Pirckheimer-Blog

Klingspor-Museum

So, 27.01.2013

WasserFalten

Leporello-Objekte

Buchbinder haben zunächst die Aufgabe, einzelne Blätter in eine handliche und kompakte Form zu bringen. Doch die Meister ihres Faches haben einen viel höheren Anspruch: Sie streben danach, durch ihre Arbeit die Besonderheit ihres Auftragswerkes nach Außen sichtbar zu machen. Eine besonders innovative Gemeinschaft von Kunsthandbuchbindern ist die Schweizer "Kreativgruppe "Buch und Form". Auf Einladung des Hafenmuseums, Bremen zeigten drei Mitglieder der Gruppe und ihre Bremer Kollegin Lore Hübotter, dass sie auf Wunsch sogar Wasser falten können.
Für die aktuelle Ausstellung haben sich drei renommierte Kunsthandbuchbinder aus der Schweiz und ihre Bremer Kollegin Lore Hübotter mit Phantasie, Originalität und bewundernswerter Kunstfertigkeit der Aufgabe angenommen, das unfassbare Element auf ästhetische Weise greifbar zu machen. Ihre Resultate sind ganz unterschiedliche Liebeserklärungen an das Buch.
Als formale Klammer hatten sich die Buchkünstler für das Leporello entschieden: Das traditionelle Faltbuch, das sich, wie es heißt, der gleichnamige Diener des Frauenhelden Don Juan ausgedacht habe, um die schier endlose Liste der Eroberungen seines Dienstherren zu katalogisieren. Für ihr gemeinsames Thema haben die vier Buchhandbinder ganz verschiedene Ausdrucksformen gefunden. Da werden weiche Wellen durch eine ebenso flexible wir robuste Struktur aus Papierstreifen simuliert, eine holzschnittartige Oberfläche assoziiert die undurchdringliche Tiefe des Meeresgrundes, Licht wird in transparenten, flexiblen Kunststofffolien eingefangen, das Spiel der Farben auf dem Wasser durch Digitaldrucke wiedergegeben. Manche der Objekte der Ausstellung sind Bücher im klassischen Sinne – sie geben sich als edle kleine Gedichtbände zu erkennen, als Alben, in denen Schätze wie Briefe oder Fotografien gehütet werden könnten, Kladden aus feinem Bütten, die auf Skizzen oder Tagebucheintragungen warten. Bei anderen ist die Funktion zweitrangig – sie könnten als selbstbewusste Kunstwerke für sich stehen.
Edwin Heim und seinen Kollegen geht es in ihren spektakulären Arbeiten auch darum, Aufmerksamkeit zu schaffen für die wichtige Arbeit der Buchbinder: "Denn ohne uns gäbe es keine Literatur", sagt der vielfach ausgezeichnete "Meister der Einbandkunst". Um die Zukunft des Buches mache er sich zwar keine Sorgen. Auch wenn manche Gattungen – wie Nachschlagewerke – mit der Schnelligkeit und Informationsfülle des Internets nicht konkurrieren könnten, steige die Gesamtzahl der Publikationen weiterhin. Doch in den meisten Fällen seien die Titel nicht darauf angelegt, gehütet zu werden, um wie einst Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte zu überdauern: Dann tut es auch optische Uniformität. "Das ist eigentlich schade, denn unsere Arbeit wird als erstes wahrgenommen, wenn man eine Buchhandlung betritt", bedauert der Fachmann. Dennoch fürchtet er nicht um die Zukunft seines Berufsstands: "In einem schönen Bildband oder einer Gedichtsammlung zu blättern, das Papier zu fühlen und zu riechen, ist ein Genuss, der viele Sinne anspricht.", sagt Edwin Heim. " So etwas können die neuen Medien eben nicht."
 
Ausstellung: noch bis 5. Mai 2013
 

Do, 20.12.2012

Bücher von Peter Heckwolf

In Peter Heckwolfs Büchern sind Pflanzen, Spinnweben und Borkenkäfer die Protagonisten. Tätig als Leiter der Werkstatt für künstlerische Drucktechniken an der Bauhaus-Universität Weimar, schafft er in seinen Büchern ein Abbild der Natur und gibt ihm durch seine aufwändigen Druck-Techniken andere Erscheinungsformen. Das übernimmt in seinen Büchern die tragende Rolle; damit schlägt er, der Künstler, die Brücke zwischen Biologie und Buchwissenschaft.
Helga Horschig stellt aus diesem Kontext drei seiner Künstlerbücher aus der Sammlung vor.
 
