Pirckheimer-Blog

Do, 08.08.2013

Der Sammler auf Reisen: Antiquariate in New York

Ein kürzlicher Abstecher nach New York City während meines Urlaubs ist hinsichtlich der Bücherleidenschaft berichtenswert. Ein wenig hatte ich mich darauf vorbereitet und der erste Besuch galt dem angeblich größten Antiquariat der Welt: Strand. Die Eigenwerbung lautet 18 Miles of Books und das kann in dem Riesengebäude schon stimmen. Enttäuschend ist jedoch die eher lieblose Aufschichtung der Buchmassen und Werke in deutscher Sprache kommen so gut wie nicht vor. Ich bin ohne ein Buch gegangen, das kommt bei mir in einem Antiquariat sonst faktisch nicht vor. Einzige "Trophäe": Ein aktuelles Membership Directory der ABAA, so daß ich vor dem nächsten USA-Besuch mal reinschauen kann. Danach habe ich Ursus Rare Books besucht, doch mehr als Schauen und Staunen war dort nicht drin, denn die Preise beginnen im hohen dreistelligen Bereich und gehen auch mal über die 200000 Dollar hinaus. Den aktuellen Katalog durfte ich aber mitnehmen. Ein weiteres Antiquariat (Baumann), von dem ich wußte, daß es noch teurer ist als Ursus, habe ich vorsorglich gleich weggelassen. Dafür bin ich im Argosy (nicht im ABAA) gewesen und das war richtig nett und interessant. In einem Regal "Books about books" habe ich mir aus reichlich vorhandener Lektüre Modern Book Collecting (Robert A. Wilson, 1980) ausgesucht - ein wirklich lesenswertes Buch, in dem der amerikanische Autor (in seinem Besitz ist die umfangreichste Sammlung Gertrud Stein) viele Aspekte des Büchersammelns anschaulich darlegt; weiterhin Understanding Book-Collecting von dem Engländer Grant Uden, ähnlich geschrieben, aber mehr europäische Ausrichtung. Es gab/gibt zahlreiche solche Bücher auf dem amerikanischen Buchmarkt, das war mir so nicht bekannt. Beim Bezahlen habe ich in einer "Kiste" dann doch noch ein IB 461/1A von Hofmannsthal: Gedichte in der ersten Auflage gefunden - kein besonderes Exemplar der Insel-Bücherei, aber es gewinnt für mich durch den Ort des Erwerbs Bedeutung.
(Dr. Michael Steiner)

Berliner Buchnacht

Mi, 07.08.2013

Mit Feuer gegen die Freiheit des Geistes

Am 10. Mai 1933 gedenken Literaturliebhaber einer so genannten „Aktion wider den undeutschen Geist“, bei der in insgesamt 70 Städten in Deutschland öffentlich die Werke verfolgter Schriftsteller verbrannt wurden.
Unser Mitglied Manfred Kujau zeigte in Brandenburg zur Erinnerung an dieses unwürdige Ereignis vom 10. Mai bis zum 8. Juni 2013 in einer Ausstellung zeitgenössische Ausgaben der von den Nationalsozialisten verbotenen Werke aus seiner Sammlung, darunter z.B. eine Ausgabe von Erich Kästner mit Illustrationen von Erich Ohser, aber auch Bücher ausländischen Autoren wie Andersen Nexö, Jack London oder Maxim Gorki. Zeitgleich konnten diese Titel, die auf der schwarzen Liste der Nationalsozialisten standen, in neueren Ausgaben in der Fouqué-Bibliothek entliehen werden.

Da die Bücherverbrennung in Brandenburg erst am 27. Juni 1933 aus Anlass eines Besuchs der Nazi-Führungsriege "nachgeholt" wurde, wurde die Ausstellung am 18. Juni nochmals aufgebaut und wird noch bis zum 10. August 2013 gezeigt.

Ausstellung: noch bis 10.August 2013

Altstädtischer Markt 8
14770 Brandenburg an der Havel

Di, 06.08.2013

Juro Kubicek (1906 - 1970)

