Pirckheimer-Blog

Neuerscheinung

Mo, 24.10.2022

Noch bis zum 30.10. sind die Arbeiten aus "Fundervoll" in Halle (Saale) zu sehen.
Die Arbeiten aus der "Fundervoll"-Mappe sind noch bis 30.10. in der Ausstellung "Durch die Tage, durch die Nächte" in Halle zu sehen.

Fundervoll

Nur noch wenige Tage, bis zum 30. Oktober, präsentiert die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt in ihren Räumen (Neuwerk 11, 06108 Halle an der Saale) unter dem Titel Durch die Tage, durch die Nächte Werke aller Genres von 22 Künstlerinnen und Künstlern, entstanden im Rahmen von Arbeitsstipendien der Stiftung. Die Arbeiten befassen sich mit einschneidenden Ereignissen – persönlich als auch gesellschaftlich: verschiedene Fluchtbewegungen, ausgelöst durch den Zweiten Weltkrieg, den Jugoslawien-Konflikt bis hin zum Ukrainekrieg, gesellschaftliche Umbrüche, Landschaftszerstörung, aber auch individuellen Hürden im Leben.

Krisen begleiten Menschen – im Persönlichen wie in größeren Zusammenhängen. Kunst hilft, ein Gegengewicht zu finden, neue Perspektiven zu entwickeln und über die Angst schürenden Probleme gerade unserer Gegenwart hinauszugehen. Welche Erfahrungen gab es in der Vergangenheit – wie werden sie erinnert? Was kann aus Beschädigung, Zerstörung, krisenhaften Situationen erwachsen? Wie kann all dem begegnet werden? Gibt es Chancen für einen Neubeginn? Vorgestellt werden Positionen aus Feature, Film, Fotografie, Grafik, Installation, Literatur und Buchillustration, Keramik, Malerei, Plastik, Skulptur, Objekt- und Textilkunst.

Auf eine bibliophile Köstlichkeit im Rahmen der Schau sei hiermit verwiesen: Fundervoll von Simone Trieder, das als Kassette wie als kleine Mappe den 32. und 33. Druck der Solomon-Presse bildet. Der Text der halleschen Autorin, die mit einer Vielzahl Bücher und Herausgaben auf sich aufmerksam machen konnte und 2021 mit dem Hauptpreis der Akademie für gesprochenes Wort Stuttgart zur Preisfrage „Wächst das Rettende auch?“ geehrt wurde, wird begleitet von originalen Zeichnungen von Karl-Georg Hirsch, Annette Krisper-Bešlić, Yvonne Kuschel und Solomon Wija. In der Ausstellung sind acht Blätter aus der Fundervoll-Kassette zu sehen.

Zunächst erschien 2021 Fundervoll in kleinem Format und in einer Auflage von 200 Exemplaren: 12 x 21 cm, mit handgeschöpftem Einbandpapier, Abbildungen von Hirsch, Krisper-Bešlić, Kuschel und Wija sowie einer Beilage von Yvonne Kuschel, gestaltet und gebunden von Bettina Wija-Stein, gedruckt von ThomasDruck Leipzig, zum Preis von 27 Euro. Die noch exclusivere Kassetten-Ausgabe folgte in diesem Jahr als 33. Druck der Solomon-Presse nach. Weitere Informationen zu beiden Ausgaben des Werks finden sich unter www.solomon-wija.de.

Durch die Tage, durch die Nächte
noch bis zum 30. Oktober 2022
geöffnet Mi–So 14–18 Uhr
Eintritt 3 Euro, ermäßigt 1 Euro
Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt
Neuwerk 11, 06108 Halle (Saale)

(André Schinkel)

Sa, 15.10.2022

Ausgabe 12 des "Hamburger Bothen" ist kürzlich erschienen.

Hamburger Bothe Nr. 12 erschienen

Seit dem Frühsommer 2020 erscheint der Hamburger Bote als regelmäßiger Rundbrief der seinerzeit gegründeten Regionalgruppe der Pirckheimer-Gesellschaft für den Norden Deutschlands. Herausgegeben von Peter Engel und Rudolf Angeli, sollte er zunächst und durch die Tatsache, dass damals aufgrund von Corona kein Treffen möglich wurde, die Mitglieder der Gruppe zusammenführen. Mittlerweile wächst das Interesse und der Verteilerkreis für den Bothen bei jeder Ausgabe mehr und mehr, nicht zuletzt auch dadurch, dass der Rundbrief jedem interessierten Leser kostenfrei zur Verfügung gestellt wird, um, so die Herausgeber, „damit ein wenig für die Pirckheimer zu werben und alle bibliophilen Leseratten, Kunstbegeisterte und Sammler jeglicher Couleur zu einen.“ Auch Neu-Leser bekommen den Hamburger Bothen über die folgende Mailadresse: Rudolf_Angeli@web.de; Mitglieder und Gastleser ohne E-Mail-Adresse können ihn auch per Post erhalten. Die Ausgabe 12 ist kürzlich erschienen und enthält u. a. einen Bericht zum Jahrestreffen der Pirckheimer in Oldenburg im September, Texte des Dichters und Erzählers Andreas Münzner, Besprechungen neuer Publikationen und zeigt einen der Herausgeber auf den Spuren von Joseph Roth und Stefan Zweig. Mit dem Bothen verbunden ist auch der kleine Verlag Angeli & Engel, in dem Bücher von Klaus Waschk und Rainer Ehrt erschienen, sowie ein Freundeskreis des Verlags: Zur Mitgliedschaft in ihm wird herzlich eingeladen.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 07.10.2022

