Pirckheimer-Blog

Mo, 24.06.2013

Prof. Günter Jacobi (24.2.1935 - 22.6.2013)

Foto: Prof. Helfried Strauß
Am Samstag, dem 22. Juni 2013, verstarb Prof. Günter Jacobi (geb. am 24. Februar 1935 in Cottbus). Er war von 1993 bis 2000 u.a. als Professor für Typografie und Druck an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB) tätig.
Günter Jacobi absolvierte zunächst von 1949 bis 1952 eine Schriftsetzerlehre in der Druckerei der Lausitzer Rundschau, Cottbus. Nach seiner Abschlussprüfung war er bis 1958 als Schriftsetzer in Cottbus, Erfurt und Leipzig tätig. 1958 begann Günter Jacobi das Studium bei Prof. Mattheuer und Prof. Pruggmayer an der HGB Leipzig in der Fachrichtung Buchgestaltung und Gebrauchsgrafik. Fünf Jahre später machte er sein Diplom und wurde im Anschluss Künstlerischer Leiter im Mitteldeutschen Verlag Halle an der Saale. Nach einigen Jahren Berufstätigkeit kehrte er 1974 an die HGB zurück und nahm sein Meisterschülerstudium bei Prof. Albrecht Kapr auf.
1983 arbeitete er, nach einer mehrjährigen Assistententätigkeit, als Dozent an der HGB und wurde zehn Jahre später als Professor berufen. Parallel blieb er von 1981 bis 1990 künstlerischer Berater im Mitteldeutschen Verlag. 1989 wurde Günter Jacobi auch Leiter des Institutes für Buchkunst an der HGB. Als Gastdozent ging er 1990 für einige Monate an das Nova Scotia College of Art and Design Halifax (Kanada); Dank seiner Initiative entstand ein regelmäßiger Studentenaustausch zwischen den beiden Kunsthochschulen. Er war 1991 Gründungsmitglied des „Vereins zur Förderung von Grafik und Buchkunst e.V. Leipzig“, der den Walter-Tiemann-Preis für herausragende buchkünstlerische Leistungen initiiert hat. Bis zu seinem Ausscheiden aus der HGB im Jahr 2000 war er außerdem künstlerischer Leiter für die Grafischen Werkstätten (Handsatz, Buchdruck, Fotosatz, Bucheinband, Reproduktionstechnik und Offsetdruck).
1964 wurde Günter Jacobi in den Verband Bildender Künstler der DDR aufgenommen, Mitglied im Bund Deutscher Buchkünstler wurde er 1991. Zahlreiche Kunstausstellungen im In- und Ausland präsentierten seine künstlerischen Arbeiten. 1992 begann er, als Vertreter der HGB, seine Tätigkeit im Kuratorium des Haus des Buches e.V. (Leipzig).
Die Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig trauert um eine prägende Künstlerpersönlichkeit, die bei Lehrenden und Studierenden gleichermaßen höchst geschätzt und anerkannt war.
(Marion Herzberg)

