Pirckheimer-Blog

Theodor Pinkus

Mo, 01.11.2021

oben: "Frans Masereel und das Buch", Auswahl und Einleitung von Theodor Pinkus, Jahresgabe der Pirckheimer-Gesellschaft 1961 / unten: Neujahrsgruß 1965 mit dem Holzschnitt "Der Optimist" von Frans Masereel, auf Japanpapier, Foto © ad

Frans Masereel und das Buch

"Bibliophiles des Monats" im November ist die vor 60 Jahre erschienene Neujahrsgabe 1961 der Pirckheimer-Gesellschaft Frans Masereel und das Buch“.
Der Schweizer Staatsbürger Paul Theodor Pinkus (1909 - 1991), als Nicht-DDR-Bürger eines der „inoffiziellen Mitglieder“ der Pirckheimer-Gesellschaft, hatte sich seinerzeit um die Bekanntmachung des Werkes von Frans Masereel verdient gemacht, was auf großes Interesse bei den Bibliophilen in der DDR stieß und eine starke Beachtung dieses flämischen Holzschneiders Anfang der 60ger Jahre auch in unserem Land zur Folge hatte.

Die Neujahrsgabe mit zwei Titelvignetten und 49 Holzschnitten von Illustrationen bis zu Exlibris erschien in einer limitierten Auflage von 400 Exemplaren, von denen 75 römisch nummeriert für den Künstler und den Limmat-Verlag Zürich reserviert wurden, gesetzt aus der 12p halbfetten Gill-Grotesk und gedruckt in den Werkstätten der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Die Gestaltung lag in den Händen von Walter Schiller. Die Klischees fertigte die Grafische Kunstanstalt G. Rebner und Co., Leipzig. Die Buchbindearbeiten (Pappband mit Leinenrücken und einer montierter Abb., Fadenheftung) besorgte die Werkstatt Prof. Otto Dorfner in Weimar.

(ad)

Mo, 22.08.2016

Frans Masereel und seine Arbeiten für die Presse

Frans Masereel, Zeitungskolporteur, In Kunst Opbouwen, 1931, Nr. 5/6
© Frans Masereel Stiftung-Sammlung Karl-Heinz Kles
Dem belgischen Zeichner, Maler und Grafiker Frans Masereel (1889-1972), einem der bedeutendsten Antikriegskünstler des 20. Jahrhundert, der vor allem mit seinen Holzschnitten soziale Missstände und Krieg anprangerte und dessen Werk der Pirckheimer-Gesellschaft vor allem in den sechziger Jahren durch den Züricher Pirckheimer Theodor Pinkus mit einer Jahresgabe, einem Neujahrsgruß und diversen graphischen Beilagen in den Marginalien näher gebracht wurde, widmet das Druckkunst-Museum Leipzig eine Ausstellung.
In der Schau werden rund 100 seiner zwischen 1913 und 1970 entstandenen Illustrationen, vorrangig aus der Sammlung des Pirckheimers Karl-Heinz Kles, gezeigt.

Eröffnung: 16. September 2016
Ausstellung: 18. September - 27. November 2016

è Museum für Druckkunst Leipzig
Nonnenstraße 38
04229 Leipzig

Mo, 29.02.2016

ABC Antiquariat Marco Pinkus schließt

Am 12. März schließt das traditionsreiche ABC Antiquariat Marco Pinkus in Zürich.
Theo Pinkus, der in Berlin bei Rowohlt und für Willi Münzenberg arbeitete, ging mit der Machtübernahme der Nazis in Deutschland zurück in die Schweiz. 1939, als die Grenzen ganz zu gingen, nicht nur für Menschen, sondern auch für Bücher, machte er sich auf Büchersuche, nach den verbotenen und den verbrannten. Das Antiquariat wurde 1973 von Marco Pinkus gegründet und infolge Erkrankung des Inhabers und drohender Insolvenz 1997 von Götz Perll, Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft, geführt. 1998 kam das Antiquariat der Pinkus-Genossenschaft dazu, die aus Pinkus & Cie. hervorgegangen ist und an deren Anfang der von Theo Pinkus gegründete Büchersuchdienst gestanden hatte. Schwerpunkte sind unter anderem Literatur des 20. Jahrhunderts, Kunst, Helvetica, Politik, Philosophie und Sozialgeschichte. Die Schließung des Antiquariats in der Innenstadt von Zürich begründet Götz Perll mit dem Hinweis: "Geschlossen wird der Laden, weil eine Nachfolge mit Handänderung an den Profiterwartungen des Hauseigners – er plant eine 80 % Mieterhöhung – scheiterte. Ich bin 77, werde aber doch noch etwas weitermachen, 'mit dünnen, leichten und feinen Sachen', aber ohne Abebooks und ZVAB, nur mit meiner eigenen Internetseite. Zudem harren noch einige hundert Suchaufträge der Erledigung und berate ich noch einige Sammler."
Bis zur Schließung gibt es einen Schlußverkauf, mit 30 % auf allen Büchern, Landkarten, Postkarten, Grafiken, etc.

