Pirckheimer-Blog

Christiane Grewe

Di, 19.09.2023

Schloss Friedenstein, Blick zur Ostseite, wo sich die Forschungsbibliothek befindet. | © Peter Arlt
Die Jubiläumsausgabe 250 der "Marginalien" – hier samt originaler Grafik-Beilage, dem Kupferstich "Il bulino" vom Meister Baldwin Zettl. | © Till Schröder
Plakate künden schon vom großen Ereignis: dem 50. Pirckheimer-Jahrestreffen in Gotha. | © Peter Arlt

In Gotha: Von Dürer bis Theremin

50. Jubiläumstreffen der Pirckheimer-Gesellschaft in Gotha

Im Januar 1957 erschien im Ostteil Berlins ein unscheinbares Heftchen von 16 Seiten Umfang: Marginalien – Blätter der Pirckheimer-Gesellschaft. Was sich da um „Buchmenschen“ wie Wieland Herzfelde, Arnold Zweig und Werner Klemke gegründet hatte, war eine kleine Sensation: ein Hort für Büchersammler, Grafik- und Exlibrisfreunde, kurz – für Bibliophile. Ein Wort und eine Tradition, die die junge DDR eigentlich als vermeintlichen Auswuchs bürgerlichen Dünkels ablehnte. Es erwuchs eine Buchkunst fördernde Gemeinschaft aus heute über 600 Mitgliedern mit lebendigen Regionalgruppen, Jahrestreffen, Buchpublikationen, Grafikeditionen und immer noch den quartalsweise erscheinenden Marginalien, mittlerweile pro Ausgabe 128 Seiten und eine Originalgrafik zeitgenössischer Künstler umfassend, mit einer gesamtdeutschen Redaktion.

In Gotha nun trifft sich die Gesellschaft vom 22. bis 24. September zu einem Jubiläum. Die Bücherfreunde feiern ihr 50. Jahrestreffen. Nicht ohne Grund in Gotha: Einer ihrer Mitgründer, Max Frank, war in den 1960er Jahren Direktor der Forschungsbibliothek Gotha, und schon in eben jener Auftaktausgabe der Marginalien stellte man anlässlich der sowjetischen Rückgabe der Kriegsbestände nach Thüringen eine Vermutung an: „Ihrem Charakter nach wird die Gothaer Bibliothek Schwerpunktaufgaben übernehmen, die weder in der Deutschen Demokratischen Republik noch in der Bundesrepublik gepflegt wurden. Sie wird einen Typ erneuern, der bisher als abgetan galt: die Gelehrtenbibliothek.“ Wie steht es denn nun um diese „Gelehrtenbibliothek“ 66 Jahre später? Dieser Frage gehen die Teilnehmer des Treffens unter anderem nach. Die Bibliothek öffnet exklusiv ihre Türen zu Schätzen wie orientalischen Handschriften islamischer Gelehrsamkeit, mittelalterlich illuminierten Handschriften, seinem UNESCO-gefeierten Weltdokumentenerbe.

Auf dem Programm steht noch mehr: Mit einem Harfen-Konzert in der Schlosskirche tauchen Besucher am Freitag, dem 22.9., ein in die Musik der Zeit Willibald Pirckheimers, Namenspatron der Gesellschaft. Der Nürnberger Humanist und Büchersammler war ein enger Freund Albrecht Dürers. Dass dieser Pirckheimer mehrfach porträtierte, zeigen Kupferstiche im Spiegelsaal des Schlosses, die dort Kupferstichen von Baldwin Zettl begegnen. Der Künstler Thomas Offhaus stellt im Kunstforum seine exklusiv für das Treffen geschaffene Grafik vor, unter anderem mit einer Performance am Theremin, dem sphärisch-klingenden Avantgarde-Instrument der 1920er Jahre, vielen nur noch aus Soundtracks utopischer Filme ein Begriff. Die Teilnehmer durchstreifen die Gothaer Altstadt, begrüßt und geführt durch Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch.

