Pirckheimer-Blog

Jürgen Meyer Jurkowski

Mi, 11.10.2023

Jürgen Meyer Jurkowski: "Geh zu ihr", Radierung.
Grafik "Ziege" des Zyklus "Picassos Tiere" von JMJ.
Meyer Jurkowskis Porträt von Joachim Ringelnatz.
Doppelseite aus dem Erotikon Alexander Puschkins.

Hamburg: „Helldunkel-Gefunkel im lichten Druckgrafik-Wald“

Black is beautiful: Das ist für Jürgen Meyer Jurkowskis Druckgrafik-Werk ein Bekenntnis zur Nichtfarbe Schwarz. Die StudioGalerie Othmarschen hat den Reiz des Unbunten entdeckt und setzt mit der Präsentation von mehr als 100 druckgrafischen Arbeiten aus dem Œuvre des Hamburgers und Pirckheimer-Freunds der unerbittlichen medialen Farbüberflutung ein lebendiges, beruhigendes Schwarz entgegen. Die Druckgrafik – bis auf wenige Lithografien v. a. Holzschnitte und Radierungen –, ist für Meyer Jurkowski weder stiefmütterlich behandelte Nebenbei-Kunst noch kunstmarktkonjunkturelle Phase, sondern elementarer Bestandteil seiner Arbeit. Sie steht gleichbedeutend neben Malerei, Aquarell und Zeichnung. Etwa 600 Werke, gleichmäßig verteilt auf beide Techniken, die seit den 1970er Jahren entstanden sind, belegen dies eindrucksvoll. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl der letzten Jahrzehnte sowie Bücher mit Originalgrafik, die Jürgen Meyer Jurkowski (JMJ) illustriert, gestaltet und in seiner Edition M&M seit 1998 verlegt hat. 

Kunst gegen den Mainstream – Meyer Jurkowskis Themenpalette ist unzeitgemäß – klassisch ergo – breit gefächert: Landschaft (Hamburg, Berge, Irland), Stillleben, Akt/Figur, Porträts (u. a. von Schriftstellern wie Ringelnatz, Karl Valentin) und Tiere (Serie Picassos Tiere). Sowohl im malerischen wie im druckgrafischen Werk von JMJ überwiegen die narrativen Elemente. Es ist eine Art „ins Bildkünstlerische übertragene ‚écriture automatique‘“, eine Melange aus Versatzstücken des Alltags, aus Erinnerungen, Anspielungen, Bildzitaten, in der Banales gleichberechtigt neben Ernstem und Erhabenem stehen können. Spontane improvisierte, unkontrollierte „Bild-Ergüsse“ – zunächst mit dem Bleistift auf Papier festgehalten – sind oft Ausgangspunkt für Druckgrafik oder Malerei. Es gibt meist keine bewusst kalkulierten Bildideen, keine vorgefasste Sinnkonstruktion, sondern eine Hinwendung zum Phantastisch-Grotesken, zum Surrealen – angemischt ist das immer mit einem kräftigen Schuss Scherz, Satire, Ironie und manchmal schwärzestem Sarkasmus. Der Betrachter wird hineingezogen in ein Wechselspiel zwischen Realismus und Rätselhaften. 

Zum narrativen Konzept gehört unbedingt die Betitelung der Arbeiten. Sie ist aber keine feste Größe, die eine Interpretationsrichtung für den Betrachter vorgeben wollen. Sie bleiben immer subjektive Andeutung, geben höchstens die Richtung an, wie JMJ sein fertiges Bild am Ende selbst liest. Es kommt vor, dass die Titel später noch – teils mehrfach – geändert werden. Der Kunsthistoriker Friedrich Gross hat die künstlerischen Ambitionen Meyer Jurkowskis ganz gut charakterisiert, als er schrieb: „Verdichtungen in Schwarzweiß formen die lebensgesättigten Striche und Flächen der Grafik Jürgen Meyer Jurkowskis. Deren Ausdrucksspanne reicht von der Bänkelsang- und Volkserzählwelt aus Mythen, Märchen, Großstadtprosa bis hin zu surrealem Überschlag und Alltagsgroteske. Sozialkritische sowie politische Themen behalten neben den Naturdarstellungen und freien Phantasien stimulierende Kraft. Kritische, ironische, satirische Züge geben dieser Schwarzweiß-Kunst Schärfe. Ohne Up-to-date, ja, in betontem Gegensatz zu Kunst-Moden bietet sie mit verständlicher Bildsprache Alltagserfahrungen, -empfindungen des Heute ...“