So, 23.06.2013

Wolfgang Würfel

Am 18. Juni wurde im Kinderzentrum Dresden-Friedrichstadt eine Ausstellung mit Arbeiten des gebürtigen Leipzigers Wolfgang Würfel eröffnet. Trotz brütender Hitze waren zahlreiche Zuhörer gekommen, die sich nach den einführenden Reden mit dem Künstler und seiner Frau Karin zum gemeinsamen Rundgang aufmachten. Mit Interesse lauschten sie dem Künstler, der zu vielen Bildern erläuternde Ausführungen zur Entstehung, zur Technik und weiteren Hintergründen gab. Etwas zu kurz gesprungen nur der Titel der Ausstellung „Bilder für das Kinder- und Jugendbuch“ – schon zutreffender der Untertitel „Illustrationen, freie Graphik und Vignetten“, ist doch die Mehrzahl der fast 70 Rahmen mit originaler Graphik (Holzstiche, Federzeichnungen und Schabkartons) bestückt. Dazu Illustrationen in der Technik der Ölgraphik, die von Würfel zusammen mit seinem Freund und Kollegen, Horst Bartsch, vom Ungarn Endre Szász übernommen und weiterentwickelt wurde.
Und es gab nicht nur Graphik und Illustrationen „aus alten Zeiten“ zu sehen. Wolfgang Würfel, der am 31. März seinen einundachtzigsten Geburtstag feierte, ist in seinem Haus in Glienicke nach wie vor mit Pinsel, Feder und Stichel aktiv: so entstanden in den Jahren 2011 bis 2013 Federzeichnungen zu seinem Lieblingsautor E.T.A. Hoffmann (Klein Zaches, Meister Floh).
Im Anschluss an den Rundgang konnten Originalabzüge von Holzstichen sowie Bücher erworben werden, die der Künstler auf Wunsch gern mit einer Widmung versah. Besonders interessant für die Freunde seines Werkes das 2012 in der Berliner Edition Hüne erschienene „Werkverzeichnis der Holzstiche 1951 - 2011“, das auf 236 Seiten auch sämtliche Stiche im Bild wiedergibt (ISBN 978-3-941754-05-8; € 18,95).
Dem langjährigen Organisator der Ausstellungen im Kinderzentrum, Gerhard Tietze, ist in Zusammenarbeit mit seiner Tochter Sylvia und mit dem Künstlerehepaar erneut eine beeindruckende Schau gelungen, deren Besuch für jeden Freund der Graphik und des illustrierten Buches lohnt.
(Matthias Haberzettl)

Ausstellung: 18. Juni bis 17. Oktober 2013, werktags, 8 bis 17 Uhr

Kinderzentrum Dresden-Friedrichstadt
01067 Dresden, Friedrichstraße 38/40

Exkursion nach Brandenburg und Lehnin

Dieses Jahr führte die Jahresexkurion die Regionalgruppe Berlin-Brandenburg nach Brandenburg zu einer Besichtigung des Doms und des Dommuseums, geführt durch Herrn Dr. v. Schnurbein und des Domarchivs, vorgestellt von Dr. Czubatinski. Nach einem Mittagessen im Restaurant An der Dominsel und einem Besuch der Brandenburger Kirche St. Katharien erlebten die Teilnehmer und Gäste das Eröffnungskonzert des Lehniner Musiksommers in der Klosterkirche und eine sachkundige Führung durch Herrn Beyer durch die Klosteranlage. Ein Klick auf das nebenstehende Foto zeigt einige Fotoimpressionen von Abel Doering zur Exkursion. Sollten andere Teilnehmer ebenfalls allseits interessierende Aufnahmen haben, geben Sie diese bitte an info@pirckheimer.org, sie werden dann dem Album hinzugefügt.