Die neue Ausgabe der "Marginalien" samt der Grafik von Xago und dem "Besonderen Blatt" zu Ehren von Matthias Gubig. ǀ © Till Schröder

Marginalien 246 erschienen

Ganz frisch auf dem Tisch ist die neueste Ausgabe der Marginalien, genauer gesagt die Ausgabe 246 der Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie der Pirckheimer-Gesellschaft. Unter der Ägide von Chefredakteur Till Schröder entstand wieder ein Heft voller Aufsätze, Rezensionen und Mitteilungen, das sich der Hingabe zum schönen Buch, der Grafik und im besten Sinne der Bibliomanie hingibt: Ernst Falk würdigt Heinz Edelmann, Renate Reschke porträtiert Xago (der mit Unter Beobachtung: Kunst wunderbarerweise gleich auch die Beilage für die Vereinsmitglieder beisteuerte) zum runden Geburtstag; Jens-Fietje Dwars kündigt die zweite Folge der Edition Pirckheimer an, Matthias Flügge hält eine Laudatio auf Strawalde, Anja Harms und Eberhard Müller-Fries (deren Ausstellung in Oldenburg eben die Pirckheimer begeisterte) erfahren Würdigung, Dieter Goltzsche erinnert an Ursula Lang. In der Typografischen Beilage zeigt uns Jürgen Engler die Poesie der Satzzeichen, und im ABC der Druckkunst führt Thomas Glöß in die Kunst des Siebdrucks ein (wird in Heft 247 fortgesetzt). Und ein wirklich ganz besonderes Blatt wird mit einer Extraausgabe der gleichnamigen Rubrik an Matthias Gubig verschenkt: Mit der eigens dafür entstandenen Grafik Der Glyphenbeschwörer von Gubig-Schülerin Julienne Jattiot und einem berührenden Text Till Schröders ehrt die Redaktion den großen Typografen, der auch die Marginalien gestaltet, und gratuliert ihm zum 80. Geburtstag. Der Reigen wird beschlossen mit Rezensionen zu schönen Büchern und Mitteilungen aus der Welt derselben. 

(André Schinkel)

Fr, 30.09.2022

"Lost Playgrounds" ǀ © Susanne Theumer
"Am Gastronom", Kaltnadelradierung, 2021 ǀ © Susanne Theumer

Bibliophiles des Monats: Lost Playgrounds

Am Gastronom spielen zwei kleine Mädchen in der Vergangenheit; nur ein Betonmäuerchen blieb davon stehen. Wie kann man diesen Ort nennen, seinen Schlaf in den Epochen, von denen er, Rudiment nur noch, kündet? Ich sehe die Mädchen in den Elementen der Wand klettern und rufen, und ich sehe, daß sie sich dabei leis umsehen, als wollten sie diese, ihre Welt begreifen und aufnehmen in sich. Ich weiß nicht – wird es beiden gelingen und ihnen über ihre Kinderzeit hin wichtig bleiben? Einst, sagen die verschütteten und nun zwischen Ramschangeboten versteckten Legenden, gab es hier auch Wasser – dieser Stadtteil ist ganz gegen seinen Ruf seit jeher einer der Brunnen. Ob das die Legende meint, oder spricht sie noch davon, daß es eigentlich eine trockenliegende Senke ist, in die die Neustadt gebaut ist? Die kleinen Mädchen toben über den Platz, eine ernster, eine verschmitzter, im Wechsel vielleicht … das werde ich erst später erkennen. Vorerst sind sie ganz in das Spiel in ihrer Vergangenheit vertieft, die sich zwischen den Kanten und Rändern des Stadtteils, dem sie entstammen, noch eine Weile über den Grasflächen und Bäumen hält, ehe sie wie das Rufen der Kinder zwischen den Hausquadern verhallt und verlischt. In der Ferne rauschen die Brunnen der Zukunft. Es werden andere sein. Von der Zukunft, die die Geschichte verheißt, blieb nur dieses Mäuerchen stehn.

Susanne Theumer: Lost Playgrounds,
mit einem Gedicht von Rainer Maria Rilke und
vier Prosastücken von André Schinkel,
originalgrafische Mappe mit 9 Kaltnadelradierungen,
Handsatz, Handeinband mit Radierung bedruckt,
Bindung (Kassette): Claudia Richter,
45,5 x 55,5 cm, Auflage: 10 Exemplare.

