Pirckheimer-Blog

Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft

Mi, 25.06.2014

Douglas Martin (1939 - 2014)

Vorgestern lagen die neuen MARGINALIEN in meinem Briefkasten – und in der Rubrik „Wir gratulieren …“ mit dem Hinweis auf den 75. Geburtstag unseres englischen Pirckheimer-Freundes Douglas Martin im August.
Nun – es war ihm nicht mehr vergönnt, diesen Tag zu erleben; heute früh erreichte mich eine E-Mail seines Sohnes Dan mit der Nachricht, dass er am 11 Juni im Krankenhaus verstorben ist. „Die Krankenhausmitarbeiter sagen mir, dass seine letzten Momente ganz friedlich waren.“ – so Dan Martin.
Douglas Martin, geboren am 22. August 1939, war ein freischaffender Typograph aus dem mittelenglischen Leicester, und arbeitete unter anderen für Penguin Books. Daneben wirkte er als Autor (etwa „Book Design” A Practical Introduction, 1991) und Übersetzer (so die Gutenberg-Bücher von Albert Kapr, 1996, und Stephan Füssel, 2003).
Doug war ein profunder Kenner der DDR-Buchkunst-Szene; zweimal (1971 und 1977) gehörte er der Internationalen Jury der IBA in Leipzig an, und er war eng mit Albert Kapr befreundet.
Neben vielen Artikeln in der englischen Bibliophilenzeitschrift „The Private Library“ (z.B. 2002 über Wolfgang Würfel) veröffentlichte er auch immer wieder in der „Illustration 63“ – so über die englischen Grafiker Charles Keeping, Nigel Lambourne und Rigby Graham. Zu etlichen „Künstlertreffen“ weilte er in Memmingen.
Ein Hinweis in den MARGINALIEN (Nr. 153, Heft 1/1999) auf Martins Artikel „Book Illustrators of the German Democratic Republic” in „The Private Library“ war für mich der Anlass, ihm zu schreiben und um ein Exemplar zu bitten. Es entwickelte sich eine intensive Brieffreundschaft, die schließlich zu zwei Besuchen in Augsburg und einem Gegenbesuch in Leicester führten. Auf seine Initiative hin erschien 2006 das Themenheft „Werner Klemke“ der „The Private Library“, zu dem ich eine biografische Einleitung, und Doug den kunsthistorischen Hauptteil verfasste (Matthias Haberzettl & Douglas Martin: Werner Klemke as Book Illustrator. The Private Library. Fifth Series Vol. 9. 2006).
Mit Douglas Martin ist ein engagierter Kenner und Förderer des schönen, des illustrierten Buches, der Buchkunst und der Buchkünstler von uns gegangen.
(Matthias Haberzettl)