Zwei weitere Programmpunkte sind offen für jeden Interessierten: Am Samstag, dem 23.9. um 14.30 Uhr eröffnet der Gothaer Professor Peter Arlt die von ihm kuratierte Ausstellung originalgrafischer Neujahrsgrüße im Spiegelsaal von Schloss Friedenstein mit Grafiken von Künstlern wie Klaus Süß, Egbert Herfurth oder Hans Ticha. Und im Anschluss führen ab 15.30 Uhr der Darmstädter Physik-Professor Norbert Grewe und seine Frau Christiane im Vortrag durch ihre in 50 Jahren entstandene gemeinsame Sammlung an Buchkunst von Jugendstilillustration über Künstlerbücher und Pressendrucken bis Science-Fiction. Für Pirckheimer sind Bücher nicht nur Wissensspeicher. Sie sind auch Zeugen – von Epochen, Haltungen, Gestaltungsmoden und Vorbesitzern. Bücher atmen lebendige Geschichte. Die Pirckheimer lieben Bücher genau aus diesen Gründen. Eine lebendige Gesellschaft von Kunstinteressierten feiert in Gotha Wirkung und Ästhetik des Buchs in Zeiten digitalen Wandels. Mehr zu Programm und Teilnahmebedingungen für die Tagung finden sich auf der Webseite der Pirckheimer: www.pirckheimer-gesellschaft.org.

(Till Schröder)

Di, 17.01.2023

Im ehrwürdigen Gotha (hier: Schloss Friedenstein) findet vom 22. bis 24. September das Jahrestreffen 2023 der Pirckheimer-Gesellschaft statt.

Jahrestreffen der Pirckheimer-Gesellschaft 2023 in Gotha

Nach der letzten Zusammenkunft in Oldenburg 2022 empfängt dieses Jahr die Pirckheimer das thüringische Gotha. Vom 22. bis 24. September feiern wir in der alten Residenzstadt ein Jubiläum: Es ist das 50. Jahrestreffen unserer Gesellschaft, organisiert durch Peter Arlt. Das erste Treffen dieser Art fand 1972 in Dresden statt. Gotha bietet Führungen durch die Forschungsbibliothek Gotha, eine musikalische Reise in der Schlosskirche zu Willibald Pirckheimer und seinen Zeitgenossen mit Sabine Lindner, Bildende Kunst und Musik von Thomas Offhaus, eine Ausstellung im Spiegelsaal mit Neujahrsgrafiken aus fünf Jahrzehnten der Sammlung Peter Arlt, und auch das Sammlerpaar Christiane und Norbert Grewe gibt im Vortrag und Gespräch Einblicke in ihre Buch- und Grafikschätze. Das endgültige Programm und die Modalitäten der Anmeldung werden bis zum Frühsommer auf der Internetseite der Pirckheimer und in Heft 249 (Ausgabe 2023/2) der Marginalien, der Zeitschrift unserer Gesellschaft, veröffentlicht. 

(Till Schröder)

Fr, 05.08.2022

Vordercover der von Klaus Ensikat gestalteten Ausgabe
Doppelseite samt Illustration von Horus Engels in der Ausgabe von 1957
Schuber und Einband der Houghton-Mifflin-Ausgabe

Bibliophiles des Monats: Kleiner Hobbit

Wer im Internet nach Exemplaren des neben Der Herr der Ringe bekanntesten phantastischen Romans Der kleine Hobbit des akademischen Autors J. R. R. Tolkien sucht, wird bei den deutschen Ausgaben, neben Erzeugnissen der eigens für dieses Genre im Ernst Klett Verlag gegründeten Hobbit-Presse, zunächst auf das 1971 im Georg Bitter Verlag erschienene Buch treffen, welches von Klaus Ensikat in markanten Bildern illustriert wurde. 

Weniger bekannt ist geworden, dass die erste deutsche Übersetzung dieses in England schon 1937 publizierten phantastischen Märchens bereits 1957 im Recklinghausener Paulus Verlag unter dem Titel Kleiner Hobbit und der große Zauberer erschienen ist. Dieses in gelbes Leinen mit kleiner Deckelvignette gebundene und mit einem in weiß-blauen Farben bebilderten Schutzumschlag umkleidete Buch im Format 19,3 x 13,2 cm findet man tatsächlich nur recht selten, und es wird von Sammlern sehr gesucht.

