Pirckheimer-Blog

Do, 04.07.2013

Ins Besondere

Schrift- und Buchkunst Gestern und Heute
 
Das Klingspor Museum wird 60. Buch- und Schriftkunst haben im Zuge des Wandels in Gesellschaft und ihrer Medienlandschaft gravierende Änderungen erfahren. Die Resonanz auf das Museum, auch die Erwartungen an seine Inhalte und sein Programm, sind heute nicht mehr identisch mit den Gegebenheiten der Gründungszeit.
Das Symposium möchte aus Anlass des Geburtstages keinen klassischen Rückblick unternehmen. Vielmehr zielt es darauf, die Aktualität des Themenkreises Schrift und Buch im Kontext von Kunst und Gestaltung hervor zu heben. Es können nur einzelne Aspekte sein, die das Symposium beleuchtet; diese indes werden von Fachleuten vorgetragen, die damit aufzeigen, dass das Klingspor Museum ein international relevanter Ort ist, an dem über die Dinge von Schrift- und Buchkunst zu reden ist.
Zu Wort kommen überwiegend Spezialisten aus den Bereichen Kunst und Gestaltung, Verantwortliche für Sammlungen von Kunst im Buch an Bibliotheken und Museen, und auch die Verlagstätigkeit ist einbezogen.
Ein Fest für das Klingspor Museum, ein Zusammensein, das eingerahmt wird von einer Lesung durch Barbara Auer, die als renommierte Schauspielerin das Potential des Textlichen in den Beständen des Museums aufscheinen lässt; und von einem Vortrag des viel beachteten Verlegers Gerhard Steidl, der unverkennbare, markante Akzente in die Welt von Buch und Kultur gesetzt hat.
Interessierte Menschen aus verschiedenen Bereichen des Schaffens und Lesens von Schrifterzeugnissen und Kunstwerken in Buchform – ihnen allen möchte das Symposium Momente der Erinnerung und des Ausblicks und jedenfalls neue Anregungen mitgeben.
 
Symposium zum 60. Geburtstag des Klingspor Museums Offenbach
7./8. November 2013

Sammy Schmitt. Ein Verleger

Am kommenden Mittwoch wird Ferdinand Puhe in der Stammtisch-Reihe der Initiative Buchkultur über Sammy Schmitt, einen Verleger schöner Bücher in der Region Rhein-Main-Neckar sprechen. Heute fast vergessen, hat Schmitt in den 1950er Jahren begonnen, in Viernheim und Zürich bibliophile Bücher in hervorragender Ausstattung mit Originalillustrationen zu verlegen. Der Referent Ferdinand Puhe ist Vorstandsmitglied der Pirckheimer-Gesellschaft und ausgewiesener Kenner und Sammler von schönen Büchern. Wir freuen uns auf einen spannenden Vortrag, der mit Originalbeispielen reich illustriert sein wird.

Stammtisch der Initiative Buchkultur: 10. Juli 2013, 19.00 Uhr

Turm33 Cafédrale, Lutherturm
Maxstraße 33
Ludwigshafen

è Initiative Buchkultur: Das Buch e.V.

Rudolf Grüttner

Gebrauchsgrafik. Arbeiten aus fünf Jahrzehnten

Einem Plädoyer für die Gebrauchsgrafik kommt die nächste auf Burg Beeskow gezeigte Ausstellung gleich. Rudolf Grüttner, einer der bekanntesten und versiertesten Vertreter seines Fachs, will dabei vor Augen führen, wie hoch der Anspruch und wie gelungen das Ergebnis einer Kunstform sein kann, die oft unterschätzt wird.
Wenn der ehemalige Dozent und Rektor der Kunsthochschule Berlin-Weißensee auf sein Arbeitsleben zurückblickt, schaut er über das vielsagende weite Feld, das ihm sowohl fruchtbarer Acker als auch Ebene der Mühe war. Stets betonte Prof. Grüttner den außerordentlichen Stellenwert der Gebrauchsgrafik, sah hier die Chance einer geglückten kommunikativen Kunst, was sowohl für das Ergebnis als auch für den Schaffensprozess selbst galt. Wollte der Gebrauchsgrafiker eine Idee umsetzen, hatte er sich auf die Herausforderungen des Alltags einzulassen, denn die Verantwortung lastete auf den Schultern vieler. Diese grundlegende Erfahrung – dass es vor allem einer integrativen praxisbezogenen „künstlerischen Weltsicht“ bedarf – versuchte Rudolf Grüttner an der Berliner Hochschule mit ihren neun Fachgebieten zu vermitteln.
Seine Grundsätze formulierte er aber auch in seinen eigenen Arbeiten konsequent aus: diese sind eindringlich, markant, ästhetisch auf das Wesentliche reduziert und zugleich mit leisen Untertönen versehen. Zu erwähnen seien hier vor allem seine zahlreichen Kultur- und politischen Plakate, von denen in DDR-Zeiten allein 36 zu den 100 „Besten Plakaten des Jahres“ gezählt wurden, Entwürfe für Schallplatten-Covers für die drei in der DDR ansässigen Hersteller Litera, Amiga und Eterna (1962-1972), die Gestaltung der achtbändigen Gesamtausgabe von Franz Fühmann für den Hinstoff-Verlag Rostock und der neunbändigen Edition des Werkes von Fritz Reuter für den Konrad Reich Verlag Rostock, seine Literaturkalender für den Aufbau-Verlag Berlin (1966-1986).