(André Schinkel/Textbeispiel aus der Mappe)

Di, 20.09.2022

superILLU: Die Illustration fängt das Unsagbare im Netz der Wörter ... ǀ © Uta Schneider/Juliane Wenzl

superILLU — Die Zweite

Welche Bedeutung haben Illustrationen? Ist dieses Medium überhaupt noch aktuell? Und: Wie illustriert man eigentlich? Zu diesen Fragen haben Expertinnen und Experten aus Theorie und Praxis kontroverse Antworten vorgelegt, die in der Publikation superILLU nachzulesen sind. Am Veranstaltungsabend werden diese grundlegenden Thesen zur Illustration erstmals öffentlich vorgestellt sowie mit neuen Gästen und Publikum diskutiert. Es wird dafür herzlich eingeladen am Dienstag, den 04.10.2022 um 18 Uhr in die Ingeborg-Drewitz-Bibliothek in Berlin-Steglitz. Es diskutieren: der Kunstwissenschaftler Andreas Rauth (Beitrag: Stil und Authentizität der Illustration), Kunsthistoriker Johannes Rößler (Hybridität/historische Genese der Illustration), Typografin und Künstlerin Ulrike Stoltz (Schriftbildlichkeit, Illustration als Darstellung des Unsagbaren im Netz der Wörter), Illustratorin und Bildwissenschaftlerin Juliane Wenzl (visuelle Narrationsformen, Vermittlung von Inhalten mit Bildern). Die Bibliothek befindet sich im dritten Obergeschoss im Einkaufszentrum Das Schloss, Grunewaldstraße 3, 12165 Berlin, und ist via S- und U-Bahn (Bahnhof Rathaus Steglitz) gut zu erreichen. Die Veranstaltung wird organisiert von der Hegenbarth Sammlung Berlin, die Plätze sind begrenzt, es wird um Anmeldung unter anmeldung@herr-hegenbarth-berlin.de gebeten.

superILLU: Zu einer Theorie der Illustration =
superILLU: Towards a Theory of Illustration.
Hrsg. v. Ulrike Stoltz u. Juliane Wenzl.
Weimar: Jonas Verlag 2022. In deutscher und
englischer Sprache, 352 Seiten, Broschur,
ISBN 978-3-89445-593-4, 32,00 Euro.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 16.09.2022

Bei den Ahrenshooper Literaturtagen werden auch die Nocturnen Henry Günthers präsentiert.
Doppelseite aus dem Buch.

21. Ahrenshooper Literaturtage

Vom 01. bis 03.10.2022 findet in der Strandhalle Ahrenshoop die größte Buchmesse Mecklenburg-Vorpommerns statt. Auf ihr präsentieren sich 15 Verlage u. a. mit Literatur über das Bundesland am Meer, die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst und Ahrenshoop. Auf der Messe spiegelt sich auch wider, dass Ahrenshoop ein Künstlerort ist. Der Ort ist durch seine reiche künstlerische Tradition und nicht zuletzt durch sein hochrenommiertes, in den ganzen Ostsee-Raum ausstrahlendes Künstlerhaus Lukas, das Kunstschaffende aller Sparten beherbergt, berühmt. Auf der Messe sind aufgrund dessen neben regulären Publikationen auch besondere Druckerzeugnisse, wie zum Beispiel künstlerisch anspruchsvolle Bücher aus handgeschöpftem Papier, mit siebgedruckten Illustrationen, originalgrafische Bücher, Blätter, Karten sowie Sammelmappen, die per Holzschnitt, Linotype oder Monotypie gedruckt wurden, zu finden. So ist auch die aktuelle Publikation der BuchKunstBalance in der Strandhalle zu bewundern, Nocturnen von Henry Günther, die mit dem beziehungsreichen Untertitel Ahrenshooper Gedichte zu glänzen wissen. Das Büchlein wurde auf Bütten gedruckt und ist mit Zeichnungen des Autors versehen.

Henry Günther: nocturnes
Ahrenshooper Gedichte
Format: 19,5 x 15 cm, 28 Seiten,
gedruckt auf Büttenpapier,
Einband: Fedrigoni Tintoretto crema,
signierte Ausgabe, 25 Euro.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 26.08.2022

Noch bis zum 30.10. werden die Arbeiten von Halina Kirschner in Erfurt gezeigt.
Die Künstlerin illustrierte zuletzt "Trieste Centrale" von Jaroslav Rudiš. ǀ © Halina Kirschner

Das Huhn & die Harfe

Die Sommerausstellung im Molsdorfer Schlossmuseum (Schloßplatz 6, 99096 Erfurt-Molsdorf) ist in diesem Jahr Halina Kirschner gewidmet. Sie wird seit dem 24. Juli und noch bis zum 30. Oktober 2022 gezeigt. Neben preisgekrönten Buchillustrationen sind vor allem Riso- und Serigrafien der vielseitigen Leipziger Grafikerin zu bewundern, die in Farb- und Formenreduktion große Ausdruckskraft entwickeln, voll Witz und Humor sind und Kirschners feiner, empathischer Beobachtungsgabe. So sind etwa zahlreiche Bilder ihrer Kalender-Geschichten zu sehen. Auch wird Kirschners neuestes Buchprojekt vorgestellt. Nach den Illustrationen zur Grasharfe, dem Klassiker von Truman Capote, hat sich die Künstlerin nun einem weiteren „Eisenbahnausflugsziel“ von Jaroslav Rudiš gewidmet: Trieste Centrale erschien im März 2022. Das Büchlein korrespondiert mit dessen gefeiertem Winterberg-Roman. Im Rahmen ihrer Ausstellung wird Halina Kirschner gemeinsam mit  Museumskuratorin Silke Opitz zudem endlich das weiße Kaninchen aus dem Grünen Schlosszimmer „befreien“. Das barocke Tierporträt befindet sich in der Wandverkleidung des einst voll vertäfelten Prunkraumes. Es stammt wohl vom Erfurter Maler Jacob Samuel Beck (1715–1778). Nun soll das Kaninchen eine eigene Geschichte bekommen und damit durch den Schlossgarten hoppeln. Dort sind spielerisch Rätsel zu lösen, und der*die Kaninchenfreund*in erfährt so ziemlich alles über den Schlossgarten … Auf nach Molsdorf!