Di, 24.06.2014

Das Kinderbuch erklärt den Krieg

Der Berliner Bibliophilen Abend fand sich heute an ungewohnter Stelle zusammen: in der Kinder- und Jugendbuchabteilung im ehemaligen Getreidespeicher auf dem Gelände des Westhafens. Frau Carola Pohlmann gab einen Einblick in das Kinder- und Bilderbuch der Abteilung Krieg, die auf Initiative Wilhelm I, damals noch König von Preußen, seit 1870 in einer eigenen Sammlung zusammengeführt, paradoxer Weise auch durch Kriege wieder stark dezimiert wurden. Viele der beprochenen Titel konnten die Hörer dennoch genauer betrachten.
Speziell in der Zeit des Ersten Weltkriegs, welcher durch die Referentin schwerpunktmäßig behandelt wurde, waren Kinder- und Jugendbücher bei allen kriegsführenden Parteien ein wichtiges Mittel zur Propagierung militaristischen und chauvinistischen Gedankenguts. Die ideologische Kriegsführung dokumentiert sich in Bilderbüchern und in hurra-patriotischen Erzählungen für Jungen und Mädchen ebenso wie in Schulbüchern und mahnenden Aufrufen an die Jugend zur „Vaterlandsverteidigung". Der Titel der Veranstaltung ist sicher bewusst doppeldeutig gemeint - jedoch versteht sich das Kinderbuch nicht in erster Linie als Kriegserklärung, sondern als Erklärung des Krieges. Das Spektrum der Meinungsmanipulation reicht von der Verharmlosung der Schrecken des Krieges durch die Schilderung „heiterer Erlebnisse aus großer Zeit" bis zu kriegshetzerischen und rassistischen Jugendbüchern, die das Denken ganzer Generationen beeinflusst haben. Hierbei konnte Frau Pohlmann einen deutlicher Zusammenhang zwischen der aktuellen Kriegssituation und der Art und Weise der Darstellung des Krieges nachweisen.
Leider, so mussten die Teilnehmer der Veranstaltung zur Kenntnis nehmen, kann eine Ausstellung zu diesem Thema vom 3. August bis zum 12. Oktober 2014 nur im Bilderbuchmuseum Troisdorf gezeigt werden - eine kleine Vitrinenausstellung zum Kinderbuch im Krieg wurde bedauerlicher Weise Ende April für nur eine Woche im Foyer der Staatsbibliothek aufgebaut. Getröstet wurden die Teilnehmer des Abends jedoch durch die Ankündigung eines umfangreichen Ausstellungskatalogs, der dann auch in der Staaatsbibliothek zu haben sein wird.

30. Todestag Franz Fühmann

Mythos und Geschichte bei Johannes Bobrowski und Franz Fühmann - eine Annäherung

Vortrag und Gespräch mit Klaus Völker, Literatur- und Theaterhistoriker, Andreas Degen, Literaturwissenschaftler, Winfried Müller-Brandes, Kantor und Geschäftsführer der Johannes-Bobrowski-Gesellschaft, Paul Alfred Kleinert, Schriftsteller.
 
"Das mythische Element ist jenes Ingrediens, das bestimmte Worte und Handlungskompositionen so überwältigend wirken und zugleich das Was und Wie dieses Wirkens begrifflich unerklärbar macht. Es ist, zum Unterschied vom Rätsel, das mit seiner Auflösung abgetan ist, jener Rest, der im intellektuellen Begreifen nicht aufgehen will, jenes Gleichnishafte, in dem wir Außen und Innen zu einem SO IST ES verschmelzen fühlen, ohne daß wir genau sagen könnten, was denn nun eigentlich so ist, es sei denn, man spräche das soeben Gehörte wortwörtlich noch einmal aus."
(Franz Fühmann "Das mythische Element in der Literatur" (XII) in: "Erfahrungen und Widersprüche Versuche über Literatur" S. 208, Rostock (Hinstorff) 1975)

Gemeinschaftsveranstaltung der Johannes Bobrowski Gesellschaft und des Franz Fühmann Freundeskreises (beide Berlin) sowie des Johann Timotheus Hermes Bibliophilen Verbandes Wien-Josefstadt mit Unterstützung der Historischen Sammlungen der Zentral- und Landesbibliothek Berlin. Der Berlinerr Antiquar und Pirckheimer Thomas Döring wird einen Büchertisch präsentieren.
 
Vortrag: 8. Juli 2014, 19.30 Uhr
 
Berliner Stadtbibliothek
Kleiner Säulensaal

So, 22.06.2014

Typografie - ein Spiel?

Prof. Gert Wunderlich vor einem der ausgestellten Plakate, Foto © Dr. Beate Labuhn
Unter diesem Titel wurde vor wenigen Tagen im Literaturhaus Magdeburg die gemeinsam mit den Bibliophilen und Graphikfreunden Magdeburg und Sachsen-Anhalt e.V. „Willibald Pirckheimer“ veranstaltete Ausstellung zum Schaffen von Prof. Gert Wunderlich eröffnet, welche ähnlich bereits in Leipzig zu sehen war.
Gert Wunderlich gehört zu den vielseitigsten, innovativsten und erfolgreichsten Buchkünstlern Deutschlands. Er ist darüber hinaus als Schriftentwerfer und Plakatkünstler tätig. In der Buchgestaltung sind für Wunderlich Werktreue, Harmonie, Lesbarkeit und Nutzerfreundlichkeit unverzichtbare Prämissen. Seine typographischen Arbeiten erstrecken sich auf viele Buchgattungen, wobei er sich in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr auf bibliophile Ausgaben konzentrierte. Neben zahlreichen Auszeichnungen erhielt Prof. Gert Wunderlich den Gutenberg Preis der Stadt Leipzig. Die Laudatio hielt Prof. Matthias Gubig.