Inspirationsquelle LiteraturEine wichtige Inspirationsquelle ist seit 1968 immer wieder die Literatur. So entstanden frühe Illustrationen zu Gedichten von Wolf Biermann, Bertolt Brecht, Hans Magnus Enzensberger, Peter Rühmkorf, Franz Xaver Kroetz und François Villon sowie zu einigen Erzählungen von Siegfried Lenz aus dessen Geschichten-Band So zärtlich war Suleyken. 1988 beginnt die Beschäftigung mit Alexander Puschkins Novellenzyklus Die Erzählungen des verstorbenen Ivan Belkin. 1998 erfolgte die Gründung seiner Edition M & M, in der Bücher mit Originalgrafik erscheinen. Die bisherige Bilanz sind acht Künstlerbücher: Henryk Bardijewski Der Marschallstab, Wolfgang Borchert Die Hundeblume, Johann Peter Eckermann Die Heimath, Paloma Meyer In der Nacht erwacht die Katz …, Frank Schulz Sternzeichen-Fick-Info. „Hausautor“ der Edition ist Alexander Puschkin mit den Erzählungen Der Sargmacher und Der Schneesturm (beide mit Holzschnitten) sowie mit einem Band kleiner erotischer Gedichte (Linolschnitte). 

Jürgen Meyer Jurkowski
Helldunkel-Gefunkel im lichten Druckgrafik-Wald.
Radierungen, Holz- und Linolschnitte, Künstlerbücher
20. Oktober bis 26. November 2023, 
Öffnungszeiten nach Vereinbarung,
Eröffnung: Freitag, 20. Oktober, 19 Uhr.

Studio-Galerie Othmarschen
Ansorgestraße 19, 22605 Hamburg
Telefon: (040) 5 53 50 06
Mobilfon:  (0171) 5 83 11 55 
info@studio-galerie-othmarschen.de
www.studio-galerie-othmarschen.de

(Jürgen Meyer Jurkowski/André Schinkel/Pressemitteilung)

So, 01.10.2023

Soeben erschienen: Der "Hamburger Bothe", Nr. 18.

Hamburger Bothe 18 erschienen

Soeben ganz frisch erschienen ist der Hamburger Bothe in der Oktober-Ausgabe (Heft 18), wie die Herausgeber Rudolf Angeli und Peter Engel mitteilen. Im Editorial wird die berührende und gleichsam zweckmäßige Geschichte der Gründung des Journals, das in der Corona-Zeit als Ort und Verständigungsorgan der norddeutschen Pirckheimer-Mitglieder entstand, noch einmal kurz erläutert. Mittlerweile hat die Zeitschrift, als Ergänzung, ja, und zweites Mitteilungsblatt neben den Marginalien, eine interessierte Leserschaft im gesamtdeutschen Raum. Interessenten können sich die jeweils neue Hamburger-Bothe-Ausgabe über die Email-Adresse Rudolf_Angeli@web.de digital bestellen und zukommen lassen. Und die neue Folge hat es in sich: Neben einem Hinweis auf die bald kommende Ausstellung von Jürgen Meyer Jurkowski gibt es in der zweiten Ausgabe der neuen Rubrik der Werkstattberichte einen tiefen Einblick in die selbige von Rainer Ehrt, der den Pirckheimern schon lange verbunden ist. Abel Doering verweist in der Bibliophilen Empfehlung auf Nico Rosts Goethe in Dachau von 1948, den erschütternden KZ-Bericht, der zu den Klassikern des Genres wurde. In Freundschaften und tiefe Einblicke in die Zeit berichtet Reinhard Grüner von seinem Leben als Sammler und Thomas Glöß von den Editionen des Leipziger Bibliophilen-Abends; und im primären Teil stellt die Hamburger Autorin Sigrid Behrens ihren Text Jetzt vor. Die Schriftstellerin wird am 08. November des Jahres im Säulenkeller der Patriotischen Gesellschaft in der Hansestadt lesen. Und schließlich gibt es die Rezensionsschau und einen Lesungsbericht zu Urs Heftrichs im Verlag Angeli & Engel zweisprachig erschienenen Band Gehäuseschutt/House of Rubble, enthaltend Reime und Fotos des Dichters und Gelehrten ... das dritte Buch des Verlags.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 29.07.2023

Ganz neu in der Edition M & M: Ausgewählte Erotici von Alexander Puschkin, gestaltet und realisiert von Jürgen Meyer Jurkowski, mit neun eingebundenen und einem lose beiliegenden Zweifarb-Linolschnitt des Pirckheimers JMJ. | © Jürgen Meyer Jurkowski

