schwarz auf rot und gelbem Papier, von den Originaldruckstöcken: Philipp Heinze in den Werkstätten der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
Fertigung des Handeinbands: Ludwig Vater, Jena

Fr, 12.02.2021

Nachholtermin für „Liebe Leser“

Allen Unsicherheiten zum Trotz wird derzeit die, ursprünglich von November 2020 bis Anfang Januar vorgesehene Ausstellung des Leipziger Bibliophilen-Abend mit Büchern, Grafiken, Plastiken und angewandter Kunst zum Thema »Lesende« aufgebaut, die dann voraussichtlich (zunächst nur nach Voranmeldung) ab Mitte März besucht werden kann.
Eine Vernissage wird zwar leider nicht stattfinden, aber weitere Programmpunkte, z.B. eine Finissage, sind in der Planung und werden entsprechend der pandemischen Entwicklung auf der Homepage des LBA aktualisiert.

Ausstellung: 17. März - 29. April 2021

Haus des Buches / Literaturhaus Leipzig
Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig