Pirckheimer-Blog

Di, 12.03.2013

Verwahrlosung der Kultur auf allen Gebieten

Der Antiquar Gerhard Bauer aus München ist wütend. Sehr sogar. Seine Liebe gehört dem gedruckten Wort. Aber Bücher, – für den Schriftsetzer, Lektor und Korrektor sind sie Schätze – scheinen die Leute immer weniger zu interessieren. Anders kann sich der 70-Jährige das Ausbleiben der Kundschaft nicht erklären. Nach 16 Jahren musste er jetzt sein Antiquariat zusperren. ...
© Haag
Der Antiquar ist mit seinem Leid nicht allein. In der Maxvorstadt weichen Buchhandlungen und Antiquariate immer öfter Saftbars, Copy-Shops oder Schuhläden. So hatte die Traditions-Buchhandlung Goltz in der Türkenstraße bereits im Januar Räumungsverkauf. Und die Universitätsbuchhandlung Heinrich Frank konnte noch nicht einmal ihre optimale Lage im selben Gebäude wie die Schellingmensa retten: Kürzlich musste das Geschäft Insolvenz anmelden, 135 Jahre nach Gründung.
Für Gerhard Bauer liegen die Gründe auf der Hand. „Die jungen Leute lesen nicht mehr! Es ist eine Verwahrlosung der Kultur auf allen Gebieten zu beobachten“. ...

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Conrad Felixmüller (1897-1977)

Conrad Felixmüller Selbstbildnis in Halle
mit Studenten, 1960 Öl auf Leinwand,
Foto: MLU Halle-Wittenberg, Zentrale Kustodie
© VG Bild-Kunst, Bonn 2012
Conrad Felixmüller verfügte über ein außergewöhnliches künstlerisches Talent, das ihm bereits mit 15 Jahren die Aufnahme in die Malklasse von Carl Bantzer an der Königlichen Kunstakademie in Dresden ermöglichte. Gegen Ende der 1920er-Jahre hat Felixmüller zu einer für sein weiteres Schaffen charakteristischen sachlichen Bildsprache gefunden, verbunden mit einem kräftigen Kolorit und einer zarten Malweise. 1934 verließ der Künstler infolge der nationalsozialistischen Kulturpolitik seine Heimatstadt Dresden und ging mit der Familie nach Berlin. Hier lebte er, unterbrochen von Reisen, zurückgezogen bis 1944. Nach der Ausbombung seiner Wohnung fand Felixmüller bis 1961 im sächsische Tautenhain seinen Lebensmittelpunkt. Diese Zeit ist eng verbunden mit seiner Lehrtätigkeit an der Martin-Luther-Universität in Halle/Saale, wo er von 1949 bis 1962 Zeichnen unterrichtete. Eine wichtige Arbeit aus diesem Zeitraum sind die 1952 entstandenen sechs großformatigen Gemälde für die Tautenhainer Jakobikirche. Gleichzeitig führte er seine Auseinandersetzung mit dem Leben der Werktätigen fort, wodurch sein Schaffen von der Kulturpolitik der DDR zunächst mit Interesse verfolgt und instrumentalisiert, in den 1950er-Jahren aber mehr und mehr abgelehnt wurde. 1961 zog Felixmüller zunächst nach Ost-Berlin und siedelte 1967 nach West-Berlin über. Seit den 1970er-Jahren war sein Œuvre Gegenstand zahlreicher Ausstellungen in beiden deutschen Staaten.
Die Exposition, die als wechselnde Wanderausstelung konzipiert wurde, wurde mit Graphiken und Gemälden unserer Mitglieder Jutta Osterhof und Jürgen Wilke unterstützt.

Am 23. März 2013 hält Hans-Jürgen Wilke, der Conrad Felixmüllers Drucker in dessen letztem Lebens- und Schaffensjahrzehnt nach der Übersiedlung in die Bundesrepublik 1967 war, einen Vortrag. Bis zu Felixmüllers Tod am 24. März 1977, in dessen Gedächtnis die Veranstaltung stattfindet, druckte er die späten Holzschnitte und Radierungen des Künstlers. Hans-Jürgen Wilke berichtet über das produktive Verhältnis zwischen Künstler und Drucker, über Felixmüller als Mensch und Freund sowie über die beiden großen Ausstellungen 1973 in West-Berlin und 1975/76 in Ost-Berlin, Rostock und Dresden. Die West-Berliner Retrospektive war von ihm maßgeblich mit vorbereitet und der Katalog von ihm gestaltet und gedruckt worden.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Ausstellung: noch bis 7. April 2013
Vortrag: 23. März 2013


