Pirckheimer-Blog

Neuerscheinung

Fr, 23.06.2023

Soeben erschienen: Heft 249 der "Marginalien", hier incl. der Grafik von K.-G. Hirsch. | © Till Schröder

Marginalien 249 erschienen

Aufbruch, Neuvorlage, Wiederholung: Das Beginnen, das Neuanfangen ... und der Umgang damit stehen, wie Chefredakteur Till Schröder bereits im Editorial der druckfrischen Ausgabe 249 der Marginalien hinweist, manchmal gewollt, zuweilen unfreiwillig als Motto und Tenor über vielen Aufsätzen, Rezensionen und sonstigen Beiträgen des 2023er Sommer-Heftes der Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophile der Pirckheimer-Gesellschaft. Ernst Falk untersucht den Werdegang der Petersburg Press, während Rainer Stamm den Spuren Kurt Freyers von Berlin nach Israel folgt und Renate Reschke Kunst und Verdienste Ruth Tesmars würdigt. Als Fundsache präsentiert Roland Jaeger die wechselvolle Historie des foto-auges, und Harald Kretzschmar schreibt im ABC der Druckkunst über seine Passion für den Siebdruck. Jens-Fietje Dwars beleuchtet in seinem Nachruf die große Wirkung und Nachwirkung der publizistischen Arbeit (Außer der Reihe, Janus Press) von Gerhard Wolf, der im Februar dieses Jahres starb. Auch der Rezensionsteil ist mit Norbert Grewe, Elke Lang, Ernst Braun, Jürgen Engler und Ekkehard Schulreich kenntnisvoll und hochkarätig besetzt. Es wird zum 50. Jahrestreffen der Pirckheimer, das vom 22. bis 24.09. unter der organisatorischen Obhut von Peter Arlt in Gotha stattfinden wird, geladen. Als originalgrafischer Bonus kommt der Holzschnitt Engel von Karl-Georg Hirsch zu den Mitgliedern der Gesellschaft. Mit Gerhard Rechlin ehrt ein jahrzehntelanger Sammer und Kenner den Meister Hirsch zudem zum 85. Geburtstag mit der Bibliografie des buchgrafischen Werks KGHs von 2008 bis 2022. Ja, und da das Faible für Hirschens Kunst ungebrochen groß ist, steht sie auch online auf dieser Seite allen Interessierten und den akribischen Sammlern und Freunden des Grafikers hier zur Verfügung.

(André Schinkel)

Do, 01.06.2023

"Hamburger Bothe 16", die Ausgabe für Juni 2023.

Hamburger Bothe 16 erschienen

Einen nicht nur kleinen Leipzig-Schwerpunkt hat die ganz frische, die Ausgabe für den Juni des Hamburger Bothen, deren Erscheinen die Herausgeber Rudolf Angeli und Peter Engel soeben anzeigten. Die Publikation, die von der norddeutschen Fraktion der Pirckheimer-Gesellschaft mittlerweile in den vollständigen Geltungsbereich der PG hineinwirkt, hat dafür illustre Gast-Autorinnen und -Autoren gewinnen können. So schreibt Pirckheimer-Freund Thomas Glöß über den Leipziger Bibliophilen-Abend, eine der traditionsreichsten Gesellschaften, Buchkunst und Grafik betreffend, in Deutschland, deren Vorstandsvorsitzender Glöß zugleich ist. Zudem berichten Julia Penndorf und Urte von Maltzahn-Lietz von den Aktivitäten der „augen:falter“, einer in der Pleißestadt beheimateten Künstlerinnen-Gruppe, die erst kürzlich mit sieben zweifarbigen Linolschnitten als Beilagen der Marginalien, der Zeitschrift der Pirckheimer, eine ganze Riege Sammler glücklich machte. Pirckheimer-Freund Norbert Schüßler aus Aschaffenburg berichtet vom Entstehen seiner Sammlung an Künstlerbüchern und widmet sich dabei besonders einem so bestechenden Holzschneider wie Frank Eißner, der heute im Mainfränkischen lebt, aber auch im Ursprung ein Leipziger ist. Auch die bibliophile Empfehlung richtet sich nach Lipsia aus und feiert einen Erich-Mühsam-Band, erschienen in der Reihe Die Graphischen Bücher bei Faber & Faber. An neuen Texten verweist die Ausgabe 16 des Bothen auf Wolfgang Denkel, der am 14. Juni in Hamburg liest, und Urs Heftrich, dessen Gedichte zweisprachig bei Angeli & Engel erschienen. Nach der feinen Ausgabe zur BuchDruckKunst eine rundum gelungene Nummer des Journals, für alle Interessenten unter der Mailadresse Rudolf_Angeli@web.de erhältlich, PG-Mitglieder erhalten sie automatisch. Und auf Anfrage wird der Hamburger Bothe auch in Papierform versandt.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mi, 31.05.2023

Bereits zum zweiten Mal arbeiteten Helmut Brade und Fritz Puschendorf in "Wer ist wer?", das regulär und in einer Vorzugsausgabe erschien, zusammen.
S. 22/23: das Doppelporträt der Malerin Frida Kahlo.
S. 44/45: Auch Barockriese Bach wurde porträtiert.

Bibliophiles des Monats II: „Wer ist wer?“ – Porträts von Helmut Brade und Fritz Puschendorf

Es ist die zweite Zusammenarbeit – begonnen haben Helmut Brade und Fritz Puschendorf mit einem Tieralphabet, das es zu Radioehren und es bis ins Klingspor-Museum unter die Schönsten Bücher brachte, seit einiger Zeit liegt nun Wer ist wer? in einer regulären und Vorzugsausgabe vor. Darin porträtieren der 85-jährige, weit über die Grenzen Mitteldeutschlands bekannte Plakat- und Bühnenbildkünstler Brade und der 17-jährige Puschendorf Größen der Kulturgeschichte, auch die Mona Lisa ist dabei und ein fernöstlicher Mönch, die Riesen Bach, Klopstock, Goethe, Gleim, Schiller, Herder, Albert Einstein, Bob Dylan, ferner Liszt und Winckelmann und die dem Projekt einerseits als Künstlerfreundin ... und andererseits als Mutter zugewandte Meisterin der Kaltnadel, Claudia Berg, die für die Publikation des Projekts zugleich als Mitherausgeberin fungiert. 