Kubicek gehörte zu den Berliner Fantasten nach 1945, die versuchten mit einer Form des Surrealismus die Kriegsgeschehnisse zu verarbeiten. Seine zeitkritischen Collagen für die Zeitschrift Ulenspiegel sowie die freigeistigen Bilder in der Galerie Gerd Rosen machten die Alliierten auf ihn aufmerksam, was im Berlin der Nachkriegsjahre zu erhitzten Gemütern führte. Sogar der russische Kulturoffizier Alexander Dymschitz fühlte sich 1948 in seinem berüchtigten Artikel zum Formalismus in der Kunst bemüßigt, Kubiceks Werke in negativer Absicht mit denen von Pablo Picasso und Karl Hofer zu vergleichen. Zu dieser Zeit gastierte Kubicek jedoch bereits als erster Deutscher Künstler an der University of Louisville in Kentucky in den Vereinigten Staaten. Bei seiner Rückkehr brachten ihm seine Erfahrungen und Kenntnisse erneut viel Aufmerksamkeit, so dass er 1949 das work and art studio im Amerikahaus am Nollendorfplatz eröffnete, um junge Künstler ganzheitlich im Sinne des Weimarer Bauhaus zu unterrichten. Durch seine Kontakte organisierte und ermöglichte er zahlreiche Ausstellungen in Berlin. 1954 erhielt er schließlich eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste, die er bis zu seinem frühen Tod 1970 innehielt.
Hatte Gerd Rosen Kubicek bereits 1947 eine Monographie gewidmet, so folgten aufgrund seiner in Amerika entwickelten Arbeiten zahlreiche Ausstellungen: eine Wanderausstellung zeigte zum Beispiel seine Fotomontagen 1950 in deutschen Amerika-Häusern und 1953 stellte er seine neuen tachistischen Arbeiten in der Zimmergalerie Franck in Frankfurt am Main aus, wo kein Jahr zuvor die Quadriga das deutsche Informell ins Leben rief. 1956 wurde er als Vertreter der zeitgenössischen deutschen Collage neben Hannah Höch, Theodor Werner und Helmut Thoma in der Rose Fried Gallery in New York präsentiert. Niemand anderes als Herta Weseher, die später das geltende Standardwerk zur Collage verfasste, bat Kubicek deshalb um Mithilfe bei der Organisation der deutschen Beteiligung, u.a. der Werke von Hannah Höch. Noch 1966 präsentierte die Galerie Springer in Berlin seine erotischen Collagen.
Kubiceks realistischere Werke entwickelten sich zu immer abstrakteren und freieren Arbeiten. So wandelten sich die Landschaften zunehmend zu einem zweidimensionalen Liniengewirr um dann zu offenen tachistischen Farbfiächen zu werden - und auch die frühen, politischen und damit eher erzählerischen Collagen weichen abstrakt-erotischen Kurven und Formen. Nach und nach kreiert er daraus seine ureigenen Formen, verbindet verschiedene Techniken und entdeckt wieder Raum und Tiefe in der Abstraktion. Ebenso kann er in den späten 60er Jahren seine weiche endlose Linie mühelos mit großflächigen Farbformationen kombinieren. Seine oft rätselhafte Technik, die ein meisterliches Verständnis von Materialien und Oberflächen beweist, ist verbunden mit einer exakten und klaren Ausführung, selbst dort, wo ein Bild getropft, zerrissen oder geworfen scheint. 50 schrieb Kubicek 1945: "ich erstrebe ruhe und ordnung der farbe, der fläche, arbeit des intellekts im malerischen."
Unter seinen Zeitgenossen war Kubicek bekannt und geschätzt. Zu seinem Freundeskreis zählten insbesondere Hannah Höch, Jeanne Mammen, Hans Thiemann und Hans Jaenisch - aber Kubicek war stets über alle Kunstentwicklungen bestens informiert. Neben zahlreichen privaten Sammlungen besitzt u.a. die Berlinische Galerie hochwertige Collagen sowie ein frühes Ölgemälde von Juro Kubicek.
(Dr. Niklas Becker)
 
Ausstellung: 9. Auguist bis 25. Oktober 2013
Vernissage am Freitag, den 9. August um 19:00 Uhr
 
Rotes Antiquatriat und Galerie Cristian Bartsch
Knesebeckstr, 13/14
10632 Berlin

Herzlichen Glückwunsch! Ein Meer von Blumen

Das Klingspor-Museum feiert seinen 60. Geburtstag. Aus diesem Anlaß zeigen wir einen bunten Strauß von Büchern mit Pflanzendarstellungen. Die Motive umfassen ein Spektrum von floraler Ornamentik bei William Morris über die als Bestimmungsbücher gedachten Blumenbücher von Rudolf Koch und Josef Weisz, den zarten Blumenmotiven bei Henri Matisse bis hin zur höchst symbolischen Blütendarstellung im zeitgenössischen Künstlerbuch. 
Floraler Schmuck war äußerst beliebt um die vorige Jahrhundertwende. Als schönstes Beispiel wird die berühmte monumentale Chaucer-Ausgabe der Kelmscott Press präsentiert. Es wurden jedoch nicht nur Ausgaben von Schöner Literatur mit Blumenornamenten geschmückt, sondern auch wissenschaftliche Werke und Ausstellungskataloge. Ein beliebtes Sujet von Kinderbüchern waren personifizierte Blumendarstellungen als handelnde Figuren. In der Ausstellung sind Beispiele des englischen Künstlers Walter Crane und des Schweizer Grafikers Ernst Kreidolf zu sehen.
Pflanzenbücher haben eine lange Tradition. Die ersten Bücher über Pflanzen waren medizinische Bücher, die sich mit der Heilkraft von Pflanzen beschäftigten. Schon in der Antike beschrieb der griechische Arzt Pedacius Dioscorides die ihm bekannten Heilpflanzen. Der italienische Arzt und Botaniker Pietro Andrea Mattioli (1501 – 1577) übersetzte und kommentierte Dioscorides Werk. Eine reich illustrierte Ausgabe von 1565 ist als ältestes Buch der Ausstellung zu sehen. Rudolf Kochs berühmtes Blumenbuch sollte kein botanisches Werk, sondern ein wirklich volkstümliches Buch sein. Es entstand aus Zeichnungen, die Koch fertigte, um für seine Kinder Pflanzen bestimmen zu können. Peter Heckwolf schuf mit seinem „Herbariusum“ ein opulentes Werk im Naturselbstdruck.
Die Symbolik der Blumen findet ihren Niederschlag im Künstlerbuch, wie zum Beispiel in Barbara Fahrners beinah schwerelos wirkendem Unikatbuch „Diese Welt aus Tau“. Den Haikus von Issa stellt sie botanische Zeichnungen von Blüten und Fruchtständen gegenüber und zeigt so die Parallelität von Werden und Vergehen in der Natur mit der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens auf. In kräftigen Farben präsentiert sich Oskar Kokoschkas Frühwerk „Die träumenden Knaben“ Die frühexpressionistische Dichtung beinhaltet Träume von Gewaltphantasien und von der pubertären Liebe zu dem Mädchen Li. Sie sind in den Hintergrund einer von Blumen und Pflanzen bewachsenen, sexuell aufgeladenen Natur eingebettet. Die großflächigen Lithographien lassen zahlreiche florale Motive zum Ornament verschmelzen. In V. O. Stomps Eremiten-Presse erschien 1964 Horst Antes „Stierstädter Gartenbuch“. Die Pflanzen- und Gartengedichte von Dieter Hoffmann, sind auf einen Fond von zarten Pflanzenabdrucken gedruckt und mit Antes‘ Schablonendrucken illustriert. Pablo Picasso schuf mit seinen Lithographien zu Tristan Tzaras Gedicht „De mémoire d’homme“ spielerisch leichte Bilder von Tieren und Pflanzen. Einen weiteren Höhepunkt bilden die von Henri Matisse handschriftlich geschriebenen und mit Lithographien versehenen Gedichte von Charles d’Orléans, die 1950 bei Tériade in Paris erschienen. Die zarten Illustrationen werden stets von freien Interpretationen der königlichen Lilie, dem Wappenzeichen der Bourbonen, begleitet. aaa „Not a rose“ heißt das provokante Werk der deutschen Konzeptkünstlerin Heide Hatry, die in New lebt. Es spielt gekonnt mit der Wahrnehmung zwischen Ästhetik und Ekel. Die abgebildeten „Blumen“ sehen auf den ersten Blick filigran und exotisch aus. Erst auf den zweiten Blick hin wird offenbar, dass die ästhetischen Gebilde aus Tierorganen gefertigt sind.
Zum ersten Mal gezeigt werden farbige Zeichnungen von Else Klingspor aus Privatbesitz.
 