Museum Gunzenhauser
Falkeplatz, Stollberger Str. 2
09119 Chemnitz

So, 10.03.2013

Antiquariatsliste März 2013

Diese Antiquariatsliste "Kunst und Literatur" unseres Mitglieds Christian Bartsch erscheint zur Leipziger Antiquariatsmesse, an der das Rote Antiquariat an Stand 46 zu finden sein wird. Dem Katalog liegt eine Freikarte für die Messe bei. Die Liste enthält neben ausführlichen Beschreibungen zu den 557 Titeln zahlreiche s/w-Abbildungen.
Ein umfangreich illustrierte Frühjahrskatalog mit ausgewählten Kunstdokumentationen der Avantgarde, illustrierte Bücher v.a. des Expressionismus, literarische Erstausgaben und einer umfangreichen Sammlung von Widmungsexemplaren wird im April zur Pariser Antiquariatsmesse erscheinen. Der `Salon International du Livre Ancien` findet vom 25. bis 28. April im Grand Palais statt.
 
è Rotes Antiquariat
und Galerie C. Bartsch
Knesebeckstr. 13/14
10623 Berlin

Sa, 09.03.2013

Gerhard Gossmann: Spiel und Ernst

Sonderausstellung mit Illustrationen und Grafik

Zwei Radierungen aus der Sammlung Parkner
Die Ausstellung im historischen Abthaus des Klosters Chorin widmet sich dem graphischen Schaffen des Malers und Graphikers Gerhard Gossmann (1912 - 1994). Seit 1935 erweckte der in Fürstenwalde aufgewachsene Künstler hunderte von Erzählungen, Märchen, Sagen und Romane durch feinsinnige Illustrationen zum Leben, darunter Werke der Weltliteratur, wie "Robinson Crusoe", "Don Quijote", sowie Kinder- und Jugendbuchklassiker. Gezeigt werden Bücher, Originalillustrationen, illustrierte Spielkarten und Graphiken, die das Zeitgeschehen in kritischer Weise dokumentieren und auch die enste Seite des 20. Jahrhunderts nicht außer Acht lassen. Die Ausstellung entstand auf Initiative des in Chorin ansässige Pfarrers i.R. Hans-Dieter Winkler, selbst Schüler Gossmanns und ein großer Sammler, der aus seiner Sammlung Werke dieses besonderen Künstlers beisteuert. Am 30. März 2013 liest Hans-Dieter Winkler aus dem Briefwechsel mit Gossmann. Der Aussteller bedankt sich auch bei unserem Mitglied Ralf Parkner für die gute Zusammenarbeit.

Vernissage: Samstag 16. März 2013, 11 Uhr
Musikalische Umrahmung: Anne Müller, Cello

Ausstellung: 16. März bis 9. Juni 2013

Kloster Chorin
Am Chorin 11a
16230 Chorin

Fr, 08.03.2013

Das Buch in der Flasche

Bibliophilen betonen gerade in der heutigen Zeit, in der Texte auf dem Computer als Buch, genauer E-Book, bezeichnet werden, neben der haptischen auch verstärkt die olfaktorische Wahrnehmung des gedruckten Buches, den als angenehm empfundenen Duft von Druckerschwärze, Leinen, Leder und Papier. Aus diesem Grund wurden inzwischen sogar Düfte entwickelt, die auf E-Book-Reader aufgebracht, dieses Gefühl eines echten Buches vermitteln sollen.

Der Steidl Verlag brachte nun im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit dem Wallpaper*-Magazine ein Buch auf den Markt, welches das BUCH gänzlich auf seinen Geruch reduziert, ein Buchobjekt, das lediglich den Duft des Buches in Form eines Flakons mit einem "Parfum" enthält, genannt "Paper Passion Perfume. For Booklovers". Kreiert hat den Duft die Parfümeurin Geza Schön ("Diesel"), gestaltet wurde der Leineneinband vom Modeschöpfer und Designer Karl Lagerfeld. Leider erinnert der Duft kaum an frischgedruckte Bücher, soll aber mit der Zeit noch reifen.
 