Fr, 21.06.2013

Peter Wapnewskis Arbeitsexemplar des Nibelungenliedes

Die Pirckheimer haben es beim Nachlass von Günter Borchmann erlebt, wie binnen vierzehn Tagen eine Wohnung leergeräumt, große Büchermengen sortiert und abtransprtiert werden und ein Teil der gedruckten Schätze pauschal an einen Bücherverwerter gegeben werden mussten. Ähnliches ist wohl auch mit dem Nachlass Peter Wapnewskis passiert, der zu großen Teilen in der Berliner Akademie der Künste gelandet, zu einem kleinen Teil aber auf dem Flohmarkt vor dem Rathaus Schöneberg verhökert worden ist. Dazu gibt es einen Kurzbericht in der Wochenzeitung „Freitag“, der unter hier nachgelesen werden kann.
Dort ist mir das Arbeitsexemplar des Nibelungenliedes aus Peter Wapnewskis Bibliothek in die Hände gefallen, und ich konnte es für einen Euro erwerben. (Wer dort sieben Bücher zugleich kaufte, musste nur für fünf bezahlen.) Peter Wapnewski war berühmt für seine Rezitationen aus dem Nibelungenlied und aus anderen mittelhochdeutschen Literaturtexten, wozu er genau dieses Buch, das wenig auffällig, in gelbem Leineneinband, mit durchsichtiger Folie kaschiert, feilgeboten wurde. Es enthält nicht nur auf dem Titelblatt den Namenszug Wapnewskis, sondern auch viele Anstreichungen, Randbemerkungen, Korrekturen und eingelegte Zettel. Für Nibelungenlied-Spezialisten ist dieses Buch ein Schatz, und da ich kein solcher bin, habe ich mich gefragt, was ich mit dem einzigartigen Stück anfangen soll. Schließlich habe ich es an Frau Susanne Thier, die Leiterin der Bibliothek der Akademie der Künste, weitergereicht, die es sofort nach allen bibliothekarischen Regeln hat aufnehmen und erschließen lassen. Es ist allgemein benutzbar und im Opac zu finden. Wenn man dort unter der Registerkarte „mehr zum Titel“ die Kategorie „Anmerkungen“ anklickt, bekommt man auch alle Beilagen und sonstigen Besonderheiten aufgelistet.
Zwei kleine Besonderheiten aus diesen Beilagen möchte ich erwähnen: den Zeitungsausriss eines Gedichtes von Karin Kiwus, das ein Thema des Nibelungenliedes aufgreift und aktualisiert, und einen Zettel mit einer Notiz Wapnewskis, die in Gedichtform (an Getrude Steins „eine Roe ist eine Rose ist eine Rose“ erinnernd) vom „Ausweg“ handelt. Es schließt mit den Worten „ist aber ein Ausweg auch ein Weg?“
(Ulrich Goerdten)

Do, 20.06.2013

Marx-Schriften ebenfalls im UNESCO-Dokumentenerbe

Die Schriften von Karl Marx wurden in das UNESCO-Register "Memory of the World" aufgenommen, weil diese weltweit einen großen Einfluss auf soziale Bewegungen hatten. Das Manifest der Kommunistischen Partei von 1848 und der erste Band des Kapitals von 1867 wurden in fast allen Sprachen weltweit veröffentlicht. Die beiden Werke sind auch ein eindrucksvoller Beleg für den Schutzbedarf von Dokumenten. Denn die Originale beider Schriften sind verschollen. Vom kommunistischen Manifest exisitiert heute noch eine handschriftliche Seite, die in einem Amsterdamer Archiv lagert, ebenso die von Karl Marx persönlich kommentierte Ausgabe des ersten Bands des Kapitals. Für das UNESCO-Register "Memory of the World" wurden daher die erste Seite eines handschriftlichen Manuskripts des "Manifests" von Karl Marx und seine persönliche Ausgabe des "Kapitals" mit seinen eigenen Anmerkungen ausgewählt.

Reihenweise – folgenreich: aus der Arbeit eines Serien-Täters

Die Ehrung mit dem Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig für unser Mitglied Dr. phil. h.c. Friedrich Pfäfflin ist Anlass für die Präsentation „Reihenweise – folgenreich: aus der Arbeit eines Serien-Täters“ in der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig. Als engagierter Büchermacher ersinnt der Preisträger Pfäfflin seit einem halben Jahrhundert reihenweise Buchserien.