Ausstellung: 14. Juni bis 18. Juli 2014

Literaturhaus Magdeburg
Thiemstraße 7

Exkursion nach Stendal und Tangermünde

Die Exkursion 2014 führte die Berliner und Brandenburger Pirckheimer nach Stendal zum Winckelmann-Museum und zur Besichtigung der Schönbeckschen Stiftung in Tangermünde.
Nach zweieinhalbstündiger Busfahrt schlossen sich noch Pirckheimer aus Magdeburg und Stendal der Gruppe an und Prof. Dr. Max Kunze, Präsident der Winckelmann-Gesellschaft, informierte die Teilnehmer über die Aktivitäten dieser Gesellschaft und über Probleme und Erfolge beim Aufbau des Winckelmann-Museums. Anschließend bestand Gelegenheit zu einem kurzen Bick auf eine Inkunable und ein, zwei weitere Bücher der Bibliothek der Schönbeckschen Stiftung, die 1662 eingerichtet, sich heute in der Marienkirche in Stendal befindet. Die Stiftung Christoph Schönbeck ermöglichte u.a. auch Johann Joachim Winckelmann das Studium. Nach einem gemeinsamen Mittagessen sprach Dr. Peter Labuhn über seine Sammlung zu Hans Ticha, dem er seit Jahrzehnten freundschaftlich verbunden ist. Großes Interesse fand die Ausstellung zu Tichas Buchgestaltung, von Exlibris und PFs aus der Sammlung Labuhn.
Ein gemeinsamer Kaffee in Tangermünde gab dann Gelegenheit zu einer dortigen Stadtführung oder dem Besuch eines Antiquariats mit leider bescheidenem Angebot.
Durch Klick auf die Abbildungen können einige Fotos von diesem, durch Agnes Kunze maßgeblich organisiertem Ausflug von Ralf Parkner, Michael Ley, Ralf Wege, Dr. Hartmut Beßerdich und Abel Doering aufgerufen werden, im Facebook-Profil von Ralf Parkner finden sich weitere Fotos.

Fr, 20.06.2014

... ein kleiner Jude mit großem Bart

- nein nicht unser heutiger Gast Prof. Dr. Horch, sondern Heine's Großvater wurde so beschrieben. Und als der Schüler Heinrich Heine das auf dem Schulhof preisgab, erlebte er, was es heißt, nicht abwaschbarer Jude zu sein. Der Lehrer prügelte ihn mit dem sinnbildlichen gelben Stock!
Am 19. Juni zug der Gast der Initiative Buchkultur Prof. Dr. Hans Otto Horch trotz des herrlichen Fronleichnam Wetters viele Besucher in das Schillerhaus in Oggersheim. Im Rahmen seines Referats "Heinrich Heine: Poet - Kritiker - Jude" wurde den Hörern Heine aus einer wissenschaftlich aber dennoch nicht trockenen Perspektive näher gebracht. Dank des umfassenden Wissens und Verständnisses der Referenten gelang es ihm, trotz der Fülle an Information das Publikum zu fesseln. Die im Anschluss erfolgte anregende Diskussion fand bei kühlen Getränken in diesem sehr schönen Haus statt. Prof. Dr. Horch stellte sich den Fragen des begeisterten Publikums. Diese Veranstaltung hat wieder einmal dazu beigetragen, dass der eine oder andere den Heine erneut zur Hand nimmt und sich von der Darstellung Prof. Dr. Horch's zum Lesen anregen lassen wird. Herzlichen Dank an die Besucher für ihr zahlreiches erscheinen und Prof. Horch für sein Kommen aus dem doch fernen Aachen.
(Dr. Ralph Aepler)