Freitag, 4. Januar 2013, 14 Uhr
Eintritt: 2,50 €, Mtgl. 1,50 €

Mi, 21.11.2012

Schöpfungen

Was war am Anfang? Schöpfungsgeschichten versuchen, eine Antwort auf diese Frage zu geben. Im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe „Buch des Monats“ steht diesmal das farbenprächtige Unikat-Malerbuch „Schöpfungen“ von Ottfried Zielke mit Texten aus der Bibel, dem Koran, dem Heiligen Buch der Quiché sowie Texten von Uwe Warnke und Gerhild Ebel. Die Textauswahl lässt Parallelen zwischen den Mythen verschiedener Kulturen aufscheinen; die visuelle Umsetzung ist grandios: Mit dem ihm eigenen, fast krakeligen Schreibstil und knalligen, cartoonhaften Bildern verblüfft und fasziniert Zielke den Betrachter. Drucke aus der Sammlung des Museums ergänzen die Präsentation, u.a. mit einem hebräischen Schöpfungsalphabet und einem Mythos der Aborigines.
 
Freitag, 7. Dezember 2012, 14 Uhr
Eintritt: 2,50 €, Mtgl. 1,50 €

Di, 20.11.2012

Schrift in Form

Musik liegt in der Schrift

Die von TYPOSITION kuratierte Ausstellungsreihe „Schrift in Form“ möchte zum dritten Mal ein konzentriertes Augenmerk auf aktuelle Schriftengestaltung richten.
Die Ausstellung wird Schriftdesign der Gegenwart unter das Thema »Musik liegt in der Schrift« stellen. Musik begleitet uns in unserem Leben, sei es der Radiowecker am Morgen, das Autoradio, die Musik im Kaufhaus oder das Live-Konzert. Es gibt wohl kaum jemand, der Musik nicht genießt, sei es als Hörer oder gar als aktiver Musizierender. Durch die große Fülle an Musikstilen findet jeder etwas, das für seine Ohren angenehm ist.
Eine ebensolche Vielfalt wie in der Musik findet sich auch bei Schriften und der Typografie. Führende internationale Schriftdesigner sind der Einladung gefolgt und präsentieren musikalische Themen, gestaltet in ihren neuesten Schriftschöpfungen. Die grafische und typografische Umsetzung von Musik in Form von CDs oder Schallplattenverpackungen, Konzertplakaten, Bandlogos oder Konzerttickets schafft eine Verbindung von optischer und akustischer Ästhetik.

Ausstellung: 24. November 2012 bis 6. Januar 2013
Herrnstr. 80
63065 Offenbach

Fr, 26.10.2012

Die Insel-Bücherei

Vortrag von Dorothea Held
 

1912 erschien mit Rilkes Cornet der erste Band der Insel-Bücherei. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte: Anspruchsvolle Inhalte, Klassisches und Zeitgenössisches gleichermaßen umfassend, wie gut gestaltet zum wohlfeilen Preis, sind das Rezept des Erfolges. Seit 100 Jahren sind die kleinen Bände mit den farbigen Einbandpapieren ein überaus geschätztes Sammelobjekt, dessen Faszination bis heute ungebrochen ist. Einbezogen ist die Sammlung Julia Vermes, Basel, mit Bänden, die von namhaften Künstlerinnen und Künstlern als Unikat übermalt wurden.

Freitag, 2. November 2012, 14 Uhr
Eintritt: 2,50 €, Mtgl. 1,50 €

Fr, 28.09.2012

Künstlerbücher im Kontext von Fotografie

 - Hans-Peter Feldmann

Vortrag von Nadine Nitsche, B.A.