Ausstellung: 29. Juni bis 29. September 2013

Burg Beeskow
Frankfurter Straße
2315848 Beeskow

Sa, 29.06.2013

Bücher und Graphik aus der Sonnenberg-Presse

Die Sonnenberg-Presse – das sind die Künstlerinnen Bettina Haller (Holzstiche), Andrea Lange(Holzschnitte) und Birgit Reichert (Typographik und Holzschnitte). Gemeinsam und allein schaffen sie Graphiken und Bücher.
Jede der Künstlerinnen bevorzugt eine andere Technik - expressiver Holzschnitt, filigraner Holzstich und die Typographik als Collage von Schrift und Klischees. So entstehen Arbeiten unterschiedlichster Stimmung: von traurig-melancholisch bis hintergründig-witzig ist vieles zu sehen ...
 
Eröffnung der Ausstellung am Samstag, dem 6. Juli, um 16 Uhr
Die Künstlerinnen sind anwesend.
Marc Berger versucht einführende Worte zu finden.
Axel Röhken spielt Gitarre.

Ausstellung: 6. Juli bis 3. Oktober 2013
 
Eremitage Gransee
Mauerstraße 4a

Fr, 28.06.2013

Ernst Barlach (1870-1938)

DER TOTE TAG

Mit einer Ausstellung einer Folge von Lithographien von Ernst Barlach zu dem von ihm selbst verfassten Drama „Der tote Tag“ setzt das Winckelmann-Museum eine Ausstellungsreihe im Ausstellungs- und Begegnungszentrum fort, in welcher bisher nicht oder nur sehr selten präsentierte Schätze aus seiner Graphiksammlung gezeigt werden.


Im Zentrum der Ausstellung stehen Barlachs Illustrationen zu seinem ersten Drama „Der tote Tag“, das als Buchausgabe und als Mappe mit Textband und 27 Lithografien 1912 erschien. Das Drama wurde 1919 uraufgeführt und mehrfach inszeniert.
Zu dem von nordischen Mythen inspirierten Inhalt: Eine Mutter bewohnt mit ihrem Sohn und zwei Gnomen ein kleines Haus. Nach dem Besuch des blinden Kule, der von seinen Reisen durch die Welt berichtet und dem Sohn das Pferd Herzhorn schenkt, das ihn in die Ferne bringen soll, tötet die Mutter das Pferd, weil sie befürchtet, den Sohn zu verlieren. Wegen dieser Untat bleibt der kommende Tag dunkel, ein „toter Tag“. Der Sohn befürchtet, dass die Mutter die Tat begangen hat, und flieht. Als er sich aber im Nebel verirrt, kehrt aus Angst nach Hause zurück. Die Mutter begeht, als sie erkennt, was sie getan hat, Selbstmord. Der ohne sie nicht lebensfähige Sohn folgt ihr in den Tod.
Diese düstere und beklemmende Atmosphäre vermitteln Barlachs Lithographien sehr eindrucksvoll.
In der Ausstellung erwarten Sie neben den Lithographien von Ernst Barlach auch Filme und Dokumentationen zu seinem Leben und Werk. Das Programm zur Ausstellung erstreckt sich von szenischen Lesungen aus dem Drama „Der tote Tag“, Lesungen aus seinen Brie-fen und musikalische Kompositionen von Tilo Medek zu „Ernst Barlach - Ein selbsterzähltes Leben“.

