Pirckheimer-Blog

Ralph Aepler

Mo, 23.02.2015

Oberflächlich – Nein Danke, ich habe es gelesen!

Der respektlose Umgang der Menschen miteinander nimmt immer mehr zu. Das ist ein Zeichen unserer Zeit. Anstatt die wenigen Pflänzchen persönlichen Engagements zu schützen und zu hegen, werden sie gnadenlos niedergemäht. Und zwar nicht wegen ihrer Wirkung sondern ausschließlich aufgrund der äußeren Erscheinung.
Alles atmet den Hauch von Flüchtigkeit, mangelndem Gestaltungswillen und Gedankenlosigkeit – summa summarum dies Druckwerk ist ein Zeichen unserer Zeit.“ – wenn diese Zusammenfassung für das hier in Rede stehende Buch gelten soll, dann gilt sie für seine „Rezension“ allemal.
Walther/Lehnhardt, Birgit und Andreas Eichler arbeiten nach der Ansicht von R. F. Meyer flüchtig und gedankenlos. Das ist schon starker Tobak. Denn worauf der Rezensent seine Einschätzung stützt, lässt sich der „Rezension“ nicht entnehmen. Vielmehr erkenne ich in diesen vernichtenden Zeilen ausschließlich ein Verharren in der Vergangenheit und eine Ignoranz der Gegenwart. Mit einer guten Buchrezension, welche die positiven und negativen Aspekte einer Publikation sorgfältig abwägt, haben die Zeilen R. F. Meyers m. E. nichts zu tun. Alle berühmten Raucher der Zeitgeschichte wären unter dem olfakorischen Aspekt für Nichtraucher immer unangenehm gewesen. Komischerweise kam es darauf niemals an….
Den von R. F. Meyer geäußerten Ansichten mangelt es primär an Trennschärfe zwischen der absolut berechtigten Kritik an gesellschaftlichen Entwicklungen und dem leidenschaftlichen Tun von Bücherfreuden. Soll kein Kunstbuch mehr erscheinen, nur weil sich kaum noch jemand den Lichtdruck leisten kann oder wollen wir unserem Pirckheimer Freund Kugler zurufen,: „Schreib nicht über Bücherfreunde, so lange Du Dir nur books on demand leisten kannst!“?
Ich habe die Bücher von Walther/Lehnhardt und Kugler gelesen und bin weder erblindet noch sind meine Atemwege verätzt – alles gesund! Ich habe vielmehr neue Einblicke gewonnen in mir unbekannte Sammlungen von interessanten Leuten. Meine Begeisterung für den Inhalt und meine Achtung vor dem Mut und Engagement der „Macher“ haben Fakten wie die unschönen 135 g/m2, das Lesebändchen und den Einband den rechten Platz zugewiesen – irrelevant! Diese Bücher haben bei mir ihr Ziel erreicht, mich unterhalten und mir schöne Stunden geschenkt. Einen Satten wieder hungrig gemacht.
Sicherlich das Buch richtet sich auch an Bibliophile, aber in erster Linie möchte es doch erreichen, Nichtbibliophile zu Bibliophilen zu begeistern. Das Buch will Sammler und Orte des Buches vorstellen, anregen, mehr zu erfahren und unterhalten, mehr nicht – vor allem keinen gekünstelten, bibliophilen Ansprüchen gerecht werden. Was sollen das überhaupt für Ansprüche sein?
Das Heranführen an neue Einsichten ist die Verantwortung des Wissenden, und ich habe bisher jede dieser Lektionen genossen, weil ich eingestand, es nicht zu kennen und somit die Tür öffnete, um an der Begeisterung eines anderen teilhaben zu dürfen. Nur so werden wir die Reihen der Mitglieder bibliophiler Gesellschaften verjüngen.
Wer heute lebt, sich mit der Gegenwart auseinandersetzt und dennoch das Engagement an den Tag legt, ein Buch über Büchersammler herauszubringen, verdient zuallererst Respekt! Allen Akteuren ist gemeinsam, dass sie unter persönlichen Opfern und den Zwängen der Ökonomie dennoch etwas auf die Beine gestellt haben, was für uns alle einen Mehrwert darstellt. Geht es besser? Na klar geht es immer besser. Aber sollte es deswegen unterbleiben? Nein die Welt ist bunt und besteht eben nicht nur aus „schwarzer“ Druckerschwärze!
Hilfe und Unterstützung anzubieten, Mut zu machen für weitere gleichartige Vorhaben, das wäre für mich eine wünschenswerte und gerechtfertigte Reaktion desjenigen, der mehr weiß und der mehr Erfahrung besitzt. Und ich bin mir sicher, keiner der „Macher“ wehrt sich beim nächsten Projekt gegen die Mitarbeit oder die Spende von ?0.000 € solch leidenschaftlicher Buchliebhaber wie R. F. Meyer, denn Seide, Leinwand oder Leder müssen ja finanziert werden.
Wir alle sollten uns bei unserem Handeln stets bewusst sein, dass jeder der sich aufgrund einer solchen „meyerischen Rezension“ nicht auf das Buch an sich einlässt und sich nicht seine eigene Meinung darüber bildet, ob Büchersammeln etwas für ihn wäre, schnell unwiederbringlich ein verlorener potentieller Bücherfreund und Antiquariatskunde ist. Damit schaden wir unserem Anliegen und den Werten unserer Sammlungen.
Mit der Zeit zu gehen, darf nicht bedeuten, im Gestern zu verharren oder den eigenen Anspruch aufzugeben. Seit der Erfindung des Buchdrucks wird vom Untergang des Buches gesprochen, aber es ist noch da und das bei sich stark veränderten Geschmäckern. Das Buch steht stets im Kontext der Zeit in welcher es entstanden ist! Den heutigen Machern von Büchern kann ich nur zu rufen, es ist ein schwerer Kampf aber ich glaube daran, dass es kein Kampf von einer aussichtslosen Position ist. Im Rahmen meiner Möglichkeiten und Interessen habt ihr immer einen Verbündeten.
(Dr. Ralph Aepler)