 
Fotografien finden seit ihrer Erfindung Beachtung im Medium Buch. Seit den 1960er Jahren kommt dem Medium der Fotografie vor allem im Kontext der Künstlerbücher eine bedeutende Rolle zu. Viele bildende Künstler setzen sich mit der Fotografie auseinander, um kritisch den Medienwandel dieser Zeit zu beschreiben oder auf allgemeine gesellschaftliche Fragestellungen hinzuweisen, so auch Hans-Peter Feldmann (*1941, Düsseldorf).
Feldmanns Arbeit begründet sich im Sammeln und archivarischen Neuordnen von Fotografien und Abbildungen, aber auch Gegenständen, die unser visuelles Alltagsleben charakterisieren. Gefundene Familienalben, Bildern von Schuhen oder Frauenknien, Postkarten, Zeitungsbilder, Kalenderblätter etc. sind Bilder und Materialien, derer er sich bedient und die er zum Ausgangspunkt für seine Arbeiten nimmt, dadurch ganz gewöhnliche Bilder, die mit ihrer übermächtigen Gegenwart unser Leben bestimmen in den künstlerischen Diskurs einbringt, um sich gegen die Ersatzwelt der Kunst zu wenden und seine Bilder im Sinne einer direkt rezipierbaren, weil direkt verfügbaren, Kunst für alle zu etablieren.
Nadine Nitsche hat ein Praktikum im Klingspor-Museum absolviert und hat sich während ihres Studiums der Kunstgeschichte und Buchwissenschaft auf das Feld Künstlerbuch spezialisiert.

Freitag, 5. Oktober 2012, 14 Uhr
Eintritt: 2,50 €, Mtgl. 1,50 €


Herrnstr. 80
63065 Offenbach

Do, 23.08.2012

Insel-Bücherei und Sammlung Julia Vermes

Als die Erfolgsgeschichte der Insel-Bücherei begann, war der Inselverlag noch ein junger Verlag, hervorgegangen aus der Zeitschrift „Die Insel“ im Jahr 1899. Vermutlich war es Stefan Zweig, einer der Autoren des Verlags, der den Verleger Anton Kippenberg dazu anregte, preiswerte Bücher, die man wie eine Zeitschrift abonnieren konnte, herauszugeben. Mit Rainer Maria Rilkes „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ kam 1912 die erste Nummer der Insel-Bücherei heraus. Mit einer Auflage von über 1 Million Exemplare, ist es einer der erfolgreichsten Titel der Reihe. Bereits im ersten Jahr der Inselbücherei erschienen 27 Nummern, 1913 waren es dann schon 85 Nummern. Das Programm der Reihe war von Anfang an äußerst weitgefächert, von zeitgenössischer Literatur wie Rilke, Emile Verhaeren, Hugo von Hofmannsthal oder Ricarda Huch über Klassiker wie Cervantes, Boccacio oder Goethe, Literatur des Mittelalters (Die Geschichte von Aucassin und Nicolette) und der Antike (Plato). Internationale Autoren, wie Balzac, Flaubert, Gogol, Tolstoi Björnstjerne Björnson, Oscar Wilde, Charles Dickens finden sich hier ebenso wie Vaterländisches, so Bismarck-Reden oder Friedrich Rochlitz‘ Tagebuchaufzeichnungen der Leipziger Völkerschlacht „Tage der Gefahr“. Die Bände zum Preis von 50 Pfennig waren in Pappe gebunden, sorgfältig typographisch gestaltet und auf gutes Papier gedruckt. Charakteristisch waren die verschieden gemusterten Überzugspapiere. Anfangs waren es Papiere von Guiseppe Rizzi aus Varese, die dieser nach alten Vorbildern fertigte. Später kamen viele weitere Papiere hinzu, oftmals korrespondieren sie mit dem Buchinhalt. Das Zusammenspiel von anspruchsvollem Inhalt und ansprechender Gestaltung zum erschwinglichen Preis machte die Bände der Insel-Bücherei bald zum beliebten Sammelobjekt, dessen Faszination seit hundert Jahren ungebrochen ist. Bereits 1912 erschienen auch mit Illustrationen versehene Bände. Waren es zuerst nur Nachdrucke historischer Illustrationen, so gab es ab 1919 dann auch Bände, die von zeitgenössischen Künstlern illustriert wurden. 1917 erschien mit Holbeins Bilder des Todes der erste Kunstband, später folgten Bände mit Fotografien, der erste mehrfarbige Druck war eine Struwwelpeterausgabe von 1933. Großer Beliebtheit erfreuten sich farbig illustrierte botanische, mineralogische oder zoologische volkstümliche Bestimmungsbücher, hier sind zum Beispiel „Das kleine Baumbuch“ von Willi Harwerth oder „Das kleine Blumenbuch“ von Rudolf Koch zu nennen.


