Pirckheimer-Blog

Peter Verheyen

Mi, 02.12.2015

Ruth Sackner

Anfang der 1990er Jahre lag in meinem wackeligen Briefkasten im zweiten Hinterhof in der Urbanstraße in Berlin-Kreuzberg ein Brief mit gedruckten kyrillischen Zeichen und dem Absender „The Ruth & Marvin Sackner Archive of Visual and Concrete Poetry, Miami Beach“. Der Brief selbst war handschriftlich von Marvin Sackner geschrieben worden. Er erkundigte sich nach der Möglichkeit, die Zeitschrift „teraz mowie - Hefte für visuelle Poesie“ komplett zu erwerben. Den Tipp muss er aus Russland von den inzwischen verstorbenen Neofuturisten Serge Segay und Rea Nikonova bekommen haben. Und natürlich gab es die Möglichkeit, diese Hefte und noch viel mehr zu beziehen. Bei unseren weiteren Korrespondenzen wurde schnell deutlich, dass die Sackners das weltgrösste Archiv für Künstlerbücher und -editionen angesammelt hatten – voller leidenschaftlicher Hingabe an die erworbenen Werke, mit denen sie ihr Haus gestalteten, Gäste aus aller Welt empfingen oder externe Ausstellungen konzipierten. Unter den Sammlern von Künstlerbüchern sind sie die Superstars.
Ruth & Marvin Sackner
(...) Gelegentlich rief ich bei den Sackners an und einmal sprach ich mit Ruth über Menschen in öffentlichen Institutionen, die in herausragender Position sind, aber überhaupt keine Impulse für die Sammlung haben. Warum die ausgerechnet mit Kunst zu tun haben, weiß niemand. Beim Finanzamt wären sie vermutlich viel effektiver. Für Ruth waren das Menschen ohne langen Atem, ohne Leidenschaft für die Kunst, ohne Ausdauer.
(...) Kurz bevor die Sackners als aktive Sammler aufhörten, besuchten sie mich noch einmal in Berlin. Wir verbrachten einen sehr entspannten Tag am Potsdamer Platz und in meinem 12 Quadratmeter großen Zimmer in Schöneberg, zu dritt auf wackeligen Stühlen, wobei einer zusammenkrachte. Ruth ist mir als eine attraktive, warmherzige Frau in Erinnerung geblieben. Heute schrieb mir Marvin, daß sie am 11. Oktober 2015 im Schlaf gestorben ist. 
(Hartmut Andryczuk)

... kompletten Artikel lesen in Der Daten-Messie

1 Kommentar:
 Peter Verheyen hat gesagt …

Hier auf Englisch die Todesanzeige mit Video über die sehr beeindruckende Sammlung. Ihr Tod hat hier in den USA ein sehr großes Loch in die Buchkunst Szene gerissen.
02. Dezember 2015

Fr, 30.10.2015

... neu bei der Pirckheimer-Gesellschaft

In der Pirckheimer-Gesellschaft begrüßen wir ein neues Mitglied, aus den USA den Buchbinder und Betreiber des Pressbengel-Projekts Peter Verheyen, hier mit seinem Begrüßungspaket.
Übrigens, ein gelegentlicher Blick in den Blog Pressbengel-Projekt ist für jeden Bibliophilem immer von Gewinn. So der Beitrag vom 3. Oktober über Art-Deco-Buchbinderei u.a. von Georges Cretté, welcher "Two Tales" von Oscar Wilde für F.L. Schmied 1926 in 20 Exemplaren gebunden hat.

Mi, 14.10.2015

Pop-up books

In der Galerie DRUCK & BUCH, Wien werden bis Ende Oktober Pop-up books gezeigt. Vertreten sind die Buchkünstler David A. Carter aus den USA, Katsumi Komagata aus Japan, Chisato Tamabayashi (Japan/GB), Marion Bataille (siehe Abbildung oben), Anouck Boisrobert (untere Abbildung), Philippe Ug, alle aus Frankreich, Dagmar Reiche aus Deutschland, Mauro Bellei aus Italien und aus Spanien Ximena Perez Grobet.
Ausstellung: 8. bis 30. Oktober 2015
Finissage: 29. Oktober 2015

Galerie Druck & Buch
Berggasse 21/2, A - 1090 Wien

1 Kommentar:
Peter Verheyen hat gesagt...
Danke.
Zu Marion Batailles im ersten Bild, man kann es bei YouTube als Video sehen,
www.youtube.com/...
14 Oktober, 2015

Do, 14.05.2015

The Last Bookshop

Angeregt von einer Dystopie des Berliner Antiquars Rainer Friedrich Meyer auf meyerbuch wies der Pirckheimer Peter Verheyen auf den Film "The Last Bookshop" hin. Diese 20minütige Liebeserklärung an die Buchkultur und der Hinweis auf unsere Verpflichtung gegenüber künftigen Generationen geht sicher jedem Pirckheimer zu Herzen.