Ausstellung: 9. Juni bis 8. September 2013

Winckelmann-Museum
Winckelmannstr. 36-38
D-39576 Stendal

Do, 27.06.2013

weitere Fotos zur Exkursion nach Brandenburg

Von Michael Ley hatte ich heute weitere Fotos und ein Videoschnipsel in Form einer CD im Briefkasten, wovon ich wieder einige Aufnahmen für das Album zur Exkursion auswählte - viel Spaß beim Betrachten. Das Album kann durch Klick auf das oben angezeigte Panorama Lehnins aufgerufen werden.
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Di, 25.06.2013

Verteidigungsrede oder Selbstlob der Gicht

Unser Mitglied Gertraude Clemenz-Kirsch hat eine neue Ausgabe von Pirckheimers Verteidigungsrede oder Selbstlob der Gicht, die in der Ausgabe des Aufbau-Verlages und seinerzeit illustriert von Baldwin Zettl vor genau einem viertel Jahrhundert allen Mitgliedern als Jahresgabe übergeben werden konnte, beim Dingsda Verlag veranlasst.
Der lateinische Text, von Wolfgang Kirsch pointiert und mit feinsinniger Eleganz ins Deutsche übertragen, folgt der Ausgabe von 1988. Neu aufgenommen in diese, von Juliane Jahns illustrierte, und ebenfalls durchaus bibliophil zu nennende Ausgabe wurde auch Pirckheimers Elegie auf den Tod Albrecht Dürers, die in neuer deutscher Nachdichtung von Rudolf Scholz vorliegt.
 
Dingsda Verlag 2013
ISBN 978-3-928498-47-0
Deutsch/Latein
19,90 €

neue Fotos zur Exkursion nach Brandenburg

Zur Jahresexkurion die Regionalgruppe Berlin-Brandenburg nach Brandenburg und Lehnin wurden weitere Fotos zur Verfügung gestellt, durch Klick auf das nebenstehende Foto können jetzt auch die Aufnahmen von Dr. Hartmut Beßerdich betrachtet werden. Sollten weitere Teilnehmer ebenfalls allseits interessierende Aufnahmen haben, geben Sie diese bitte an info@pirckheimer.org, sie werden dann dem Album hinzugefügt.

Mo, 24.06.2013

Prof. Günter Jacobi (24.2.1935 - 22.6.2013)

Foto: Prof. Helfried Strauß
Am Samstag, dem 22. Juni 2013, verstarb Prof. Günter Jacobi (geb. am 24. Februar 1935 in Cottbus). Er war von 1993 bis 2000 u.a. als Professor für Typografie und Druck an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB) tätig.
Günter Jacobi absolvierte zunächst von 1949 bis 1952 eine Schriftsetzerlehre in der Druckerei der Lausitzer Rundschau, Cottbus. Nach seiner Abschlussprüfung war er bis 1958 als Schriftsetzer in Cottbus, Erfurt und Leipzig tätig. 1958 begann Günter Jacobi das Studium bei Prof. Mattheuer und Prof. Pruggmayer an der HGB Leipzig in der Fachrichtung Buchgestaltung und Gebrauchsgrafik. Fünf Jahre später machte er sein Diplom und wurde im Anschluss Künstlerischer Leiter im Mitteldeutschen Verlag Halle an der Saale. Nach einigen Jahren Berufstätigkeit kehrte er 1974 an die HGB zurück und nahm sein Meisterschülerstudium bei Prof. Albrecht Kapr auf.
1983 arbeitete er, nach einer mehrjährigen Assistententätigkeit, als Dozent an der HGB und wurde zehn Jahre später als Professor berufen. Parallel blieb er von 1981 bis 1990 künstlerischer Berater im Mitteldeutschen Verlag. 1989 wurde Günter Jacobi auch Leiter des Institutes für Buchkunst an der HGB. Als Gastdozent ging er 1990 für einige Monate an das Nova Scotia College of Art and Design Halifax (Kanada); Dank seiner Initiative entstand ein regelmäßiger Studentenaustausch zwischen den beiden Kunsthochschulen. Er war 1991 Gründungsmitglied des „Vereins zur Förderung von Grafik und Buchkunst e.V. Leipzig“, der den Walter-Tiemann-Preis für herausragende buchkünstlerische Leistungen initiiert hat. Bis zu seinem Ausscheiden aus der HGB im Jahr 2000 war er außerdem künstlerischer Leiter für die Grafischen Werkstätten (Handsatz, Buchdruck, Fotosatz, Bucheinband, Reproduktionstechnik und Offsetdruck).
1964 wurde Günter Jacobi in den Verband Bildender Künstler der DDR aufgenommen, Mitglied im Bund Deutscher Buchkünstler wurde er 1991. Zahlreiche Kunstausstellungen im In- und Ausland präsentierten seine künstlerischen Arbeiten. 1992 begann er, als Vertreter der HGB, seine Tätigkeit im Kuratorium des Haus des Buches e.V. (Leipzig).
Die Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig trauert um eine prägende Künstlerpersönlichkeit, die bei Lehrenden und Studierenden gleichermaßen höchst geschätzt und anerkannt war.
(Marion Herzberg)