Do, 19.06.2014

Matthias Gubig - Typograf & Grafotyp

Grafik und Typografie aus fünf Jahrzehnten
 
Buchdruckerlehrling, Schriftsetzer, Typografiker, Buch- und Plakatgestalter, Illustrator, Hochschullehrer, Druckgrafiker und Pressendrucker – mit diesen Bezeichnungen ist ein Berufsleben skizziert, welches in einer Zeit radikaler Veränderungen stattfindet. Ein altes Handwerk wandelte sich in kurzer Zeit zur Industrie, das Handwerkzeug wurde digitalisiert.
In dem reich bebilderten Buch lassen Matthias Gubigs grafische Arbeitsproben aus fünf Jahrzehnten diese gestalterischen und künstlerischen Entwicklungen nachvollziehen.
Vom typografischen Begleiten / Vom Suchen, Finden und Montieren / Vom Handdruck und vom Massendruck / Von großen und von kleinen Formaten / Vom spät Drucken / Vom Beobachten und Kommentieren – Gubig führt in seinen einführenden Texten Leser und Betrachter in die Bleisetzerei, in Verlage, zur Druckmaschine und an den Computer.
Textbeiträge von Prof. Axel Bertram, Dr. Jürgen Engler, Hans-Eberhard Ernst, Dr. Anita Kühnel, Prof. Nanne Meyer, Dr. Sylke Wunderlich und Dr. Carsten Wurm gelten verschiedenen Aspekten der Arbeiten Matthias Gubigs.
Das Buch erscheint im vacat verlag potsdam.
Es wird herausgegeben im Auftrag der Pirckheimer Gesellschaft und der Stiftung Plakat Ost.
30 Exemplare werden als nummerierte und signierte Vorzugsausgaben im Futteral mit einem beigefügten Leporello angeboten. Darauf befinden sich zwei originale Holzstich-Bleisatz-Grafiken und ein Text von Pablo Neruda aus seiner Ode an die Typografie.
Deren Preis beträgt 120,– Euro.
Der Normalpreis beträgt 48,– Euro.
Für die Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft und Leser der MARGINALIEN gilt der Subskriptionspreis von 38,– Euro, wenn die Bestellung bis zum 15. Juli eintrifft. Die Auslieferung geschieht in der Reihenfolge der Bestellungen. Bitte versehen Sie die Bestellung mit dem Kennwort ›Pirckheimer‹.

Bestellungen nehmen entgegen :
vacat verlag potsdam, Sauerbruchstraße 6
14482 Potsdam, E-Mail
Telefon: 0331 70 59 98 Fax: 0331 70 54 66
Matthias Gubig, Bayrischer-Wald-Straße 13,
15827 Blankenfelde, Telefon 033 79/37 23 44, E-Mail

Komm und setz dich, lieber Gast

Unter diesem Motto feiert am 27. Juni 2014 der Bert Brecht Kreis Augsburg e.V. sein 30jähriges Jubiläum. Es sprechen Dieter Henning über drei Buckower Elegien, Karl Griesinger über Brecht 1934 in Dänemark - Kartenspiel mit Augsburger Freunden und der Vorsitzende des Brecht-Kreises, Dr. Michael Friedrichs über Brecht und Kästner 1945 - 1947. Die musikalische Umrahmung der Veranstaltung im Augsburger Brecht-Haus übernimmt Christel Peschke und Karla Andrä.
Die nebenstehende Abb. zeigt eine im Jahre 2001 zum 103. Geburtstag von Bertolt Brecht herausgegebene, nummerierte und von Hans Ticha signierte
Vorzugsausgabe einer MARGINALIEN-Beilage, die vom Pirckheimer-Mitglied Volkmar Häußler herausgegeben wurde.

Mo, 16.06.2014

Bilder vom Zirkus

In der nunmehr zehnten Ausstellung präsentiert die Galerie Eremitage Gransee des Pirckheimers Marc Berger ein buntes Kaleidoskop mit Druck-Grafiken von sehr berühmten und weniger berühmten Künstlern zum Thema Zirkus. Der heitere, spannende und bisweilen melancholische Blick in diese Welt am Rande der Gesellschaft wird durch die Leihgaben von zwei Sammlern ermöglicht.