Ausstellung: 27. September bis 24. November 2013
Eröffnung: Sonntag, 27. September 2013, 19 Uhr

è Klingspor-Museum
Herrnstr. 80
63065 Offenbach

Mo, 05.08.2013

Von der Zeichnung zur Übermalung – Eines zum Anderen

Einblicke in das Lebenswerk des Leipziger Grafikers Peter Schnürpel
Am Anfang ist die Zeichnung. Sie gebiert die Radierung, die Lithographie oder den Siebdruck. Die Drucke ruhen mitunter lange, bevor der Zeichner und Graphiker zum Pinsel greift und sie übermalt. Peter Schnürpel ist ein leidenschaftlicher Zeichner, und er ist Leipziger mit Leidenschaft. Dort wurde er 1941 geboren, studierte er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst und lehrte an der Leipziger Universität. Nach seiner Berufung zum Professor war er 1993 in Schneeberg Gründungsdekan des Fachbereiches Angewandte Kunst der Westsächsischen Hochschule Zwickau. In diesem Frühjahr war in der Galerie im Schloss Hinterglauchau unter dem Titel Eines zum Anderen eine Ausstellung mit Arbeiten von Peter Schnürpel zu sehen. Im Berliner Verlag jovis art sind unter gleichem Namen neben einem Buch aus der Reihe Kunstquadrate drei Sammlereditionen erschienen mit Zeichnung, Druckgrafik und Übermalung. Dies ist auf den ersten Blick nichts Besonderes. Es gibt Kunstbücher und Editionen wie Sand am Meer. Je nach Geldbeutel und Geschmack kann der Sammler seine Scheine an der Börse der Kunst anlegen. Aber dort ist Schnürpel nicht gelistet. Er hat keinen Galeristen. Er arbeitet nicht für den Markt. Insofern sind die Editionen von jovis eher Angebote an den Graphikfreak. Der menschliche Körper in seinen Haltungen, Gesten und Bewegungen kann ein Künstlerleben ausfüllen, meint Peter Schnürpel. So gesehen zeigt die Ausstellung im Schloss Hinterglauchau wichtige Teile aus einem Lebenswerk. Läufer – Träger – Tänzer ist der Text von Dieter Gleisberg im Buch zur Ausstellung überschrieben. Drei Worte für fünf Jahrzehnte des Zeichnens, Druckens und Übermalens. Die „Läufer“ laufen von der Aschenbahn auf das Papier. Sie sind gequält im Taumel des Sieges. Die „Träger“ tragen des Anderen Last. Sie tragen den leidenden Freund. Und die „Tänzer“? Es sind schwarze Tänzer. Totentänzer? Das klingt nach apokalyptischer Vision, nach Weltuntergang. Weit gefehlt. Das Thema des Zeichners, Graphikers und Malers Peter Schnürpel ist das Leben, der lebendige Mensch, der Lebensfrohe, der Lebensbejahende. Ob als siegessüchtiger, höchstleistungsfähiger Athlet in jungen Jahren, ob als barmherziger Träger im reifen Alter oder am Ende des Lebens mit dem Tod im Arm im Tanze. Tanz ist Freude. Auch der Totentanz. Schnürpel nimmt mit seiner Kunst den Schrecken vor dem Unausweichlichen. Und er tut dies in Variationen. Indem er „Eines zum Anderen“ fügt und dabei immer wieder neue Ausdrucksmöglichkeiten sucht. „Im Grunde sehe ich Zeichnungen, Drucke und Übermalungen nicht in Konkurrenz zueinander. Sie bekommen im glücklichen Falle je etwas sehr Eigenständiges.“ Das wurde im Schloss Hinterglauchau sehr deutlich und ist in dem im jovis Verlag Berlin erschienenen Buch vorzüglich dokumentiert. Das Buch ist eine der wenigen Publikationen zum Werk des in Altenburg lebenden Leipziger Künstlers. Es enthält neben dem erwähnten Text von Dieter Gleisberg ein Essay des Kunsthistorikers Norbert Wolf, überschrieben mit Exkursionen in die Tiefe. Zu den Übermalungen der Drucke schreibt Wolf: „Es ist verblüffend, wie sie dadurch oft noch an kompositorischer Dichte gewinnen!“ Und Dieter Gleisberg findet in seinen Ausführungen ein schönes Bild für das, was mit einem Druck passiert, wenn Peter Schnürpel zum Maler wird: „Nie folgt der Pinsel ängstlich dem Motiv, sondert umspielt und überformt es wie Gesang das Wort.“
(Klaus Peschel)

Peter Schnürpel: Eines zum Anderen. Mit Texten von Dieter Gleisberg, Thomas Matuszak und Norbert Wolf. Berlin: Jovis, 2012. 64 S., zahlr. Abb. 24 x 24 cm. Hln. (= Kunstquadrate.) 28 Euro. ISBN: 978-3-86859-172-9.