Die Geschichte der Insel-Bücherei ist auch ein Stück Zeitgeschichte. Der Erste Weltkrieg schlägt sich nieder in Titel wie „Deutsche Kriegslieder“, „Deutsche Vaterlandslieder“, Ernst Moritz Arndt „Katechismus für den deutschen Kriegs- und Wehrmann, Heinrich von Kleist „Die Hermannsschlacht“, nach dem Kriege wurden diese Nummern bald mit anderen Titeln besetzt.
Zur Zeit des Nationalsozialismus behielt Kippenberg sein bewährtes Verlagsprogramm bei, allerdings musste er sich von einigen, von den Nationalsozialisten verbotenen Autoren, beispielsweise Stefan Zweig, trennen. Während des zweiten Weltkriegs erschienen etliche Nummern der Insel-Bücherei broschiert und auf minderwertiges Papier gedruckt als Feldpostausgaben.
Nach dem zweiten Weltkrieg symbolisiert der Verlag die deutsche Teilung. Auf Anregung der Amerikaner gründete Kippenberg 1945 in Wiesbaden eine Zweigstelle des Verlags. Das Verlagshaus in Leipzig bestand weiterhin. Mit der sich manifestierenden Teilung, die am Ende in zwei selbständigen Staaten mündete, gab es schließlich auch zwei voneinander unabhängige Verlage, der eine mit Sitz in Leipzig, der andere in Wiesbaden, ab 1960 dann in Frankfurt / Main. Beide gaben weiterhin die Insel-Bücherei heraus. War man anfangs noch bemüht, sich der Vergabe der Nummern abzusprechen, so gab es später zahlreiche Doppelbelegungen. Nach der Wiedervereinigung Deutschland wurde 1991 auch der Insel-Verlag wieder vereint, heute hat er seinen Sitz in Berlin. Mittlerweile sind 1365 Nummern der Inselbücherei erschienen, viele Nummern sind mehrfach belegt. Das Klingspor-Museum besitzt eine umfangreiche Sammlung von Inselbänden. In den siebziger Jahren schenkte ein Sammler aus Israel dem Museum seine über 1100 Bände umfassende Sammlung, seitdem wird die Sammlung ständig ergänzt. Einen besonderen Höhepunkt in der Ausstellung zum hundertjährigen Jubiläum der Insel-Bücherei bildet die Sammlung Vermes aus Basel. Die passionierte Sammlerin beauftragte Protagonisten der zeitgenössischen Buchkunst, aber auch vielversprechende Nachwuchstalente mit der künstlerischen Überarbeitung von Inselbänden. Die Liste der vertretenen Künstler aus Europa, den USA und Japan liest sich wie ein „Who is who“ des modernen Künstlerbuches. Nur gebunden an das Format entstanden hier höchst unterschiedliche Arbeiten. So findet sich zum Beispiel Band 727 klassischer chinesischer Darstellungen der Lohans mit bissig kritischen Übermalungen von Ottfried Zielke, die verschiedene Spielarten moderner Götzen zeigen oder Band 422 in dem der amerikanische Fotograf Gregg LeFevre Bildwerken Georg Kolbes Modefotografien gegenüberstellt. Die Schau der 66 Unikate spannt einen reizvollen Bogen von Übermalungen zu Collagen, Dekonstruktionen des Buchkörpers bis hin zum nicht mehr blätterbaren Objekt.