Horus Engels hat den Umschlag und viele Federzeichnungen für den Textblock entworfen, welche mit schwarzen Teilflächen akzentuiert sind und insgesamt einen kindgerechten Stil pflegen. Satz und Druck wurden von W. Bitter besorgt, und es liegt nahe, dass die spätere Ausgabe im Georg Bitter Verlag, der auch in Recklinghausen beheimatet ist, darauf zurückgeht. Diese ist opulenter gestaltet, im größeren Format 22,1 x 15,2 cm als weißer Leinenband mit ornamental verzierter Deckelschrift und einem Schutzumschlag mit buntem Vollbild von Ensikat, und besitzt außerdem als Vorsatz eine Landkarte mit den Orten der Handlung.

Auch den in England oder den USA erschienenen Ausgaben des The Hobbit or There and Back Again ist meist Kartenmaterial beigegeben, das aber dekorativer ausgestaltet ist und auf Bildelemente von Tolkien selbst zurückgeht. In einer 1966 von der Houghton Mifflin Company in Boston gestalteten Prachtausgabe im Format 23,6 x 17,8 cm stammt der Buchschmuck gänzlich vom Autor selbst, unter Benutzung seiner überlieferten Zeichnungen zu der Geschichte. Der mit grünem Kunstleder überzogene Einband trägt auf dem Vorderdeckel eine breite Schriftumrandung in Rot und Gold mit den von Tolkien entworfenen Runensymbolen und eine bildliche Vignette im Zentrum sowie eine entsprechend verzierte Rückenbeschriftung. Ein gleichbezogener Schuber wiederholt das Vignettenmotiv im gelben Titelschild auf der Vorderseite.

Man merkt dieser Ausgabe deutlich an, dass Tolkiens Werke im englischen Sprachraum bereits zu dieser Zeit Kultstatus besaßen und bereitwillig von einer Liebhabergemeinde in gehobener Austattung gekauft wurden. Demgegenüber besitzen die erwähnten frühen deutschen Ausgaben einen eigenen, eher kindlich anmutenden Charme. Erst nachdem Heinz Edelmann für die Ausgabe von Der Herr der Ringe im Jahr 1969 seine Schutzumschläge im Pop-Art-Stil entworfen und damit die Weichen für die spätere Gestaltungsform der Hobbit-Presse gestellt hatte, änderte sich auch der Blick des deutschen Lesepublikums auf Tolkiens Erzählwelt.

(Christiane und Norbert Grewe)

So, 03.07.2022

Doppelseite mit Illustration aus „Der tolle Hund oder des Burschen Heimkehr“
Doppelseite mit Illustration aus "Datterich"

Bibliophiles des Monats: Fritz Kredel illustriert Niebergall

Das fürstlich regierte Darmstadt im Biedermeier der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte neben dem Revolutionär Georg Büchner auch einen Schriftsteller hervor, der bis heute die kulturelle Identität der Stadt mit prägt. Ernst Elias Niebergall (1815–1843) wird dort als Volksschriftsteller verehrt, der ein kleinbürgerliches Milieu in der Residenzstadt durch seine Theaterstücke in Mundart auf humorvolle Weise schilderte. Neben dem Lustspiel „Der tolle Hund oder des Burschen Heimkehr“, mit Anklängen an seine Schulzeit und Burschenschaft, ist insbesondere die Lokalposse „Datterich“ durch die Zeiten auch identitätsstiftend für die Darmstädter gewesen. Das Stück um den liebenswerten versoffenen Schnorrer und seinen Widersacher Dumbach wird bis heute in Theateraufführungen gefeiert und im Stadtbild durch Denkmäler in Erinnerung gehalten.

Niebergall schrieb diese Stücke neben seiner Tätigkeit als Lehrer in den Jahren 1837 und 1841. Für die späteren Buchausgaben des „Datterich“ haben zunächst drei Darmstädter Künstler Illustrationen beigesteuert, die in Bibliophilenkreisen Beachtung gefunden haben: Von Emil Preetorius stammt der prächtige Druck der Ernst-Ludwig-Presse von 1913, geschmückt mit 7-farbig lithografierten Tafeln. Zur 600-Jahr-Feier der Stadt Darmstadt 1929 gab es eine mit 40 szenenartigen Schattenrissen von Hermann Pfeiffer geschmückte Jubiläumsgabe, die in Darmstadt mehrfach unverändert nachgedruckt wurde. Hartmuth Pfeil schließlich orientierte sich in der 1933 bei Eduard Roether erschienenen Ausgabe bei seinen farbkräftigen Bildern an historischen Vorlagen aus Niebergalls Zeit.