Auf 64 Seiten präsentieren Brade und Puschendorf ihre jeweiligen Sichten – immer stehen die Porträts sich auf einer Doppelseite gegenüber, sodass man den direkten Vergleich im Zugriff der beiden Künstler auf die Vorlage hat. Auch die mexikanische Malerinnenlegende Frida Kahlo fand so Eingang in die Folge, ebenso wie Sigmund Freud. Am Ende des Büchleins, das ungefähr im handlichen DIN-A5-Format daherkommt und an dessen Gestaltung neben Helmut Brade selbst der hallesche und nun im Saalekreis lebende Papierkünstler Andreas Richter beteiligt ist, gibt es eine wiederum alphabetische Liste der Persönlichkeiten, die über das einfach zu handhabende, in Rot abgesetzte Seitenregister eindeutig zugewiesen und so leicht zu finden wie zuzuordnen sind. 

Das Büchlein mit den Zeichnungen von Fritz Puschendorf und Helmut Brade erscheint in einer durchnummerierten und signierten Auflage von 300 Exemplaren samt 30 Vorzugsausgaben im Schuber und mit jeweils einer Zeichnung der Künstler – aufgrund der Verwurzelung des Projektes in der Saalestadt Halle wird diese jeweils ein Porträt des größten Sohnes der Stadt, Komponist Georg Friedrich Händel, abbilden. Die Normalausgabe von Wer ist Wer? soll 10 Euro kosten, die Vorzugsausgabe 60 Euro. Interessen für das Büchlein in einem der Formate melden sich bitte unter der Mailadresse von Mitherausgeberin Claudia Berg: c.berg.grafik@t-online.de.

Am 3. Juni wird Wer ist wer? gemeinsam mit dem neuen Katalog der Radierkünstlerin in der Galerie von Erik Bausmann (Martha-Brautzsch-Straße 13, 06108 Halle an der Saale) präsentiert, es sind alle Beteiligten anwesend, es spricht Maître Brade zum Anlass. Die Veranstaltung beginnt um 14 Uhr. Abschließend seien die beiden Künstler aus den kleinen Präambeln zur Publikation zitiert – Helmut Brade: „Es macht einfach Spaß, zusammen zu zeichnen, ganz alt­modisch auf Papier mit Feder und schwarzer Tusche. Und da wir schon Tiere gezeichnet haben, was lag da näher, auch ein­mal Menschen zu zeichnen []. Zu jeder Zeichnung gehört auch die Beschäftigung mit der gezeichne­ten Persönlichkeit; und das ist eine schöne Form gemeinschaft­licher Aneignung, gewissermaßen als Fußnote zum Portrait.“ Und Fritz Puschendorf pflichtet bei: „Als Helmut und ich wieder angefangen haben zu zeichnen, wussten wir zuerst nicht, wo das Ganze hinführt. Vor kurzem jedoch hatte er die Idee, aus diesen Zeichnungen ein kleines Heft zu machen, worüber ich mich sehr gefreut habe …“ Das Ergebnis dieses kollegialen Unterfangens liegt nun als Büchlein vor.

(André Schinkel)

Mi, 24.05.2023

Karl Vissers große Enzyklopädie "Geschiedenis van het modern Belgische ex libris (1880–2022)" dürfte sich künftig als Standardwerk für die Exlibris-Kunst in Belgien und auch weit darüber hinaus erweisen.

Neu: Geschiedenis van het modern Belgische ex libris (1880–2022)

In seinem neuen FISAE-Newsletter weist Klaus Rödel auf eine wichtige Neuerscheinung, die Exlibris-Kunst im Nachbarland Belgien betreffend, hin: Dort erschien mit Geschiedenis van het modern Belgische ex libris (1880–2022)History of the modern Belgian ex libris (1880–2022) aus der Feder von Karl Vissers nun wohl das umfassendste und tiefgreifendste Werk zur Sichtung der Gattung im Königreich mit Anrecht zum Standard-Opus für lange Zeit. Klaus Rödel, der selbst als ausgewiesener Kenner und v. a. Sammler der belgischen Exlibris-Künstler gilt, schreibt dazu: „Vor uns liegt eine Veröffentlichung, die Lesestoff für viele Stunden enthält. Die Geschichte des Exlibris in Belgien, eines der Länder, die zu den ergiebigsten auf diesem Gebiet der Kunst zählen, reich an Künstlern, die für mich zu den besten der 60er, 70er und 80er Jahre zählen. Viele dieser Künstler machen die Basis meiner Sammlung aus, ohne diese wäre sie viel ärmer. Recht hat er wohl, belegt er das doch auch mit einer Vielzahl Beispiele, die er der Kollektion im Frederikshavner Kunstmuseum zur Bebilderung seiner Kurzrezension entnimmt. In fünf Gruppen aufgeteilt bis in die Gegenwart, untersucht Vissers erstmals umfassend die Geschichte des belgischen Exlibris über 140 Jahre bis in die Gegenwart und füllt somit eine Lücke im Dokumentationsbestand. Ergänzt ist das Werk durch ein Künstler- und Eignerverzeichnis sowie eine umfassende Bibliographie. Erschienen ist das 417 Seiten starke Opus bei Graphia in 500er Auflage und in drei Ausführungen zu haben: zunächst als Softcover für 35 Euro und als Hardcover für 45 Euro. Ein Teil der Hardcover-Auflage (36 Stück) erscheint mit einer beiliegenden Grafik von Walter Brems. Und das gute Stück wiegt, bei den Maßen 30,5 x 21,5 cm, 2,2 Kilo. Großer Bahnhof fürs belgische Exlibris: Het zij so!