1 Kommentar:

Peter Rhein hat gesagt ...
Ich habe die Kritik von Rainer Friedrich Meyer mit großem Vergnügen gelesen, als ironische Kritik der Zeit und bemerke: Er hat Recht! Die Entgegnung ist doch sehr verbissen und bei allem Mitgefühl für den Respekt des "Wollens", Abstriche an der Solidität der künstlerisch/ handwerklichen Ergebnisse sind leider ein Zug der Zeit.
23.02.2015

Mo, 09.02.2015

Erzählungen für Bücherfreunde II

Kugler Band 2 - eine Fortsetzung eines sehr guten ersten Buches zu schreiben, ist eine echte Herausforderung. Kugler hat sie gemeistert, ich hingegen anfänglich nicht. Man ist geneigt, die neuen Geschichten zu vergleichen mit denen, welche einem im ersten Band so gut gefallen haben. Unterlässt man diesen „falschen“ Vergleich und lässt sich auf den Text ein, so sind sie wieder da die wunderbaren Erzählungen Kugler’s, in welchen er wieder Bücherfreunde zu Wort kommen lässt. Alles was man zu einer unterhaltsamen Geschichte braucht, ist drin in den Kugler Büchern natürlich aber auch Tote, Sex und spannenden Geheimnisse - die aber gelüftet werden.
Kugler ist es gelungen, eine fast 300 Seiten umfassende Fortsetzung zu schreiben, die den Leser in den Bann der Geschichten zieht. Das Buch passt sehr gut in die Reihe, in welcher Pirckheimer Freunde ihre Geschichten erzählen. Jüngst ja bekanntermassen wieder Klaus Walther und Dieter Lehnhardt.
Schade ist eigentlich nur, dass solche Abende auf unseren Jahrestreffen schwierig durchführbar sein dürften, denn wo findet man noch eine Hotelbar, in welcher man ungestört Zigarre rauchen darf…
Nach meiner letzten Rezension zu Band 1 wurde mir von verschiedenen Pirckheimern signalisiert, dass mein Vorschlag mit der Jahresgabe kontraproduktiv war, weil interessiertes Publikum so vom Erwerb Abstand nimmt und auf die „Jahresgabe“ wartet. Zur Klarstellung, es war mein spontaner Gedanke, der sich aus verschiedensten Gründen, allein schon zeitlich nicht umsetzen lässt. Daher nochmal klar von meiner Seite, am Besten beide Bände direkt beim Autor bestellen. Die 100 Stück der Ausgabe sind schneller weg, als man gemeinhin vermuten wird. Ich habe auch bei Dieter Lehnhardt nur noch das letzte Exemplar der Vorzugsausgabe erstehen können, der Rest war weg. Dank meiner Begeisterung und dessen Kenntnis von Herrn Kugler habe ich hier die Nummer 11 erhalten!
Übrigens beide Bücher gibt es auch als Broschur „Geschichten aus der Bücherkiste“ für nur 20€!
(Dr. Ralph Aepler)

So, 08.02.2015

Tiflis/Offenbach - Wo bitte ist Georgien?