© SteidlMACK 2013
In einem kurzen Text erklärt Karl Lagerfeld dem "stillen Duft" des Papiers seine Liebe, Günter Grass vergleicht die Bücher, die ihn umgeben, mit Hunden, die ihr Revier markieren. Geza Schön erzählt von den siebzehn Anläufen, die sie brauchte, um die richtige Balance von Papier- und Parfümästhetik zu finden, und Wallpaper*-Herausgeber Tony Chambers berichtet vom Zustandekommen des Projekts. Das Ergebnis sei eine Flasche in einem Buch, aber ebenso ein Buch in einer Flasche.
 
Gerhard Steidl, Geza Schön: Paper Passion Perfume
Steidl Verlag, Göttingen 2012
85
Euro

50 Jahre "Schönste Bücher aus aller Welt"

Jubiläumsfeier und Podiumsveranstaltung auf der Leipziger Buchmesse
 
Juroren, Prämierte und Zeitzeugen diskutieren am 15. März 2013 (Halle 3, Stand G 600) über Geschichte, Kriterien und Relevanz des Wettbewerbs »Schönste Bücher aus aller Welt«.
Fotos © Uwe Dettmar (Stiftung Buchkunst)
Podiumsteilnehmer sind unsere Mitglieder Prof. Matthias Gubig und Eckehart SchumacherGebler, die Absolventen der HGB Leipzig Elisabeth Hinrichs und Daniel Rother, sowie Susanne Zippel, Typografin und Grafik-Designerin. Die Moderation übernimmt Alexandra Sender von der Stiftung Buchkunst. Der Bürgermeister der Stadt Leipzig und Pirckheimer Michael Faber wird die Veranstaltung eröffnen und die Goldene Letter, Medaillen und Urkunden verleihen.
 

Do, 07.03.2013

Jean Paul zum 250. Geburtstag

Rechtzeitig zum 250sten Geburtstag von Paul Friedrich Richter (besser bekannt als Jean Paul) am 21. März präsentieren wir exklusiv allen Pirckheimer-Mitgliedern und den Lesern dieses Blogs ein Angebot zweier Titel diese Autors aus der Edition Curt Visel. Das Angebot ist zeitlich begrenzt. Einen Blick in das Buch werfen Sie durch Klick auf die Abbildung. Beide Bücher sind in Offset gedruckt und mit Illustrationen von Fritz Fischer versehen. Format je: 16,5 x 24,5 cm.
 
Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wuz im Auenthal
82 Seiten
bisher 24,50 jetzt 22 Euro

 





 
Dr. Katzenbergers Badereise
194 Seiten
bisher 39,80, jetzt 22 Euro

 
In der Reihe sind noch weitere Bände erschienen. Diese können beim Verlag angefragt werden.
Weberstraße 36
87700 Memmingen
Tel: 0 83 31 / 28 53
FAX: 0 83 31 / 49 03 64
E-Mail

Mi, 06.03.2013

Jean Pauls Traumreisen, Wunschlandschaften und Phantasiewelten


Am Donnerstag, den 7. März, um 17.00 Uhr wird in der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin eine Ausstellung eröffnet mit Fotografien von Ursula Eckertz-Popp zu Texten von Jean Paul. Anlass ist die 250. Wiederkehr des Geburtstages von Jean Paul, der am 21. März 1763 in Wunsiedel geboren wurde. Einen einführenden Vortrag hält Markus Bernauer, Arbeitsstellenleiter der Jean Paul Edition bei der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (Nr. 56 der Ausstellungsführer der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin). Zur Ausstellungseröffnung gibt es – wie immer – etwas zum Knabbern und zum Trinken.
 
Ausstellung: 7. März bis 25. April 2013
 
Universitätsbibliothek der FU Berlin
14195 Berlin
Garystraße 45

Nacht über Österreich


Zum 75. Jahrestag des „Anschlusses“ zeichnet die Österreichische Nationalbibliothek in der Ausstellung „Nacht über Österreich. Der Anschluss 1938 - Flucht und Vertreibung“ eine Chronologie der damaligen Ereignisse. Gezeigt werden eindrückliche Fotos, persönliche Erinnerungen und literarische Reaktionen derjenigen, die – wie der Schriftsteller Ernst Jandl – den Einmarsch Hitlers 1938 miterleben mussten.
Demgegenüber stehen 15 Lebensgeschichten von jüdischen KünstlerInnen, die rechtzeitig ins rettende Exil fliehen konnten, unter ihnen die Autoren Albert Drach und Erich Fried, der Schönberg-Schüler Egon Wellesz, die Malerin Soshana und die Salonière Berta Zuckerkandl, deren „Fluchttagebuch” erstmals öffentlich zu sehen ist.
Zusammengetragen aus den einzigartigen Sammlungen der Österreichischen Nationalbibliothek, dokumentiert „Nacht über Österreich“ mit rund 200 Exponaten umfassend und materialreich eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte des Landes.