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Do, 25.08.2022

Unter zünftigem Titel erschien ein neues Buch in der Edition M & M.
Der Steinbock und der Wassermann, die gehen es verschieden an ...
... das Lustgebrüll des wilden Leu macht indes das Krebstier scheu.

Explizite Astrologie

Auf diesem Buch machte sich, wenn das nicht schnöde wäre, ein Aufkleber mit dem Hinweis „Explicit Lyrics“ nicht schlecht – denn der Doppelzeiler „Der Krebs krebst meist so vor sich hin, / empfindet Sex als Widersinn“ ist noch eines der harmloseren Beispiele der „versaut-poetischen Sterndeutungen“ von Frank Schulz, das unter dem schon keine Fragen mehr offen lassenden Titel Sternzeichen-Fick-Info als originalgrafisches Buch mit dreizehn zweifarbigen Holzschnitten von Jürgen Meyer Jurkowski in der Edition M & M desselben soeben erschien.

Im seligen Gründungsjahr 1998 ist die Edition M & M mit dem Vorsatz angetreten, jedes Jahr ein originalgrafisches Buch herauszugeben. Dass es in 24 Jahren nur sieben Bücher von sechs Autoren geworden sind, lässt sich unter „gelebte Langsamkeit“ abhaken. Selbstironisch und realitätsnah heißt Jürgen Meyer Jurkowskis (JMJ) Devise heute: "Keine neuen Bücher, bevor die alten nicht verkauft sind!" Aber nun ja, nix gilt ewig. In Abweichung von dieser ‚Maxime‘ ist nach mehrjähriger Enthaltsamkeit wieder eine Neuerscheinung der Edition zu vermelden.

Diesmal hat sich JMJ zwei lyrische Texte des bekannten Romanautors Frank Schulz (Das Ouzo-Orakel, die Onno-Viets-Romane) ausgesucht. Schon der Haupttitel Sternzeichen-Fick-Info kennt augenscheinlich keine Euphemismen und gibt unmissverständlich an, worum es geht: Um Sex, Erotik, Lust und Triebe. „Der Reiz“, so Meyer Jurkowski, „sich mit besagtem Thema künstlerisch auseinanderzusetzen, ist ungebrochen und unerschöpflich. Nach wie vor hat die ‚normalste Sache der Welt‘ einen hohen Tabuisierungsgrad und großes Erregungspotential.“ Moralapostel und Freigeister stehen sich da seit Äonen unversöhnlich gegenüber. Besonders in Zeiten von Hypermoral und Political Correctness mit ihrer zunehmenden Verbots-Kultur werden Künstler ganz schnell mit der Frage nach der Korrektheit ihres Tuns konfrontiert.

Das 38-seitige Buch ist dabei als eine klare Antwort zum oben angesprochenen Problem gemeint; und es ist zugleich ein Statement für die Freiheit der Kunst: Ein „Du-darfst“ von – so JMJ – dubiosen „Saubermännern und -frauen“ kann es nicht geben. „Kunst braucht keine Erlaubnis. Was sie braucht, ist der gepflegte Tabubruch. Die Fick-Info erfüllt das Tabubruch-Postulat auf poetische Weise und darf als ein Akt gegen eine moralinsaure sprachliche Zensur interpretiert werden.“ Bildende Künstler wie Cranach, Rubens, Rembrandt, Beardsley, Courbet, Picasso, Dalí, Schiele, Zille u. v. a. haben gewagte, freizügige Bilder geschaffen. Skandale, Verbote, empörtes Geschrei gab es dabei nahezu immer.

Sprich: Frank Schulz und JMJ befinden sich literatur- und kunsthistorisch in guter Gesellschaft. Die frühen Japaner und Chinesen, die alten Ägypter, die Griechen und Römer der Antike erotisierten in Text und Bild auf höchstem Niveau. Über die Jahrhunderte bis in die Gegenwart wurde zum Thema weitergedichtet, -gemalt, -fotografiert, -gefilmt. Aber worum geht es bei Schulz’ Text? Er wählt die Form des Horoskops und „untersucht“ in zwei Gedichten die Frage, was die Sterne über die sexuellen Eigenschaften, Macken und, nun, Leistungen der Männer orakeln. Dabei deutet er die Gestirne zunächst in 13 sauber gereimten Strophen aus der Sicht Von Girls für Girls. Eine ganz andere Perspektive bietet dann das finale einstrophige Kurzgedicht Von Boys für Boys.