Gestern fand in Offenbach eine Lesung des georgischen Schriftstellers, Übersetzers und Herausgebers Dato Barbakadse statt. An seinem Geburtstag stellte er verschiedene georgische Autoren, auf Deutsch und auf Georgisch, im Klingspor Museum den Anwesenden vor. Die Ästhetik der Sprache und die georgische Seele, die in diesen Texten zum Ausdruck kommt, war sehr beeindruckend. Bei georgischem Wein und den Köstlichkeiten der georgischen Küche wurde die Pause genutzt, um mehr über Land und Leute zu erfahren. Obwohl nur 3 Stunden Flugzeit entfernt, kennt kaum jemand Georgien. Und ich kann nur allen Lesern zu rufen, das ist schade! Reist nach Georgien - es ist wirklich das schönste Land der Erde!! Und angesichts der Jahrhunderte lange Kunst- und Literaturtradition für jeden Bibliophilen defacto ein muss! Oder wussten Sie, dass die Bibel, zumindest in Teilen, im 4 Jahrhundert bereits ins Georgische übersetzt wurde - da war der Text fast noch druckfrisch. Die Schrift steht im Fokus der Ausstellung und Georgien hat ein eigenes Alphabet. Für uns natürlich sehr ungewohnt und da es nur 4,5 Millionen Georgier gibt, hält sich die Verbreitung in engen Grenzen. Vielleicht auch ein Grund, warum Georgien 2018 Gastland der Frankfurter Buchmesse sein wird.
Nach der Pause hielt Gudrun Lehman einen Vortrag über den georgischen Buchkünstler Zdanevich - ein Künstler zwischen Tiflis und Paris. Der russisch-georgisch-französische Autor, Typograph und Verleger gilt als einer der innovativsten Typographen des 20. Jahrhunderts. Frau Lehman hat sich intensiv mit dieser Person beschäftigt, so waren diesem Vortrag viele überraschende Einsichten verbunden. Viele Projekte beschreiben den Lebensweg dieses umtriebigen Künstlers. Bekannt ist die Tifliser Künstlergruppe 41° - der 41 Breitengrad, auf welchem nicht nur Tiflis liegt… Oft fühlt man sich bei der Betrachtung der Werke des Künstlers an Majakowski und viele andere aus dieser Zeit erinnert. Natürlich war es auch für Ihn schwierig, in Paris ein Publikum zu finden, welches seiner Sprachen mächtig war. Da er aber zu den Zeitgenossen gehörte, die sich immer „Verbündete“ für seine Projekte suchte und auch fand, blieb der Erfolg nicht aus! Ein bibliophiler Höhepunkt ist in der Zusammenarbeit mit Max Ernst entstanden. Maximiliana: Die widerrechtliche Ausübung der Astronomie. Dieses Buch ist ein Denkmal für den Astronom Wilhelm Tempel.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 15. Februar 2015 und es ist ein schöner Katalog zu der Veranstaltung erschienen.
(Dr. Ralph Aepler)

So, 01.02.2015

27. Januar, 19 Uhr Schillerhaus Mannheim, 3 freie Plätze ...

Der Auftakt der Veranstaltungsreihe Buch, Kultur & Gesellschaft der Initiative Buchkultur in Kooperation mit den Reiss-Egelhorn Museen wurde durch Till Schröder aus Berlin gestaltet.
Wir alle kennen sein mehrfach preisgekröntes Buch über Frans Haacken. Wer noch eines erwerben möchte, sollte sich beeilen, es gibt nur noch wenige…
Der Vortrag war Spitzenklasse! Till Schröder hat „seinen“ Frans Haacken verinnerlicht. Erstaunt war das doch umfassend vorgebildete Publikum über die gewonnen Einsichten. Es ist beeindruckend was dieser Frans Haacken alles geschaffen hat und woran er beteiligt war. Unsere dringende Empfehlung an alle Bibliophilen Gesellschaften kann nur lauten, laden Sie Till Schröder ein und ein unvergesslicher und hochinformativer Abend über einen Künstler ist garantiert. Über einen Künstler, dessen Werk man kennt aber den Künstler selbst kennen nur wenige - außer - Till Schröder natürlich.
Da Till Schröder das Werk Frans Haackens auch noch nahezu vollständig besitzt, sollten wir den Gedanken einer Ausstellung einmal aufgreifen. Die beeindruckenden Stücke mal live zu sehen, geht über den Genuss des Buches sicherlich ein Stück hinaus.
Nach fast 2 Stunden, die wie im Fluge vergingen, und der Referent hätte noch viel zu erzählen gehabt, stand Till Schröder unseren Gästen noch für Fragen zur Verfügung. Beim anschließenden Abendessen sprühte der Referent noch voller weiterer Ideen für künftige Projekte. Wir können also voller Vorfreude gespannt sein auf weitere buchkünstlerische Highlights! Wir erhielten in den letzten Tagen sehr viel positiven Zuspruch zu Till Schröder und unserer Reihe. Auch der Mannheimer Morgen berichtete über die IB, die Reihe und die Referenten.
(Dr. Ralph Aepler)

Di, 09.12.2014

Hurra und Kanonendonner

Hoppe, Hoppe Reiter
fällt er auch, – nie schreit er,
Will ja nach dem Schützengraben
Mit vielen kleinen Liebesgaben.