So, 23.06.2013

Wolfgang Würfel

Am 18. Juni wurde im Kinderzentrum Dresden-Friedrichstadt eine Ausstellung mit Arbeiten des gebürtigen Leipzigers Wolfgang Würfel eröffnet. Trotz brütender Hitze waren zahlreiche Zuhörer gekommen, die sich nach den einführenden Reden mit dem Künstler und seiner Frau Karin zum gemeinsamen Rundgang aufmachten. Mit Interesse lauschten sie dem Künstler, der zu vielen Bildern erläuternde Ausführungen zur Entstehung, zur Technik und weiteren Hintergründen gab. Etwas zu kurz gesprungen nur der Titel der Ausstellung „Bilder für das Kinder- und Jugendbuch“ – schon zutreffender der Untertitel „Illustrationen, freie Graphik und Vignetten“, ist doch die Mehrzahl der fast 70 Rahmen mit originaler Graphik (Holzstiche, Federzeichnungen und Schabkartons) bestückt. Dazu Illustrationen in der Technik der Ölgraphik, die von Würfel zusammen mit seinem Freund und Kollegen, Horst Bartsch, vom Ungarn Endre Szász übernommen und weiterentwickelt wurde.
Und es gab nicht nur Graphik und Illustrationen „aus alten Zeiten“ zu sehen. Wolfgang Würfel, der am 31. März seinen einundachtzigsten Geburtstag feierte, ist in seinem Haus in Glienicke nach wie vor mit Pinsel, Feder und Stichel aktiv: so entstanden in den Jahren 2011 bis 2013 Federzeichnungen zu seinem Lieblingsautor E.T.A. Hoffmann (Klein Zaches, Meister Floh).
Im Anschluss an den Rundgang konnten Originalabzüge von Holzstichen sowie Bücher erworben werden, die der Künstler auf Wunsch gern mit einer Widmung versah. Besonders interessant für die Freunde seines Werkes das 2012 in der Berliner Edition Hüne erschienene „Werkverzeichnis der Holzstiche 1951 - 2011“, das auf 236 Seiten auch sämtliche Stiche im Bild wiedergibt (ISBN 978-3-941754-05-8; € 18,95).
Dem langjährigen Organisator der Ausstellungen im Kinderzentrum, Gerhard Tietze, ist in Zusammenarbeit mit seiner Tochter Sylvia und mit dem Künstlerehepaar erneut eine beeindruckende Schau gelungen, deren Besuch für jeden Freund der Graphik und des illustrierten Buches lohnt.
(Matthias Haberzettl)

Ausstellung: 18. Juni bis 17. Oktober 2013, werktags, 8 bis 17 Uhr

Kinderzentrum Dresden-Friedrichstadt
01067 Dresden, Friedrichstraße 38/40

Exkursion nach Brandenburg und Lehnin

Dieses Jahr führte die Jahresexkurion die Regionalgruppe Berlin-Brandenburg nach Brandenburg zu einer Besichtigung des Doms und des Dommuseums, geführt durch Herrn Dr. v. Schnurbein und des Domarchivs, vorgestellt von Dr. Czubatinski. Nach einem Mittagessen im Restaurant An der Dominsel und einem Besuch der Brandenburger Kirche St. Katharien erlebten die Teilnehmer und Gäste das Eröffnungskonzert des Lehniner Musiksommers in der Klosterkirche und eine sachkundige Führung durch Herrn Beyer durch die Klosteranlage. Ein Klick auf das nebenstehende Foto zeigt einige Fotoimpressionen von Abel Doering zur Exkursion. Sollten andere Teilnehmer ebenfalls allseits interessierende Aufnahmen haben, geben Sie diese bitte an info@pirckheimer.org, sie werden dann dem Album hinzugefügt.