JMJ weiter: „Schulz dichtet drastisch versaut und wild drauflos. Das ist selbstironisch, voller Witz, ist pure Lust an sprachlicher Grenzüberschreitung – ein Schuss Dada, ein Schluck Reeperbahn, viel Volksmund." Meyer Jurkowskis Holzschnitte sind derweil nicht minder liederlich und ironisch, auch wenn er auf die Darstellung des Menschen beim Geschlechtsakt völlig verzichtet. Seine Illustrationen haben keine in Bilder umgesetzten Textbezüge, sondern sie sind frei am Gesamtthema orientierte Bildfindungen.

Herausgekommen ist ein kraftvolles, zeichenhaftes Formenspiel mit Details der ‚Sexualspielzeuge“ des Homo eroticus. Und das Handwerkliche? Passend zum Thema: expressive Farbgebung in Schwarz und Rot für hervorgehobene Textteile und als Zweitfarbe der Holzschnitte, Schleipen-Werkdruckpapier, Vor- und Nachsatz in Rot, Bezugs-Gewebe mit Deckelprägung. Die Buchbinderei Zwang hat alles zueinandergefügt. Zu perfekt? Auf keinen Fall. Das ist der Anspruch von M & M: „Nur so wird’s ‚Erotic Art‘: Honi soit qui mal y pense.“ Dem ist wohl nichts weiter hinzuzufügen. Mit einem Schutzumschlag von Klaus Raasch gehüllt, sind 20 Verkaufsexemplare für einen Preis von 560 Euro erhältlich. Kontakt: jmj.meyer@gmx.de. Man beeile sich.

Frank Schulz: Sternzeichen-Fick-Info
Mit 13 zweifarbigen Holzschnitten
von Jürgen Meyer Jurkowski
38 Seiten, Gewebeeinband mit SchU
25 Exemplare, 20 für den Verkauf
Hamburg: Edition M & M, 560 Euro

(André Schinkel/Pressemitteilung)

So, 07.08.2022

Die neueste Ausgabe des "Hamburger Bothen" ist kürzlich erschienen.

Neuer Hamburger Bothe erschienen

Im Frühsommer 2020 hoben Peter Engel und Rudolf Angeli eine Pirckheimer-Regionalgruppe für den Norden aus der Taufe. Leider kam es damals wegen Corona zu keinem Treffen. Engel und Angeli beschlossen die regelmäßige Herausgabe eines Rundbriefs, Der Hamburger Bothe genannt, der die Regionalgruppe zusammenführen soll. Der Verteilerkreis wächst von Bothe zu Bothe, auch da die beiden entschieden, ihn an jeden interessierten Gastleser kostenfrei zu versenden und so alle bibliophilen Leseratten, Kunstbegeisterten, Sammler jeder Couleur zu einen. In der neuen Ausgabe geht es nun um „Goethes Papagei“, Jens-Fietje Dwars berichtet vom thüringischen Palmbaum, dessen verdienstvoller Chefredakteur er seit einer Reihe von Jahren ist; und ein gewisser, noch nicht lange im Dienst befindlicher Blog-Administrator macht ein paar katzbuckelnde Erklärbewegungen um zwei seiner Gedichte. Außerdem gibt es Informationen zu den Veröffentlichungen des Verlags Angeli & Engel, in dem mit großem Erfolg ein Band von Klaus Waschk erschien, dem in Kürze ein Buch von Rainer Ehrt folgt. Der Bothe wird per Mail als PDF versandt, auf Nachfrage bekommt man auch eine Printausgabe, Kontakt besteht über: Rudolf_Angeli@web.de.

(André Schinkel)

Mo, 18.07.2022

Die neue Ausgabe des Gutenberg-Jahrbuchs

Gutenberg-Jahrbuch 2022 erschienen

Der 97. Jahrgang des Gutenberg-Jahrbuches erschien in Mainz bei Harrassowitz, herausgegeben von unserem Pirckheimer-Freund Professor Dr. Stephan Füssel. Das Jahrbuch beinhaltet zahlreiche Beiträge zu Buchgeschichte, -kultur und -gestaltung und ist ein einzigartiges Projekt im Bereich der Buchkunst. Seit 2003 wird die typografische Gestaltung durch Professor Ralf de Jong (Folkwang Universität der Künste in Essen) verantwortet – das Buch präsentiert sich alle zwei Jahre in einer neuen Schrift. Dieses Jahr wurde Comma Base von Martin Majoor ausgewählt, dem auch ein gesonderter Artikel im Band gewidmet ist. Der Schutzumschlag des Jahrbuchs stammt seit 2008 aus den Entwürfen Studierender.   