Do, 04.03.2010

Auf der Suche nach dem idealen Leben

Theo Pinkus und Amalie de Sassi
Theo Pinkus und Amalie de Sassi - ein Paar, das zu den wichtigsten Protagonisten der unabhängigen Linken nicht allein in der Schweiz wurde, zum Gedächtnis der Alpenrepublik, zum Energiezentrum, das der Schweizer Staatsschutz fünf Jahrzehnte lang überwachen ließ: Amalie, die Frauenrechtlerin, Theo, der Kommunist. 1929 empfängt Theo Pinkus das Parteibuch der KPD aus der Hand von Wilhelm Pieck. Der SA entkommt er knapp. In ihrer Züricher Wohnung sammeln Theo und Amalie verbotene Bücher. Aus ihrer Buchhandlung entwickelt sich die Studienbibliothek zur Geschichte der Arbeiterbewegung. 1972 gründet Theo Pinkus die Utopisten-Begegnungsstätte Salecina. Hier diskutieren Herbert Marcuse, Carola Bloch, Max Frisch, hier treffen sich Lehrlinge aus Mailand mit Spontis aus Westberlin. 2009 wäre er 100 geworden, 2010 sie. Die Züricher Zentralbibliothek erschließt nun die Sammlung des revolutionär-bibliophilen Paares.

Deutschlandfunk 19. März .20:10
Das Feature

Di, 11.08.2009

Theo Pinkus (1909–1991)

Buchhändler – Kommunist – Querdenker

Unter diesem Titel dokumentiert die Stiftung „Studienbibliothek zur Geschichte der Arbeiterbewegung“ zum 100. Geburtstag von Theo Pinkus vom 18. August bis 19. Dezember 2009 im Katalogsaal der Zentralbibliothek Zürich Leben und Wirken des „roten Büchernarrs“. Der 1909 in Zürich geborene Sohn einer jüdischen Familie entwickelte entsprechend den politischen und literarischen Neigungen der Eltern den Berufswunsch, Buchhändler und Verleger zu werden. Als Verlagslehrling bei Ernst Rowohlt in Berlin und als Mitarbeiter in Willi Münzenbergs Verlagsimperium erlebte er die letzten Jahre der Weimarer Republik in Berlin, das er 1933, wenige Wochen nach dem Reichtagsbrand, verlassen mußte, nachdem ihm die Polizei bei einer Hausdurchsuchung den Paß abgenommen hatte. Zurück in Zürich, stürzte er sich in die Arbeit der kleinen Kommunistischen Partei der Schweiz, leistete politische Agitation vor Ort. Als Mitarbeiter der von Moskau kontrollierten Nachrichtenagentur „Runa“ blieb er in engem Kontakt mit der Kommunistischen Internationale. Der Querdenker geriet schon bald in Kollision mit der Parteilinie und wurde 1942 aus dem Partei ausgeschlossen.
1940 gründete Theo Pinkus in der Froschaugasse 17 einen Büchersuchdienst. 1948 kam die auf Sozialismus und Arbeiterbewegung spezialisierte Buchhandlung an der Predigergasse 7 hinzu, die für die Linke in Zürich jahrzehntelang ein Begegnungsort war. Von 1948 bis 1987 gab er als linkes Diskussionsforum die Wochenzeitschrift Zeitdienst heraus. Eine weitere Gründung von ihm war der Limmat Verlag, den er 1974 an eine Autorengruppe abtrat. Im Glauben an die Wirkung des geschriebenen Wortes bauten sich Theo und Amalie Pinkus mit der „Studienbibliothek zur Geschichte der Arbeiterbewegung“, die sie in eine Stiftung überführten, ein Denkmal. Die 50 000 Titel umfassende Sammlung des legendären Zürcher Ehepaares ging im Jahr 2000 zusammen mit der vorwiegend belletristischen Privatbibliothek und dem Nachlaß von Pinkus an die Zentralbibliothek Zürich.
(Carsten Wurm)

è Zentralbibliothk Zürich
Zähringerplatz 6, 8001 Zürich