So, 04.08.2013

Anne Hofmann

Anne Hofmann: Osman, der Angler
Aladin Verlag, Hamburg 2013
Gewinnerin des 6. Troisdorfer Bilderbuchstipendiums, einer im deutschsprachigen Raum einzigartigen Initiative der VR-Bank Rhein-Sieg, des Aladin Verlages, des Künstlerhauses Lukas in Ahrenshoop und des Museums Burg Wissem ist die Berliner Illustratorin Anne Hofmann. Eine unabhängige Jury wählte ihr Bilderbuchprojekt mit dem Titel »Osman, der Angler« aus über 80 Einsendungen aus.
Die Ausstellung zeigt die Illustrationen, die Anne Hofmann während ihrer Aufenthalte in der Stipendiatenwohnung des Museums und im Künstlerhaus Lukas gestaltete und verdeutlicht anhand von Skizzen und dem Storyboard den Entstehungsprozess des Buches.
Eine Auswahl weiterer Bilder ermöglicht einen Überblick über Anne Hofmanns sonstiges Schaffen. Kinderarbeiten von Troisdorfer Schülerinnen und Schülern schließlich veranschaulichen ihre Arbeit mit Schulklassen im Troisdorfer Bilderbuchmuseum.
 
Ausstellung: 31. August bis 16. Oktober 2013
 
è Burg Wissem, Bilderbuchmuseum
Burgallee

53840 Troisdorf

Sa, 03.08.2013

Löweneckerchen, Gulliver und Ali Baba

Künstlerbücher und Buchobjekte moderner Künstler aus der Sammlung Reinhard Grüner

Seit mehr als vier Jahrzehnten sammelt unser Mitglied Reinhard Grüner Künstlerbücher und hat eine der größten Sammlungen ihrer Art in Deutschland zusammengetragen. Künstlerbücher sind Kunstwerke in Buchform, die in kleinen Auflagen oder als Unikate erscheinen und die künstlerischen Spielräume zeigen, die das Buch als körperlicher Träger von Texten bietet.
Für die Internationale Jugendbibliothek hat der Sammler eine Auswahl von ca. 80 Künstlerbüchern und Buchobjekten getroffen, die sich auch auf die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen beziehen. Seien es Märchen oder Jugendbuchklassiker, die Beschäftigung mit der Welt der Tiere und Schöpfungsmythen, Abenteuer, Reisen oder Spiele: die thematische Bandbreite ist ebenso groß wie die formale. Zu sehen sind künstlerische und verspielte Bilderbücher mit Zeichnungen, Radierungen und Lithografien, Pop-up-Bücher, Leporelli und Buchobjekte internationaler Künstler, u. a. aus Deutschland, Frankreich, Russland, Tschechien und der Ukraine.
 
Ausstellung: 9. August bis zum 10. November 2013
- verlängert bis 14. Januar 2014 -

Schatzkammer Internationale Jugendbibliothek
Schloss Blutenburg
81247 München

Fr, 26.07.2013

Mut zur Lücke

Mit diesem eher etwas lockeren Ausdruck ist häufig etwas ganz anderes gemeint, hier aber durchaus ernsthaft zu verstehen.
Der amerikanische Autor Jonathan Safran Foer, bekannt auch als begeisterter Vegetarier oder Hollywood-Drehbuchautor, hat mit seinem Buch Tree of Codes das Gebiet der Buchgestaltung für sich entdeckt. Das Buch ist eine Art interaktive Papier-Skulptur: Foer und seine Mitarbeiter nahmen die Seiten eines anderen Buchs und formten daraus durch Ausstanzungen von Textpassagen eine brandneue Geschichte. Für lange Zeit wurde dieses Projekt von jedem angefragten Drucker mit der Bemerkung abgelehnt, dass es nicht herstellbar sei; die belgische Druckerei Keure bewies das Gegenteil. Das Künstlerbuch wird gezeigt von Helga Horschig; sie schildert seine Vorgeschichte und berichtet vom Multitalent Jonathan Safran Foer, der auch der Herausgeber von The New American Haggadah ist.

Freitag, 2. August 2013, 14 Uhr
Eintritt: 2,50 €, Mtgl. 1,50 €

So, 21.07.2013

Prof. Dr. Lothar Lang (20.03.1928 - 20.07.2013)

Unser langjähriges und verdienstvolles Mitglied Prof. Dr. Lothar Lang ist gestern friedlich in der Nacht eingeschlafen. Ein Nachruf folgt in Kürze.

Lothar Lang wird uns in Erinnerung bleiben als ein kritische Wissenschaftler, der frühzeitig bemüht war, den Ost-West-Antagonismus in den Kunstwissenschaften zu überwinden und der sich um die Pirckheimer-Gesellschaft in ganz besonderem Maße verdient gemacht hat, indem er viele Jahre im Vorstand mitarbeitete und die MARGINALIEN herausgeberisch betreute. Er leistete u.a. auch mit dem Pirckheimer-Kabinett auf Schloß Burgk einen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Wahrnehmung buchkünstlerischer Bestrebungen.
Als seine letzte Arbeit hatte Lothar Lang noch einen Katalogtext zur bevorstehenden Ausstellung "der Maler liebt die Einsamkeit" von Felix Furtwängler geschrieben. Elke Lang und der Künstler möchten die Ausstellungseröffnung auf Schloss Burgk nutzen, um allen denen, die Lothar Lang geschätzt haben, Gelegenheit zu geben, Abschied zu nehmen.