Fr, 21.06.2013

Peter Wapnewskis Arbeitsexemplar des Nibelungenliedes

Die Pirckheimer haben es beim Nachlass von Günter Borchmann erlebt, wie binnen vierzehn Tagen eine Wohnung leergeräumt, große Büchermengen sortiert und abtransprtiert werden und ein Teil der gedruckten Schätze pauschal an einen Bücherverwerter gegeben werden mussten. Ähnliches ist wohl auch mit dem Nachlass Peter Wapnewskis passiert, der zu großen Teilen in der Berliner Akademie der Künste gelandet, zu einem kleinen Teil aber auf dem Flohmarkt vor dem Rathaus Schöneberg verhökert worden ist. Dazu gibt es einen Kurzbericht in der Wochenzeitung „Freitag“, der unter hier nachgelesen werden kann.
Dort ist mir das Arbeitsexemplar des Nibelungenliedes aus Peter Wapnewskis Bibliothek in die Hände gefallen, und ich konnte es für einen Euro erwerben. (Wer dort sieben Bücher zugleich kaufte, musste nur für fünf bezahlen.) Peter Wapnewski war berühmt für seine Rezitationen aus dem Nibelungenlied und aus anderen mittelhochdeutschen Literaturtexten, wozu er genau dieses Buch, das wenig auffällig, in gelbem Leineneinband, mit durchsichtiger Folie kaschiert, feilgeboten wurde. Es enthält nicht nur auf dem Titelblatt den Namenszug Wapnewskis, sondern auch viele Anstreichungen, Randbemerkungen, Korrekturen und eingelegte Zettel. Für Nibelungenlied-Spezialisten ist dieses Buch ein Schatz, und da ich kein solcher bin, habe ich mich gefragt, was ich mit dem einzigartigen Stück anfangen soll. Schließlich habe ich es an Frau Susanne Thier, die Leiterin der Bibliothek der Akademie der Künste, weitergereicht, die es sofort nach allen bibliothekarischen Regeln hat aufnehmen und erschließen lassen. Es ist allgemein benutzbar und im Opac zu finden. Wenn man dort unter der Registerkarte „mehr zum Titel“ die Kategorie „Anmerkungen“ anklickt, bekommt man auch alle Beilagen und sonstigen Besonderheiten aufgelistet.
Zwei kleine Besonderheiten aus diesen Beilagen möchte ich erwähnen: den Zeitungsausriss eines Gedichtes von Karin Kiwus, das ein Thema des Nibelungenliedes aufgreift und aktualisiert, und einen Zettel mit einer Notiz Wapnewskis, die in Gedichtform (an Getrude Steins „eine Roe ist eine Rose ist eine Rose“ erinnernd) vom „Ausweg“ handelt. Es schließt mit den Worten „ist aber ein Ausweg auch ein Weg?“
(Ulrich Goerdten)

Do, 20.06.2013

Marx-Schriften ebenfalls im UNESCO-Dokumentenerbe

Die Schriften von Karl Marx wurden in das UNESCO-Register "Memory of the World" aufgenommen, weil diese weltweit einen großen Einfluss auf soziale Bewegungen hatten. Das Manifest der Kommunistischen Partei von 1848 und der erste Band des Kapitals von 1867 wurden in fast allen Sprachen weltweit veröffentlicht. Die beiden Werke sind auch ein eindrucksvoller Beleg für den Schutzbedarf von Dokumenten. Denn die Originale beider Schriften sind verschollen. Vom kommunistischen Manifest exisitiert heute noch eine handschriftliche Seite, die in einem Amsterdamer Archiv lagert, ebenso die von Karl Marx persönlich kommentierte Ausgabe des ersten Bands des Kapitals. Für das UNESCO-Register "Memory of the World" wurden daher die erste Seite eines handschriftlichen Manuskripts des "Manifests" von Karl Marx und seine persönliche Ausgabe des "Kapitals" mit seinen eigenen Anmerkungen ausgewählt.

Reihenweise – folgenreich: aus der Arbeit eines Serien-Täters

Die Ehrung mit dem Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig für unser Mitglied Dr. phil. h.c. Friedrich Pfäfflin ist Anlass für die Präsentation „Reihenweise – folgenreich: aus der Arbeit eines Serien-Täters“ in der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig. Als engagierter Büchermacher ersinnt der Preisträger Pfäfflin seit einem halben Jahrhundert reihenweise Buchserien.