(André Schinkel)

Mo, 22.05.2023

Matthias Weischer, Aafke Ytsma (Mitte) und Selma van Panhius (rechts) beim Drucken der drei farbigen Holzschnitte im Atelier, im Hintergrund eines der Vorlagen-Interieurs des Künstlers. | © Thomas Glöß
Durch den Druck auf sehr dünnem Japanpapier ergeben sich auf den Rückseiten der Holzschnitte sehr schöne und feine durchscheinende Effekte: Mehrschichtigkeit und Transparenz. | © Thomas Glöß
Der doppelseitige Farbholzschnitt in der Mitte des Bandes bildet das Zentrum des Buches, das sich um die poetische Prosa "Eine Reflexion" der Leipziger Dichterin Angela Krauß bewegt. | © Thomas Glöß
Satz und buchkünstlerische Gestaltung lagen in den Händen von Burg-Absolvent Thomas Kober, der dem feingliedrigen Werk von Angela Krauß viel Raum auf den Textseiten des Buches verlieh. | © Thomas Glöß

Bibliophiles des Monats I: Erst Ur-Berührung schafft Relevanz

In den Paradiesischen Dialogen 6 des Leipziger Bibliophilen-Abends treten die Schriftstellerin Angela Krauß und der Maler Matthias Weischer in ein Zwiegespräch

Dieser zimtgelbe Umschlag, ungenormt groß, stabiler Karton, verrätselt keine Botschaft. Er selbst ist sie kraft seines Inhalts: Drei Farbholzschnitte des Malers und Grafikers Matthias Weischer, in seinem Atelier gedruckt auf Japanpapier, verschränken sich in einem „paradiesischen Dialog“ mit einem Text der Schriftstellerin Angela Krauß. Am Vorabend der Leipziger Buchmesse 2024 stellte der Leipziger Bibliophilen-Abend (LBA) in der Albertina, der Leipziger Universitätsbibliothek, diese sechste Liaison von Originalgrafischem und Literatur vor – Paradiesische Dialoge eben, buchkünstlerisch gestaltet von Thomas Kober.

„Es wird einem nie etwas vorenthalten. Es wird etwas angeboten, [] und das führt auf den eigenen Weg.“ In ihrem mit Eine Reflexion überschriebenen poetischen Text spürt die in Chemnitz geborene, längst in Leipzig lebende Dichterin einer „Ur-Berührung“ nach. Ihrer Ur-Berührung, die in den Jahren des Beginnens eine mit Bildkunst ist, die sie schließlich zu Sprache hinführt als dem Medium, das aus ihr, durch das sie spricht. Eine tastende Selbsteinkreisung, die eine Vermessung von Welt sein muss, die Verknüpfungen herstellt, die spiegelt, auf Echo aus ist. 

Auf ein künstlerisches Zwiegespräch also, auf den sich der Maler, deutlich jünger und in Nordrhein-Westfalen sozialisiert, einlässt mit Neugier, dem feinen Gespür für das im Gesagten Unaussprechliche. Weischer, der sich auch mit Bühnenbildern einen Namen gemacht hat, ist in seinem Element. Die Szenerie, die auf einer Doppelseite den farbensatten Kulminationspunkt der gemeinsamen Mappe bildet, baute er vor in seinem Atelier, ehe er das Interieur auf dem Druckstock ausarbeitete.

„Dass zwei miteinander reden, ist immer etwas Paradiesisches“, sagt Michael Hametner, Autor und Journalist, der die Paradiesischen Dialoge für den LBA herausgibt, Künste zusammenführt für einen Austausch. Mit Matthias Weischer, Meisterschüler Sighard Gilles an der HGB, der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, schließt er unmittelbar an Edition Nr. 5 Das Lied von der Erde an. Mit sechs Farblithografien greift Gille darin eine Dichtung auf, die er seiner Deckenmalerei im Neuen Gewandhaus zu Leipzig zugrunde legte. 

Weischer ist ein Mann stiller, konzentrierter, farbbestimmter, häufig menschenleerer Bilder. Ihn zusammenzubringen mit Krauß, deren Prosa stets etwas Lyrisches innewohnt, erweist sich als symbiotisch. Ein Dialog, der inspiriert wie insistiert. Der den Zauber nicht aufzulösen drängt, der das Geheimnisvolle sichert – wissend dass es nicht mit Endgültigkeit formulierbar ist. Grafik-Gestalter Thomas Kober aus Leipzig, der an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle in der Fachklasse Buchkunst bei Sabine Golde studierte, gibt dem Text, sparsam platziert, Raum auf dem Weiß, der flankiert wird durch japanische Farbholzschnitte.

„Eine Kunst, die durch große Flächen, durch Licht definiert wird, für die ich mich lange schon interessiere“, sagt Weischer: „Wie aufwendig die Technik wirklich ist, wurde mir erst im Laufe des Prozesses klar.“ An seiner Seite hatte er beim Druck, der in seinem Atelier geschah, mit den beiden in Leipzig tätigen Niederländerinnen Aafke Ytsma und Selma van Panhius zwei versierte Druckerinnen an der Seite. Rund fünf Wochen wurde am Stück gemeinsam gearbeitet, um die bis zu elf Farben zählenden Drucke zu realisieren. Die Platten wurden mit Bürsten eingefärbt; zum Teil wurden in einem Vorgang mehrere Farbfelder gedruckt. Da ein nur 40 Gramm pro Quadratmeter schweres Japanpapier verwendet wurde, gewinnen die Drucke eine faszinierende Transparenz und Mehrschichtigkeit. Der Druck des Textes besorgte Thomas Druck in Leipzig auf Metapaper Extrarough Warmwhite 170 g/qm. Erstmalig setzte der LBA für seine Paradiesischen Dialoge auf Digitaldruck anstelle des klassischen Buch- beziehungsweise Offsetdrucks.