Ausstellung von Kinderbüchern aus der Zeit des I. Weltkrieges

Prof. Dr. Hans–Heino Ewers eröffnete die Ausstellung mit Beständen des Instituts für Jugendbuchforschung der Frankfurter Goethe Universität und viele kamen am Samstagnachmittag in das Klingspor–Museum in Offenbach.
Die Ausstellung ist wunderbar von Sebastian Weber und Robin Schmerer kuratiert und reichlich bestückt.
Die Einführung hat das Publikum in Sphären geführt, die, und das ist eine persönliche Erfahrung und Unterstellung den anderen Zuhörern gegenüber, vielen unbekannt sein dürfte.
Die detaillierten Ausführungen von Professor Ewers eröffneten einen geschichtlichen Einblick und vermittelten eine Perspektive, aus welcher zumindest ich noch nie Kinderbücher betrachtet habe.
Die, und man kann es nicht anders nennen, perverse Instrumentalisierung der Kinderbücher in dieser Zeit zeigt der gewählte Titelvers nur ansatzweise. Die anfängliche hurrapatriotische Kriegsverherrlichung wich schnell der Parole Durchhalten. Die gezeigten Bücher und Zeitschriften geben einen Überblick über das gesamte Schaffen zwischen 1914 und 1918.
Der unbestreitbare Wert der Ausstellung liegt für mich vor allem darin, dass man hier die Wurzeln der Entwicklung in Deutschland ab 1933 entdecken kann.
Jeder der den Einführungsvortrag versäumt hat, hat wirklich etwas verpasst. Professor Ewers sollten sich am Thema Interessierte kein zweites Mal entgehen lassen.
Wer bis jetzt nicht im Klingspor–Museum war, sollte versuchen am 10.12.2014 um 15 Uhr, am 18.01.2015, 11.30 Uhr oder am 08.02.2015 um 15.30 Uhr vor Ort zu sein, um dort an der Führung durch Herrn Schmerer teilzunehmen. Diese Ausstellung ist absolut empfehlenswert!
(Dr. Ralph Aepler)
 
è Klingspor-Museum
Herrnstr. 80
63065 Offenbach

Haben Sie das alles gelesen?

Büchersammler kennen das: „Haben Sie das alles gelesen?“ Titel des von Klaus Walther und Dieter Lehnhardt herausgegebenen Buches.
Dieser „quälende“ Spruch für Sammler kann nur der Kategorisierung in Sammler und Nichtsammler dienen. Zeitgenossen, welche nicht infiziert sind von der Leidenschaft, Bücher zu sammeln, verspüren nicht den Wunsch diesen Satz beim Anblick einer Wand aus Büchern zu sprechen. Nein Sie gehen oft direkt auf das Wertvollste recht burschikos los!
Es ist nicht der „erste Leseverführer“ Klaus Walther’s aber die Blickrichtung, welche er gemeinsam mit Dieter Lehnhardt in diesem Band gewählt hat. Beide lassen die Sammler diesmal selbst ihre Schätze in insgesamt 16 Beiträgen vorstellen. Anschließend werden zur Abrundung des Themas noch zahlreiche Bücherorte vorgestellt.
Das Buch ist in einer Vorzugsausgabe mit einem Holzstich von Karl Georg Hirsch, von den Herausgebern signiert und in blauem Ziegenvollleder gebunden, erschienen. Die Auflage dieser Ausgabe beträgt 50 Stück. Weiterhin ist der Band auch in einer sehr ansprechenden Normalausgabe erhältlich. Beide sind gleichsam lesenswert.
Allen Beiträgen in diesem Buch ist gemeinsam, dass sie wunderbar die Intentionen der Sammler zeigen, nach welchen Gesichtspunkten ihre Sammlungen entstanden sind und wie sich die Sammlungen im Verlaufe der Zeit entwickelt haben. Übrigens ist die schreiberische Qualität aller Autoren sehr hoch, es macht keinen feststellbaren Unterschied, ob man einen geübtem Schreiber oder den Sammler liest. Überall schwingt die unbändige Leidenschaft zum Leser herüber.
Es empfiehlt sich, stets Papier und Stift in der Nähe zu haben, denn die Lektüre dieses Buches bringt den einen oder anderen neuen Band in die eigene Sammlung. Die „Jagdszenen“ und das „Jagdglück“ der anderen Buchliebhaber treffen beim Leser ja auf viel Verständnis und eigenen Erfahrungsschatz.
Falls noch jemand ein Weihnachtsgeschenk für einen Büchersammler sucht, hier ist meine Empfehlung. Mir geht es jedenfalls so, Geschichten über die Jagd nach Büchern kann ich nicht genug lesen!
(Dr. Ralph Aepler)