Bibliophiles des Monats: Erotica Alexander Puschkins bei M & M

Es ist gewissermaßen Fortführung und Kreisschluss in einem: das neue Buch in der Edition M & M, kompiliert und gestaltet von ihrem Betreiber Jürgen Meyer Jurkowski. Einerseits vertieft der Hamburger Künstler und Pirckheimer-Freund mit dem Werk seine Exegese des weitläufigen Werks von Alexander Puschkin (1799–1837), des wohl größten und bedeutendsten Dichters, Romanciers und Erzählers in der russischen Literatur im frühen 19. Jahrhundert, mit dem zugleich die erste Vorhut der Moderne in die russischsprachige Kultur Einzug hält. In der Edition bzw. ihrem Umkreis erschienen bereits Der Sargmacher, Schneesturm und Der Schuss drei Novellen des Meisters, der selbst ein hochtragisches Schicksal erlitt, illustriert und grafisch begleitet von Meyer Jurkowski.

Zugleich setzt JMJ nach dem Vorgänger-Buch mit dem seinerseits sprechenden, aufreizenden Namen Sternzeichen-Fick-Info (2021, mit Versen des Romanautors Frank Schulz) mit dem nun wiederum hochexpliziten Titel Mach deine Beine breit ich bin dein Epitaph seine Vorliebe für Puschkin mit der (hier nun auch ihren Abschluss findenden) erotischen Phase der Edition M & M in Engführung. Worte, die man dem Klassiker und Verfasser der Ikonen Eugen Onegin und Die Hauptmannstochter nicht auf den ersten Blick zutraut nun aber es ist bekannt, dass Puschkin gern und auch im Erotischen, Geschlechtlichen verbal oft übers Maß und an die Grenze gehend lebte, und so gibt es einen nicht unerheblichen Bestand an Erotici aus seiner Feder. Sie liegen seit 1999 in einer von Michael Engelhard ins Deutsche gebrachten Sammlung im Insel Verlag vor. 

Überaus deftig und sinnenfroh geht es in dieser Werkgruppe Puschkins, die ähnlich einiger der Priapeia Johann Wolfgang von Goethes im Umkreis der Römischen Elegien wenige Jahrzehnte zuvor, den öffentlichen Gepflogenheiten der jeweiligen Epoche entsprechend, zensiert wurden und für anderweitige Aufregung zugleich sorgten. So ließen sich diese Texte lange, vor der adäquaten Übersetzung durch Engelhard, die auch die Grundlage der bei M & M vorliegenden Auswahl ist, nur in entschärften und geglätteten Fassungen lesen. Und gegenüber den doch immerhin stets um klassizistische Fassung ringenden Hexametern Goethes geht es bei Puschkin nicht nur zugreifend, nein, auch ironisch und frech zu. Das beglückende Geschlecht eines hohen militärischen Herrn etwa wird mit der Lupe gesucht, nein, schlimmer, mit einem Mikroskop ... als käme es auf die Größe an; ja, und so manche Sottise wird dem einen oder anderen zarten Gemüt vielleicht aufstoßen. 

Gleichzeitig steckt in diesen Versen, von denen der Meister nicht wenige hingeworfen und in mehr oder weniger privatimer Korrespondenz eingeflochten haben wird, eine Sinnenfreude und wahrhafte Lebens- und Liebens-Lust, dass es sich nicht ganz leicht mit dem zeitigen Ende Puschkins als Opfer eines von ihm geforderten Duells abstimmen lässt. Bis heute werden still Gerüchte genährt, der damalige Eklat war ein aus Lebensüberdruss inszenierter. Nun: Zu diesen Theorien ist das vorliegende Buch mit seinen höchst unbekümmerten Avancen ans Fleisch das vollständige Gegen-Programm. Das liegt auch in seiner gestalterischen Güte, Tiefe und Qualität. Puschkin-Verehrer Jürgen Meyer Jurkowski gibt den kleinen Verseinheiten auf den 26 Seiten von Mach die Beine breit Raum und zuweilen den Inhalt adelnde Schönheit, unterstrichen durch Festeinband, geprägten Einband und exklusiv beiliegendes Puschkin-Porträt, gehüllt in einen edlen Schutzumschlag

Dabei geht er in seinen neun eingebundenen Linolschnitten durchaus nicht weniger explizit vor, als es die literarische Vorlage gebietet. Auch in seinen Drucken schwingt alles in flächig-feiner, in erotischer Temperatur und Konfrontation in Schwarz, Grün und dem gedeckten Hell des Fonds, das durch die Ballungen und Findungen Meyer Jurkowskis blitzt. Den Erotica-Beigaben liegt am Ende des Buchs, das ein kleines Nachwort zu Entstehung und Form begleitet, lose besagtes Porträt im gleichen Format von 21 x 15 Zentimetern (bei einem Gesamt-Buchformat von 31,5 x 21 Zentimetern) bei. Das Werk wurde vollständig vom Künstler gestaltet und realisiert, bei einer nur kleinen Verkaufsauflage von lediglich 12 von Jürgen Meyer Jurkowski nummerierten und signierten Exemplaren mögen sich die Interessenten in Sachen Bibliophilie, künstlerische Erotik und Puschkiniana beeilen. Kontakt zum Künstler und Betreiber der Edition M & M besteht bei Interesse über die Mailadresse jmj.meyer@gmx.de. Ein aufregend-provokantes, schönes Buch.