Fritz Kredel (1900–1973) blieb stets seinem Geburtsort Michelstadt und seiner Odenwälder Umgebung nahe bei Darmstadt verbunden, obwohl die politischen Zustände in Deutschland ihn und seine Familie 1936 in die Emigration trieben. In den USA, im Staat New York, fanden sie 1938 eine neue Heimat, und dank Kredels bereits in Deutschland erworbenen hervorragenden Rufes als Künstler und Illustrator fasste er dort auch wirtschaftlich schnell Fuß und schuf, neben einer Lehrtätigkeit, ein großes Werk an hervorragend illustrierten Büchern und anderen Auftragsarbeiten wie etwa ein Holzschnittsiegel für Kennedys Inauguration. Seine Ausbildung erhielt er an der Werkstatt von Rudolf Koch in Offenbach, wo er nach Kochs Tod auch die leitende Position innehatte. Den formalistisch strengen und klaren Stil seines Lehrers Koch verband er oft mit Humor und Leichtigkeit. In den 1950er Jahren kehrte er zu Besuchen nach Deutschland zurück und übernahm so auch die Aufgabe, für den Verlag Eduard Roether die beiden Niebergallschen Stücke neu zu illustrieren. Es entstanden zwei entzückende kleine Leinenbändchen im Format 11,8 x 8,2 Zentimeter in farbig gemusterten Pappschubern, die in Form und Ausstattung ganz von den drei Vorgängern abwichen und den biedermeierlichen Hintergrund, die Leichtigkeit der Handlung und den humorvollen Gebrauch der Mundart auch vom Erscheinungsbild her hervorragend betonen. 1961 erschien zunächst „Der Tolle Hund“ in 2.000 Exemplaren mit 24 Federzeichnungen Kredels. Zum 125-jährigen Bestehen des Verlages 1963 wurden 500 Stück der Auflage von der Firma Schauer & Silvar handkoloriert in fröhlich-bunter Farbgebung, die den Werkscharakter weiter sichtbar unterstreicht. Im selben Jahr nun gab es dann auch den „Datterich“ in gleicher farbfroher Ausstattung. Diese beiden Leinenbändchen, grün und blau in jeweils farblich abgestimmten Schubern, stehen würdig in der Reihe hervorragender Ausgaben der Niebergallschen Werke.

(Christiane und Norbert Grewe)

Fr, 01.04.2022

Emil Rudolf Weiß, Drei Monate in Spanien, Interimseinband, 1931

Bibliophiles des Monats: Emil Rudolf Weiß reist nach Spanien

Ein Mäzen ... finanziert 1923 einem Künstler, der in den Nachkriegsjahren tiefe Depression erfahren hat, eine dreimonatige Bildungsreise durch Spanien. ... Hegte wohl auch die Erwartung, dass Emil Rudolf Weiß auf diese Weise Lebensmut und künstlerische Schaffenskraft wiedergewinnen und dies möglicherweise zum Anlass für einen bibliophilen Reisebericht nehmen könne. ...

Der besondere Reiz dieses Buches im großen Format 38,2 x 28,0 cm, im Jahre 1931 nummeriert und signiert für die 300 Mitglieder der Maximilian-Gesellschaft herausgegeben, liegt in der einheitlichen Gestaltung des Textblockes durch den Autor, der als bedeutender Schriftgestalter, Graphiker und Maler bekannt ist. Weiß schildert hier nicht nur seine Reiseeindrücke in sehr persönlicher und informativer Weise, schmückt sie mit farblich getönten Landschaftsskizzen und Detailzeichnungen, eingefügt als kleine Lithographien in seinen Text, sondern er übernimmt auch die Gestaltung und die Überwachung des Druckes in den von ihm selbst entworfenen Schriften Weiß Antiqua und Weiß Kursiv. So entstand ein harmonischer künstlerischer Gesamteindruck.