Verlegt wurden von Eine Reflexion 99 nummerierte und signierte Exemplare. Die Nummern eins bis dreißig erschienen als Vorzugsausgabe; ihnen liegt ein weiterer Holzschnitt Weischers bei. Zwanzig römisch nummerierte Ausgaben sind Künstler- und Verleger-Exemplare. Aufgrund der hohen Zahl an Subskribenten und der starken Nachfrage bei Sammlern waren die Paradiesischen Dialoge 6 nach wenigen Tagen ausverkauft. Das letzte verfügbare Exemplar der Edition fand am LBA-Stand auf der Leipziger Buchmesse eine Interessentin. 

Einige Restexemplare der Paradiesischen Dialoge Nr. 1 bis 5 kann man über den LBA noch beziehen. Erschienen sind: Hans-Eckhardt Wenzel, An eines Sommers frühen Ende, Gedichte, mit 9 Lithografien von Johannes Heisig (2017); Anja Kampmann, Fischdiebe, 5 Radierungen von Frank Berendt (2017); Mensch! Klinger, Textcollage von Michael Hametner, 3 Radierungen von Lutz Friedel (2018). Marcel Beyer, Farn, 5 Siebdrucke von Jacqueline Merz (2019). Das Lied der Erde, Textfassung von Gustav Mahler, 6 Farblithografien von Sighard Gille.

(Ekkehard Schulreich)

Mo, 15.05.2023

"Wandelhalle für Bücherfreunde", die Ausgabe für das Frühjahr erschien kürzlich bei der Gesellschaft der Bibliophilen, herausgegeben von Silvia Werfel.

Neue „Wandelhalle“ erschienen

Die neue, die Frühjahrsausgabe 2023 der Wandelhalle für Bücherfreunde der Gesellschaft der Bibliophilen e. V.  ist kürzlich erschienen. Unter der Ägide der leitenden Redakteurin Silvia Werfel wirft das Organ der ältesten bibliophilen Vereinigung (gegr. 1899) Deutschlands einen kleinen, allerdings hochfeinen Blick auf das buchkünstlerische wie -sammlerische Wesen. Annette Ludwig, Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft, freut sich im Voraus und lädt ein zur Jahrestagung nach Wiesbaden, die in der hessischen Landeshauptstadt vom 08. bis 12. Juni stattfinden wird. 

Nachdem man 2022 im „Ilm-Athen“, in Weimar, getagt hat, finden die Bibliophilentage 2023 im „Nizza des Nordens“ statt. Wiesbaden ist seit jeher eine Stadt des Worts, der Literatur. So große Geister wie Goethe, Freytag, Turgenjew, Dostojewski oder Wilhelm Klemm hatten hier Heimat oder Domizil, auch eine Reihe bedeutender Verlage siedelte sich hier an. Der Versandauflage der Ausgabe liegt das Programmheft der Bibliophilentage bei, die PDF-Version steht unter der Webseitenadresse der Gesellschaft der Bibliophilen e. V.  bereit und kann abgerufen werden.

Weiterhin dokumentiert die Ausgabe die Rettung zweier Bücher der Doves Press, Milton: Von einer jahrelangen Suche nach einem geeigneten Restaurator für zwei Bände der legendären Presse durch Bernd Gerlach. Silvia Werfel stellt Siegfried Höllrigl und seine Edition S. vor, vom Tribun Homer bis zu den eigenen Bänden reicht die weitgefasste Spanne des Autors und Setzers in einem. Pirckheimer-Freund und -Vorstand Ralf Wege berichtet von der Pirckheimer-Jahrestagung 2022 in Oldenburg, Wulf Segebrecht für die Fränkischen Bibliophilen von zwei neuen Ausgaben von und zum Goldnen Topf von E. T. A. Hoffmann, die vom „Wetterleuchten der Fiktionen“ erhellt sind

Außerdem gibt es das Exlibris im Porträt (Alice Wanke für Erna Sack) und einen Nachruf auf Eckehart SchumacherGebler. In der Rubrik Aus der Bücherwelt finden sich diverse Hinweise auf Ausstellungen und Fundstücke sowie Büchertipps zu Publikationen von, zu und um Armin Müller, Fritz Balthaus und Gerhard Seibold, zu Publikationen zur Buch-, Druck-, Typographie-Geschichte sowie zur Exlibris-Sammlung des Gutenberg-Museums in Mainz sowie zwei neuen Reiseführern für Bibliophile (für die Bundesländer Hessen und Berlin) von Bernhard Hampp

(André Schinkel)

So, 30.04.2023

Den Einband der neuen Gedichtsammlung Andreas Altmanns gestaltete Franziska Neubert (Leipzig).
Der Dichter Andreas Altmann wurde im sächsischen Hainichen 1963 geboren und lebt heute in Berlin.

Buch des Monats: Neue Gedichte von Andreas Altmann

Im Chor der Gegenwartslyrik ist die Stimme des 1963 in Hainichen geborenen und seit langem in Berlin lebenden Dichters und Herausgebers Andreas Altmann eine der beständigsten und bei aller Ruhe und Unaufgeregtheit des Sprechens durchdringendsten und bedeutendsten Arten der möglichen Verlautbarung und Kennzeichnung dessen, was an Sprache und Wahrnehmung möglich ist. Der vielfach Geehrte ist dabei ein Sprechender auf dem Rückzug: Seine Äußerung sucht sich mittlerweile zusätzliche und noch stillere Wege. So baut Altmann an einem Refugiumssort außerhalb der Hauptstadt, die seinen zentralen Wirkkreis markiert, seit einigen Jahren an einer langkettigen Reihe von Fabelhäusern, wie er sie selbst nennt. Sein neuer Gedichtband enthält in seiner Mitte, fotografiert von Wolfgang Jaros, eine Auswahl der kleinen Häuser der schlafenden Gedichte, wie ein weiterer Titel der Serie sein könnte, und schließt damit zugleich einen Kreis.