Eröffnung: Samstag, dem 28. Juni 2014, um 16 Uhr
Die Leihgeber sind anwesend.
Einführende Worte: Roland R. Berger

è Eremitage Gransee
Galerie für zeitgenössische Buchkunst und Druckgraphik
Mauerstraße 4a | D-16775 Gransee

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Marc Berger

So, 15.06.2014

Vertrieben aus dem Haus der Sprache?

Gestern wurde es richtig literarisch in der Ausstellung "Deutsche Freiheitsbibliothek". Die Veranstaltung „Vertrieben aus dem Haus der Sprache? Stefan Zweig und Franz Werfel“ - eine Idee des Mannheimer Hochschulpfarrers Jürgen Weber - ist eine Hommage an die beiden Literaten Zweig und Werfel.
Die tiefe Verbundenheit Weber's zu diesen beiden Schriftstellern war den ganzen Abend spürbar. Die "Textausschnitte" wurden hervorragend von der beliebten Schauspielerin Helga Grimme, bekannt aus großen Rollen am Nationaltheater Mannheim, Stuttgart und München, vorgetragen.
Neben diesem sehr emotional geprägten Aspekt wurde der Hintergrund von Zweig und Werfel und deren Sprache von "der Dritten im Bunde" Frau Prof. Dr. Deborah Kämper in gewohnt exzellenter Weise komplettiert. Wieder einmal können wir sagen, dass es Frau Kämper gelungen ist, mit ihren Ausführungen zu einem wesentlich besseren Text- und Sprachverständnis beigetragen zu haben.
Die Veranstaltung der Initiative Buchkultur war sehr gut besucht. Man kann stolz stolz sein, inzwischen ein Stammpublikum bei den Veranstaltungen begrüßen dürfen.
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Zum Ende der Ausstellung im Stadtmuseum in Ludwigshafen anlässlich des 80. Jahrestages der Deutschen Freiheitsbibliothek schlug die Initiative Buchkultur heute die Brücke in die Gegenwart. Musikalisch wurden die Teilnehmer heute erneut von Frau Maren Duncker am Fagott verwöhnt. Referent war Herr Andreas Marquet von der Walter A. Berendsohn Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur der Hamburger Universität.
Viele Leerstellen aber kaum Lehrstellen - so kann das Fazit seines Vortrages und auch das der Aktivitäten der Initiative Buchkultur zu dem Thema Exil lauten. Es gibt noch viel zu forschen und damit zu entdecken, aber das Interesse hält sich in der breiten Gesellschaft in sehr engen Grenzen. Manchmal bekommt man das beklemmende Gefühl in Deutschland, es gibt noch viele Menschen mit einem schlechten Gewissen, die glauben mit Ignoranz dem Thema des Exils in der Nazizeit adäquater zu begegnen als mit der aktiven Auseinandersetzung. Herr Marquet stellte die Exilforschung von ihren Anfängen bis heute dar.
Dabei stellte er sich souverän dem kritisch-nachfragenden Publikum. Wir wünschen ihm mehr Aufmerksamkeit und Mittel für diese Themen.
Anschließend boten die Kuratoren den Anwesenden eine letzte Führung durch die Ausstellung
Die Initiative Buchkultur hat ihr Ziel, die in Vergessenheit geratene Deutsche Freiheitsbibliothek und ihren 80. Jahrestag gebührend zu begehen, erreicht. Die hochkarätigen Referenten waren allesamt mit dem Herzen dabei und der Dank und die Anerkennung des Publikums ist Ihnen sicher. Anstatt Einzelne hervorzuheben, möchten wir an dieser Stelle auf die weiteren Veranstaltungen im Schillerhaus in Oggersheim verweisen.
(Dr. Ralph Aepler)

19. Juni 2014 Heinrich Heine. Poet – Kritiker – Jude
Vortrag Prof. Dr. Hans Otto Horch (Niederzier)

13. Juli 2014 „Ist das der blaue Himmel, den ich kannte?” Khalil Rostamkhani
Das Writers-in-Exile Programm des 
Deutschen PEN-Zentrums.