Zur Sammlung Vermes erscheint ein Katalog

Freitag, 7. Oktober bis 18. November 2012
Eintritt: 2,50 €, Mtgl. 1,50 €

Herrnstr. 80
63065 Offenbach

Ein Weg in die Welt der Bücher

Wolfgang Tiessen erinnert sich

Unsere Gegenwart diskutiert die Rolle des Buchs in der neu entwickelten Landschaft der multimedialen Informationskultur. Die Ablösung des Setzens von Bleilettern mit der Hand und die rasante Steuerung von Gestaltung und Druckverfahren durch die Technologie des Computers setzen gravierende Akzente in die Welt von Schrift und Buch. Auch die künstlerischen Umgehensweisen mit dem Buch unterliegen kontinuierlicher Veränderung.
Umso reizvoller und angemessener erscheint es, die dem voraus gehende Zeit des Handwerks und künstlerischen Arbeitens am Buch wieder vor Augen zu führen und ihre Qualitäten im Abstand von einigen Jahrzehnten neu zu entdecken. Mit Wolfgang Tiessen meldet sich ein Zeitzeuge zu Wort, der vollauf Authentizität beanspruchen darf. Seine Edition Tiessen (1977-1995) machte die Freunde des Pressendrucks und des Künstlerbuchs aufmerksam; weniger bekannt ist, wie einflussreich Wolfgang Tiessen an zentraler Stelle, im direkten Bannkreis des Insel-Verlags, der berühmten Stempel AG, der Trajanus-Presse entscheidende Prozesse des künstlerischen Buchschaffens miterlebte und -gestaltete.
Diese Ausstellung beleuchtet das charakteristische Leben, das Tiessen „in die Welt der Bücher“ als Protagonist auf verschiedene Art und Weise, auf der Seite des Erstellens und auf der des Moderierens von und des Handelns mit Büchern, eingebracht hat. Sie zeigt, wie dieser Mann im Lauf von fünfzig Jahren die Vielfalt der Buch-Welt erlebt, was ihn beeindruckt hat und geprägt haben mag. Woraus sich dann Eigenes entwickeln sollte. Jeweils typische Exponate, von Kommentaren begleitet, veranschaulichen, was etwa eine Schriftsetzerlehre an Schönem, Prosaischem, Schrecklichem mit sich bringen konnte. Wie Gotthard de Beauclair (1907-1992), als Setzer, Drucker, Betreiber der Trajanus Presse ein Leuchtturm des Buchschaffens im 20. Jahrhundert, den Lehrling Tiessen hinwies auf erste Pressendrucke nach 1945 und auf Augustinus‘ „De civitate dei“, den Druck der Bremer Presse, Inbegriff einer perfekten Textgestalt.
Thema sind zudem die vielen neuen Schriften der Stempel AG, aber auch die alte Janson-Antiqua von 1684; beide den Bibliophilen vermittelt durch die Drucke der Trajanus-Presse. Ein Juwel ist die Ausgabe von Aristophanes „Die Frösche“ mit den Holzstichen von Imre Reiner (1961). Währenddessen verschwand die Fraktur endgültig. Auch das legt die Ausstellung dar: Was die Entwicklung einer modernen Textgestaltung der Bibel beförderte, wie sie sich etwa spiegelte in Vorschlägen bekannter Buchgestalter. Einer Auffrischung waren auch Einbandpapiere und Typographie der Insel-Bücherei bedürftig. Und das Interesse an der Buchkunst wurde beflügelt durch neue Schübe der Illustration, nicht nur in Pressendrucken, sondern auch in Büchern von geringerem Preis. Alles befand sich im Aufbruch, die Spuren von Krieg und Nachkriegszeit verblassten. Der neue Schwung beförderte dann auch das abrupte Ende von Bleischriften und Buchdruck. Tiessen wurde noch einmal Setzer, fand einen Buchdrucker alter Schule für seine eigenen Pressendrucke (Edition Tiessen). Bis sich beide verabschiedeten von dem, was vor fünfhundert Jahren mit Gutenberg begonnen hatte.

Ausstellung: 7. Oktober bis 18. November 2012
Wolfgang Tiessen im Gespräch: 14.10. und 18.11.2012 jeweils 10 Uhr
Eintritt: 2,50 €, Mtgl. 1,50 €

Herrnstr. 80
63065 Offenbach

Di, 21.08.2012

Goethe von hinten und vorn

Eine Hommage an Goethe von Ottfried Zielke
Wir bewundern die kostbaren Sammlungen mancher bibliophilen Sammler, die hin und wieder der Öffentlichkeit gezeigt werden, mit alten und seltenen Werken.Das Klingspor-Museum ehrt den großen Dichter mit einer Schau sehr unterschiedlicher Goethe-Ausgaben. Die Kuratorin der Ausstellung, Martina Weiß, spricht über Leben und Werk Goethes und zeigt ungewöhnliche künstlerische Interpretationen wie „Goethes Fettflecken“ von Dieter Wagner, eine Faust-Ausgabe der japanischen Buchkünstlerin Ryoko Adachi oder ein Buchobjekt zum Zauberlehrling von Anja Harms. Außerdem werden Malerbücher von Henry Moore und Max Peiffer-Watenphul vorgestellt.

Freitag, 7. September 2012, 14 Uhr
Eintritt: 2,50 €, Mtgl. 1,50 €

Herrnstr. 80
63065 Offenbach

Do, 12.07.2012

Warja Honegger-Lavater, Rotkäppchen

Es muss nicht immer teuer sein!