Zum einen führen die kleinen Kunstwerke ihn zurück in die Kinder- und Jugendzeit in seine Geburtsstadt Hainichen, sie kommunizieren, in einer Schreibpause aufkommend und beibehalten, mit seinem dichterischen Werk und haben mittlerweile in doch einigen Hundertschaften in die Welt gefunden. Und schließlich, in das Konzept seines neuesten Lyrikbuchs Von beiden Seiten der Tür (auch der Titel spricht mit dem Motiv wie der Grenze des Behaustseins), das Altmann seinem Enkel widmet, verfügt, sprechen sie auch symbolisch und konkret in einem in die Zukunft. Dieses Buch, im Leipziger Poetenladen-Verlag erschienen, ist wieder eine bibliophile Kostbarkeit, die letztlich vorführt, wie schön ein regulär verlegtes Buch auch heute noch sein kann: Hardcover mit Schutzumschlag, andersfarbige Kapiteltitel, sorgfältiger Satz, zärtlich-robuste Bindung, der Einband gestaltet von der wunderbaren Leipziger Grafikerin und augen:falterin Franziska Neubert.

Auch die Textteile des Buches, eingefasst von prignitzgrünen Vorsatzpapieren und dem das Gesamt umgreifenden Prä- und Postludium tür ein und tür aus, greifen hier im Werk des als Dichter der Landschaftlichen und Hinterlassenen Gerühmten wieder und wieder auf Haus-Motivik und -Metaphorik zurück. Eingänge, Ausgänge, das Elternhaus, ein See-, ein Wasser-, ein Traumhaus treten auf, die Frage Was bin ich für ein Mensch? spielt eine tragende Rolle. Die Einkehr des stillen Sprechers dieser Verse ist auch eine Art von wägender Bilanz, die hohe Blickens-Kunst Andreas Altmanns gewinnt dadurch, auch im Nachspiegel der beiden vorangegangenen Bände, eine weitere, den gedimmten Reichtum dieses tief in der Natur wurzelnden Redens noch einmal erweiternde Dimension. Von beiden Seiten der Tür (Poetenladen 2023, 104 Seiten, ISBN 978-3-94830-517-8, 19,80 Euro), ein Buch, das man mit sich, als Fabelbuch quasi, herumtragen möchte ... nein: muss.

(André Schinkel)

Sa, 22.04.2023

Ganz neu: "Paradiesische Dialoge 6". | © LBA 2023

Paradiesische Dialoge 6

Die „Messe der Messe“ in diesem Halbjahr, die Leipziger Buchmesse, die nach dreijähriger Pause endlich wieder vom 27. bis zum 30. April in die pulsierende Pleiße-Stadt einlädt, wirft nach und nach ihre schönen Schatten voraus. Thomas Glöß, Vorstandsvorsitzender des Leipziger Bibliophilen-Abends, spricht im Namen des Vereins eine herzliche Einladung zur Buchpräsentation am Montag, den 24. April um 18 Uhr, in der Bibliotheca Albertina in der Beethovenstraße 6, 04107 Leipzig, aus. Der Leipziger Bibliophilen-Abend e. V. präsentiert an dem Abend mit Eine Reflexion den sechsten Band seiner Reihe Paradiesische Dialoge, für den mit Angela Krauß eine wunderbare und vielfach geehrte Schriftstellerin und einer der bedeutendsten Vertreter der gegenwärtigen Leipziger Kunstszene, Matthias Weischer, gewonnen werden konnten. Das Gespräch und die Lesung mit der Autorin, dem Künstler sowie dem Gestalter Thomas Kober wird vom Herausgeber des LBA, Michael Hametner, moderiert. Der Eintritt für die Premiere der Paradiesischen Dialoge ist frei.

(André Schinkel)

Fr, 21.04.2023

In Heft 248 der "Marginalien" finden sich wieder eine Reihe Aufsätze und Rezensionen zum Doppelthema "Bibliophilie und Grafik". Die exklusive Beilage zum Heft schuf der Grafiker und Kupferstecher Wolfgang Böttcher aus Leipzig, der zudem in der Ausgabe des Journals eine Würdigung zum 75. Geburtstag erhält.

Marginalien 248 erschienen

Das 248. Heft der Marginalien, der Zeitschrift der Pirckheimer-Gesellschaft, enthält wieder eine illustre Runde Artikel, Rezensionen und Meldungen zu den innersten Dingen, die das Herz des bibliophilen Sammlers bewegen. Und auch vermeintlich Exotisches, das doch ganz entschieden zum Herzens-Gebiet gehört: So unterhält sich Chefredakteur Till Schröder mit Gerhard Seibold über Wappenbriefe, und Astrit Schmidt-Burkhardt stellt die Chronologiemaschine von 1753 vor. Exkurse gibt es zu den Druckwerkstätten Europas, zu Esteban Fekete, Ingeborg Baier-Fraenger, Dieter Goltzsche sowie zum 30. Geburtstag des Palmbaum, der seit 2005 unter der Ägide von Pirckheimer-Freund Jens-Fietje Dwars erscheint. Manfred Krause würdigt das Christian Schad Museum in Aschaffenburg und Ekkehard Schulreich Wolfgang Böttcher, der auch die Grafik beitrug, zum 75. Die Typografische Beilage enthält mit Casco in Kanda eine exklusive Erzählung von Klaus Modick. Für Mitglieder lag der Sendung auch die Jahresgabe der Gesellschaft bei, eine Anthologie neuer Texte und Sichten zum Werk von Novalis, erschienen im Mitteldeutschen Verlag. Und schließlich wird eines großen Pirckheimers gedacht: Eckehart SchumacherGebler.