Drehbuch Richard Dadd
Regie: Dan Fryer, Richard Dadd
Darsteller: Alfred Hoffman und Joe Holgate Sterne
Musik: Owen Hewson

So, 22.02.2015

Anfrage: Buchbinderlehrlings-Zeitschriften

Weimar und 3. Reich hatten den Buchbinderlehrling
Die BRD die Heftlade.
Die DDR ?????
Gab es ein Äquivalent in der DDR? Ich habe eine neue Ausgabe von Adolf Rhein, Das Buchbinderbuch, Halle (Saale): VEB Wilhelm Knapp Verlag, 1953, aber gab es ein Äquivalent zu Buchbinderlehrling/ Heftlade in der DDR? Die Heftlade war anfangs auch gesamtdeutsch, entsprach aber dann den wohl nicht mehr den politischen Realitäten ...
Gruß,
Peter Verheyen


1 Kommentar:
  Abel Doering hat gesagt…
Nicht speziell für Lehrlinge, sondern für diesen gesamten Zweig der Buchproduktion gab es in der DDR ab 1955 die monatlich erscheinende Zeitschrift Buchbinderei und Papierverarbeitung, Verlag Die Wirtschaft, Berlin
22.02.2015

Mi, 15.10.2014

Kinderbuch im Gespräch

Der als deutsch-französisches Gemeinschaftsprojekt entstandene Comic erzählt die authentischen Erlebnisse von René Lucot und Lucien Laby aus Frankreich und von Agnes Kiendl und Walter Bärthel aus Deutschland in der Zeit des Ersten Weltkriegs. Auf der Grundlage von Tagebücjhern und Memoiren wird das Schicksal dieser Zeitzeugen geschildert und gezeigt, wie die anfängliche Kriegsbegeisterung angesichts der Realität auf den Schlachtfeldern in Ernüchterung umschlägt und das Weltbild der jungen Leute nachhalktig erschüttert wird.
An dem Gespräch nehmen der Autor des Buches Dr. Alexander Hogh, der Illustrator Jörg Mailliet und die Verlegerin Julie Cazier teil.

Gesprächsabend: 10. November 2014, 18:00 Uhr

Staatsbibliothek zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Dietrich-Bonhoeffer-Saal
Potsdamer Straße 33
10785 Berlin


1 Kommentar:
Peter Verheyen hat gesagt...
Danke für den Hinweis zu diesem Buch. Mein Exemplar kam heute in den USA an.
Wenn auch in der Tradition vom Tintin und Asterix, würde ich dies keines Wegs ein Kinderbuch nennen, eher ein Grafischer Roman in der Tradition von Art Spiegelmanns
Maus. Gut fand ich die Einbeziehung von den Tagesbucheinträgen, wünschte mir eigentlich mehr davon, war aber in Ordnung. Das ganze war auch sehr ausgewogen was die Ursachen des Krieges und den Einstellungen der Zeitzeugen betrifft - doch nicht so anders. Interessant wäre dies auch zweisprachig.
Wäre gerne beim Vortrag dabei, ist aber etwas Weit. Das Buch werde ich aber als Beispiel des Genres Buchkunststudenten an der Uni vor ich arbeite zeigen. Graphische Romane sind hier hoch im Kurs. Dazu werden die von Otto Nückel, Frans Masereel, Lynd Ward, John McCabe gezeigt. Aber Auch Tintin.
Danke für diesen Blog.
Peter Verheyen
28 Oktober, 2014