Mironde-Verlag
366 Seiten, geb., 29,90 €
ISBN-10: 3937654801
ISBN-13: 978-3937654805

Di, 22.07.2014

Finissage der Heine-Ausstellung

Zur Finissage der Heine-Ausstellung feierte die  Initiative Buchkultur am 20. Juli das (vorläufige) Ende ihres Projektes ›Der Mantel der Geschichte. Die Deutsche Freiheitsbibliothek in Paris 1933 bis 1939‹ mit einer beeindruckenden Performance von Hans-Karsten Raecke.
Hans-Karsten Raecke, der edle Recke, hatte keine Mühe gescheut, um Gast der IB zu sein. Aus dem brandenburgischen Rheinsberg zurück nach Ludwigshafen kehrte er, um unseren Gästen seine Vertonung von Heines Wintermärchen aufzuführen. Raeckes eigene Vertonung mit gelegentlichen zeitgenössischen Einwürfen war ein Genuss und eine Uraufführung zugleich, denn er führte in dem wunderschönen Garten des Schillerhauses Oggersheim sein Kunstwerk auf. Unseren Gästen ein großes Kompliment, trotz gelegentlicher Regenspritzer verfolgten sie die Darbietung mit Spannung und Amüsement und ohne Unterbrechung. Man kann mit Fug und Recht behaupten, Raeckes Heine ist einmal was ganz anderes und öffnet den Blick für Heine. Ihm ist es gelungen, uns allen den „Harry“ Heine ein Stück näher zu bringen. Für alle, die nicht da waren, die Performance kann man auch auf CD erhalten. Prädikat „unbedingt empfehlenswert“. Warten Sie mit Ihrem Kauf nicht zu lange. Die (zu) wenigen Exemplare, die heute angeboten wurden, waren restlos ausverkauft! E-Mail genügt.
Dank Hans Karsten Raecke fand die Veranstaltungsreihe einen würdigen Abschluss. Wir möchten uns auch an dieser Stelle bei allen Referenten, Leihgebern und natürlich bei unserem Publikum bedanken. Sie alle haben ihren Beitrag geleistet, dass die Veranstaltungsreihe ›Der Mantel der Geschichte. Die Deutsche Freiheitsbibliothek in Paris 1933 bis 1939‹ ein voller Erfolg geworden ist. Sie alle waren Teilnehmer an der ersten und einzigen weltweiten Würdigung der Deutsche Freiheitsbibliothek in Paris 1933 bis 1939.
(Dr. Ralph Aepler)

Fr, 20.06.2014

... ein kleiner Jude mit großem Bart

- nein nicht unser heutiger Gast Prof. Dr. Horch, sondern Heine's Großvater wurde so beschrieben. Und als der Schüler Heinrich Heine das auf dem Schulhof preisgab, erlebte er, was es heißt, nicht abwaschbarer Jude zu sein. Der Lehrer prügelte ihn mit dem sinnbildlichen gelben Stock!
Am 19. Juni zug der Gast der Initiative Buchkultur Prof. Dr. Hans Otto Horch trotz des herrlichen Fronleichnam Wetters viele Besucher in das Schillerhaus in Oggersheim. Im Rahmen seines Referats "Heinrich Heine: Poet - Kritiker - Jude" wurde den Hörern Heine aus einer wissenschaftlich aber dennoch nicht trockenen Perspektive näher gebracht. Dank des umfassenden Wissens und Verständnisses der Referenten gelang es ihm, trotz der Fülle an Information das Publikum zu fesseln. Die im Anschluss erfolgte anregende Diskussion fand bei kühlen Getränken in diesem sehr schönen Haus statt. Prof. Dr. Horch stellte sich den Fragen des begeisterten Publikums. Diese Veranstaltung hat wieder einmal dazu beigetragen, dass der eine oder andere den Heine erneut zur Hand nimmt und sich von der Darstellung Prof. Dr. Horch's zum Lesen anregen lassen wird. Herzlichen Dank an die Besucher für ihr zahlreiches erscheinen und Prof. Horch für sein Kommen aus dem doch fernen Aachen.
(Dr. Ralph Aepler)

So, 15.06.2014

Vertrieben aus dem Haus der Sprache?