Mit einer gelungenen Verbindung von klassischer Typografie und experimentell-spielerischem Umgang mit Schrift, subtilem Materialeinsatz, Mut zur Farbigkeit und Detailfreude erfindet Pfäfflin ästhetische Konzepte für die literatur- und verlagsgeschichtlichen Themen und Dokumente, die er als Redakteur, Herausgeber und zu einem beträchtlichen Teil auch inhaltlich verantwortet. Dabei sticht die Ideenvielfalt des Serien-Täters besonders in der Covergestaltung seiner Buchreihen heraus.
Zu den wichtigsten Serien-Taten von Friedrich Pfäfflin, die in Auswahl gezeigt werden, gehören die Nachrichten aus dem Kösel-Verlag nebst Sonderhefte (1963 bis 1972), 100 Ausgaben des Marbacher Magazins (1976-2000), 27 Bände der Marbacher Kataloge, 52 Marbacher Spuren-Heften, die Bibliotheca Bodmeriana in Cologny bei Genf (2001-2003), die Veröffentlichungen des Lyrik Kabinetts München (seit 1999), Ulrich Keichers Drucke der Bibliothek Janowitz (seit 2001) und die Ausstellungskataloge des Verbandes Deutscher Antiquare (seit 2007).
Der Preisträger Pfäfflin, 1935 geboren, war Mitarbeiter – auch Lektor – bei bekannten Verlagen und Buchhandlungen in Stuttgart, Hamburg, Paris, Tübingen, München; Leiter der Museumsabteilung des Schiller-Nationalmuseums / Deutschen Literaturarchivs Marbach; beschäftigte sich als Editor und Autor mit John Haertfield, Karl Kraus, Else Lasker-Schüler, Mechtilde Lichnowsky, Berthold Viertel, Ludwig Greve; ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und Mitglied des PEN.
Im Rahmen einer Festveranstaltung in der Deutschen Nationalbibliothek wird von Oberbürgermeister Burkhard Jung im Juni 2013 der Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig an Friedrich Pfäfflin verliehen. Der Gutenberg-Preis wird seit 1959 aller zwei Jahre – seit 1993 im Wechsel mit der Stadt Mainz – verliehen. Geehrt werden Persönlichkeiten und Einrichtungen, die sich durch hervorragende, beispielgebende künstlerische, technische oder wissenschaftliche Leistungen vor allem in den Bereichen Typografie, Buchillustration, Buchkunstedition und Buchherstellung verdient machen.
 
Ausstellung: 21. Juni bis 29. September 2013
 
Deutsches Buch- und Schriftmuseum
Leipzig

Mi, 19.06.2013

Lorscher Arzneibuch ist UNESCO-Welterbe

Das „Lorscher Arzneibuch“ der Staatsbibliothek Bamberg wurde in das Register des Weltdokumentenerbes aufgenommen. Es ist das älteste medizinische Buch des abendländischen Mittelalters. Es entstand Ende des 8. Jahrhunderts in der südhessischen Benediktinerabtei Lorsch.
Die Handschrift stellt einen Meilenstein in der Medizingeschichte dar, ein einzigartiges Zeugnis für die Neubewertung der antiken Medizin im Zuge der karolingischen Renaissance unter Karl dem Großen. Es verbindet erstmals die Erkenntnisse der antik-heidnischen Medizin mit christlichen Glaubensinhalten. Seither galt die Behandlung Kranker nicht mehr als unstatthafter Eingriff des Menschen in den Heilsplan Gottes, sondern als Akt christlich gebotener Nächstenliebe.
Das „Lorscher Arzneibuch“ ist als Nachschlagewerk und einführendes Lehrbuch angelegt. Es versammelt auf 150 Seiten verschiedenartige medizintheoretische und medizinpraktische Schriften in lateinischer Sprache. Der Hauptteil besteht aus 482 Arzneimittelrezepten. Nachträge und althochdeutsche Randbemerkungen zeugen von intensiver Benutzung im 9. und 10. Jahrhundert.