SAMMLER SEIN KANN JEDER

Vortrag von Eva Hanebutt-Benz

Wir bewundern die kostbaren Sammlungen mancher bibliophilen Sammler, die hin und wieder der Öffentlichkeit gezeigt werden, mit alten und seltenen Werken.
Doch genauso reizvoll können für den Sammelnden auch Buchkategorien sein, die mit geringeren Mitteln zusammengebracht werden. Das Motto „Das kann ich mir nicht leisten!“ muss also kein Grund sein, sich die Freude am Sammeln zu versagen. „Sammler sind glückliche Menschen“ ist ein Satz, der viel Wahrheit enthält. Man genießt das Sammeln beim Suchen und Finden von Einzelobjekten, bei der damit verbundenen Kenntnisaneignung, beim Aufbau und Ausbau einer Sammlung und ihrer wachsenden Komplexität.
Dieses Treffen soll anhand einiger Beispielgruppen Anregungen geben, dass Büchersammeln für fast jeden Menschen leistbar ist. Beim Anschauen und im Gespräch über die vorgestellte Vielfalt der Möglichkeiten – Editionen, ungewöhnliche Umschläge und Einbände, spezielle Buchformen, besondere Typografien, Miniaturbücher, Pop-ups - wird sicher deutlich: „Sammeln macht Spaß!“.
 
Freitag, 3. August 2012, 14 Uhr
Eintritt: 2,50 €, Mtgl. 1,50 €
 
è Klingspor-Museum
Herrnstr. 80
63065 Offenbach

Di, 26.06.2012

Biblisch: Das Hohe Lied der Liebe

Hohes Lied. Illustr. Lovis Corinth
„Das schönste Liebesgedicht der Welt“, so nannte Goethe das Hohe Lied, eine Sammlung von Liebes- und Hochzeitsliedern aus der Zeit zwischen 400 und 200 v. Chr., die in bildreicher Sprache von der leidenschaftlichen Liebe zweier Menschen erzählen, die sich verlieren, suchen und wiederfinden. Einige Theologen interpretieren das alttestamentliche Buch als einen allegorischen Text, der die Liebe Jahwes zu seinem Volk Israel besingt. Seit dem frühen Christentum wird das Hohe Lied auch als Gleichnis für die Beziehung Christi zu seiner Braut, der Kirche, ausgelegt. Die Texte fallen völlig aus dem Rahmen der übrigen biblischen Texte, so daß erst auf der Rabbinensynode zu Jamnia um das Jahr 100, geklärt werden mußte, ob das Hohe Lied überhaupt ein Teil der Bibel ist. Zugeschrieben werden die Texte König Salomo (972 – 929 v. Chr.), den man ob seines großen Harems als besonders erfahren in Liebesdingen hielt. Es sind sowohl Einzel- als auch Wechsellieder.
Die Gedichte gehören zu den am meisten illustrierten Texten der Bibel, zumeist haben die Künstler das Hohe Lied im Sinne Goethes ausgelegt. Das Klingspor Museum zeigt eine große Bandbreite künstlerisch gestalteter Ausgaben aus eigenen Beständen und Leihgaben aus Privatbesitz: Von Lithographien Lovis Corinths, die eine üppige Sinnlichkeit ausstrahlen, über die archaisch anmutenden Holzschnitte Wilhelm Neufelds bis zu den erotischen Zeichnungen von Helge Leiberg. Neben den Büchern werden auch großformatige Installationen zu sehen sein, so die Arbeit „Dein ist mein ganzes Herz“ der Künstlerinnengruppe USUS (Uta Schneider und Ulrike Stoltz), die zu einem interdisziplinären Symposion zum Hohen Lied 2006 entstanden ist und Robert Schwarz‘ farbige, mit Hochdrucken überarbeitete Collagen, die 2011 entstanden sind.
Auch Meisterwerke der Schriftkunst wie Friedrich Heinrichsens Handschrift mit farbigen Initialen aus der Sammlung Guggenheim oder Irmgard Horlbeck-Kapplers Schriftblätter sind zu sehen. Eine typographische Kostbarkeit ist die 1800 von dem italienischen Meisterdrucker Giambattista Bodoni gedruckte Ausgabe. Die Ausstellung wird von Christian Scheffler, dem früheren Leiter des Klingspor-Museums, kuratiert.