Gestern wurde es richtig literarisch in der Ausstellung "Deutsche Freiheitsbibliothek". Die Veranstaltung „Vertrieben aus dem Haus der Sprache? Stefan Zweig und Franz Werfel“ - eine Idee des Mannheimer Hochschulpfarrers Jürgen Weber - ist eine Hommage an die beiden Literaten Zweig und Werfel.
Die tiefe Verbundenheit Weber's zu diesen beiden Schriftstellern war den ganzen Abend spürbar. Die "Textausschnitte" wurden hervorragend von der beliebten Schauspielerin Helga Grimme, bekannt aus großen Rollen am Nationaltheater Mannheim, Stuttgart und München, vorgetragen.
Neben diesem sehr emotional geprägten Aspekt wurde der Hintergrund von Zweig und Werfel und deren Sprache von "der Dritten im Bunde" Frau Prof. Dr. Deborah Kämper in gewohnt exzellenter Weise komplettiert. Wieder einmal können wir sagen, dass es Frau Kämper gelungen ist, mit ihren Ausführungen zu einem wesentlich besseren Text- und Sprachverständnis beigetragen zu haben.
Die Veranstaltung der Initiative Buchkultur war sehr gut besucht. Man kann stolz stolz sein, inzwischen ein Stammpublikum bei den Veranstaltungen begrüßen dürfen.
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Zum Ende der Ausstellung im Stadtmuseum in Ludwigshafen anlässlich des 80. Jahrestages der Deutschen Freiheitsbibliothek schlug die Initiative Buchkultur heute die Brücke in die Gegenwart. Musikalisch wurden die Teilnehmer heute erneut von Frau Maren Duncker am Fagott verwöhnt. Referent war Herr Andreas Marquet von der Walter A. Berendsohn Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur der Hamburger Universität.
Viele Leerstellen aber kaum Lehrstellen - so kann das Fazit seines Vortrages und auch das der Aktivitäten der Initiative Buchkultur zu dem Thema Exil lauten. Es gibt noch viel zu forschen und damit zu entdecken, aber das Interesse hält sich in der breiten Gesellschaft in sehr engen Grenzen. Manchmal bekommt man das beklemmende Gefühl in Deutschland, es gibt noch viele Menschen mit einem schlechten Gewissen, die glauben mit Ignoranz dem Thema des Exils in der Nazizeit adäquater zu begegnen als mit der aktiven Auseinandersetzung. Herr Marquet stellte die Exilforschung von ihren Anfängen bis heute dar.
Dabei stellte er sich souverän dem kritisch-nachfragenden Publikum. Wir wünschen ihm mehr Aufmerksamkeit und Mittel für diese Themen.
Anschließend boten die Kuratoren den Anwesenden eine letzte Führung durch die Ausstellung
Die Initiative Buchkultur hat ihr Ziel, die in Vergessenheit geratene Deutsche Freiheitsbibliothek und ihren 80. Jahrestag gebührend zu begehen, erreicht. Die hochkarätigen Referenten waren allesamt mit dem Herzen dabei und der Dank und die Anerkennung des Publikums ist Ihnen sicher. Anstatt Einzelne hervorzuheben, möchten wir an dieser Stelle auf die weiteren Veranstaltungen im Schillerhaus in Oggersheim verweisen.
(Dr. Ralph Aepler)

19. Juni 2014 Heinrich Heine. Poet – Kritiker – Jude
Vortrag Prof. Dr. Hans Otto Horch (Niederzier)

13. Juli 2014 „Ist das der blaue Himmel, den ich kannte?” Khalil Rostamkhani
Das Writers-in-Exile Programm des 
Deutschen PEN-Zentrums.

Franziska Sperr (Starnberg), Vizepräsidentin des PEN-Zentrums Deutschland

20. Juli 2014 Finissage Heine-Ausstellung
Deutschland. Ein Wintermärchen.
 Performance Hans-Karsten Raecke (Rheinsberg)

Sa, 14.06.2014

Bertha von Suttner - Die Waffen nieder!

Die Initiative Buchkultur hatte am 13. Juni anläßlich der Ausstellung "Deutsche Freiheitsbibliothek" in Ludwigshafen zum Vortrag über Bertha von Suttner geladen und das Publikum erschien zahlreich, um mehr über diese beeindruckende Frau von der Referentin Katrin Kirchner zu erfahren.

 
Ungewöhnlich baute die Referentin ihren Spannungsbogen vom Flugzeug bis zum Friedensnobelpreis auf und bannte damit das Publikum.
Bertha von Suttner war die erste Frau, welche den Friedensnobelpreis erhielt, aber wer weiß schon, dass sie es war, die Alfred Nobel inspirierte, diesen Preis zu stiften. Sie zog es jedoch vor, eben nicht diesen Alfred Nobel, sondern gegen alle Konventionen ihrer Zeit einen jüngeren Mann, Arthur von Suttner zu heiraten. Mit ihm verband sie zeitlebens ihr Friedenswille und ihr Glaube an den technischen Fortschritt.
Das Buch "Die Waffen nieder", dessen Erstauflage 1889 in Dresden erschien, ist das bekannteste, aber nur eines von vielen Werken dieser beindruckenden Frau. Auch das Buch wurde von den Nazi's 1933 verbrannt und verboten.
Katrin Kirchner ist es in exzellenter Weise gelungen, die interessante Lebensgeschichte der Bertha von Suttner vor den Besuchern im Stadtmuseum lebendig werden zu lassen. Herzlichen Dank an die Referentin!
(Dr. Ralph Aepler)

Fr, 13.06.2014

Meine Empfehlung - lesenswert, sofort bestellen ...