Di, 18.06.2013

Dr. Fritz Jüttner - Als die Römer frech geworden …

Heute trafen sich Mitglieder des BBA und Gäste in der Villa Oppenheim, um sich unter dem Motto des bekannten Liedes von Joseph Victor von Scheffel, populär geworden mit der Melodie von Ludwig Teichgräber, unter kundiger und humorvoller Führung durch unser Mitglied Dr. Fritz Jüttner auf einen bibliophilen Streifzug durch zwei Jahrhunderte deutscher Arminius-/Hermann-Dichtung zu begeben.
Am Beginn stand der voluminöse Barockroman Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann ... von Daniel Casper von Lohenstein, erstmals postum 1689/90 publiziert, hier in der zweiten, verbesserten Ausgabe von 1731 vorgestellt. Zur Freude der Zuhörer zitierte der Vortragende den umständlichen Titel ebenso wie den Beginn der seitenlangen Begründung für die Neuausgabe. Es folgten Johann Elias Schlegel mit seinem erstmals 1743 in Johann Christoph Gottscheds Deutscher Schaubühne erschienenen Trauerspiel Herrmann und Christoph Otto von Schönaich mit seinem Heldengedicht Hermann, oder das befreyte Deutschland in den Auflagen von 1751 und 1753, bis der Referent endlich, wie allgemein natürlich erwartet, ausführlich auf seinen Lieblingsautor zu sprechen kam: Friedrich Gottlieb Klopstock mit seinen drei Dramen-Bardieten - Hermanns Schlacht (1769), Hermann und die Fürsten (1784) und Hermanns Tod (1787). Aus der reichen Bardenliteratur rezitierte Fritz Jüttner Verse aus den Bardengesängen von Michael Denis ("Sined, dem Barden") und Karl Friedrich Kretschmann ("Rhingulph, dem Barden"). Am Ende des bibliophilen Streifzugs standen Heinrich von Kleists Drama Die Hermannsschlacht, erstmals 1821 von Ludwig Tieck publiziert, und das gleichlautende Drama von Christian Dietrich Grabbe in der Erstausgabe von 1838. Von allen besprochenen Werken lagen die Originalausgaben vor.
Zum Abschluss wurde dann noch der Wunsch geäußert, dass alle Teilnehmer an der kommenden Exkursion das mottogebende Scheffel-Lied singen werden - alle Hörer versprachen zu üben.
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Mo, 17.06.2013

Bertolt Brecht - Gechichten vom Herrn Keuner

Heute hatte ich wieder einmal etwas ganz Besonderes für meine Brecht-Sammlung in meinem Briefkasten - ein kleines, 48 Seiten starkes Heft mit einer Auswahl aus den Keuner-Geschichten, hervorragend gestaltet und illustriert von Studierenden des Wintersemesters 2012/13 der Klassen Zeichnen, der Fachklasse Illustration und des Masterkurses DKS der Hochschule Augsburg in der Fakultät für Gestaltung. Die Illustration des Umschlages (Abb.) erfolgte von Prof. Mike Loos.
Der Titel wurde von Katharina Bitzl gesetzt, bei Gerhard Hajek (Augsburg) gedruck und erschien in limitierter und nummerierter Auflage.
Ganz herzlich darf ich mich bei unserem Mitglied Matthias Haberzettl, der mich auf diese Edition aufmerksam machte und beim Initiator dieses Projekts, Herr Kurt Idrizovic, dem Inhaber der "Buchhandlung Am Obstmarkt" in Augsburg für diese gelungenen Ausgabe bedanken.
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Fragen an Ulrich Goerdten

Ulrich Goerdten wurde im Januar 1935 als Sohn eines Landpfarrers in Teuchern in Sachsen-Anhalt geboren. Nach der Übersiedlung in die Bundesrepublik Mitte der 1950er Jahre studierte er in Münster und West-Berlin Germanistik, Latein, Griechisch und Philosophie. Über knapp drei Jahrzehnte, bis zum 1998 erfolgten Eintritt in den Ruhestand, war er im Bibliotheksdienst an der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin beschäftigt. Seit 1991 betreibt Goerdten, der selbst mit literarischen und literaturwissenschaftlichen Publikationen hervorgetreten ist, einen Kleinverlag in Bargfeld bei Celle. Am 7. Juni wurde Goerdten in Gera zum neuen Vorsitzenden der seit 1956 bestehenden Pirckheimer-Gesellschaft gewählt, die aktuell rund 450 Mitglieder zählt.

Herr Goerdten, wie lässt sich der gegenwärtige Zustand der Pirckheimer-Gesellschaft aus Ihrer Sicht beschreiben?
Ulrich Goerdten: Die Pirckheimer befinden sich in einer Konsolidierungs- und Wachstumsphase. Die Finanzierung der "MARGINALIEN" und der Jahresgaben ist stets neu zu sichern. Die regionalen Pirckheimer-Gruppen, deren Hauptzahl in den "Neuen Bundesländern" angesiedelt ist, arbeiten eng zusammen mit den Neugründungen in den "Alten Bundesländern". Die Veranstaltungen, Besichtigungsfahrten und Jahrestreffen sind gut besucht und verlaufen in anregender und lebendiger Atmosphäre. Die Gesellschaft ist gut lebensfähig und hat das Potential, sich weiterhin positiv zu entwickeln. ...
Was sind Ihre Pläne als Vorsitzender?
Meine Vorgänger im Amt haben vorzügliche Arbeit geleistet, und ich könnte mich darauf beschränken zu sagen, dass ich im gleichen Geiste weiterwirken will. Ich hoffe aber, dass ich auch eigene Impulse geben kann. Das wichtigste Ziel ist die Integration der verschiedenen "Richtungen" und Tendenzen, Ost und West müssen noch mehr zusammenwachsen. Jüngere Leute müssen für die Pirckheimer gewonnen werden. Das wird nur gelingen, wenn der traditionelle Sammel-Kanon erweitert wird, wenn neuere Entwicklungen in den Künsten einbezogen werden und wenn der Blick etwas mehr auf das einschlägige Geschehen im Ausland gerichtet wird. ...
(Interview: Björn Biester)
 