Das zentrale Thema des diesjährigen Jahrbuchs ist das Studium von Inkunabeln; darunter die Fortsetzung der Inkunabelbibliografie bis zum Jahr 2021. Weitere interessante Beiträge zu Inkunabeln sind: Paul Schweitzer-Martin, Falk Eisermann und Oliver Duntze: Norm und Abweichung im frühen Buchdruck. Standards and Variations in Fifteenth-Century Printing mit Veröffentlichungen aus dem internationalen Workshop in Heidelberg vom 29.09. bis 01.10.2021; der Artikel Between Basel and Lyon: Bernhard Richel, Martin Huss, and a Possible Printer‘s Vade Mecum (The Morgan Library & Museum, MS M.158) von F. Hamburger (Harvard University); Malcolm Walsby: The creation of the title page in French incunabula, sowie Paul Schweitzer-Martin: Innovation und Kooperation in der Inkunabelproduktion: Der Druckort Speyer.

Für die Vorbereitung des diesjärigen Jahrestreffens der Pirckheimer-Gesellschaft in Oldenburg empfohlen – Sven Behnke, Matthias Bley, Matthias Bollmeyer und Detlef Haberland: Die illuminierte Polydeukes-Ausgabe aus der Bibliothek des Willibald Pirckheimer (Aldus Manutius 1502). Ein Fund in der Landesbibliothek Oldenburg. Es handelt sich bei der im Titel genannten Ausgabe um den im Rahmen des Forschungsprojekts „Antiken-Rezeption und späthumanistisch aufgeklärte Kennerschaft: Georg Friedrich Brandes als Sammler von Drucken der Offizin des Venezianers Aldus Manutius“ gefundenen Erstdruck des Onomastikón des griechischen Sophisten und Rhetors Ioulios Polydeukes, der 1502 von Aldus Manutius veröffentlicht wurde.

Das Buch sticht „in einem prächtigen goldgeprägten Maroquin-Einband des 18. Jahrhunderts ins Auge, da er als einzige der Oldenburger Aldinen mit einer kunstvollen Renaissance-Buchmalerei am unteren Rand der ersten Textseite verziert ist“. Die Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft werden diese Schätze während des Jahrestreffens in Oldenburg bestaunen können! Anmeldungen zur Teilnahme sind möglich unter: info@pirckheimer-gesellschaft.org.

Jahrbuch der Gutenberg-Gesellschaft 97
Hrsg. von Stephan Füssel
Mainz: Harrassowitz 2022
279 Seiten, 98 Euro
ISBN 978-3-44711-859-0

(Maria Bogdanovich)

Di, 12.07.2022

Friedrich von Hardenberg (Novalis)
Palmbaum 1/22: Was ist romantisch? ǀ © Ralf Julke
Das Plakat zur Ausstellung

Was bleibet aber, erzählen die Dichter*- und Künstler*innen

Unser Pirckheimer-Freund, der Autor, Herausgeber, Ausstellungs- und Filmemacher Jens-Fietje Dwars, verantwortet in Thüringen die Literaturzeitschrift Palmbaum. Sie erscheint halbjährlich im quartus-Verlag Bucha bei Jena. Die jüngste Ausgabe 1/22 befasst sich in einem ausführlichen Schwerpunkt mit dem 250. Geburtstag von Friedrich von Hardenberg alias Novalis (1772–1801), der, im mansfeldisch-kursächsischen Oberwiederstedt geboren, zu einem der wichtigen Taktgeber der Literatur und Philosophie bis in die Gegenwart wurde.

Eine Reihe thüringischer Orte – Jena, Grüningen, Tennstedt – spielte dabei auch eine Rolle im Leben von Novalis. Die eigentliche Dimension seiner Wirksamkeit fällt ins 20. Jahrhundert: Einige der großen lateinamerikanischen Dichter (Paz, Juarroz, Parra) nennen als ihren Haus-Gott neben Friedrich Hölderlin ausdrücklich den unvollendeten Frühromantiker, dessen teils verschwiemelte Verklärung als „Dichter der Blauen Blume“, wie die Beiträge der aktuellen Palmbaum-Ausgabe beweisen, viel zu kurz greift.

Ralf Julke von der Leipziger Internet Zeitung hat über das aktuelle Palmbaum-Heft, das neben dem Schwerpunkt zum Jubilate eine Reihe neuer Gedichte, Prosa, Essays, Nachrichten und nicht zuletzt eine umfängliche Rubrik Rezensionen enthält, eine so eingehende wie erhellende Besprechung verfasst, sie ist unter diesem Link einzusehen. Julke, für die tiefe Anverwandlung seines jeweiligen Gegenstands bekannt, bezeugt dabei zugleich den seltenen Fall eines in seiner umfassenden Klugheit und Sichtweite noch möglichen Feuilletons.

Für jede Ausgabe des Palmbaum schafft eine Künstlerin, ein Künstler aus Mitteldeutschland jeweils ein eigenes Cover. Für die Nummer 1/22 des Journals konnte Susanne Theumer aus Höhnstedt im Salzatal, das sich zwischen der ehrwürdigen Stadt Halle an der Saale und eben jenem Mansfeld, dem Novalis entstammt, erstreckt, gewonnen werden. Die gebürtige Hallenserin gehört zu den bedeutendsten Grafikerinnen ihrer Generation – ihre Radierungen und Kohle-Kreide-Zeichnungen finden weithin Beachtung, ihre Bibliografie umfasst insgesamt 50 Bücher, Kassetten und Mappen (zuletzt: Lost Playgrounds, 2022).