Am 22. Mai las ich, dass unser Pirckheimer Freund Harald Kugler ein Buch: „Der Bibliophilen-Abend – Erzählung für Bücherfreunde“ veröffentlicht hat, welches ich natürlich gleich bestellt habe.
Neun, stilistisch sehr unterschiedliche, Erzählungen sind in diesem Buch vereint und haben inhaltlich unser Liebstes, das Buch, zum Gegenstand – was auch sonst!
Zuerst die Buchgestaltung – trotz „on demand“ sehr gut gemacht. Natürlich wünscht sich der Sammler immer besseres Papier, einen Schutzumschlag, … aber sich ökonomischen Zwängen zu verschließen, wäre töricht! Die 28 Euro sind gut investiert und aufgrund der geringen Auflage von 100 Exemplaren wird diesem Buch wohl das Schicksal erspart bleiben, zu einem bescheidenen antiquarischen Preis „verramscht“ zu werden. Signiert und nummeriert ist selbstverständlich auch.
Die Lektüre vollzieht schnell und flüssig. Der Autor baut Spannungsbögen auf und man fällt drauf rein, wenn man denkt, man wüsste wie es weiter geht – nein doch Überraschung, die Liebenden kommen nicht zusammen und die vermutete Vaterschaft existiert am Ende doch nicht. Kuglers Schreibstil würde ich als inspirierend und anregend beschreiben, seine Figuren erzählen detailreich über bestimmte Ausgaben, deren Entstehung und Geschichte. Das regt an, sich selbst auf die Suche nach der einen oder anderen Ausgabe zu begeben. Für mich persönlich ist die Erzählung am besten gelungen, in welcher alte Bücher ihre eigene Geschichte preisgeben. Welchen Weg sie so durch die Jahrhunderte gegangen sind und was sie auf ihrem Weg erlebt haben. Mal eine ganz andere, neue Perspektive!
Meine Empfehlung – lesenwert, sofort bestellen – und ich drücke dem Buch die Daumen, dass es die 2. Auflage schafft.
Als Jahresgabe unserer Gesellschaft ist dieses Buch sicherlich mehr als eine Überlegung wert! Es wäre ein Beleg dafür, dass wir tatsächlich die aktivste Bibliophile Vereinigung Deutschlands sind!
(Dr. Ralph Aepler, Mannheim)

Mo, 02.06.2014

Heinrich Heine im Schillerhaus Oggersheim

So wünscht man es sich als Veranstalter, tolles Wetter, ein überfülltes Haus und einen hervorragenden Referenten. Die Initiative Buchkultur hatten heute alles!!!
Prof. Dr. Kruse oder sollte man sagen Prof. Heine? Man könnte es mit Fug und Recht so formulieren. Prof. Dr. Kruse lebt seinen Heine und steckte uns heute alle mit seiner Begeisterung an. So gekonnt kann nur ein Könner seines Faches durch ein Kapitel deutscher und französischer Literatur- und Kulturgeschichte wandeln, Bogen schlagen, Anekdoten und eben die kleinen interessanten Dinge des Lebens in den großen Kontext setzen. Die Stunde war um und es fühlte sich wie der Moment an, der nie vergehen sollte. Wir sind uns sicher, dass viele unserer heutigen Gäste den Heine mal wieder zur Hand nehmen und versuchen werden, das eine oder andere von Heine neu zu entdecken.
Die Initiative Buchkultur bedankt sich bei den Mitstreitern des Schillerhauses in Oggersheim für die perfekte Organisation und die Unterstützung. Dank der liebenswerten Frau Göbel hat der Aufbau und die Eröffnung reibungslos funktioniert. Herzlichen Dank!
Für die Ausstellung im Rahmen der Würdigung der "Deutschen Freiheitsbibliothek" werden für Schulklassen und Gruppen gesonderte Führungen angeboten.
(Dr. Ralph Aepler)
 