Freitag, 16. August, 18 Uhr: Konzert
Samstag, 17. August, 16 Uhr: Ausstellungseröffnung
18 Uhr: Rustikales Dinner in der Schlossküche Sonntag,
18. August, 11 Uhr: Buchpräsentation der Privat Presse Berlin "young, wild & nieuw"
(Anmeldung bei Felix M. Furtwängler erforderlich: 0174/8072070)

Sa, 20.07.2013

Fritz-Reuter-Museum Stavenhagen

Mitglieder und Gäste des Berliner Bibliophilen Abend besuchten heute die Reuterstadt Stavenhagen. Mit nur 70 Minuten Verspätung brachte uns die Deutsche Bahn zum Ziel unserer Exkursion, dem Fritz-Reuter-Literaturmuseum. Das machte eine kurzfristige Umstellung des Programms erforderlich, aber die Teilnehmer konnten sich durch Frau Frau Marit Haferkorn noch ausführlich über Leben und Wirken dieses Schriftstellers, zur Rezeptionsgeschichte seines Werkes und zur Reuter-Forschung in beiden Deutschen Staaten und nach 1990, sowie über die Arbeit des Museums und des Freundeskreises informieren. Anschließend hatten die Teilnehmer Gelegenheit, individuell die Ausstellung in den Räumen des Museums zu betrachten, bevor sich alle um 15:00 Uhr zu einem gemeinsamen Mittagessen zusammenfanden. Nach Spaziergängen durch das hübsche mecklenburgische Städtchen und zum zentral gelegenen Schloss ging es nachmittags wieder zurück nach Berlin.

Fr, 19.07.2013

Fern und nah im Gegenüber

Max Huber
Mit Takashi Kono (1906 – 1999) und Max Huber (1919 - 1992) würdigt das Klingspor-Museum zwei herausragende Grafikdesigner, die ihre Zeit auf höchst unterschiedliche Weise geprägt haben und internationale Beachtung fanden. Die Protagonisten aus Japan und der Schweiz stammen aus Ländern, die maßgebliche Impulse für künstlerisches Plakat und Grafikdesign gaben. Gezeigt werden außerdem Arbeiten der japanisch-schweizerischen Künstlerin Aoi Kono.
Takashi Konos Schaffen übte großen Einfluss auf das japanische Grafikdesign aus. Nach einem Studium an der Schule für Bildende Künste in Tokyo gründete er 1936 sein eigenes Studio. 1937 und 1939 gestaltete er für die Weltausstellungen in Paris und San Francisco Foto-Installationen. Zeigen seine frühen Arbeiten, vor allem für die Zeitschriften „Roningyo“ und „Nippon“, Einflüsse des Art deco, denen er jedoch eine typisch japanische Anmutung gibt, so wirkt seine spätere reduzierte Formensprache piktogrammartig und greift die große japanische Tradition des kunstvollen Zeichens auf. Kono machte sich vor allem in den vierziger bis siebziger Jahren um das Plakat in Japan verdient. Er war mit Mitbegründer der Alliance Graphique Internationale (AGI) in Japan und errang internationale Anerkennung. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet. Max Huber ist ein herausragender Vertreter des schweizerischen Grafikdesigns. Seine Plakate greifen Gestaltungsprinzipien der Elementaren Typographie auf und entwickeln sie zu einer zeitgemäßen Formensprache der Nachkriegszeit. Klare Typografie verbunden mit Fotografie und raffinierten Farbakzenten kennzeichnet sein Plakatschaffen. Er studierte an der Züricher Kunstgewerbeschule, unter anderem bei Alfred Willimann. Viele Jahre arbeitete und lehrte er in Mailand. Seine Arbeiten für das Studio Boggeri sind wegweisend für das moderne italienische Grafikdesign. 1970 zog er ins Tessin, von 1978 bis 1984 lehrte er am Centro Scolastico Industrie Artistiche in Lugano. Seit 1958 war Huber Mitglied der AGI. Aoi Kono (geb. 1936), Tochter von Takashi Kono, wurde früh von ihrem Vater künstlerisch beeinflusst. Nach einem Studium an der Universität für Kunst und Musik in Tokyo ging sie auf Anraten ihres Vaters nach Europa. In Mailand arbeitete sie mit Max Huber zusammen, den sie 1962 heiratete. Aoi Kono schuf Illustrationen für verschiedene Verlage. 1976 hatte sie ihre erste Personalausstellung in Zürich. Kono leitete die Gründung des m.a.x.museo in Chiasso in der Schweiz ein, das den Nachlass ihres Mannes beherbergt.

Ausstellung: 20. Juli bis 8. September 2013
 

Do, 18.07.2013

Salvador Dali

Aquarelle, Handzeichnungen und Druckgrafik zur Weltliteratur (1930 - 1980)

Eine Vielzahl an Zeichnungen, Aquarellen, Gouachen und Druckgrafiken widmete Dalí seinen literarischen Ambitionen und bibliophilen Interessen. Mit seinen Buch-Objekten ,livre-objets‘ setzte Dalí neue Maßstäbe in Gestaltung und Ausstattung der Buchkunst. Die Ausstellung zeigt ausgewählte interpretierende Illustrationen und Bucheinbände zur Weltliteratur.
Durch die Gegenüberstellung von Vorzeichnungen, Zwischen- und Endfassungen, Druckstöcken und Druckplatten aus Holz, Zink, Kupfer und Gold wird der Schaffensprozess anschaulich nachvollziehbar. Die einzelnen literarischen Themen werden jeweils in einer Ausstellungskoje mit Vitrinen und Wandbebilderung vorgestellt.
Zu sehen sind Kostbarkeiten wie die Originalgouache „Caterpillar – Die blaue Raupe“ aus Alice’s Adventures in Wonderland (1968).
Alle Werke stammen aus der privaten Sammlung Kunstgalerien Böttingerhaus Bamberg des international bekannten Experten Richard H. Mayer, der die Ausstellungsobjekte kuratiert und den Katalog mit Texten bereichert. Er konnte schon mehrfach ein großes Publikum begeistern – so brach seine Dalí-Ausstellung „Das Goldene Zeitalter“ anlässlich des 100. Geburtstags des Künstlers 2004 in Moskau alle Besucherrekorde.
 