Die Übernahme der Redaktionsleitung durch Jens-Fietje Dwars verhalf dem Palmbaum zu einer schönen Renaissance; die Zusammenarbeit mit den zeitgenössischen Künstlern gab der Zeitschrift ein unverwechselbares Gepräge. Auf Einladung des Vereins der Bibliophilen und Grafikfreunde Magdeburg und Sachsen-Anhalt e. V. sind seit dem 26. Juni und noch bis zum 12. August 2022 im Literaturhaus Magdeburg 34 signierte Andrucke der Einbände der Zeitschrift samt den dazugehörigen Originalen von Angela Hampel, Karl-Georg Hirsch, Uwe Pfeifer, Moritz Götze und vielen weiteren zu bewundern. Auch ein echter Altenbourg ist in der Schau zu sehen. Die Exhibition ist als Wanderausstellung konzipiert – wenn Sie sie bei Ihnen zeigen möchten, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf: info@pirckheimer-gesellschaft.org.

(Ralph Aepler/André Schinkel)

Mi, 23.10.2019

Dr. Wilk-Mincu, Foto: Jon Mincu

80. Geburtstag: Dr. Barbara Wilk-Mincu

"Am 29. Oktober wird die Berliner Kunsthistorikerin und Kleist-Forscherin Dr. Barbara Wilk-Mincu 80 Jahre alt.
43 Jahre ihres Lebens hat sie an einem Buchprojekt gearbeitet. Ihre Arbeit wurde nicht subventioniert, sie hat auch keine Preise dafür bekommen, jetzt liegt das Ergebnis in drei großformatigen Leinenbänden vor: Heinrich von Kleist in der bildenden Kunst. Catalogue raisonné. Der Textteil ist soeben erschienen; ein Tafelband soll folgen.
Wir gratulieren unserer Autorin und wünschen ihr die für ihr Lebenswerk gebührende Anerkennung!"

(Günther Emig)

Dr. Barbara Wilk-Mincu wurde 1939 kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges in Berlin geboren. Seit 1942 lebte die Familie Wilk in Potsdam und ging 1951 nach West-Berlin.
Die Autorin studierte zunächst an der Freien Universität Berlin und dann an der Universität Tübingen Kunstgeschichte, Ägyptologie und Völkerkunde und promovierte 1969. Von 1969 bis 1971 folgte die Bibliotheksausbildung an der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart und an der Bibliotheksschule Frankfurt am Main. Ab 1971 arbeitete sie als Fachreferentin für Kunstgeschichte an der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Künstler Jon Mincu, in Berlin.
Ihr Interesse für Heinrich von Kleist und die Kunst zu Kleist entstand durch die Mitarbeit an der Jubiläumsausstellung der Staatsbibliothek mit der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft zum 200. Geburtstag des Dichters 1977. Nach ihrer Pensionierung 2004 konnte sie die Arbeit an diesem Thema intensivieren.

Barbara Wilk-Mincu: Heinrich von Kleist in der bildenden Kunst (1801-2000) Catalogue raisonné
Günther Emigs Literatur-Betrieb, Niederstetten 2019
3 Bände, 28 x 20 cm, Leinen. Zusammen 144, 1818 Seiten
322,90 Euro

Hans Fallada in Neuenhagen

Beim Neuenhagener Bücherbrunch wird neben Neuerwerbungen und Schätze der Bibliothek unter anderen in diesem Jahr das Miniaturbuch „Hans Fallada in Neuenhagen – Sein Leben in Bildern und Zitaten“ vorgestellt.

Das Miniaturbuch darf im Buchblock die Größe von 100 x 100 Millimetern nicht überschreiten, dieses Büchlein ist 95 x 60 Millimeter klein. Es versetzt uns in die Zeit der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, und der eine oder andere alteingesessenen Neuenhagener Bürger wird einige Gebäude oder Institutionen, die im Büchlein abgebildet sind, noch kennen. Wer sich für die Geschichte Neuenhagens und seinen damaligen Bewohner Hans Fallada interessiert, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Es entstand in einer Auflage von 1.500 Stück als Gemeinschaftswerk der Gemeinde Neuenhagen (inbesondere Frau Jutta Skotnicki, verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit und Tourismus und Herr Gunter Kirst, Fachbereichsleiter Bürgerdienste und Einrichtungen), der Anna-Ditzen-Bibliothek (Leiterin Frau Stefanie Reich und Herr Thomas Mees)  und dem Freundeskreis Miniaturbuch Berlin e. V. (insbesondere Herr Udo Haedicke als Vorsitzender). Das Buch wird an diesem Sonnabend in der Bibliothek vorgestellt und kann vor Ort erworben werden.

Resultierend aus der Zusammenarbeit zu diesem Buch führt der Freundeskreis Miniaturbuch Berlin e. V. an diesem Sonnabend seinen Miniaturbuch-Kauf- und Tauschbörse in der Neuenhagener Bibliothek im 1. OG durch. Hierzu  sind Leser und Sammler, Interessierte und Neugierige sowie kleine und große Leseratten herzlich eingeladen.