Ausstellung: 15. August bis 23. September 2012

è Klingspor-Museum
Herrnstr. 80
63065 Offenbach

Kosmisch: Buchkunst zu Goethe

Johann Wolfgang von Goethe ist ein Phänomen. Auch 180 Jahre nach seinen Tod wird Goethe in Deutschland geschätzt wie kein zweiter Autor. Im Buchhandel sind aktuell über 800 verschiedene Goetheausgaben lieferbar, übertroffen wird er nur von Shakespeare. Der zweite deutsche Nationaldichter, Schiller, bringt es gerade mal auf die Hälfte an lieferbaren Ausgaben. Die Zahl der Goethe-Zitate zu allen Lebensbereichen ist unüberschaubar. Vor allem seine Gedichte wie „Der Zauberlehrling“ oder „Der Erlkönig“ sowie insbesondere sein Drama „Faust“ sind heute noch sehr populär. Zum 200jährigen Bestehen der Offenbacher Freimauerloge „Carl und Charlotte zur Treue“ huldigt das Klingspor-Museum dem großen Dichter, Philosophen, Staatsmann und Naturwissenschaftler mit einer Schau sehr unterschiedlicher Goetheausgaben vom klassischen Pressendruck, über opulente Malerbücher bis zum zeitgenössischen Künstlerbuch. Goethe war Freimauer, er fühlte sich einem Humanitätsideal verpflichtet, er setzte auf Erziehung und Selbstdisziplin zur Vervollkommnung der Persönlichkeit. Das Denken und Wirken des Universalgelehrten war über nationale Grenzen hinweg und auf interreligiöse Toleranz ausgerichtet, er pflegte regen geistigen Austausch mit den Größen seiner Zeit.
Goethe. Urworte orphisch. Druck von Wilhelm Neufeld
In der Buchkunst nimmt Goethe einen großen Raum ein. Fast unüberschaubar sind die illustrierten Goetheausgaben, obwohl der Dichter selbst der Illustration seiner Werke skeptisch gegenüberstand, wie er in einem Brief an seinen Verleger Cotta schrieb.
Die junge Pressendruckbewegung, die von England im ausgehenden 19. Jahrhundert ihren Ausgang nahm, griff sehr gern auf Goethetexte zurück für ihre perfekt gestalteten Bücher. So druckte Thomas Coden-Sanderson, einer der Pioniere der modernen Buchkunst, in seiner Doves-Press gleich 6 Goetheausgaben in deutscher Sprache. Erster deutscher Pressendruck waren Goethes Elegien der Janus-Presse und mit Goethes Meisterprosa schloss die Janus-Presse ihr Werk ab. Vor allem der Faust reizte Künstler zur bildlichen Interpretation, ein beredtes Zeugnis davon geben in der Ausstellung Ausgaben der klassischen Moderne von Ernst Barlach, Max Slevogt oder Max Beckmann. Das zeitgenössische Künstlerbuch der Japanerin Ryoko Adachi zeigt den zweihundert Jahre alten Text unter dem völlig neuen Blickwinkel der Genforschung.
Opulente Malerbücher zu Lyrik schufen Henry Moore und Max Peiffer-Watenphul. Objektcharakter hat Anja Harms‘ Leporello zum Zauberlehrling. Nicht fehlen dürfen auch naturwissenschaftliche Arbeiten. Der große Holzschneider Josef Weisz schuf eindrucksvolle Graphiken zu der „Metamorphose der Pflanzen“. Otto Rohse versah den Aufsatz „Über den Granit“ mit meisterhaften Kupfer- und Holzstichen. Schließlich findet auch das Thema „Orient“ seinen Niederschlag in großformatigen Serigrafien von Josua Reichert zum „Westöstlichen Divan“.

Ausstellung: 15. August bis 23. September 2012

è Klingspor-Museum
Herrnstr. 80
63065 Offenbach

Do, 21.06.2012

Die zeitgemäße Schrift

Studienhefte für Schrift und Formgestaltung. Magazine for Lettering, Design and Skript

In dieser Zeitschrift, verlegt von Heintze & Blanckertz (für die Fabrikation von Schreibfedern bekannt), mit dem Schwerpunkt auf das damals aktuelle Schriftgestalten, lesen sich Autorenlisten und Themen wie ein „Who is who“ der Schrift: Rudolf Koch, Friedrich Heinrichsen, aber auch „Modernisten“ wie Paul Renner, Edward Johnston und Hermann Zapf.
Rudolf Blanckertz, der Gründer des gleichnamigen Schriftmuseums, brachte damit 1928 ein Podium für zeitgemäßes Design und eine der ersten Designzeitschriften überhaupt auf den Weg. Mit der Nummer 64 wurde die Publikation1943 kriegsbedingt eingestellt und nach 1945 nicht fortgesetzt.
Durch eine freundliche Stiftung der Erben von Rudolf Blanckertz konnten bestehende Lücken in der Sammlung des Klingspor Museums geschlossen werden. Helga Horschig stellt die Zeitschrift und seinen Kontext vor und zeigt ausgewählte Artikel daraus.