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Harry Graf Kessler. Kosmopolit, Dandy, Kunstmäzen, Diplomat, Zeitzeuge und Pressendrucker

Edvard Munch.
Harry Graf Kessler. 1906
Harry Graf Kessler gehört zu den faszinierendsten Persönlichkeiten des deutschen Kunst- und Kulturlebens vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts. Als Kosmopolit verkehrte er mit zahllosen bedeutenden Persönlichkeiten in Kunst, Kultur, Gesellschaft und Politik im Europa seiner Zeit - sein Adressbuch soll 10.000 Einträge umfasst haben. Seine berühmten Tagebücher geben Zeugnis vom Geistesleben einer Epoche und unterstreichen Kesslers große Bedeutung als Zeitzeuge. Maßgeblich förderte er die Kunst der Moderne als Mäzen und Ausstellungskurator. Als einer der Entrepreneure der Buchkunst setzte er mit den Künstlerbüchern seiner Cranachpresse Maßstäbe. Martina Weiß beleuchtet das Leben Graf Kesslers und zeigt sein buchkünstlerisches Wirken.
 

Freitag, 5. Juli 2013, 14 Uhr
Eintritt: 2,50 €, Mtgl. 1,50 €

So, 16.06.2013

„O geliebte Schweiz!“

Ein Kapitel deutsch-schweizerischer Literaturbeziehungen.
Das Beispiel Robert Faesi
 
Wie die Beziehungen Deutschlands zur Schweiz generell, waren auch die deutsch-schweizerischen Literaturbeziehungen im 20. Jahrhundert besonderen Belastungen ausgesetzt. Einen ersten Wendepunkt in der weithin deutschfreundlichen Haltung der Schweiz zum übermächtigen Nachbarn markierte Carl Spittelers Aufruf „Unser Schweizer Standpunkt“ von 1914, der eine Besinnung auf die Neutralität des Landes einforderte. Nach 1933 trübten sich die Beziehungen zusehends ein – bis hin zur bewussten Abgrenzung der Schweiz durch die „Geistigen Landesverteidigung“ während des Zweiten Weltkriegs. Erst nach 1945 konnte, nicht zuletzt dank der Bedeutung des deutschen Marktes für Schweizer Autoren und Verlage, wieder ein neues Kapitel der gegenseitigen Beziehungen aufgeschlagen werden.
Unsere Ausstellung geht den angedeuteten Krisen, Verwerfungen und Belastungen anhand des Nachlasses des Zürcher Germanisten und Schriftstellers Robert Faesi (1883–1972) nach, der im schweizerischen Literatur- und Geisteslebens jener Zeit eine herausragende Stellung einnahm. Er verband seine Position als Professor für neuere deutsche und schweizerische Literaturgeschichte mit eigener Autorschaft, die sich auf alle Gattungen erstreckte und ihn mit Dichtern wie Gerhart Hauptmann und Rainer Maria Rilke, Thomas Mann und Hermann Hesse in nahe Verbindung brachte. Nicht minder erwähnenswert ist Faesis großer Einfluss auf die maßgebenden literarischen Institutionen der Schweiz; er war es auch, der, aus Stockholm um ein Gutachten gebeten, Hesse erfolgreich für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen hatte. Unsere Ausstellung schöpft aus dem reichhaltigen Nachlass Faesis in der Zentralbibliothek Zürich, um die beiderseitigen Literaturbeziehungen und -abhängigkeiten vor dem Hintergrund der Zeitgeschichte zu verlebendigen.
 
Eine Ausstellung von FORUM ALLMENDE in Zusammenarbeit mit dem Hermann-Hesse-Höri-Museum, Kurator: Eduard R. Fueter
 
Vernissage: 30. Juni 2013, 11.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 30. Juni bis 29. September 2013
 
Hermann-Hesse-Höri-Museum
Gaienhofen, Bodensee