Ausstellung: 7. März bis 28. April 2013

Österreichische Nationalbibliothek
Prunksaal
Josefsplatz 1
1015 Wien

Antiquarische Blätter März 2013

Die neue Ausgabe der Antiquarischen Blätter des Antiquariats Ballon und Wurm enthält bibliophile Bücher, darunter einige seltene Samizdat-Ausgaben der unabhängigen Kunst- und Literaturszene am Ende der DDR, viele Lederausgaben aus einer Berliner Privatsammlung, Belletristik, mit besonderem Akzent auf Thomas und Heinrich Mann, sowie Kunst und Buchwesen.

Bestellung

Mo, 04.03.2013

19. Leipziger Antiquariatsmesse

Einige unserer Mitglieder kann man in wenigen Tagen wieder auf der Leipziger Buchmesse treffen, die meisten wohl als Besucher, einige jedoch auch als Aussteller, wie z.B. Dr. Nikolaus Topic-Matutin von der Neuhauser Kunstmühle, Jürgen Schweitzer mit der Edition Curt Visel oder Heinz Hellmis mit der Edition Zwiefach und natürlich die Stiftung Buchkunst. So nehmen allein an der im Rahmen der Buchmesse stattfindenden 19. Leipziger Antiquariatsmesse von der Pirckheimer-Gesellschaft Dieter Bührnheim, Volker Riepenhausen, das Rote Antiquariat und Riewert Quedens Tode teil. Im Katalog der Antiquariatsmesse kann bereits durch Klick auf die nebenstehende Abbildung online geblättert werden.

14. bis 17. März 2013

Leipziger Buchmesse
19. Leipziger Antiquariatsmesse

So, 03.03.2013

Schönste Bücher aus aller Welt 2013

Fotos © Uwe Dettmar (Stiftung Buchkunst)
Die Preisverleihung im Wettbewerb der schönsten Bücher aus aller Welt findet am 15. März im Rahmen der Leipziger Buchmesse statt. Die Goldene Letter 2013 – die höchste Auszeichnung im Wettbewerb – erhält das Werk „Fallen“, die Diplomarbeit von Hans-Jörg Pochmann an der HGB Leipzig. Er war für den Satz, die Typografie und die Gestaltung dieses Buches verantwortlich und hat seine Arbeit im Eigenverlag herausgegeben. Herr Pochmann ist derzeit Meisterschüler in der Klasse für Typografie und Buchkunst unter der Leitung von Prof. Günter Karl Bose und studiert zusätzlich noch am Royal College of Art in London.In der Begründung der Jury heißt es: „Ein großartiges, schwindelerregendes Buchprojekt! Cover, Ausstattung und Gestaltungsidee sind nahezu ideal verschmolzen!“.
In den vergangenen Jahren wurde diese sehr renommierte Auszeichnung bereits mehrfach an Studierende bzw. Lehrende der HGB vergeben. Beispielsweise bekamen erst 2010 die Studierenden Elisabeth Hinrichs, Aileen Ittner und Daniel Rother für die Publikation "XX - Die SS-Rune als Sonderzeichen auf Schreibmaschinen" (hrsg. vom Institut für Buchkunst an der HGB Leipzig) die Goldene Letter verliehen.
Eine der fünf Bronzemedaillen des gleichen Wettbewerbs 2013 erhält das Buch „Wolkenstudien / Cloud Studies / Études de Nuages“. Die Gestaltung und Herstellung (inkl. Satz und Typografie) lag in den Händen von Helmut Völter. Auch Herr Völter studierte an der HGB Leipzig und beendete sein Meisterschülerstudium im Jahr 2009 ebenfalls in der Klasse von Prof. Günter Karl Bose. Dieses Werk wurde herausgegeben von Marcel Beyer und Helmut Völter im Verlag „Spector Books, Leipzig“.
(Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig)

