Der Berliner Antiquar Erich Bürck (geb. 1952 in Baden-Baden) feiert am 5. Juni 2022 seinen 70. Geburtstag. Zunächst war er als Student der Germanistik und Geschichte in Freiburg/Breisgau und Berlin tätig. Die Liebe zum Buch, aber auch die Sehnsucht, den Geldbeutel aufzubessern, machte ihn ab 1980 zum „Fliegenden Antiquar“ mit regelmäßigem Bücherstand an der TU Berlin. Später folgten auch Flohmärkte („Straße des 17. Juni“). Wie viele damalige mobile Händler träumte er vom eigenen Ladengeschäft. Dies wurde endlich 1988 in Schöneberg in der Winterfeldtstraße 44 wahr. Der Verfasser dieser Zeilen erinnert sich noch sehr genau an die ganz eigene Stimmung, die in dem kleinen Verkaufsraum am Nollendorfplatz herrschte. Waren andere Antiquariate eher oftmals stundenlang leer, gab es bei Erich Bürck immer mindestens einen Besucher. Es war eine Art von menschlicher Begegnungsstätte. Hier wurde etwas gepflegt, das anderswo verpönt war: das kultivierte „Schwätzchen“. Enthusiastisch vom Inhaber initiiert, zog es von nah und fern alle angenehmen und unangenehmen „Geister“ an. Es gab ein ungeschriebenes Gesetz, dass man diesen Gedankenaustausch durch Zwischenfragen nicht stören durfte. Bestenfalls nur dann, wenn es um ein kurzfristiges Bezahlen eines Verkaufsgegenstandes ging. „Du musst warten. Ich bin im Gespräch.“ Bekam ich mehr als einmal zu hören. Irgendwann wurde es mir dann aber zu bunt und ich drohte in den üblichen Geschäftsöffnungszeiten nicht noch einmal zu kommen. Das war dann auch gut so. Wir verlagerten unsere Treffen auf abends und hatten dadurch viele schöne Stunden mit tollen Gesprächen. 2013 wurde das Ladengeschäft aufgegeben. Fortan erfolgte der Verkauf über das Internet. Erich Bürck wurde Mitglied der Pirckheimer- und Maximiliangesellschaft, er trat ferner dem Verband der deutschen Antiquare (VDA) und der Giaq (Gründungsmitglied) bei. Unerwähnt dürfen zwei kleine bibliophile Schriften nicht bleiben. Hier fungierte er als Herausgeber: George Orwell: Erinnerungen an eine Buchhandlung (mit Illustrationen von Wilhelm Scharch) und Ernst Jünger: Steglitz 1933 (mit den Illustrationen von Klaus Heidtke). Auf den ersten Blick glaubt man, es handele sich um Publikationen zum Buchhandel, es sind jedoch (versteckte) Texte zum Antiquariatsbuchhandel. Durch die schönen Illustrationen sind sie nicht ganz billige Sammlerstücke (im Internet) geworden. Erich Bürck ist Sammler von Buchhändlermarken, beschäftigt sich mit Vita und Werk von Ernst Jünger, und liebt das gemeinsame Reisen mit Ehefrau Conny durch die ganze Welt. Was nur wenige bisher wussten und jetzt wissen es viele, er ist ein talentierter (Porträt-) Zeichner.
(Michael Eschmann)