Franziska Sperr (Starnberg), Vizepräsidentin des PEN-Zentrums Deutschland

20. Juli 2014 Finissage Heine-Ausstellung
Deutschland. Ein Wintermärchen.
 Performance Hans-Karsten Raecke (Rheinsberg)

Ehrung für Bibliophilen und Graphikfreunde

Aus Anlass des 50jährigen Bestehens dieser Vereinigung überreicht der Bürgermeister Magdeburgs Dr. Rüdiger Koch die Stadtplakette in Bronze an den Vorstand der Bibliophilen und Grafikfreunde Magdeburg und Sachsen-Anhalt e. V. „Willibald Pirckheimer“. Der stellv. Vorsitzende Dr. Peter Labuhn und der Schriftsteller Manfred Jendryschik halten Festvorträge.
Der Kulturbürgermeister der Landeshauptstadt Magdeburg Dr. Koch überreicht dem
Vorsitzenden Helmut Heinrich die Stadtplakette Magdeburgs in Bronze
Foto © Dr. Beate Labuhn
Im Oktober 1964 fanden sich Graphikfreunde des Bezirks Magdeburg zum „Graphikkreis Magdeburg im Kulturbund der DDR“ zusammen und wurden 1973 als Regionalgruppe Magdeburg in die bereits seit 1956 beim Kulturbund der DDR bestehende Pirckheimer-Gesellschaft aufgenommen. 1989, als mit dem Ende der DDR auch das Überleben der Pirckheimer-Gesellschaft gefährdet war, trennte sich diese Regionalgruppe von der Muttergesellschaft, beschloss 1994 ihre Neugründung als Bibliophilen und Graphikfreunde Magdeburg und Sachsen-Anhalt e.V. „Willibald Pirckheimer“ und fand ihre neue Heimat im 2005 gegründeten Verein Literaturhaus Magdeburg. Genau wie die inzwischen im gesamten deutschsprachigen Raum wieder erstarkte Pirckheimer-Gesellschaft pflegen die "Magdeburger Pirckheimer", allerdings begrenzt auf das Bundesland Sachsen-Anhalt, die Buchkultur, die Förderung des Sammelns und Erschließens von Büchern und Werken der graphischen Künste und organisieren den Austausch mit Interessierten über die gemeinsame Liebe zu Büchern und Graphiken.
Seit 1996 wird die Stadtplakette der Landeshauptstadt Magdeburg an Firmen, Körperschaften, Verbände und andere Einrichtungen, die ihren Sitz in Magdeburg haben, vergeben - in Bronze bei 50jährigen, in Silber bei 75jährigen Jubiläen und in Gold, wenn diese seit mindestens 100 Jahren besteht.
2010 gab der Magdeburger Designer Ernst Albrecht Fiedler der Plakette ihr heutiges Design mit einer Sicht auf das Rathaus und die Johanneskirche.

Sa, 14.06.2014

Bertha von Suttner - Die Waffen nieder!

Die Initiative Buchkultur hatte am 13. Juni anläßlich der Ausstellung "Deutsche Freiheitsbibliothek" in Ludwigshafen zum Vortrag über Bertha von Suttner geladen und das Publikum erschien zahlreich, um mehr über diese beeindruckende Frau von der Referentin Katrin Kirchner zu erfahren.