(Udo Haedicke)

Bücherbrunch und Miniaturbuch-Börse: 26. Oktober 2019, 10 Uhr, bzw. 10:30 Uhr

Anna-Ditzen-Bibliothek
Hauptstraße 2, 15366 Neuenhagen bei Berlin

So, 06.10.2019

Fotos © Abel Doering

Thomas Siemon und Stefan Körbel in der Eremitage

Seit dem 3. Oktober läuft die 27. Ausstellung der Galerie Eremitage Gransee. Präsentiert werden Arbeiten des Leipziger Druckers Thomas Siemon. Neben ambitionierten Handpressendrucken, Typo- und sonstige Grafiken und der in Blei gedruckte Literaturzeitschrift carpe plumpum hat der V. O.-Stomps-Preis-Träger, u.a. gemeinsam mit Julienne Jattiot, an diversen Gemeinschaftsproduktionen mitgewirkt, bei denen auch immer wieder Namen von Pirckheimern auftauchen.

Die Ausstellung bot 2 Tage nach der Eröffnung den Rahmen einer bemerkenswerten Buchpremiere der Edition Schwarzdruck mit der 100sten Edition dieses Verlages von Marc Berger. Der Autor Stefan Körbel, bekannt als einer von Karls Enkeln und der Bolschewistischen Kurkapelle, las und sang aus seinem ersten Roman Wendekreis oder Die Vollendung der deutschen Einheit im Südpazifik.

Ausstellung: 3. Oktober - 24. November 2019

EREMITAGE GRANSEE
Galerie für zeitgenössische Buchkunst und Druckgraphik
Mauerstraße 4A, 16775 Gransee

Stefan Körbel, Wendekreis oder Die Vollendung der deutschen Einheit im Südpazifik
Edition Schwarzdruck, Gransee 2019
13 x 21 cm, Hardcover mit Lesebändchen, 560 Seiten, 29 Euro  
ISBN 978-3-96611-002-0
 

  1. Kommentar | Abel Doering | 6.10.2019: Habe mich zum ersten Mal darüber gefreut, dass ein Regionalzug Verspätung und ich damit mehr Zeit zum Lesen hatte und trotzdem verpasste ich fast das Aussteigen, weil mich das Buch, welches genau zwischen dem 3. und dem 7. Oktober erschien, derart gefesselt hat.
    Ein Buch, das ich allen meinen Freunden empfehlen werde, denen, für die sich vor 30 Jahren das Land nach Westen öffnete und jenen, die das als Osterweiterung erlebten und bereit sind zu begreifen, was das für uns bedeutet. Ein Buch, auf das ich lange gewartet habe, es spricht mir aus der Seele.

Fr, 13.09.2019

Buchbinden im japanischen Stil

Das 2019 im Schweizer Haupt Verlag erschienene Buch Buchbinden im japanischen Stil bietet mehr, als der Titel verspricht, denn es vermittelt anhand von ideenreichen Vorschlägen und konkreten Anleitungen, die das Buchbinden genauso berücksichtigen wie Aufbau und Form des Buches in Japan, die Einbandgestaltung und auch das verwendete Papier, generell ein Gefühl für das Buch dieses Inselstaates als Kulturgut.

Die Autorin Petra Paffenholz, die an der Werkkunsthochschule Köln studierte und als Dozentin für Kunst- und Kreativitätsprojekte an Schulen tätig ist, legt damit mit ihrer Anleitung und Inspiration für dekorative Einbände und Bindungen, so der Untertitel, ein Buch vor, welches nicht nur die Lust am Buch und der japanischen Kultur weckt, sondern inspiriert, sich intensiver mit dem japanischen Bücherhandwerk zu beschäftigen. Das kann man dann auch im dritten Teil des Buches, der treffend mit »Inspiration Japanreise« betitelt ist und an Orte führt, in denen das Büchermachen und das Umfeld des Buches auf eine jahrhundertealte Tradition zurückblickt. So beispielsweise nach Nara, wo eine der wenigen noch existierenden Firmen Tusche in Handarbeit herstellt oder Kyoto mit dem Shibori-Museum, das einen Eindruck von der Kunst des Papierfärbens bietet. Aber auch der in Tokio beheimatete Buchkünstler Yo Yanazaki und seine Kranichbücher, deren Flexibilität und skulpturalen Eigenschaften sie zu dreidimensionalen Objekten machen, werden neben weiten Künstlerbüchern vorgestellt. Und natürlich führt der imaginäre Rundgang durch Japan als Hort des Buches auch in die Jimbō-chō, die Straße der antiquarischen Bücher in Tokio, die als das größte Bücherviertel des Welt gilt, sowie zu Buchbindereien, Büchercafés und Buchläden.

Mein Resümee: Das Buch ist geeignet, nicht nur erste Schritte zu einem selbst gefertigten Buch zu unternehmen, sondern erlaubt mit seiner Vielzahl gut reproduzierter Abbildungen, sich auch einen Eindruck der japanischen Buchkultur im Ganzen zu verschaffen.

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Paffenholz: Buchbinden im japanischen Stil
Haupt Verlag, Bern 2019
224 Seiten, gebunden, 23,5 x 26 cm
ISBN 978-3-258-60211-0
34 EUR / 39 SFR