Man hätte nun erwarten können, dass die Herausgeber auch einen schmuckvollen Bucheinband aus Weißscher Hand gewählt hätten, zumal er ja vielfach als Einbandkünstler, zum Beispiel für den Tempel-Verlag, in Erscheinung getreten war. Allerdings bestand in der exklusiven Mitgliedschaft der Gesellschaft damals wohl das Bedürfnis, sich die Buchpublikationen exklusiv in individuellen Einbandformen binden zu lassen. So lieferte man sie auch in einfachen Interimseinbänden aus, die dann entsprechend ersetzt werden konnten. Daher findet man heute ganz verschiedene Einbandvarianten des Buches. ...

(Christiane und Norbert Grewe)

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Di, 01.03.2022

Bibliophiles des Monats - Sankt-Rochus-Fest

Goethes "Sankt-Rochus-Fest zu Bingen. Am 16. August 1814" als 11. Pressendruck der Lehrdruckerei der Technischen Hochschule Darmstadt

Goethes Schilderung eines Ausfluges in den Rheingau mit Besuch des Festes zur Wiedereinweihung der Sankt-Rochus-Kapelle bei Bingen findet sich im biographischen Teil seiner vermischten Schriften. In lockerem Erzählduktus verbindet der Text die Schilderung der landschaftlichen Schönheiten links und rechts des Rheinlaufes zwischen Wiesbaden und Bingen mit Betrachtungen zu Weinbau und Geologie, mit der politischen Situation im Rheingau kurz nach den napoleonischen Kriegen und mit der Legendenbildung um den namensgebenden Heiligen, der im 14. Jahrhundert als Pestheiler und Eremit ein gottgefälliges Leben geführt habe. Das Volksfest zur Feier der vormals vom französischen Militär okkupierten und nun neu eingerichteten Kapelle mit Prozessionen und Predigten gibt Goethe und seinen Begleitern Gelegenheit, Wein und volkstümliche Unterhaltung zu genießen. Der Text schließt mit einer Ansammlung von am Tisch zum Besten gegebenen Reminiszenzen geistlicher Reden, von Volksweisheiten und Bauernsprüchen sowie mit einer Wiedergabe der erbaulichen Worte, die ein Prediger an die Menge vor der Kapelle richtet.

Der Darmstädter Maler Professor Bruno Müller-Linow unternahm es, diesen kleinen Reisebericht liebevoll mit zehn Radierungen zu begleiten, die Blicke auf die landschaftlichen Schönheiten des Rheingaus und auf Szenen aus Goethes Schilderung des Festablaufes wiedergeben. Sie sind in unterschiedlichen Formaten, als bildlich ausgearbeitete Vignette bis hin zum doppelseitigen Vollbild, passend in den Text eingefügt. Die Gestaltung des kleinen feinen Pappbändchen im Format 12,6 x 21,9 cm hat der Leiter der Lehrdruckerei der Technischen Universität Darmstadt (heute TUD) Professor Walter Wilkes übernommen. Er verwendete für die geistlichen Reden eine abweichende tiefblaue Druckfarbe, die sich von den übrigen lichtschwarzen Textstellen deutlich abhebt, so dass manche Skurrilität und Frömmelei des Zeitgeistes besonders augenfällig wird. Satz und Druck in 150 Exemplaren erfolgte 1989 in der Lehrdruckerei, die auch beispielsweise für viele der schönen Gaben der Maximilian-Gesellschaft verantwortlich zeichnete. Die Bindung mit ornamental geprägten Deckeln und schmalem roten Rückentitelschild oblag den bewährten Händen von Gert Hoffrath in Roßdorf, während Gunter Staschik für den Druck der Radierungen sorgte. Uns liegen eine zartblaue und eine rein weiße Einbandvariante vor, die gleichermaßen dem Druck ein feines äußeres Gesicht geben. Es würde sich sicher lohnen, das gesamte Wirken der Lehrdruckerei für das Schöne Buch einmal zusammenfassend zu würdigen.

(Christiane und Norbert Grewe)