(André Schinkel)

So, 09.04.2023

Erschienen: Ausgabe 15 des "Hamburger Bothen"

Hamburger Bothe 15 erschienen

Seit Monatsbeginn ist der neue Hamburger Bothe in der Ausgabe 15 da. Herausgegeben von Rudolf Angeli und Peter Engel für die Pirckheimer-Gesellschaft im Norden, zieht das ursprünglich die Entfernungen durch die Corona-Krise überbrücken wollende Journal quasi als zweimonatliches Kompendium Ausgabe für Ausgabe mehr Leser weit über den norddeutschen Raum hinaus in den Bann. Das aktuelle Heft ist wieder digital (und auf Wunsch auch per Post in Papierform) erhältlich. Es begleitet die überaus erfolgreiche BuchDruckKunst 2023, die vom 31. März bis zum 2. April im Hamburger Museum der Arbeit stattfand, stellt ausgewählte Aussteller und Teilnehmer vor, darunter Caroline Saltzwedel (Hirundo Press), Svato Zapletal, Till Verclas sowie den Initiator und Mastermind der Edition M & M, die erst kürzlich mit einem deftigen Eroticon aufwartete, Jürgen Meyer Jurkowski. Dabei kommt auch ganz erheblich der Prinzipal der BuchDruckKunst, Klaus Raasch, zu Wort und Stimme, und Carl-Walther Kottniks im wahrsten Sinne glückliche Mühsal um besondere Bücher wird gewürdigt. An zeitgenössischer Literatur, auch das eine feste Rubrik in Der Hamburger Bothe, steuert der Erzähler Daniel Mellem, dessen Roman-Debüt Die Erfindung des Countdowns jüngst reüssierte, ein Stück autofiktionaler Prosa bei. In der Rubrik Die bibliophile Empfehlung stellt Pirckheimer-Freund Abel Doering den großen Aufklärer Melchior Grimm (1723–1807) vor, dessen Leben und Wirken sich zwischen Regensburg und Gotha, im Umkreis der französischen Enzyklopädisten (Diderot et al.) aufspannte. Der Hamburger Bothe ist auch in seiner neuesten Ausgabe unter der Mailadresse Rudolf_Angeli@web.de anforderbar und erhältlich. 

(André Schinkel)

Fr, 31.03.2023

"Grünlaken" erschien im Poetenladen-Verlag.
Der Dichter Thomas Böhme | © Andreas Laich

Bibliophiles des Monats: Thomas Böhmes Roman „Grünlaken“

Es ist das so ungewöhnliche wie erwartbare Buch eines ungewöhnlichen und durch die Jahre immer die hohe Note der eigenen Qualität haltenden Autors, eines Dichters von sehr besonderen Graden. Thomas Böhmes Bände erscheinen, beginnend mit Mit der Sanduhr am Gürtel, seit vierzig Jahren, sie waren stets überraschend und im besten Sinne en vogue und gleichzeitig jenseits der dräuenden Zeit-Schichten angesiedelt. Der 1955 in Leipzig Geborene ist seiner Stadt stets treugeblieben, hier ankert seine Lebensmitte und geht doch immer wieder auf einen weiten Flug hinaus. 

Grünlaken, der neue Roman Thomas Böhmes, folgt den Gedichtbänden Abdruck im Niemandswo (2016) und Strandpatenschaft (2021), die gleichsam im Leipziger Poetenladen-Verlag erschienen und die ebenso wie das neueste Opus zugleich (und das ist ein von Beginn an verfolgtes Prinzip des Verlegers Andreas Heidtmann, dessen Arbeit vielfach besprochen, geehrt, ausgezeichnet wurde) schöne Bücher sind, die das Herze des Sammlers und Bücherverrückten, wie er sich im weiten Rund der Pirckheimer-Gesellschaft wieder und wieder finden dürfte, höher schlagen lassen.

Wie die vorausgegangenen Bände Böhmes bei Heidtmann ist auch dieser in ein Gewand gehüllt, das für das Erscheinungsbild des Verlags elementar ist: Das Cover von Grünlaken gestaltete Miriam Zedelius, deren Arbeit gewissermaßen als eine der wichtigen Erkennungsmarken des Poetenladen (der auch als Webseite und in Form einer Zeitschrift, die lange Poet hieß und mittlerweile Poet*in heißt, existiert) anzusehen ist und unter dessen Ägide auch eine der schönsten Poesie-Editionen Deutschlands erscheint: die Reihe Neue Lyrik, hrsg. von Jayne-Ann Igel und Jan Kuhlbrodt, in der, gefördert vom Freistaat, auch das jüngste Gedichtbuch Thomas Böhmes (s. o.) sich findet. 

Auch innen sind die Bücher des Verlags von vorzüglicher Schönheit, bestechend gesetzt, die Kapiteltitel auf andersfarbigen Seiten. Und unter dem (zumeist) Schutzumschlag verbirgt sich ein schönes, handfestes Hardcover in perlendem Farbkontrast. So ist es auch bei Grünlaken. Der dem Unkonventionellen wie dem Magisch-Realistischen eng anverwandelte Plot geht in sieben Notizheften, die sich jeweils in kleine Unterkapitel portionieren, sowie Verhörprotokollen wie aus dem Nachbild eines Landes geschnitten, das sich wie eine „faule Birne“ in den Kontinent wölbt, der „Allegorie auf den Verlust von Welt“ nach, wie er dem Protagonisten des Buchs, Adrian Gallus, widerfährt. Es ist dabei ein Stück Abenteuerliteratur wie eine poetische wie au point gesetzte Bestandsaufnahme der im Moment allgegenwärtigen Weltzerkrümlung zugleich.

Und ein so aufrüttelndes, in der Würde agitierendes wie sie beschwörendes Stück Literatur im besten Sinne zugleich: „Ihr alle, die ihr euer Ziel niemals erreichen werdet, lasst euch nicht irre machen von den windigen Propheten, die euch Palmenstrände mit weißen Hotels und Drachenfischen vor Sonnenuntergängen versprechen! Ihre Pisten sind von Kadavern gesäumt, die Hotels auf Schutthalden errichtet, an den Küsten hört ihr die Klageschreie von Vögeln mit verklebtem Gefieder und nachts raubt euch das Geheul der Turbinen, der Gestank aus Kloaken und das Flimmern der Leuchtreklamen den Schlaf ... “ So ist es und wird es erschreckend wohl bleiben. Grünlaken bietet auf 224 Seiten eine tiefe, beharrliche Lektüre, ist seit Herbst 2022 und für handzahme 22,80 Euro (ISBN 978-3-948305-18-5) im guten Buchhandel zu haben.