Buch, Kunst, Schrift. F. H. Ernst Schneidler

In Zusammenarbeit mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart zeigt das Klingspor-Museum eine Retrospektive des Werkes von Ernst Schneidler (1882 – 1956). Er gehörte zu den bekanntesten Schriftdesignern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und übte großen Einfluss als Begründer der sogenannten Stuttgarter Schule auf die Typographie aus.
Nach seinem Studium an der Kunstgewerbeschule Düsseldorf bei Peter Behrens und Fritz Helmuth Ehmcke, arbeitete er als Buchgestalter für den Eugen Diederichs Verlag, seine Illustrationen zeigen eine strenge, ornamentale Auffassung des Jugendstils.
1919 erfolgte seine Berufung an die Württembergische Kunstgewerbeschule Stuttgart, der heutigen Staatlichen Akademie der bildenden Künste, als Leiter der graphischen Abteilung. Von seinen Schülern gleichermaßen gefürchtet und verehrt, gelang es ihm, die Stuttgarter Akademie zu einer der maßgeblichen Ausbildungsstätten der Buch und Schriftgestaltung auszubauen. Aus ihr ging eine ganze Generation von Protagonisten der Typographie hervor. Zu seinen Schülern zählen unter anderen HAP Grieshaber, Imre Reiner und Georg Trump.
Seine als großes typographisches Lehrwerk angelegte Sammlung „Der Wassermann“ ist legendär. Bekannt wurde Schneidler vor allem für sein Schriftschaffen. Weniger bekannt sind seine freien Schriftarbeiten und Zeichnungen, da sich Schneidler scheute, mit diesen Arbeiten an die Öffentlichkeit zu gehen. Das Spektrum dieses umfangreichen Oeuvres ist breitgefächert und zeigt die Einflüsse der verschiedensten Kunstrichtungen von der Jahrhundertwende bis in die fünfziger Jahre. Besonders seine im Fragmentarischen bleibenden Schriftkompositionen sind eine Entdeckung, zeigen sie doch keinerlei Parallelen mit der Kalligraphie seiner Zeit.
Die Ausstellung zeigt Werke aus allen Perioden und Schaffensbereichen des Künstlers. Die Exponate, die aus der reichhaltigen Schneidler-Sammlung des Museums stammen, werden durch Arbeiten aus dem Besitz der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart ergänzt. Die Kooperation mit der Akademie geschieht vor dem Hintergrund der dort zuvor erarbeiten und präsentierten Ausstellung. Angela Zieger, die zur Eröffnung sprechen wird, bereitet ihre Dissertation über Schneidler vor, mit dem Schwerpunkt auf seiner bildkünstlerischen Arbeit.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
 
Ausstellung: 10. März bis 5. Mai 2013

Mi, 27.02.2013

Schrift im 21. Jahrhundert

In den vergangenen 30 Jahren vollzog sich der wohl schnellste Wandel in der Geschichte von Schrift und Typografie. Mit Einzug der digitalen Technik öffneten sich nicht nur die Grenzen für einen viel breiteren Anwenderkreis, sondern auch die Möglichkeiten der technischen Umsetzung und des Vertriebs von Schrift. Daraus resultierend entstand eine wahre Explosion an neuen Schriften und die Etablierung eines neuen Marktes.
Die Ausstellung blickt auf die vergangenen zwölf Jahre typografischen Schaffens und damit in die erste Dekade des 21. Jahrhunderts. Rund 110 zeitgenössische Positionen internationalen Schriftdesigns werden vorgestellt und spiegeln die facettenreichen Ansätze und Stilrichtungen zeitgenössischer Typografie.
Vollkorn, © Friedrich Althausen
Den ersten Teil von „Schrift im 21. Jahrhundert“ bildet die von Will Hill (Anglia Ruskin Universität, Cambridge, UK) kuratierte Ausstellung „Types for the New Century – An Exhibition of Contemporary Type Design". Nach Stationen in London, Bristol, Birmingham und Newcastle präsentiert die Ausstellung 90 Schriftdesigns von renommierten Gestaltern wie Matthew Carter, Gerard Unger, Jonathan Barnbrook und Martin Majoor, aber auch Font-Beispiele bisher weniger bekannter Gestalter.br /> Ein zweiter Teil fokussiert das Schriftschaffen in Mitteldeutschland mit Arbeiten von Studenten und Absolventen der Kunsthochschulen Burg Giebichenstein Halle/Saale (Sachsen-Anhalt), Bauhaus-Universität Weimar (Thüringen) sowie Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (Sachsen). Fonts von rund 15 Schriftgestaltern werden vorgestellt und durch zahlreiche Anwendungsbeispiele aus der Praxis von Schrift ergänzt.

