Pirckheimer-Blog

Friedrich Pfäfflin

Do, 20.06.2013

Reihenweise – folgenreich: aus der Arbeit eines Serien-Täters

Die Ehrung mit dem Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig für unser Mitglied Dr. phil. h.c. Friedrich Pfäfflin ist Anlass für die Präsentation „Reihenweise – folgenreich: aus der Arbeit eines Serien-Täters“ in der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig. Als engagierter Büchermacher ersinnt der Preisträger Pfäfflin seit einem halben Jahrhundert reihenweise Buchserien.


Mit einer gelungenen Verbindung von klassischer Typografie und experimentell-spielerischem Umgang mit Schrift, subtilem Materialeinsatz, Mut zur Farbigkeit und Detailfreude erfindet Pfäfflin ästhetische Konzepte für die literatur- und verlagsgeschichtlichen Themen und Dokumente, die er als Redakteur, Herausgeber und zu einem beträchtlichen Teil auch inhaltlich verantwortet. Dabei sticht die Ideenvielfalt des Serien-Täters besonders in der Covergestaltung seiner Buchreihen heraus.
Zu den wichtigsten Serien-Taten von Friedrich Pfäfflin, die in Auswahl gezeigt werden, gehören die Nachrichten aus dem Kösel-Verlag nebst Sonderhefte (1963 bis 1972), 100 Ausgaben des Marbacher Magazins (1976-2000), 27 Bände der Marbacher Kataloge, 52 Marbacher Spuren-Heften, die Bibliotheca Bodmeriana in Cologny bei Genf (2001-2003), die Veröffentlichungen des Lyrik Kabinetts München (seit 1999), Ulrich Keichers Drucke der Bibliothek Janowitz (seit 2001) und die Ausstellungskataloge des Verbandes Deutscher Antiquare (seit 2007).
Der Preisträger Pfäfflin, 1935 geboren, war Mitarbeiter – auch Lektor – bei bekannten Verlagen und Buchhandlungen in Stuttgart, Hamburg, Paris, Tübingen, München; Leiter der Museumsabteilung des Schiller-Nationalmuseums / Deutschen Literaturarchivs Marbach; beschäftigte sich als Editor und Autor mit John Haertfield, Karl Kraus, Else Lasker-Schüler, Mechtilde Lichnowsky, Berthold Viertel, Ludwig Greve; ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und Mitglied des PEN.
Im Rahmen einer Festveranstaltung in der Deutschen Nationalbibliothek wird von Oberbürgermeister Burkhard Jung im Juni 2013 der Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig an Friedrich Pfäfflin verliehen. Der Gutenberg-Preis wird seit 1959 aller zwei Jahre – seit 1993 im Wechsel mit der Stadt Mainz – verliehen. Geehrt werden Persönlichkeiten und Einrichtungen, die sich durch hervorragende, beispielgebende künstlerische, technische oder wissenschaftliche Leistungen vor allem in den Bereichen Typografie, Buchillustration, Buchkunstedition und Buchherstellung verdient machen.
 
Ausstellung: 21. Juni bis 29. September 2013
 
Deutsches Buch- und Schriftmuseum
Leipzig

Mi, 20.10.2010

Die Sammlung Levy & Müller von Ralf Schulze

geht an die Internationale Jugendbibliothek in München

Mit der Sammlung Levy & Müller des Ingenieurs und privaten Buchsammlers Ralf Schulze wird der historische Bestand der è Internationalen Jugendbibliothek um eine neue, außergewöhnliche Facette bereichert. Die Sammlung umfasst ca. 500 Kinder- und Jugendbücher des Stuttgarter Verlags Levy & Müller aus den Jahren 1894 bis 1952, ergänzt um zahlreiche Werbemittel wie Ex Libris, Lesezeichen, Postkarten. Sie ist eine einzigartige Rekonstruktion der Buchproduktion eines jüdischen Verlagshauses, dessen Ende mit der Diktatur der Nazis besiegelt wurde.
Der Verlag Levy & Müller (gegründet 1871), spezialisierte sich bereits 1895 auf das Segment der Kinder- und Jugendliteratur. Unter seinem Signet versammelte er nicht nur beliebte zeitgenössische Autorinnen wie Frida Schanz, Elisabeth Halden oder Sophie Wörishöffer, sondern auch Klassiker wie Ludwig Bechstein, Daniel Defoe oder Jonathan Swift.
Mit gut verkäuflichen Titeln zeitgenössischer Bestsellerautorinnen wie „der deutschen Spyri“ Tony Schumacher oder Josephine Siebe mit ihren „Oberheudorfer Buben- und Mädelgeschichten“ und „Kasperle“-Büchern, sowie einem professionellen, modernen Marketing erzielte der Verlag hohe Auflagen und wirtschaftliche Erfolge.
Unter dem Motto „Der Jugend das Beste!“ proklamierte er, nur „sorgfältig vorbereitete, gediegen und künstlerisch ausgestattete Werke“ herzustellen, die einer „strengen Auswahl nach literarischen Grundsätzen“ sowie der scharfen „Prüfung auf Gehalt und pädagogische Anforderungen“ unterlagen.
Das qualitäts- und traditionsbewusste Verlagsprogramm bediente und repräsentierte den Geschmack einer breiten bürgerlichen Leserschaft und gibt damit auch Einblick in die Rezeptionsgeschichte der Kinder- und Jugendliteratur von der Jahrhundertwende bis zum Zweiten Weltkrieg.Damit stellt die Sammlung sowohl buch- und literaturgeschichtlich als auch verlags- und sozialgeschichtlich eine herausragende Quelle für Wissenschaft und Forschung dar.
Unser Mitglied Dr. Friedrich Pfäfflin hatte zur Stuttgarter Antiquariatsmesse im Januar 2010 die è Geschichte des Verlags Levy & Müller und seiner "Arisierung" beschrieben. Dazu hatte er eine Verlagsbibliographie unter Nutzung der Sammlung Schulze erarbeitet.