Ausstellung: 1. Juni bis 20. Juli 2014
 
è Schillerhaus Oggersheim
Schillerstraße 6
67071 Ludwigshafen

So, 01.06.2014

Wörter in Ihrer Zeit

"Es muss sich um wahrlich Interessierte handeln, welche an einem sehr schönen Samstag Nachmittag um 17 Uhr in das Stadtmuseum kommen, um sich einen Vortrag anzuhören" so eröffnete die Referentin, Frau Prof. Dr. Deborah Kämper, ihren Vortrag vor der Initiative Buchkultur im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Deutsche Freiheitsbibliothek". Natürlich hat sie damit Recht. Aber wir halten ihr entgegen, zugkräftig war das Thema und dessen Umsetzung!
"Wörter in Ihrer Zeit" so lautete der Titel der gestrigen Veranstaltung. Frau Prof. Dr. Kämper lud ein zu einer interessanten Reise durch Wörterbücher und Enzyklopädien. Auf dieser Reise betrachteten wir Wörter wie Bücherverbrennung, Freiheit, Terror und Emigration. Die sehr heterogenen Darstellungsweisen dieser Wörter in dem jeweiligen historischen Kontext entlockte dem zahlreich erschienen Publikum nicht nur einmal ein Erstaunen oder ein überraschendes Lachen.
Die anschließenden regen Gespräche der Zuschauer waren uns mal wieder ein Beleg dafür, den Nerv richtig getroffen zu haben. Nach über zwei Stunden klang dieser Nachmittag im Café Arago aus.
(Dr. Ralph Aepler)

Sa, 24.05.2014

Sanary-sur-Mer, eine Hauptstadt der deutschen Literatur

"... zum kotzen langweilig" so beschrieb William Somerset Maugham (1874-1965) in seinem Roman "Auf Messers Schneide" Sanary-sur-Mer. Dr. Magali Nieradka-Steiner hat in einem Vortrag zur Deutschen Freiheitsbibliothek der Initiative Buchkultur am 23. Mai 2014 im Stadtmuseum Ludwigshafen dieses Fleckchen als Hauptstadt der deutschen Literatur näher gebracht. Zwischen 1933 und 1939 saßen in Sanary in den zwei Cafés am Hafen Thomas Mann und Bruno Frank, Arnold Zweig und Lion Feuchtwanger, Ernst Toller und Bert Brecht, Alfred Kerr und Alfred Kantorowicz und viele andere berühmte und unbekannte Exilanten aus Deutschland zusammen. "Bisweilen war ein guter Teil der besten deutschen Literatur im Dorf" so beschrieb es Ludwig Marcuse (1894-1971).
Die Referentin hat in ihren Ausführungen den zahlreichen Anwesenden einen authentischen Einblick in die damalige Situation in diesem "Fischernest" gegeben. Mit Frau Dr. Nieradka-Steiner konnte die IB ihrem Publikum erneut einen Höhepunkt präsentieren. Sie verfügt aufgrund ihrer eigenen intensiven Forschungen in Sanary-sur-Mer über eine exzellente Expertise, so dass keine Frage unbeantwortet blieb. Thomas Mann wollte, wie er 1944 an Feuchtwanger schrieb, gern mal Goebbels die Aussicht in Sanary zeigen, "damit dieser sich gifte". Wir danken Frau Dr. Nieradka-Steiner für ihre "Führung", die uns mehr als nur die Aussicht zeigte...
(Dr. Ralph Aepler)

Fr, 23.05.2014

Alfred Kerr im Exil

Am gestrigen Abend hiess das Thema der Initiative Buchkultur "Es geht uns verflucht emigrantig …" Alfred Kerr im Exil.

Wie schon bei der Eröffnung der Ausstellung "Deutsche Freiheitsbibliothek" haben die Eheleute Giersberg das Publikum auch heute emotional sehr bewegt. Im Rahmen ihres Vortrages schilderten sie sehr anschaulich anhand der Briefwechsel Kerr's mit Persönlichkeiten von Albert Einstein bis Rudolph Kommer, dass Exil eine wahrlich verzichtbare Erfahrung darstellt.
Alfred Kerr, typisch spitzzüngig, schimpfte zu Recht, dass er "ausgebürgert" wurde und nur "lumpige 2.000 Mark" auf seinen Kopf ausgesetzt worden sind. Uns wurden die Stationen der "Reise" der Familie mit all ihren Tiefen aber auch den Höhen dargestellt.
Dieser Abend fügt einen wichtigen Mosaikbaustein in das Bild der Veranstaltungsreihe "Deutsche Freigeitsbibliothek". Die Betrachtung der psychologischen Belastung der Exilanten ist neben der "großen" Politik ein interessanter Aspekt und gibt einen sehr intimen Einblick in die persönlichen Schicksale der Betroffenen. Für Alfred Kerr waren es vor allem seine Kinder, die der Familie immer wieder Kraft gaben. "Papi, es ist herrlich ein Flüchtling zu sein", so kann man das Exil nur als Kind beschreiben. Judith Kerr (*1923) sagte diesen Satz als 11 jährige in Paris. Der sehr interessante Abend klang bei einem Glas Wein und angeregten Gesprächen im Café Arago aus.
(Dr. Ralph Aepler)