(André Schinkel) 

Mi, 29.03.2023

Während der Lesung der Bücherkinder in der Aula des Domgymnasiums. | © R. Wege
Verdienter Mentor der Bücherkinder Brandenburg: Armin Schubert in Aktion. | © R. Wege
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Pirckheimer-Gesellschaft, Till Schröder (2. v. r.), gratulierte den Bücherkindern zu ihrem jüngsten Buch "Die Farben der Kindheit". | © R. Wege

Bücherkinder starten wieder

Lesung aus dem jüngsten Buch „Die Farben der Kindheit“ 

Nach langer coronabedingter Pause war den Bücherkindern Brandenburg mit ihrem Mentor Armin Schubert während der Lesung am 18. März anzumerken, dass sie voller Vorfreude auf den Nachmittag vor Publikum waren, aber genauso auch aufgeregt, ob alles klappen wird. An dieser Stelle vorweggenommen: Es hat alles geklappt, die Lesung war erfolgreich. Der kräftige Applaus am Ende machte diesen Erfolg hörbar und die anschließenden Gespräche bei Kaffee und dem von den Eltern selbst gebackenen Kuchen bekräftigten dies nochmals. Damit können die Bücherkinder auch voller Zuversicht einige Tage voraus in Richtung Leipziger Buchmesse schauen, wo sie erneut der Öffentlichkeit ihr jüngstes Buch Die Farben der Kindheit vorstellen werden. Das wird in der Messe-Stadt am Sonnabend, den 29. April, von 11 bis 11:30 Uhr, in Halle 3, am Stand B 400, sein.

Doch zurück zur Buchlesung in der Aula des Brandenburger Domgymnasiums, sozusagen der Heimstätte der Bücherkinder. Das Datum der Lesung, der 18. März, war nicht zufällig von Armin Schubert ausgewählt worden. Hätte doch an diesem Tag die Literatin Christa Wolf ihren 94. Geburtstag gefeiert. Und Christa Wolf gehört zu den vier Schriftstellern, mit deren Kindheitsjahren und Kindheitserinnerungen sich die Bücherkinder für ihr jüngstes Buch auseinandergesetzt haben. Neben Christa Wolf sind das Jurek Becker, Günter Grass und Franz Fühmann. Die Ergebnisse dieser Auseinandersetzung haben die Bücherkinder in eigenen Texten verarbeitet. Christine Becker, die Frau von Jurek Becker, hatte eine Schreibwerkstatt geleitet.

Neben dem Wort spielt für sie auch die bildliche Auseinandersetzung eine große Rolle. Für Die Farben der Kindheit hatten sie besondere Anregung und großen Ansporn für die eigenen Bildwerke: mit Rainer Ehrt, Moritz Götze, Sven Großkreutz, Klaus Süß und Katrin Stangl haben fünf bekannte Künstler der Gegenwart ihre Gedanken zu den Kindheitserinnerungen der vier Literaten in Bilder umgesetzt, die ebenfalls im Buch, in einigen Exemplaren eingebunden als originale Grafiken, zu sehen sind. Diese wiederum inspirierten die Bücherkinder für ihr eigenen Farb-Linolschnitte, die sie als Buchillustrationen zu den Texten geschaffen haben.

Zu den Gästen der Lesung gehörten auch Vertreter des Vorstands der Christa-Wolf-Gesellschaft um Frau Prof. Dr. Therese Hörnigk, die ein Grußwort hielt. Selbstverständlich waren auch die Pirckheimer dabei. Sigrid Wege, Vorsitzende der Magdeburger Pirckheimer, war ebenso dabei wie Till Schröder, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der Pirckheimer-Gesellschaft. Er dankte nicht nur Armin Schubert und den Kindern für ihre tollen Buchprojekte, sondern ermutigte sie, weiterzumachen, ihre Erlebnisse und Erfahrungen weiterzugeben wie mit dieser Lesung und dabei auch neue und ungewohnte Schritte zu gehen. Dass die Bücherkinder offen für neue Wege sind, zeigten am Ende die Bücherkinder Alma und Mina mit ihrem Rap Ich bin wütend! Den werden sie hoffentlich auch bei der Leipziger Buchmesse Ende April vortragen.

(Ralf Wege)

Fr, 24.03.2023

"Press but better" – 99 Bücher des Projekts können über die Büchergilde Gutenberg erworben werden.
Exclusive Wörter, die es jeweils nur in einer Sprache gibt, spielen eine besondere Rolle im Projekt.

Press but Better: 99 Bücher

Limitierte Lettern-Kunst als Büchergilde-Nachwuchsförderung – unter dem Titel Press but better gibt es exclusiv 99 Buch-Exemplare eines besonderen Kunstprojekts bei der Büchergilde Gutenberg zu erwerben. Vierzehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Gestaltungsateliers an der Hochschule Augsburg produzierten dafür ganz außergewöhnliche Bücher. Es entstanden dabei handwerklich superbe Kunstwerke, die beeindrucken und „die Kreativität des künstlerischen Nachwuchses auf beste Art und Weise präsentieren“, wie Michael Wörgötter auf der Webseite der Büchergilde, die bekanntlich in der ausgewiesenen Buchstadt Frankfurt ansässig ist, schreibt.

Weiter heißt es in der Pressemeldung der Büchergilde Gutenberg: „Außergewöhnliches Format, ansprechendes Thema, ausgesuchte Machart: Die Design-Bücher der Augsburger KünstlerInnen vereinen alles, was Buchkunst-Fans suchen. [] Die Druckerzeugnisse wurden in allen Teilen in der Handsatz- und Buchdruckwerkstatt gefertigt, gesetzt in Blei und Holz, auf zwei Abziehpressen – einer Asbern und einer Grafix – gedruckt, und von Hand gebunden. 

Inhaltlich laden die besonderen Kunst-Bücher zu einer Entdeckungsreise um die Welt ein: Mit Wortschätzen, die nur in einer Sprache existieren. Die Teilnehmenden wählten schöne, witzige, oder gefühlvolle Ausdrücke verschiedener Sprachkreise, die mit spannenden Erklärungen aufwarten. Es wird snug (auf Englisch), man fühlt sich abbiocco (auf Italienisch) oder erlebt das tohuwabohu (auf Hebräisch).“ Das Projekt verweist damit auch explizit auf die ‚Weltsprache Kunst‘, die über alle Sprachgrenzen hinaus funktioniert und doch jedem Idiom sein ganz eigenes Gepräge lässt. 