 
Ungewöhnlich baute die Referentin ihren Spannungsbogen vom Flugzeug bis zum Friedensnobelpreis auf und bannte damit das Publikum.
Bertha von Suttner war die erste Frau, welche den Friedensnobelpreis erhielt, aber wer weiß schon, dass sie es war, die Alfred Nobel inspirierte, diesen Preis zu stiften. Sie zog es jedoch vor, eben nicht diesen Alfred Nobel, sondern gegen alle Konventionen ihrer Zeit einen jüngeren Mann, Arthur von Suttner zu heiraten. Mit ihm verband sie zeitlebens ihr Friedenswille und ihr Glaube an den technischen Fortschritt.
Das Buch "Die Waffen nieder", dessen Erstauflage 1889 in Dresden erschien, ist das bekannteste, aber nur eines von vielen Werken dieser beindruckenden Frau. Auch das Buch wurde von den Nazi's 1933 verbrannt und verboten.
Katrin Kirchner ist es in exzellenter Weise gelungen, die interessante Lebensgeschichte der Bertha von Suttner vor den Besuchern im Stadtmuseum lebendig werden zu lassen. Herzlichen Dank an die Referentin!
(Dr. Ralph Aepler)

Fr, 13.06.2014

Meine Empfehlung - lesenswert, sofort bestellen ...

Am 22. Mai las ich, dass unser Pirckheimer Freund Harald Kugler ein Buch: „Der Bibliophilen-Abend – Erzählung für Bücherfreunde“ veröffentlicht hat, welches ich natürlich gleich bestellt habe.
Neun, stilistisch sehr unterschiedliche, Erzählungen sind in diesem Buch vereint und haben inhaltlich unser Liebstes, das Buch, zum Gegenstand – was auch sonst!
Zuerst die Buchgestaltung – trotz „on demand“ sehr gut gemacht. Natürlich wünscht sich der Sammler immer besseres Papier, einen Schutzumschlag, … aber sich ökonomischen Zwängen zu verschließen, wäre töricht! Die 28 Euro sind gut investiert und aufgrund der geringen Auflage von 100 Exemplaren wird diesem Buch wohl das Schicksal erspart bleiben, zu einem bescheidenen antiquarischen Preis „verramscht“ zu werden. Signiert und nummeriert ist selbstverständlich auch.
Die Lektüre vollzieht schnell und flüssig. Der Autor baut Spannungsbögen auf und man fällt drauf rein, wenn man denkt, man wüsste wie es weiter geht – nein doch Überraschung, die Liebenden kommen nicht zusammen und die vermutete Vaterschaft existiert am Ende doch nicht. Kuglers Schreibstil würde ich als inspirierend und anregend beschreiben, seine Figuren erzählen detailreich über bestimmte Ausgaben, deren Entstehung und Geschichte. Das regt an, sich selbst auf die Suche nach der einen oder anderen Ausgabe zu begeben. Für mich persönlich ist die Erzählung am besten gelungen, in welcher alte Bücher ihre eigene Geschichte preisgeben. Welchen Weg sie so durch die Jahrhunderte gegangen sind und was sie auf ihrem Weg erlebt haben. Mal eine ganz andere, neue Perspektive!
Meine Empfehlung – lesenwert, sofort bestellen – und ich drücke dem Buch die Daumen, dass es die 2. Auflage schafft.
Als Jahresgabe unserer Gesellschaft ist dieses Buch sicherlich mehr als eine Überlegung wert! Es wäre ein Beleg dafür, dass wir tatsächlich die aktivste Bibliophile Vereinigung Deutschlands sind!
(Dr. Ralph Aepler, Mannheim)