Mit einer gelungenen Verbindung von klassischer Typografie und experimentell-spielerischem Umgang mit Schrift, subtilem Materialeinsatz, Mut zur Farbigkeit und Detailfreude erfindet Pfäfflin ästhetische Konzepte für die literatur- und verlagsgeschichtlichen Themen und Dokumente, die er als Redakteur, Herausgeber und zu einem beträchtlichen Teil auch inhaltlich verantwortet. Dabei sticht die Ideenvielfalt des Serien-Täters besonders in der Covergestaltung seiner Buchreihen heraus.
Zu den wichtigsten Serien-Taten von Friedrich Pfäfflin, die in Auswahl gezeigt werden, gehören die Nachrichten aus dem Kösel-Verlag nebst Sonderhefte (1963 bis 1972), 100 Ausgaben des Marbacher Magazins (1976-2000), 27 Bände der Marbacher Kataloge, 52 Marbacher Spuren-Heften, die Bibliotheca Bodmeriana in Cologny bei Genf (2001-2003), die Veröffentlichungen des Lyrik Kabinetts München (seit 1999), Ulrich Keichers Drucke der Bibliothek Janowitz (seit 2001) und die Ausstellungskataloge des Verbandes Deutscher Antiquare (seit 2007).
Der Preisträger Pfäfflin, 1935 geboren, war Mitarbeiter – auch Lektor – bei bekannten Verlagen und Buchhandlungen in Stuttgart, Hamburg, Paris, Tübingen, München; Leiter der Museumsabteilung des Schiller-Nationalmuseums / Deutschen Literaturarchivs Marbach; beschäftigte sich als Editor und Autor mit John Haertfield, Karl Kraus, Else Lasker-Schüler, Mechtilde Lichnowsky, Berthold Viertel, Ludwig Greve; ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und Mitglied des PEN.
Im Rahmen einer Festveranstaltung in der Deutschen Nationalbibliothek wird von Oberbürgermeister Burkhard Jung im Juni 2013 der Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig an Friedrich Pfäfflin verliehen. Der Gutenberg-Preis wird seit 1959 aller zwei Jahre – seit 1993 im Wechsel mit der Stadt Mainz – verliehen. Geehrt werden Persönlichkeiten und Einrichtungen, die sich durch hervorragende, beispielgebende künstlerische, technische oder wissenschaftliche Leistungen vor allem in den Bereichen Typografie, Buchillustration, Buchkunstedition und Buchherstellung verdient machen.
 
Ausstellung: 21. Juni bis 29. September 2013
 
Deutsches Buch- und Schriftmuseum
Leipzig

Mi, 19.06.2013

Lorscher Arzneibuch ist UNESCO-Welterbe

Das „Lorscher Arzneibuch“ der Staatsbibliothek Bamberg wurde in das Register des Weltdokumentenerbes aufgenommen. Es ist das älteste medizinische Buch des abendländischen Mittelalters. Es entstand Ende des 8. Jahrhunderts in der südhessischen Benediktinerabtei Lorsch.
Die Handschrift stellt einen Meilenstein in der Medizingeschichte dar, ein einzigartiges Zeugnis für die Neubewertung der antiken Medizin im Zuge der karolingischen Renaissance unter Karl dem Großen. Es verbindet erstmals die Erkenntnisse der antik-heidnischen Medizin mit christlichen Glaubensinhalten. Seither galt die Behandlung Kranker nicht mehr als unstatthafter Eingriff des Menschen in den Heilsplan Gottes, sondern als Akt christlich gebotener Nächstenliebe.
Das „Lorscher Arzneibuch“ ist als Nachschlagewerk und einführendes Lehrbuch angelegt. Es versammelt auf 150 Seiten verschiedenartige medizintheoretische und medizinpraktische Schriften in lateinischer Sprache. Der Hauptteil besteht aus 482 Arzneimittelrezepten. Nachträge und althochdeutsche Randbemerkungen zeugen von intensiver Benutzung im 9. und 10. Jahrhundert.