Eröffnung am 8. März 2013, 18 Uhr
10. März bis 5. Mai 2013

Nonnenstraße 38
04229 Leipzig

Thomas Kaemmel (1931 - 2013)

Am 19. Februar starb in Berlin Dr. rer. nat. habil. Thomas Kaemmel. Der am 15. Juni 1931 geborene Geologe gehörte zu den Gründungsmitgliedern unserer Gesellschaft, war einige Jahre Stellvertretender Leiter der Berliner Gruppe und wirkte von 1992 bis 1998 in bewegter Zeit als Schatzmeister im Vorstand der Gesellschaft. Das enge Verhältnis zu Büchern hatte er von seinen Eltern geerbt: Die Mutter, Hanna Kaemmel, war lange Jahre beim Vorstand des DDR-Schriftstellerverbandes tätig, der Vater, der Finanzwissenschaftler Prof. Ernst Kaemmel, gehörte 1956 zum Gründungskomitee der Pirckheimer-Gesellschaft. Thomas Kaemmel hielt mehrfach innerhalb und außerhalb der Pirckheimer-Gesellschaft interessante Vorträge über seine Sammelgebiete, so über Ausgaben des Kommunistischen Manifestes, Neujahrsgraphiken, Gastronomisches und über den Nordisten Julius Elias und seine Frau Julie, ein jüdisches Sammlerehepaar in Berlin. Sie gehörten ebenso zu seiner Verwandtschaft wie Gertrud Kolmar und Walter Benjamin. 2006 erschien aus seiner Feder die Biographie eines weiteren Verwandten, des Mathematikers und Kristallforschers Arthur Schoenflies (Projekte-Verlag, Halle/S.). In der Zeitschrift MARGINALIEN (Heft 195, 2009) veröffentlichte er einen biographischen Aufsatz über Fritz Stammberger, einen führenden Geologen der DDR, der unter denkwürdigen Umständen im sowjetischen Gulag vom Buchgestalter zum Geologen geworden war.
Thomas Kaemmel nahm noch in der Dezember-Veranstaltung der Berliner Pirckheimer-Gruppe rege an den Gesprächen teil. Wie alljährlich versandte er zum Jahresausklang eine Neujahrsgraphik, diesmal von Thomas R. Richter.
Die Pirckheimer werden Thomas Kaemmel in ehrendem Gedächtnis behalten. Die Beisetzung findet am 5. März, 12 Uhr, auf dem Waldfriedhof Grünau, Rabindranath-Tagore-Straße, statt.
(Carsten Wurm)

Mario Derra

Holzschnittzyklus „Peter Schöffer und die Entfaltung der beweglichen Lettern“

Die Ausstellung lädt zu einer visuellen Zeitreise ein, die zu den Ursprüngen der heutigen Informationsgesellschaft führt: Ab dem 10. März wird im Museum für Druckkunst Leipzig ein Holzschnittzyklus des Gernsheimer Künstlers und Druckers Mario Derra zu sehen sein, der sich der Geschichte der Drucktechnik widmet.
© Mario Derra:
Am Anfang war das Wort, 2010
Das Werk mit dem Titel „Peter Schöffer und die Entfaltung der beweglichen Lettern. Die Historie der Drucktechnik von der Antike bis zum digitalen Zeitalter“ spannt einen inhaltlichen Bogen von der Entstehung des Alphabets über den Letternguss und die Lithografie bis hin zum Digitaldruck. In die historische Entwicklung der Drucktechnik eingebettet ist das Leben und Wirken Peter Schöffers (um 1425-1502), einem Pionier des Buchdrucks, der in seinen Lehrjahren mit Johannes Gutenberg zusammenarbeitete. Schöffer wie Gutenberg gelten heute als Wegbereiter der modernen Informationsgesellschaft.
Der Künstler Mario Derra (geboren 1954) ist Gründer eines Zentrums für Druckgrafik in der Schöfferstadt Gernsheim. Von 2003 bis 2010 schuf er den Zyklus von 22 großformatigen, mehrfarbigen Holzschnitten. Zur grafischen Darstellung der Druckgeschichte nutzte Derra die Holzschnitttechnik, ein über 500 Jahre altes und sehr aufwändiges Druckverfahren. Zusammen mit der modernen assoziativen Bildsprache ergibt sich ein zugleich archaisch und zeitgenössisch wirkendes Kunstwerk.
Der Künstler Mario Derra (geboren 1954) ist Gründer eines Zentrums für Druckgrafik in der Schöfferstadt Gernsheim. Von 2003 bis 2010 schuf er den Zyklus von 22 großformatigen, mehrfarbigen Holzschnitten. Zur grafischen Darstellung der Druckgeschichte nutzte Derra die Holzschnitttechnik, ein über 500 Jahre altes und sehr aufwändiges Druckverfahren.
Zusammen mit der modernen assoziativen Bildsprache ergibt sich ein zugleich archaisch und zeitgenössisch wirkendes Kunstwerk. Der Holzschnittzyklus ist in dieser Ausstellung das erste Mal in Ostdeutschland zu sehen. Anlass ist die Aufnahme des Werks in die Sammlung des Museums für Druckkunst. Für die Präsentation der Holzschnitte bietet das Museum, dessen Dauerausstellung die Geschichte der Drucktechnik mit dem Schwerpunkt Buchdruck veranschaulicht, einen denkbar passenden Rahmen.