So, 12.10.2014

The Pressbengel Project

Vor kurzem erhielt ich über das Netz Post aus den USA mit dem Hinweis auf einen durch den Buchbinder und Konservator Peter D. Verheyen betriebenen Blog namens Pressbengel-Projekt, dessen Zweck es ist, den englischsprachigen Raum mit den deutschen Buchbindetraditionen bekannt zu machen - ein Unterfangen, welches sicher auch für den in Deutschland lebenden Bibliophilen neue und interessante Einsichten bringen kann.
Als Pressbengel bezeichnet bekanntlich der Buchbinder den Hebel, mit dessen Hilfe er die Handpresse fest vor dem Abpressen oder beim Goldschnitt anzieht. Für Jean Paul wird übrigens alles, was durch Erzeugnisse der Buchdruckerpresse weitergegeben wird "durch den Pressbengel erzählt".
Der Name des Projekts geht jedoch zurück auf "Der Pressbengel", ein "Gesprächsbüchlein zwischen dem ästhetischen Bücherfreund und seinem in allen Sätteln gerechten Buchbinder" von Ernst Collin, 1922 im Euphorium Verlag erschienen und diese Schrift ist Ausgangspunkt für eine Betrachtung über Erzeugnisse deutscher Buchbinder.
Der Buchbinderlehrling, alle Jahrgänge (1927 - 1943)
Der aktuellste Beitrag stellt seine Sammlung der Zeitschrift Der Buchbinderlehrling vor, ein Beiheft zum Allgemeinen Anzeiger für Buchbindereien (AAB), das zwischen 1927 und 1943 für Lehrlinge im deutschsprachigen Raum herausgegeben wurde. Es sollte den Lernstoff von Berufschule und Betrieb festigen und diente Lehrlingen zur weiteren Qualifizierung. Die Hefte der Sammlung sind unterschiedlich gebunden, vom Halbfranzband mit Goldschnitt bis zur ungebundenen Ausgabe, wie sie dem AAB beilag. Insgesamt widerspiegelt sich in der Bindung der Hefte das Leben eines Lehrlings, genauso wie Änderungen in Wirtschaft und Politik, mitunter in heute erschütternden Aufsätzen von den führenden Buchbindern und Fachlehrern.
Andere Artikel widmen sich Ernst Collin, Gerhard Gerlach, oder Renate Mesmer und ihrer Ausbildung in Deutschland, einer Bindung von acht Holzstichen zu Pan (Northampton: Pennyroyal Press, 1980) oder der Suche nach dem Ursprung der Abbildung einer Buchbinderei, die Peter D. Verheyen im Netz fand.
Der Blogbetreiber, geborener Rheinländer/Ruhrpottler, der als Kleinkind in die USA auswanderte, lernte in einer Kunstbuchbinderei in Gelsenkirchen, studierte u.a. an der Fachschule für Buchrestaurierung in Ascona und versucht zunehmend, seine Beiträge zweisprachig anzubieten.
(ad)

Fr, 10.10.2014

MDE-Rundbrief 2014.2

Soeben wurde der 2. Rundbrief der Meister der Einbandkunst ausgeliefert, der sich diesmal vorrangig dem Thema Sammeln widmet.
Johannes Baumgartner, der unter anderem eine zweibändige Bibliographie zu Struwwelpetriaden verfasste, berichtet über das Warum seiner Sammlung, Wulf D. v. Lucius stellt den Büchersammler Onno Feenders vor und es wird ein Einblick in die Sammlungen zur Buchkunst der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln und mit zwei Beiträgen des Klingspor-Museums Offenbach gegeben.
Neben einer Betrachtungen zur lokalen und internationalen Einbandkunst finden sich in dem Heft auch ein Nachruf zum Pirckheimer-Mitglied Werner Kießig und zum englischen Buchbinder Ivor Robinson, der mit seinen kunstvollen Einbänden international bekannt wurde. Nicht unerwähnt bleiben darf in dieser unvollständigen Aufzählung auch ein Beitrag von Peter D. Verheyen über einen Stolperstein für Ernst Collin, Schriftsteller des ikonischen Pressbengel.

Sa, 05.04.2014

Werner W. Kießig (1924 - 2014)

Werner W. Kießig wurde 1924 in Berlin geboren und machte 1948 seine Meisterprüfung im Buchbinderhandwerk. Von 1956 bis 1965 arbeitete er als Buch-und Papyrusrestaurator an den Staatlichen Museen zu Berlin und der Deutschen Akademie der Wissenschaften als freier Mitarbeiter bei Dr. Rolf Ibscher. Seit 1960 ist Werner Kießig Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft. Nach einem künstlerischen Grundstudium an der Hochschule Burg Giebichenstein und an der Kunsthochschule Berlin wurde er 1967 Mitglied im Verband Bildender Künstler Deutschlands (VBK) und in der Internationalen Vereinigung «Meister der Einbandkunst», wo er 1982 Präsidiumsmitglied wurde. Seit 1965 war Werner W. Kießig in Berlin Hohenschönhausen freiberuflich als Buchbinder im Atelier für Bucheinband, Ledergestaltung, Restaurierung und Prägedruck tätig. 2007 ernannte ihn die Vereinigung «Meister der Einbandkunst» zum Ehrenmitglied. Werner W. Kießig starb nach schwerer Krankheit in Berlin.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, dem 9. April 2014 um 13:30 Uhr auf dem Oranke-Friedhof,  Friedhofstr. 14 in 13053 Berlin (Alt-Hohenschönhausen) statt.

1 Kommentar:

hat gesagt…Ein großer Verlust für die Kunstbuchbinderei in Deutschland und überhaupt. Ich hatte mit Ihm im letzten Jahr korrespondiert wegen meiner Recherchen um Ernst Collin und hatte zuletzt von Ihm am 11.3 kommuniziert als er krankheitsbedingt von der Stolpersteinverlegung absagen musste. Meine Gedanken sind mit Ihm und seiner Familie.
Peter D. Verheye06. Juli 2014