Ausstellung: 17. Juli bis 15. September 2013

Münchner Künstlerhaus-Stiftung
Lenbachplatz 8
80333 München

Treffpunkt Erasmus

Der Vorstand der Pirckheimer-Gesellschaft hatte auf Anregung unseres Mitglieds Matthias Haberzettl bekanntlich einstimmig beschlossen, dass unsere Gesellschaft das Projekt „Treffpunkt Erasmus“ unterstützt, mit welchem die antifaschistische Vergangenheit unseres Gründungsmitglieds, des Grafikers und Buchillustrators Prof. Werner Klemke, bekannt gemacht werden soll. Dieser hatte, wie erst kürzlich belegt werden konnte, in den Niederlanden während der faschistischen Besetzung zahlreiche Juden vor Deportation und Ermordung bewahrt.
Der hierzu erfolgte
Spendenaufruf erbrachte bislang Spenden in Höhe von  4.426  Euro auf das Konto der Pirckheimer-Gesellschaft (wird ständig aktualisiert).
 
... für weitere Informationen siehe hier!

Im Holzstich gebändigte Energie

Karl-Georg Hirsch und Andreas Brylka. Faszination Holzstich und Buchillustration.
Elemente, 1992
Ist dieser bereits seit 13. Mai Fünfundsiebzigjährige nun der klassische disziplinierte Illustrator, oder doch eher der frei eigene Themen gestaltende Grafiker? Diese schwer zu beantwortende Frage erledigt sich bei dieser Ausstellung von selbst, da sie im Museum für Druckkunst Leipzig als Heimstatt gediegenen Buchdrucks stattfindet. Karl-Georg Hirsch wird hier ausschließlich als der mit hochstilisierter Holzstichakribie arbeitende Buchkünstler gezeigt. Zudem ist sein Ausstellungskomplex mit dem eines zweiten dem Buch verpflichteten Holzstechers verflochten, dem des einst ebenfalls an der Hochschule für Graphik und Buchkunst Leipzig ausgebildeten Hamburgers Andreas Brylka. So entsteht im Vergleich zweier ganz unterschiedlicher Temperamente eine umfassende Schau zur bildkünstlerischen Ausdeutung von Literatur.
Dazu muss man sagen - der Ort der Ausstellung hat es schon in sich. Krabbelt man mühsam zur dritten Etage mit den Ausstellungssälen hoch, absolviert man schon ein Programm des Kennenlernens aller Varianten herkömmlicher handwerklicher Buchherstellung. Beginnend im Hochparterre ist die technische Ausstattung einer Druckwerkstatt alten Stils komplett erhalten. Was in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts noch als Offizin Haag Drugulin und Offizin Andersen-Nexö firmierte, war eine gute Adresse für das Herstellen von Büchern, die häufig genug das auszeichnende Prädikat »schönste« erhielten.
Da nun beide Künstler das im 19. Jahrhundert lediglich als schnöde Reproduktionstechnik verbreitete Stechen in Hirnholz (im Unterschied zum Schneiden in Langfaserholz) pflegen, sind sie hier gut aufgehoben. Und sie zeigen, welche ganz moderne Ausdrucksmöglichkeiten sich darin noch verbergen. Allerdings bleibt der sieben Jahre ältere Andreas Brylka in dem Punkt introvertiert bodenständiger. Sein Prä gilt in alter Kleinmeistertradition der Vignette. Verlässt er dieses ureigenste Terrain, wird er in größeren Formaten schnell mit anderen Meistern wie Werner Klemke oder Aristide Maillol verwechselbar.
Karl-Georg Hirsch dagegen hat nach einer Jugend mit Stukkateurberuf und Radrennsport seine enorme Energiepotenz erst mit der jahrzehntelangen Disziplinierung im akademischen Betrieb gezähmt. »Ich mag es, dass mir das Hirnholz so viel Kraft abnötigt«, meint er selbst dazu. Einerseits differenziert er meisterhaft die Grauwerte im Strichgespinst analog dem grafisch bewegten Schriftbild des von ihm illustrierten Buches. Andererseits birst die Welt seiner oft bizarren Menschengestalten oft geradezu im verqueren Zu- und Gegeneinander. Kontrovers jeder Idylle gegenüber reißt er kuriose bis dämonische Konfliktsituationen auf. Allein der feste Umriss der Buchseite begrenzt die unbändige Bewegungslust der Akteure seiner fast dramatisch zu nennenden Kompositionen.
All das lässt sich, anschaulich verteilt auf vielfältige Rahmungen und Arrangements von Buchbeispielen, in Vitrinen betrachten. Die immer wiederkehrende Anmerkung »Leihgabe Dr. Peter Labuhn« deutet an: Hier zeigt mit dem nun bereits im Ruhestandsalter angekommenen Arbeitsmediziner aus Stendal ein passionierter Sammler von Buchgrafik eine Auswahl aus seinen Beständen. Der enge Kontakt zu dem Künstler entstand, als dieser 1976 bis 2003 vom Dozenten und Werkstattleiter zum Professor und Prorektor der Leipziger Kunsthochschule wurde, und dennoch ununterbrochen selbst entwarf und zeichnete, stach und gestaltete. Allein 24 Exlibris entstanden in der Zeit für das Ehepaar Labuhn.
Mit hier gezeigten Entwurfsskizzen, unveröffentlichten Druckbögen und dem Briefwechsel rundet sich das Bild einer engen Beziehung. Jedes Mal unverwechselbar Hirsch, und immer im nuancenreichen Schwarz-Weiß klassischer Grafik. Welch kritisch-aufklärerischer Geist die für LUBOK, die edition burgart, die Büchergilde Gutenberg oder vor allem für die bibliophile Edition Zwiedruck geschaffenen brandaktuellen Blätter prägt, kommt allerdings hier kaum zum Ausdruck. Holzstich hat doch über alles Technische hinaus eine geistige Dimension.
(Harald Kretzschmar in Neues Deutschland, 17.7.2013)
 