Di, 18.06.2013

Dr. Fritz Jüttner - Als die Römer frech geworden …

Heute trafen sich Mitglieder des BBA und Gäste in der Villa Oppenheim, um sich unter dem Motto des bekannten Liedes von Joseph Victor von Scheffel, populär geworden mit der Melodie von Ludwig Teichgräber, unter kundiger und humorvoller Führung durch unser Mitglied Dr. Fritz Jüttner auf einen bibliophilen Streifzug durch zwei Jahrhunderte deutscher Arminius-/Hermann-Dichtung zu begeben.
Am Beginn stand der voluminöse Barockroman Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann ... von Daniel Casper von Lohenstein, erstmals postum 1689/90 publiziert, hier in der zweiten, verbesserten Ausgabe von 1731 vorgestellt. Zur Freude der Zuhörer zitierte der Vortragende den umständlichen Titel ebenso wie den Beginn der seitenlangen Begründung für die Neuausgabe. Es folgten Johann Elias Schlegel mit seinem erstmals 1743 in Johann Christoph Gottscheds Deutscher Schaubühne erschienenen Trauerspiel Herrmann und Christoph Otto von Schönaich mit seinem Heldengedicht Hermann, oder das befreyte Deutschland in den Auflagen von 1751 und 1753, bis der Referent endlich, wie allgemein natürlich erwartet, ausführlich auf seinen Lieblingsautor zu sprechen kam: Friedrich Gottlieb Klopstock mit seinen drei Dramen-Bardieten - Hermanns Schlacht (1769), Hermann und die Fürsten (1784) und Hermanns Tod (1787). Aus der reichen Bardenliteratur rezitierte Fritz Jüttner Verse aus den Bardengesängen von Michael Denis ("Sined, dem Barden") und Karl Friedrich Kretschmann ("Rhingulph, dem Barden"). Am Ende des bibliophilen Streifzugs standen Heinrich von Kleists Drama Die Hermannsschlacht, erstmals 1821 von Ludwig Tieck publiziert, und das gleichlautende Drama von Christian Dietrich Grabbe in der Erstausgabe von 1838. Von allen besprochenen Werken lagen die Originalausgaben vor.
Zum Abschluss wurde dann noch der Wunsch geäußert, dass alle Teilnehmer an der kommenden Exkursion das mottogebende Scheffel-Lied singen werden - alle Hörer versprachen zu üben.
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Mo, 17.06.2013

Bertolt Brecht - Gechichten vom Herrn Keuner

Heute hatte ich wieder einmal etwas ganz Besonderes für meine Brecht-Sammlung in meinem Briefkasten - ein kleines, 48 Seiten starkes Heft mit einer Auswahl aus den Keuner-Geschichten, hervorragend gestaltet und illustriert von Studierenden des Wintersemesters 2012/13 der Klassen Zeichnen, der Fachklasse Illustration und des Masterkurses DKS der Hochschule Augsburg in der Fakultät für Gestaltung. Die Illustration des Umschlages (Abb.) erfolgte von Prof. Mike Loos.
Der Titel wurde von Katharina Bitzl gesetzt, bei Gerhard Hajek (Augsburg) gedruck und erschien in limitierter und nummerierter Auflage.
Ganz herzlich darf ich mich bei unserem Mitglied Matthias Haberzettl, der mich auf diese Edition aufmerksam machte und beim Initiator dieses Projekts, Herr Kurt Idrizovic, dem Inhaber der "Buchhandlung Am Obstmarkt" in Augsburg für diese gelungenen Ausgabe bedanken.
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Fragen an Ulrich Goerdten

Ulrich Goerdten wurde im Januar 1935 als Sohn eines Landpfarrers in Teuchern in Sachsen-Anhalt geboren. Nach der Übersiedlung in die Bundesrepublik Mitte der 1950er Jahre studierte er in Münster und West-Berlin Germanistik, Latein, Griechisch und Philosophie. Über knapp drei Jahrzehnte, bis zum 1998 erfolgten Eintritt in den Ruhestand, war er im Bibliotheksdienst an der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin beschäftigt. Seit 1991 betreibt Goerdten, der selbst mit literarischen und literaturwissenschaftlichen Publikationen hervorgetreten ist, einen Kleinverlag in Bargfeld bei Celle. Am 7. Juni wurde Goerdten in Gera zum neuen Vorsitzenden der seit 1956 bestehenden Pirckheimer-Gesellschaft gewählt, die aktuell rund 450 Mitglieder zählt.