Do, 12.06.2014

Unangepasst - Der eigene Weg

Hallesche Malerei 1945 - 1960

Hahs, Crodel, Bachmann, Bunge, Kitzel, Knispel, Rübbert, Seidel, Sitte


Als mit dem Ende des Krieges und dem Untergang der braunen Machthaber neue Hoffnung aufkam, die geschmähte Kunst wieder in geistiger Freiheit und Autonomie auszuüben, formierte sich in Halle um die Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein ein Kreis bewährter Persönlichkeiten und nachstrebender Talente mit hohem schöpferischem Potential und individueller Kreativität. Die von den Nazis vertriebenen Lehrer Hahs und Crodel nahmen ihre Ämter wieder auf, repräsentierten beste Maltraditionen der klassischen Moderne zwischen subtiler Koloristik, feinsinniger Dekorativität und beherrschter Abstraktion und begeisterten die Jüngeren. Bunge, Knispel, Rübbert und Sitte hatten schon vor 1945 studiert, wurden nun aber auch maßgeblich vom jungen Autodidakten Bachmann zu einem künstlerischen Neubeginn und einer sich zunehmend gemeinschaftlich ausprägenden Bildsprache inspiriert. Hinzu kamen einige Jüngere, die nun an der Burg studierten, hier vertreten von Kitzel und Seidel. Über die frühen 50er Jahre trugen sie dazu bei, daß sich die Hallesche Malerei auf unverwechselbar eigenständige Weise zur Geltung brachte und sich von anderen deutschen Kunstzentren abhob.
Am Anfang steht dabei das 1945/46 entstandene frühe Schlüsselbild der Ausnahmebegabung Bachmann, in dem er gleich Hofer und Strempel dem vom Krieg bestimmten persönlichen Schicksal eine gleichnishafte Bildgestalt mit expressiver Eindringlichkeit verlieh. Später gewann das charakteristische Hallesche Grau sinnbildhafte Bedeutung als Reflex auf das triste Nachkriegsleben in den geschundenen Städten. Zirkusleute, Harlekine und Gaukler geistern durch die surreal anmutenden Bildwelten.
Doch die Zuversicht auf den Fortgang des unangepassten eigenen künstlerischen Weges, frei von doktrinärer Gängelung, war bald gebrochen. Die parteipolitisch inszenierte „Ahrenshooper Bilderschelte“ traf exemplarisch Ulrich Knispel, der 1951 in Halle als Dozent für das Grundlagenstudium erstes Opfer der rigiden und diffamierenden Formalismuskampagne wurde. Damit wurde die Zukunft zu Grabe getragen. Der vielversprechende Ansatz zu einer selbstbestimmten Malerei, traditionsbewußt und zeitkonform gleichermaßen, wurde von einer irrigen, stalinistischen Kulturpolitik erstickt. Der erneut vertriebene Lehrer Erwin Hahs zog sich in die innere Emigration nach Zernsdorf zurück. Und für viele andere blieb nur der ungewollte, schmerzliche Ausweg in den Westen und damit auch der erzwungene Verlust ihrer künstlerischen Heimat.
(Joachim Pohl)

Ausstellung 17. Juni bis 4. Juli
und 25. August bis 12. September 2014

 è Galerie Joachim Pohl
Wollankstraße 112a
13187 Berlin-Pankow

Di, 10.06.2014

"Die Deutsche Freiheitsbibliothek" in Ludwigshafen

Die Ausstellung der Initiative Buchkultur über die Deutsche Freiheitsbibliothek ist in Ludwigshafen noch bis Sonntag, den 15. Juni 2014, 17 Uhr, zu sehen. Nutzen Sie die Gelegenheit, diese einmalige Zusammenstellung anzuschauen: seltene illustrierte Ausgaben und ebenso seltene illegale Bücher und Zeitschriften, die unter dem Nationalsozialismus verboten, verbrannt und deren Verfasser verfolgt und – wenn sie nicht rechtzeitig entkommen konnten – ermordet wurden.
(Marita Hoffmann)
Zum Ende der Ausstellung wird es noch drei spannende und sehr unterschiedlichen Veranstaltungen geben:

Freitag, 13. Juni 2014, 19 Uhr
›Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!‹
Vortrag von Katrin Kirchner

Samstag, 14. Juni 2014, 19 Uhr
›Vertrieben aus dem Haus der Sprache? Stefan Zweig und Franz Werfel‹
Podiumsgespräch, Vortrag, Lesung mit Helga Grimme, Prof. Dr. Deborah Kämper und Jürgen Weber

Sonntag, 15. Juni 2014, 11 Uhr
›Exilforschung von den Anfängen bis heute‹
Vortrag von Andreas Marquet (Walter A. Berendsohn Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur Hamburg)

Stadtmuseum Ludwigshafen
Im Rathauscenter, Rathausplatz 20
67059 Ludwigshafen

Die Ausstellung ›Mit Heine im Exil‹ im Schillerhaus Oggersheim ist noch bis zum 20. Juli 2014 zu sehen.