Freitag, 6. Juli 2012, 14 Uhr
Eintritt: 2,50 €, Mtgl. 1,50 €


è Klingspor-Museum
Herrnstr. 80
63065 Offenbach

Di, 29.05.2012

Durchdringen. Durchdrungen.

Das Buch en Bloc
(Dr. Stefan Soltek)


ein Werk der Buchkünstlerin Corinna Krebber
Bücher, die sich von Doppelseite zu Doppelseite aufschlagen, sind an der Tagesordnung. Aber was, wenn sich schon auf den ersten Blick das Ganze des Buchblocks eröffnet? – Solche Spektakel im Gebinde der Buchseiten werden miteinander verglichen, ihre Form und ihre Idee zur Diskussion gestellt. Helfried Hagenberg, Corinna Krebber, Max Mar ek, Felix Furtwängler haben jeweils auf ihre Weise ihre Ansichten von Buch in den Raum gestellt….

Freitag, 1. Juni 2012, 14 Uhr
Eintritt: 2,50 €, Mtgl. 1,50 €


è Klingspor-Museum
Herrnstr. 80
63065 Offenbach

Do, 17.05.2012

Bewegt schreiben, Schreiben bewegt

25 Jahre Schreibwerkstatt Klingspor

Kuratiert vom Gründungsmitglied der Schreibwerkstatt Klingspor Offenbach, Förderkreis Internationaler Kalligraphie e.V, Prof. Gottfried Pott wird die Ausstellung mit seinem Team in Zusammenarbeit mit Dr. Stefan Soltek, dem Leiter des Museums, präsentiert. In Zeiten, da das Handschriftliche immer weniger zum Kanon der Alltagskorrespondenz zu gehören scheint, zeigt diese Ausstellung mit Nachdruck die Begeisterung für die vielfältige Gestaltungsweise des Schreibens. Gezeigt werden ca. 150 Werke von über 100 Einsendern aus Deutschland und vielen weiteren europäischen Ländern. Eindrucksvoll wird die Vielfalt kalligraphischer Arbeiten, von der Textinterpretation im Einzelblatt bis zum Buch- und Faltobjekt oder gar bis zur dreidimensionalen Schrift, gezeigt. Die Arbeiten wurden in den verschiedensten Techniken ausgeführt und reichen von der klassischen Buchschrift bis zur nonverbalen Interpretation, auch die bildhafte Darstellung nimmt einen breiten Raum ein. Selbstverständlich würdigt diese Jubiläums-Ausstellung das Wirken des Vereinsgründers, Prof. Karlgeorg Hoefer, in besonderer Weise. Auch die Ursprungsidee Hoefers, Lernende und Lehrende in den Kursen für »Jedermann« zu begeistern, spiegelt sich in der Ausstellung von 2012 dadurch, dass Einsteiger- und Profiarbeiten zugleich gezeigt werden. Bereichernd ist das befruchtende Nebeneinander von Jung und Alt in den Kursen. Seit 25 Jahren sind in über 300 Kursangeboten mehr als 4500 Kursteilnehmer von nationalen und internationalen Dozenten unterrichtet worden. Im neuen »Karlgeorg und Maria Hoefer Archiv«, eingerichtet im Jahre 2009, fanden vielbeachtete Ausstellungen statt.
Die Schreibwerkstatt Klingspor hat durch ihre Aktivitäten das kulturelle Leben der Schriftstadt Offenbach bereichert. Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog.
Parallel zur Ausstellung der Schreibwerkstatt Klingspor zeigt das Klingspor-Museum in den oberen Räumen prämiierte Arbeiten des Spemann-Stipendiums-Wettbewerbs, den die Stadt Offenbach in Erinnerung an den Schriftkünstler Rudo Spemann seit 1954 ausschreibt.

Ausstellung: 24. Juni bis 5. August 2012
Eröffnung: Sonntag, 24.6.2012, 11.30 Uhr

è Klingspor-Museum
Herrnstr. 80
63065 Offenbach