Ausstellung: 9. Juni bis 25. August 2013
 
Museum für Druckkunst Leipzig
Nonnenstraße 38


siehe auch: Karl-Georg Hirsch und Andreas Brylka

Mi, 17.07.2013

Flachware 3

Das offizielle Jahrbuch der Buchwissenschaft der Uni Leipzig geht in die dritte Runde! Diesmal wimmelt es von Jubiläen: Der neue Band beginnt mit Beiträgen zum Thema Buch und Ästhetik und nimmt damit Bezug auf den 250-jährigen Geburtstag der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst im Jahr 2014. Eine Rubrik beschäftigt sich mit zwei Unternehmungen Georg von Holtzbrincks, unter anderem dessen Buchklub im Vergleich zur Büchergilde Gutenberg, die 2014 ihr 90-jähriges Jubiläum begeht. Ein weiteres Themenspektrum widmet sich der realsozialistischen Buchhandels- und Verlagsgeschichte, darunter dem Domowina-Verlag, der 2013 im 55. Jahr existiert. Anschließend werfen die Autoren einen Blick auf Leipziger Nach-„Wende“-Gründungen im Buchwesen. Schließlich dreht sich in der letzten Rubrik alles um den Leser.  Dabei findet auch der Rostocker Buchbasar Platz, der 2014 vor 50 Jahren zum ersten Mal stattfand.

Erscheint im Juli 2013, Broschur 13 x 20 cm, ca. 310 Seiten, ISBN 978-3-95537-107-4, 16,90 Euro

Jonas Plöttner Verlag UG
Marbachstraße 2a
04155 Leipzig

Roland Berger - Harlekinade

Abbildungen von links nach rechts:
»Sketch«, »RolaRola«, »Jongleur mit Kegeln und Kugeln«, »Zauberstab«
Linolschnittgrafiken aus »Harlekinade«, 2010, je 297 x 210 mm
 
Am Donnerstag, den 25. Juli 2013 wird um 17 Uhr im Hotel Leegebruch eine Ausstellung mit Graphiken unseres Mitglieds Prof. Dr. Roland R. Berger aus Hohen Neuendorf eröffnet. Zu den ausgestellten Bildern wird der der Künstler einen begleitenden Text sprechen.
Aus der Graphikfolge lag der Linolschnitt "... und tschüss!" den MARGINALIEN Heft 209 bei.
 
Die Ausstellung wird bis zum 19. November 2013 zu den Öffnungszeiten des Hotels gezeigt.

Hotel Leegebruch
Eichenhof 3
16767 Leegebruch

18. Juli 2013 - Die Kuratorin Frau Liane Protzmann teilt soeben mit, dass die Ausstellung vom Hotel abgesagt wurde! Ausschlaggebend dafür seien kommerzielle Gründe! 

Mo, 15.07.2013

Herzlichen Glückwunsch zum 60sten

Am heutigen Tag gehen unsere Glückwünsche an unseren Schriftführer Ernst Reif aus Reichertshofen, dem wir bereits erlebnisreiche Tage in Ingolstadt verdanken und der auch jetzt schon wieder fleißig dabei ist, unser Jahrestreffen 2014, welches wir gemeinsam mit den Fränkischen Bibliophilen in Bamberg durchführen wollen, vorzubereiten.
Wir wünschen weiterhin viele glückvolle Erlebnisse als Sammler und danken für sein Engagement im Vorstand und vor allem für seine Bemühungen zum Ausbau unsereres Wirkens für das Buch in den südlichen Teilen unseres Landes.

Mo, 08.07.2013

O geliebte Schweiz!

… unter diesem Titel wurde am 30. Juni im Hermann-Hesse-Höri-Museum in Gaienhofen am Bodensee eine Ausstellung eröffnet, die „ein Kapitel deutsch-schweizerischer Literaturbeziehungen“ am „Beispiel Robert Faesi“ beleuchten, wir berichteten. Veranstaltet wird die Ausstellung vom Forum Allmende in Zusammenarbeit mit dem H.H.-Höri-Museum, und kuratiert von unserem Schweizer Pirckheimer-Freund Eduard R. Fueter. Er ist nicht nur ein Pirckheimer sowie Vorstandsmitglied des Forum Allmende, sondern auch ein „Stief-Enkel“ von Robert Faesi: seine Großmutter Jenny Fueter, geborene Weber, heiratete 1915 in zweiter Ehe den Zürcher Germanisten und Schriftsteller.
Robert Faesi (1883-1972) nahm im schweizerischen Literatur- und Geistesleben jener Zeit eine herausragende Stellung ein. Er verband seine Position als Professor für neuere deutsche und schweizerische Literaturgeschichte mit eigener Autorschaft, die sich auf alle Gattungen erstreckte und ihn mit Dichtern wie Gerhart Hauptmann und Rainer Maria Rilke, Thomas Mann und Hermann Hesse in nahe Verbindung brachte. Er war es auch, der, aus Stockholm um ein Gutachten gebeten, Hesse erfolgreich für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen hatte. Die Ausstellung schöpft aus dem reichhaltigen Nachlas s Faesis in der Zentralbibliothek Zürich, um die beiderseitigen Literaturbeziehungen und -abhängigkeiten vor dem Hintergrund der Zeitgeschichte zu verleb endigen. (Aus dem Flyer zur Ausstellung)
Eduard Fueter würdigte seinen „Opa“ mit einer knapp einstündigen, humorvollen und oft persönlich gehaltenen Eröffnungsrede. Er zeichnet auch als Herausgeber des Begleitbuches zur Ausstellung: »O geliebte Schweiz!« Gutach: Drey Verlag 2013 (=Forum Allmende portraits 3.) 63 S. mit Wiedergaben zahlreicher Briefe von und an Faesi, u.a. von Thomas Mann und Hermann Hesse, sowie einen Beitrag zur Biographie Robert Faesis von E. Fueter. (ISBN 978-3-933765-70-3; € 9,- bei Erwerb im Museum)
(Matthias Haberzettl)