Herr Goerdten, wie lässt sich der gegenwärtige Zustand der Pirckheimer-Gesellschaft aus Ihrer Sicht beschreiben?
Ulrich Goerdten: Die Pirckheimer befinden sich in einer Konsolidierungs- und Wachstumsphase. Die Finanzierung der "MARGINALIEN" und der Jahresgaben ist stets neu zu sichern. Die regionalen Pirckheimer-Gruppen, deren Hauptzahl in den "Neuen Bundesländern" angesiedelt ist, arbeiten eng zusammen mit den Neugründungen in den "Alten Bundesländern". Die Veranstaltungen, Besichtigungsfahrten und Jahrestreffen sind gut besucht und verlaufen in anregender und lebendiger Atmosphäre. Die Gesellschaft ist gut lebensfähig und hat das Potential, sich weiterhin positiv zu entwickeln. ...
Was sind Ihre Pläne als Vorsitzender?
Meine Vorgänger im Amt haben vorzügliche Arbeit geleistet, und ich könnte mich darauf beschränken zu sagen, dass ich im gleichen Geiste weiterwirken will. Ich hoffe aber, dass ich auch eigene Impulse geben kann. Das wichtigste Ziel ist die Integration der verschiedenen "Richtungen" und Tendenzen, Ost und West müssen noch mehr zusammenwachsen. Jüngere Leute müssen für die Pirckheimer gewonnen werden. Das wird nur gelingen, wenn der traditionelle Sammel-Kanon erweitert wird, wenn neuere Entwicklungen in den Künsten einbezogen werden und wenn der Blick etwas mehr auf das einschlägige Geschehen im Ausland gerichtet wird. ...
(Interview: Björn Biester)
 
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Harry Graf Kessler. Kosmopolit, Dandy, Kunstmäzen, Diplomat, Zeitzeuge und Pressendrucker

Edvard Munch.
Harry Graf Kessler. 1906
Harry Graf Kessler gehört zu den faszinierendsten Persönlichkeiten des deutschen Kunst- und Kulturlebens vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts. Als Kosmopolit verkehrte er mit zahllosen bedeutenden Persönlichkeiten in Kunst, Kultur, Gesellschaft und Politik im Europa seiner Zeit - sein Adressbuch soll 10.000 Einträge umfasst haben. Seine berühmten Tagebücher geben Zeugnis vom Geistesleben einer Epoche und unterstreichen Kesslers große Bedeutung als Zeitzeuge. Maßgeblich förderte er die Kunst der Moderne als Mäzen und Ausstellungskurator. Als einer der Entrepreneure der Buchkunst setzte er mit den Künstlerbüchern seiner Cranachpresse Maßstäbe. Martina Weiß beleuchtet das Leben Graf Kesslers und zeigt sein buchkünstlerisches Wirken.
 

Freitag, 5. Juli 2013, 14 Uhr
Eintritt: 2,50 €, Mtgl. 1,50 €

So, 16.06.2013

„O geliebte Schweiz!“

Ein Kapitel deutsch-schweizerischer Literaturbeziehungen.
Das Beispiel Robert Faesi
 
Wie die Beziehungen Deutschlands zur Schweiz generell, waren auch die deutsch-schweizerischen Literaturbeziehungen im 20. Jahrhundert besonderen Belastungen ausgesetzt. Einen ersten Wendepunkt in der weithin deutschfreundlichen Haltung der Schweiz zum übermächtigen Nachbarn markierte Carl Spittelers Aufruf „Unser Schweizer Standpunkt“ von 1914, der eine Besinnung auf die Neutralität des Landes einforderte. Nach 1933 trübten sich die Beziehungen zusehends ein – bis hin zur bewussten Abgrenzung der Schweiz durch die „Geistigen Landesverteidigung“ während des Zweiten Weltkriegs. Erst nach 1945 konnte, nicht zuletzt dank der Bedeutung des deutschen Marktes für Schweizer Autoren und Verlage, wieder ein neues Kapitel der gegenseitigen Beziehungen aufgeschlagen werden.
Unsere Ausstellung geht den angedeuteten Krisen, Verwerfungen und Belastungen anhand des Nachlasses des Zürcher Germanisten und Schriftstellers Robert Faesi (1883–1972) nach, der im schweizerischen Literatur- und Geisteslebens jener Zeit eine herausragende Stellung einnahm. Er verband seine Position als Professor für neuere deutsche und schweizerische Literaturgeschichte mit eigener Autorschaft, die sich auf alle Gattungen erstreckte und ihn mit Dichtern wie Gerhart Hauptmann und Rainer Maria Rilke, Thomas Mann und Hermann Hesse in nahe Verbindung brachte. Nicht minder erwähnenswert ist Faesis großer Einfluss auf die maßgebenden literarischen Institutionen der Schweiz; er war es auch, der, aus Stockholm um ein Gutachten gebeten, Hesse erfolgreich für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen hatte. Unsere Ausstellung schöpft aus dem reichhaltigen Nachlass Faesis in der Zentralbibliothek Zürich, um die beiderseitigen Literaturbeziehungen und -abhängigkeiten vor dem Hintergrund der Zeitgeschichte zu verlebendigen.
 