Eröffnung am 8. März 2013, 18 Uhr
10. März bis 30. Juni 2013

Nonnenstraße 38
04229 Leipzig

Di, 26.02.2013

Gottlieb Pfannekuchen

Zwei Exemplare von Gottlieb Pfannekuchens Schrift „Die neuen Schildbürger“ (Berlin, Hoffmann & Comp., 1895. VII, 133 S. mit Illustrationen von Ludwig Stutz) werden derzeit im ZVAB angeboten. Gottlieb Pfannekuchen allerdings ist ein etwas ungewöhnlicher Name, und der Verdacht, der Autor habe sich hinter einem Pseudonym verbergen wollen, liegt sehr nahe. Die zur Verfügung stehenden Anonymen- und Pseudonymenlexika helfen hier aber nicht weiter. Aufklärendes hat nun der Zufall bei systematischer Suche nach ganz anderem Material zutage gebracht.
Die National-Zeitung, ein von 1848 bis 1910 erscheinendes liberales Blatt, bringt in der Abendausgabe vom 8. Oktober 1898 eine Nachricht zum Ableben des Gymnasialdirektors a. D. Carl Schmelzer (1834-1898), der auch für die national-liberale Partei in zwei Legislaturperioden Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses war. Zu dieser Meldung gibt es in der Morgenausgabe vom 11. Oktober im zweiten Beiblatt der National-Zeitung eine Ergänzung aus der Feder von Johannes Trojan, der damals Chefredakteur des „Kladderadatsch“ war.
Trojan schreibt u. a.: Er war journalistisch und auch auf dem Gebiete der schönen Literatur [...] thätig. Von ihm rührt ein humoristisches kleines Werk „Die neuen Schildbürger“ (Verlag von Hofmann u. Co. in Berlin) her. Er ist, was nur seinen Vertrauten bekannt war, eine Reihe von Jahren stiller Mitarbeiter des „Kladderadatsch“ gewesen. [...] Von ihm sind im „Kladderadatsch“ die „Novae epistolae virorum obscurorum“, die Vielen Vergnügen bereitet haben.
Die „Novae epistolae“ sind in Latein geschriebene antiklerikale Polemiken, als deren Autor der preußische Schulmann und Abgeordnete sich wohl nur ungern erkannt sehen mochte. Auch bei der Gesellschaftssatire der “neuen Schildbürger“ muss er gefürchtet haben, dass das Bekanntwerden seiner Autorschaft ihm Unannehmlichkeiten hätte bereiten können. Nun aber ist er dank Trojans lange Zeit unbeachtetet gebliebener Mitteilungen enttarnt und kann in die Lexika aufgenommen werden.
(Ulrich Goerdten)

Aus dem Antiquariat

Soeben aus dem Briefkasten gefischt: AdA Heft 1/2013. Darin neben einer ausführlichen Abhandlung unseres Mitglieds Theo Neteler über Die schwierigen Anfangsjahre Anton Kippenbergs im Insel-Verlag unter anderem Beiträge von Ivan Ristic: Mariette Lydis (1887–1970) – eine vergessene Multiidentität, von Günther Trauzettel: Sophie Mereau-Brentano und die Memoiren der Frau von Staal und von Björn Biester: Geschichte des Antiquariatsbuchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Literaturbericht 1997 bis 2012.

Näheres hier ...