Die gemeinsam von der Büchergilde wie der Hochschule Augsburg herausgegebene, von Michael Wörgötter betreute Auflage wurde gestaltet und produziert von Alaska Arad, Kim Bartsch, Hanna Berezniatska, Anian Huber, Amanda Ibrom, Emely Kahn, Jana Krafczyk, Rebecca Lanowski sowie Constanze Merk, Sonia Mesarova, Lena Sichert, Anna Wagner, Jeannette Wilhelm und Georg Zinsser. Jeder Interessent erhält bei Bestellung ein zufällig gewähltes Exemplar von Press but better. Das fahnenlang querformatige Buch ist in eine Leinenbroschur in verschiedenen Farben gehüllt, mit farbigem Vorsatzpapier, der Inhalt befindet sich auf zweifarbig bedrucktem Bütten (130g/qm) und wurde gesetzt und gedruckt aus Schriften der Augsburger Werkstatt. Jedes Buch hat 40 Seiten im Format von 49 x 15 cm, ist von Hand nummeriert und kostet 128 Euro.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

So, 12.03.2023

Der Einband der "Tango Nocturnes". | © Thomas Wolf
Doppelseite aus dem Innenteil. | © Thomas Wolf

Tango Nocturnes

Das Malerbuch Tango Nocturnes. Ahrenshooper Gedichte mit den Texten von Henry Günther und Zeichnungen von Helge Leiberg erschien im Ursprung als Unikat auf französischem Bütten BFK Rives, als Halblederband in Kassette im Format von 33 x 33 cm mit einem Umfang von 32 Seiten. Da das Einzelstück bereits Teil einer Privatsammlung in Hessen ist und damit das Buch auch einem größeren Interessentenkreis zugänglich ist, erscheint es bei der BuchKunstBalance nun in einer Reprint-Ausgabe: Halbleinenband in Handheftung, gedruckt auf Metapaper extrarough. Das Buchformat beträgt für diese Ausgabe 21 x 21 cm, der Umfang 40 Seiten. Neben dem kompletten Bildteil liegen im Anhang die von Leiberg handschriftlich umgesetzten Gedichte des Autors auch in gedruckter Form vor. Das Reprint erscheint bei BuchKunstBalance in der Reihe Poetische Miniaturen und bildet dort Band XVI. Das handgebundene Buch ist in der regulären Edition (Halbgewebeband sowie als zusätzliche Beigabe vier Postkarten zum Buch) für 35 Euro zu haben. 15 Exemplare des Reprints erscheinen zudem römisch nummeriert als Vorzugsausgabe in klassischer Handheftung, als Halblederband im Futteral. Alle Infos zum Werk auf der Webseite der Edition.

(André Schinkel/Henry Günther/Pressemitteilung)

Mi, 01.03.2023

"Der Weg zur Großmutter": Drei Impressionen.

Der Weg zur Grossmutter

An sich war es eine recht erfreuliche Angelegenheit, als die Neuhauser Kunstmühle ein neues originalgrafisches Buch ankündigte und bewarb, und zwar Der Weg zur Großmutter von keinem Geringeren als dem Bildhauer Josef Zenzmaier (1933–2023), dem aufgrund seiner Bedeutung als österreichischer Künstler eine weitaus größere Strahlung über den ‚inneren Wirkkreis‘ hinaus zu wünschen wäre. Die Ankündigung des mit neun farbigen Lithografien des Meisters bestückten, in 35 Exemplaren von Joe Holzner gedruckten querschmalen Büchleins überschnitt sich dabei mit der Todesnachricht zum Zeit seines Lebens in seinem Geburtsort Kuchl ansässigen Zenzmaier. Am 29. Januar des Jahres starb der mit dem Wiener Festwochenpreis und Karl-Weiser-Preis Geehrte.

Im Nachruf der Neuhauser Kunstmühle heißt es: „Von seiner Herkunft her in seinem Heimatort stark verankert, haben vor allem auch italienische Traditionen seine Kunst durchaus geprägt. Seine Arbeitsweise war von steter Suche nach Vollendung gekennzeichnet und hatte nie den schnellen Effekt im Blick. Von entschiedener Spiritualität geleitet, wurde er im volatilen Kunstmarkt kaum wahrgenommen. Wer den Weg in sein Haus fand, wurde mit wunderbaren Einblicken in seinen Schaffensprozess und weisen Gesprächen belohnt. Der Künstler hat uns verlassen. Seine Gestalten werden uns hell begleiten.“ Ein Ort dieser Gestalten ist dieses Buch. 

Das vom Künstler selbst, Holzner und Kunstmühlen-Mitbetreiber Nikolaus Topic-Matutin gestaltete Werk, das bei Gleichweit-Strasser gebunden wurde, ist nun zum Preis von 1.600 Euro in Neuhaus zu erwerben. Es enthält einen „Weg in Bildern“ – farbige Reminiszenzen Zenzmaiers an seine Kindheit und seine Großmutter. Auf den neun Blättern stellt er in vielfarbigen Szenen dar, was ihm auf dem Gang eben zur letzteren in den Blick gerät. Der Weg zur Großmutter wird so zum ersten Baustein des Zensmaier’schen Vermächtnisses. Informationen zum Werk und Kontakt zu den Betreibern bei Interesse am Buch gibt es über die Webseite des Kunstmühle in Neuhaus.

Josef Zenzmaier: Der Weg
zur Großmutter. Ein Weg in Bildern,
9 Lithografien, von Joe Holzner in 
35 Exemplaren auf BFK Rives 250 g 
gedruckt. Gestaltung: Josef Zenzmaier, 
Joe Holzner, Nikolaus Topic-Matutin,
Bindung: Buchbinderei Gleichweit-Strasser.

(André Schinkel)