Eine Ausstellung von FORUM ALLMENDE in Zusammenarbeit mit dem Hermann-Hesse-Höri-Museum, Kurator: Eduard R. Fueter
 
Vernissage: 30. Juni 2013, 11.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 30. Juni bis 29. September 2013
 
Hermann-Hesse-Höri-Museum
Gaienhofen, Bodensee

Fr, 14.06.2013

Manfred Neumann zum 75. Geburtstag

aufgezeichnet - mit Bleistift, Kreide, Tusche und Druckfarbe
 
1938 in Gross Weissensee (Ostpreußen) geboren
1952 - 1955 Malerlehre
1956 - 1959 Studium an der Fachschule für angewandte Kunst in Heiligendamm
1959 - 1964 Studium an der Hochschule für bildende Künste in Dresden
1966 Beginn der freiberuflichen Tätigkeit, Mitglied des VBK der DDR
1978 Heinrich-von-Kleist-Kunstpreis des Rates des Bezirkes Frankfurt (Oder)
1990 - 1997 Mitglied des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstler

Ausstellung 15. Juni bis 18. August 2013

Burg Beeskow

Do, 13.06.2013

Wege zur Unsterblichkeit

KOSTBARKEITEN ALTÄGYPTISCHEN TOTENKULTS
 
Was kommt nach dem Tod? Diese Frage beschäftigt die Menschen seit Anbeginn der Zeiten. Eine besonders eindrucksvolle Antwort wurde im Alten Ägypten gegeben: Kunstvolle Masken, farbenfrohe Mumienportraits und magische Texte bezeugen in der Ausstellung im Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek Jahrtausende alte und vielfältige „Wege zur Unsterblichkeit”.
Im Mittelpunkt der mehr als 80 Exponate umfassenden Schau stehen die einzigartigen altägyptischen Totenbuch-Rollen der Papyrussammlung, die zum UNESCO-Weltdokumentenerbe gehört. Mit ihrer beachtlichen Länge von mehreren Metern zählen sie zu den beeindruckendsten Überlieferungen ägyptischer Jenseitsliteratur. Das ausgestellte Totenbuch des Sesostris aus dem 15. Jh. v. Chr. ist gleichzeitig das älteste Objekt aus den wertvollen Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek. Seine Zaubersprüche, Beschwörungsformeln und liturgischen Anweisungen führten damals die Verstorbenen zur letzten Prüfung vor dem Weiterleben im Jenseits – dem Totengericht. Heute gestatten sie uns einen faszinierenden Blick ins geheimnisvolle Land am Nil.
 
Ausstellung: 14. Juni 2013 – 2. Januar 2014
 

die Doppelnummer von AdA ist im Druck

Das Heft 3-4/2013 "Aus dem Antiquariat" mit dem ersten Teil eines Artikels von Sarah Diag zu Firmengeschichten Leipziger Antiquariate nach 1945, sowie mit Beiträgen von Christoph Gasser, Hanns Lindner, Ralph Alexander Schippan, Reinhard Klimmt, Roland Jaeger, Otto W. Plocher und anderen erscheint am 24. Juni.
 