Mo, 25.02.2013

Der Sammler auf Reisen: Mailand im Februar

 
Mailand ist nicht nur die Stadt der Mode, der Banken und der Automobilindustrie, sondern auch das Zentrum des italienischen Buches. Mehrere große Verlage wie Feltrinelli und Mondadori haben hier ihre Firmenzentrale, große Buchhandlungen bieten teils auf mehreren Etagen ihre Bücher an den besten Straßen und Plätzen der Stadt an. Einige werden direkt von den Verlagen betrieben. Auch die Kirche besitzt hinter dem mächtigen Dom, dem drittgrößten Kirchengebäude der Welt, eine große Spezialbuchhandlung, wo man beispielsweise als Nichtkatholik staunend vor einem ganzen Regal Mariologie steht. Die Bücher der italienischen Verlage sind meist schön gemacht und gut gedruckt – wenn da nur nicht die Sprachbarriere wäre ... Die Stadt ist nicht gerade mit Antiquariaten übersät, doch in den zentralen Einkaufs-Passagen „Gallerie Vittorio Emanuele II“ befindet sich ein bestens ausgestattetes Kunstantiquariat, das sich vor den Touristen schützt, in dem es erst nach Klingeln öffnet. In einer mehrstöckigen Buchhandlung befindet sich ein bibliophiles Antiquariat mit ebenfalls verschlossener Glastür, die nur für den echten Kunden geöffnet wird.

 
Auf dem Domplatz fand während unseres Besuches in der Stadt ein stark frequentierter Antiquariatstag unter freiem Himmel statt, zu dem sich trotz frostigen Winterwetters rund 20 bestens bestückte Antiquare einfanden, viele mit dekorativer Graphik und Plakaten, die auch dem Sprachunkundigen Freude bereiteten. Eine Mailänder Besonderheit sind vier Bücherwagen, die ständig an einem Platz nahe dem Bahnhof stationiert sind. Sie ziehen morgens die Rollos hoch und bieten auf wenigen Quadratmeter Grundfläche eine erstaunliche Menge an Büchern feil.
(Carsten Wurm)
 
Fotos: Gabriele Ballon

So, 24.02.2013

Elisabeth Mann Borgese (1918-2002)

»Und dann standen wir auf einmal am Meer und schauten ganz benommen in die Ferne … ›Das ist der Horizont‹, erklärte mein Vater. – ›Und was kommt hinter dem Horizont?‹ fragte ich.«
Das Meer, das Thomas Mann liebte und dessen Motivwelt in seinem Werk eine zentrale Rolle spielt, wurde für seine jüngste Tochter zum Lebensinhalt. Als erstes weibliches Mitglied des »Club of Rome«, als Initiatorin der Pacem in Maribus Konferenzen und Gründerin des Internationalen Ozean Instituts auf Malta, als Mitglied der österreichischen Delegation bei der UN-Seerechtskonferenz, als Professorin für Politikwissenschaft in Halifax und auch als Autorin des in 13 Sprachen übersetzten Sachbuchs »Das Drama der Meere« widmete Elisabeth Mann Borgese (1918-2002) ihr Leben dem Schutz und der Erforschung der Ozeane. Ihre Passion war Mittel im Kampf für eine gerechtere Welt und zugleich die Weiterführung des literarischen Erbes ihres Vaters. Zehn Jahre nach ihrem Tod gibt die Ausstellung Einblicke in Leben, Werk und Wirken von Elisabeth Mann und fragt nach ihrem Erbe – dem Vermächtnis und Auftrag eines engagierten Lebens im Dienste der Umwelt und internationalen Gemeinschaft. In verschiedenen Stationen werden außerdem ihre persönlichen Beziehungen beleuchtet: die Liebe zu ihrem Vater, die komplexen Verhältnisse zu den Geschwistern und ihre Ehe mit Giuseppe Antonio Borgese.
»Die Ausstellung, optisch an der Nordnadel des Kompasses orientiert, präsentiert Elisabeth Mann Borgeses Engagement für die Meere als konsequente Fortentwicklung der Idee einer Weltverfassung, wie sie der 1952 verstorbene Giuseppe Antonio Borgese vertreten hatte: Das Weltmeer dürfe nicht zum Objekt ausbeuterischer Weltmächte werden, es müsse eine gemeinsame, alle Interessen und besonders die der Natur wahrende Verantwortung geschaffen werden.«
(Tilmann Lahme, FAZ, 21.6.2012)
Ausstellung: 6. März bis 2. Juni 2013

Eine Ausstellung des Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrums im Buddenbrookhaus, Lübeck,
in Zusammenarbeit mit dem GEOMAR, Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung, Kiel
und der Stiftung Literaturhaus, München