Ausstellung: 30. Juni bis 29. September

Hermann-Hesse-Höri-Museum
78343 Gaienhofen/Bodensee, Kapellenstraße 8

Paul Raabe (21.02.1927 - 05.07.2013)

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Paul Raabe
Foto © Uwe Frauendorf
Im Alter von 86 Jahren starb am 5. Juli in Wolfenbüttel der wohl bekannteste Bibliothekar Deutschlands. Jahrzehntelang hat er in führenden Positionen seinem Berufsstand alle Ehre gemacht und dabei verstanden, Impulse mitten in die Gesellschaft hineinzugeben. Als Sohn eines Holzbildhauers am 21. Februar 1927 in Oldenburg geboren, absolvierte er die Ausbildung zum Diplom-Bibliothekar an der Landesbibliothek seiner Heimatstadt, um anschließend in Hamburg Germanistik und Geschichte zu studieren. In Marbach übernahm er 1958 die Leitung der Bibliothek des Deutschen Literaturarchivs und trat in dieser Zeit mit ersten, deutschlandweit wahrgenommenen Ausstellungen an die Öffentlichkeit, am bekanntesten war die über den literarischen Expressionismus, mit einem bis heute viel zitierten Katalog (Expressionismus, 1960). Zwei damals begonnene umfangreiche Bibliographien, Die Zeitschriften und Sammlungen des literarischen Expressionismus (1964) und Die Autoren und Bücher des literarischen Expressionismus (1985), zeugen von Raabes großem Sammlerfleiß und von seiner Fähigkeit, Großprojekte durchzustehen. 1968 ging er als Direktor an die Herzog August Bibliothek nach Wolfenbüttel, die sich unter seiner Leitung zu einer europäischen Studien- und Forschungsstätte für das Mittelalter und die frühe Neuzeit entwickelte. Innerhalb der dezentralen deutschen Nationalbibliothek übernahm Wolfenbüttel die Sammlung von deutschen Drucken des 17. Jahrhunderts. Zahlreiche Bauvorhaben wurden von ihm verwirklicht, ein viel genutztes Stipendienprogramm ins Leben gerufen. Ausstellungen und wissenschaftliche Tagungen fanden statt, Publikationen entstanden in nicht abreißender Folge.

Als Raabe sein Ruhestandsalter erreichte, kamen mit der deutschen Einheit neue große Aufgaben auf ihn zu, die seine früheren Leistungen noch übertrafen. In Halle (Saale) ließ er sich von 1992 bis 2000 als Gründungsdirektor der neubelebten Franckeschen Stiftungen in die Pflicht nehmen. Der gesamte Gebäudekomplex mußte saniert werden, alle Einrichtungen des Hauses waren neu zu konstituieren, die berühmte Barockbibliothek war wieder aufzubauen. Im Rahmen des Jahrestreffens 2011 in Halle konnten die Pirckheimer die gelungene Sanierung bestaunen. Selbst mit dem hallischen Engagement endete seine berufliche Tätigkeit nicht, ein letztes großes Projekt war die von ihm initiierte Bestandsaufnahme national bedeutsamer Kultureinrichtungen in den neuen Bundesländern. Diese in dem „Blaubuch“ der Bundesregierung Kulturelle Leuchttürme (2001; 3. Aufl. 2006) erfaßten kulturellen Institutionen erhalten seither eine besondere Förderung durch Bund und Länder.

Raabes Stimme wurde auch in vielen anderen Gremien und Kuratorien gehört, in denen er Mitglied war, so im Stiftungsrat der Klassik Stiftung Weimar und in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, wo er Berater und Förderer von solchen buchkundlichen Großprojekten wie der Fortsetzung des Literaturlexikons „Goedeke“ war. Raabes Einsatz wurde weithin anerkannt, beruhte er doch neben der unbestrittenen Kompetenz unverkennbar auf Uneigennützigkeit; in Halle soll er ohne Gehalt gearbeitet haben. Würdigungen, Preise und Ehrentitel gingen seit den achtziger Jahren in dichter Folge auf ihn nieder, am bedeutsamsten sind darunter wohl die Ehrenbürgertitel von Wolfenbüttel und Halle.

Trotz der Belastungen durch diese vielen Manageraufgaben wußte Raabe sich immer Freiraum zu halten für eine rege eigene Publikationstätigkeit. Alle Themen, die er anfaßte, behandelte er gründlich, auf Quellenstudium basierend. Ein viel benutztes, häufig nachaufgelegtes Buch von Raabe war bezeichnenderweise die Einführung in die Bücherkunde zur deutschen Literaturwissenschaft (1961), in der er das Handwerkszeug für die literaturwissenschaftliche Forschung didaktisch ausbreitete. Hervorgehoben aus der Fülle seiner Arbeiten seien die schon während des Studiums entstandene Monographie Alfred Kubin. Leben, Werk, Wirkung (1957), das Bekenntnisbuch Die Bibliothek als humane Anstalt betrachtet. Plädoyer für die Zukunft der Buchkultur (1986) und die Erinnerungsbände Bibliosibirsk oder Mitten in Deutschland. Jahre in Wolfenbüttel (1992), In Franckes Fußstapfen. Aufbaujahre in Halle an der Saale (2002), Mein expressionistisches Jahrzehnt (2004) und Frühe Bücherjahre (2007).

(Carsten Wurm)