... weitere Informationen hier

Di, 11.06.2013

Dieter Goltzsche - Werkverzeichnis

Einladung zur Subskription

Werkverzeichnis der Siebdrucke 1966 - 2013

Das Boot, 2013
Nachdem Werkverzeichnisse der Radierungen, Holz- und Linolschnitte der Jahre 1953–1977 und 1977–2000 sowie der Lithographien 1956–1996 vorliegen, erscheint nun das Werkverzeichnis der Siebdrucke 1966–2013.
Es wurde von Sigrid Walther bearbeitet und wird ebenfalls im MCM ART Verlag Berlin erscheinen. Damit wird eine weitere Facette des grafischen Schaffens von Dieter Goltzsche zusammenfassend sichtbar.
Das Werkverzeichnis umfasst auf 120 Seiten 230 Arbeiten in Siebdruck, die jeweils farbig abgebildet und beschrieben werden.
In Ausstattung und Format (Hardcover, 20 x 21 cm) folgt das Verzeichnis den im MCM ART Verlag bereits vorgelegten Werkverzeichnissen der Lithographien und der Radierungen.
Bis zum  20. Juni 2013 gelten folgende Angebote zur Förderung des Werkverzeichnisses der Siebdrucke:

1. Normalausgabe zum Subskriptionspreis von € 28,00 (späterer Ladenpreis € 35,00)
2. Vorzugsausgabe mit 1 Originalsiebdruck, farbig, bezeichnet u. signiert zum Subskriptionspreis von € 100,00 (späterer Ladenpreis € 130,00) zur Wahl Auflage je 30 Exemplare:
Motiv A: Tanz, 2013
Motiv B: Monde, 2013
3. Förderausgabe mit 1 Originalsiebdruck, farbig, bezeichnet u. signiert (Motiv C: Das Boot, 2013)
und 1 Zeichnung/Aquarell, bezeichnet u. signiert
zum Subskriptionspreis von € 250,00

(nach Ablauf der Subskriptionsfrist nicht mehr erhältlich)

Bestellformular

Frans Haacken - Zeichner zwischen 3 Welten

Das Frans-Haacken-Buch von Till Schröder, welches 2012 auch die Jahresgabe des BBA war, in den MARGINALIEN als hervorragende "bibliographische Expedition" besprochen wurde und auch im Blog der Pirckheimer-Gesellschaft Ende letzten Jahres vorgestellt und hoch gelobt wurde, hat am 8. Juni 2013 den European Design Preis 2013 in Silber in der Kategorie Book Layout erhalten. Zu Recht, wie wir meinen und deshalb auch Glückwünsche aus unseren Reihen!

Fotos vom Jahrestreffen in Gera und Greiz

Durch Klick auf das nebenstehende Foto gelangen Sie zu einigen Fotoimpressionen unseres Jahrestreffens von Abel Doering. Sollten Sie ebenfalls allseits interessierende Aufnahmen haben, geben Sie diese bitte an info@pirckheimer.org, sie werden dann dem Album hinzugefügt.

Speisekarte zum Jahrestreffen

Zum Jahrestreffen wurde für alle Teilnehmer eine Speisekarte von Horst Hussel gestaltet. In einer Auflage von jeweils 30 Exemplaren erschienen 3 Motive, die durch Klick auf nebenstehende Abbildung betrachtet werden können. (Bei dieser Abb. wurden alle drei Motive auf eine Unterlage montiert.)
Für Sammler und Freunde von Graphik dieses Künstlers stehen noch einige wenige Exemplare zum Preis von 20 € zur Verfügung, die beim Schatzmeister bestellt werden können.

Mo, 10.06.2013

Orges welttheater

Foto © Vogtlandspiegel
Georg "Orge" Zurawski (r.) und Volkmar Häußler demonstrieren am Rande der Vernissage zu Horst Sakulowskis "Non Finito" eine der Gaben der Pirckheimer-Gesellschaft zum Jahrestreffen in Gera und Greiz. Der Einblattdruck mit dem Text "Orges welttheater" der Lyrikerin und Direktorin der Forschungs - und Gedenkstätte Heinrich Schütz, Ingeborg Stein, enthält einen Holzschnitt von Erik Buchholz, Maler und Ortsteilbürgermeister in Gera, und wurde im Bleisatz und Handpressendruck von Harald Weller, Berlin, in einer nummerierten Auflage von 90 - 30 h.c. Exemplaren gedruckt.