Die Galerie „Sonnensegel“ am Gotthardtkirchplatz 4/5 in 14770 Brandenburg an der Havel lädt zu einer besonderen Ausstellungseröffnung ein: Frank Eißner – 35 Jahre Handpresse – Grafische Arbeiten heißt die Schau, die Arbeiten des in Leipzig geborenen und heute in Aschaffenburg im mainfränkischen Zipfel Bayerns lebenden Künstlers zeigt und zugleich das Jubiläum der Handpresse Frank Eißners, dessen grafische und malerische Arbeit sich auch immer wieder auf literarische Werke bezieht und der überdies ein begehrter Exlibris-Schöpfer ist, feiert. Die Vernissage findet am 16.03. um 16 Uhr statt, der für seine vielfarbigen Arbeiten bekannte Holzschneider wird anwesend sein und mit den Gästen ein originalgrafisches Künstlerplakat drucken. Seit 35 Jahren stellt Eißner nun auch seine Kunst in den Dienst des Buches. Noch etwas ist ein für seine Arbeit unverkennbares Markenzeichen. Pirckheimer-Freund Matthias Frohl schreibt in seiner Einladung an die Havel: „‚Verlorene Form‘ – manch einer rätselt vielleicht, was sich hinter dieser kryptischen Formulierung verbirgt, die eine besondere Art des grafischen Gestaltens beschreibt. Aufschluss darüber, warum diese Technik als wohl anspruchsvollste Variante des Holz- oder Linolschnitts gilt, kann ein Besuch der ‚Sonnensegel‘- Ausstellung geben. (…) Eißner ist ein Meister des mehrfarbigen Holzschnittes. Auf ein- und demselben Druckstock wird nach jedem Druck, also nach jeder einzelnen Farbe, weitergeschnitten, bis alle notwendigen Farben gedruckt und die Blätter fertig sind. Dabei verändert sich der Druckstock derart, dass er am Ende zerstört, ‚verloren‘ ist. Von Anfang an muss der Künstler also eine klare Vorstellung vom Endprodukt haben. (...) Zum Glück merkt man den Holzschnitten von Frank Eißner die Kompliziertheit des Entstehungsprozesses nicht an. Vielmehr beeindruckt der fast malerische Eindruck, den der Künstler durch das Übereinanderdrucken von bis zu sieben Farben erzielt. Ebenso bemerkenswert ist das breite Themenspektrum, das die grafischen Blätter abdecken. Neben Landschafts- und Naturdarstellungen dominiert das Figürliche. Gestalten, die wir aus Sagen bzw. Mythen, aus einem historischen Kontext kennen oder die einfach als Verbeugung des Künstlers vor wichtigen Musikerinnen und Musikern der Rock/Pop-Geschichte gemeint sind.“ So schuf Frank Eißner eine Folge von Blättern zur früh verstorbenen Sängerin von The Cranberries, Dolores O’Riordan (1971–2018), die mit ihrer Band und der Single Zombie von 1994 einen großen Welthit hatte und später auch solo erfolgreich war. Ferner arbeitete Frank Eißner mit der Radiererin Susanne Theumer zusammen; momentan schneidet er eine Folge Blätter zu den drei Muldefähre-Orten Gruna, Wurzen und Grimma, die von einer Reihe Gedichten begleitet werden. Guten Klang wird’s auch bei der Vernissage geben: Sebastian Block sorgt für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung. Ein weiteres begehrtes Segment seines Künstler-Wirkens sind die jährlich aufgelegten originalen wie originellen Kalender Eißners. Frank Eißners Ästhetik wurzelt unter anderem in der Faszination für die altägyptische wie die Kunst des Jugendstils; seine Arbeiten sind von einzelnen Büchern der Heiligen Schrift wie den Hymnen an die Nacht des großen, aus dem wilden Mansfeld stammenden Dichters Novalis (1772–1801) beeinflusst worden. Und auch, wenn man dem Flüstern in den Bäumen richtig zugehört hat, zum 300. Geburtstag Friedrich Gottlieb Klopstocks (1724–1803) ist eine Kollaboration angedacht. Zunächst aber Brandenburg. Die Ausstellung mit einer sehr feinen Auswahl an Arbeiten Eißners wird bis zum 28.06. in der Galerie an der Havel zu sehen sein.
(André Schinkel)