Alexander Puschkin: Mach deine
Beine breit – ich bin dein Epitaph.
Mit 9 zweifarbigen Linolschnitten und
einem beigelegten Puschkin-Porträt
im gleichen Format (21 x 15 cm)
von Jürgen Meyer Jurkowski.
26 Seiten, SchU, Gewebeeinband
mit einfarbiger Deckelprägung.
Hamburg: Edition M & M 2023, 
12 Verkaufsexemplare, vom Künstler
nummeriert und signiert, 580 Euro.

(André Schinkel)

Do, 25.08.2022

Unter zünftigem Titel erschien ein neues Buch in der Edition M & M.
Der Steinbock und der Wassermann, die gehen es verschieden an ...
... das Lustgebrüll des wilden Leu macht indes das Krebstier scheu.

Explizite Astrologie

Auf diesem Buch machte sich, wenn das nicht schnöde wäre, ein Aufkleber mit dem Hinweis „Explicit Lyrics“ nicht schlecht – denn der Doppelzeiler „Der Krebs krebst meist so vor sich hin, / empfindet Sex als Widersinn“ ist noch eines der harmloseren Beispiele der „versaut-poetischen Sterndeutungen“ von Frank Schulz, das unter dem schon keine Fragen mehr offen lassenden Titel Sternzeichen-Fick-Info als originalgrafisches Buch mit dreizehn zweifarbigen Holzschnitten von Jürgen Meyer Jurkowski in der Edition M & M desselben soeben erschien.

Im seligen Gründungsjahr 1998 ist die Edition M & M mit dem Vorsatz angetreten, jedes Jahr ein originalgrafisches Buch herauszugeben. Dass es in 24 Jahren nur sieben Bücher von sechs Autoren geworden sind, lässt sich unter „gelebte Langsamkeit“ abhaken. Selbstironisch und realitätsnah heißt Jürgen Meyer Jurkowskis (JMJ) Devise heute: "Keine neuen Bücher, bevor die alten nicht verkauft sind!" Aber nun ja, nix gilt ewig. In Abweichung von dieser ‚Maxime‘ ist nach mehrjähriger Enthaltsamkeit wieder eine Neuerscheinung der Edition zu vermelden.

Diesmal hat sich JMJ zwei lyrische Texte des bekannten Romanautors Frank Schulz (Das Ouzo-Orakel, die Onno-Viets-Romane) ausgesucht. Schon der Haupttitel Sternzeichen-Fick-Info kennt augenscheinlich keine Euphemismen und gibt unmissverständlich an, worum es geht: Um Sex, Erotik, Lust und Triebe. „Der Reiz“, so Meyer Jurkowski, „sich mit besagtem Thema künstlerisch auseinanderzusetzen, ist ungebrochen und unerschöpflich. Nach wie vor hat die ‚normalste Sache der Welt‘ einen hohen Tabuisierungsgrad und großes Erregungspotential.“ Moralapostel und Freigeister stehen sich da seit Äonen unversöhnlich gegenüber. Besonders in Zeiten von Hypermoral und Political Correctness mit ihrer zunehmenden Verbots-Kultur werden Künstler ganz schnell mit der Frage nach der Korrektheit ihres Tuns konfrontiert.

Das 38-seitige Buch ist dabei als eine klare Antwort zum oben angesprochenen Problem gemeint; und es ist zugleich ein Statement für die Freiheit der Kunst: Ein „Du-darfst“ von – so JMJ – dubiosen „Saubermännern und -frauen“ kann es nicht geben. „Kunst braucht keine Erlaubnis. Was sie braucht, ist der gepflegte Tabubruch. Die Fick-Info erfüllt das Tabubruch-Postulat auf poetische Weise und darf als ein Akt gegen eine moralinsaure sprachliche Zensur interpretiert werden.“ Bildende Künstler wie Cranach, Rubens, Rembrandt, Beardsley, Courbet, Picasso, Dalí, Schiele, Zille u. v. a. haben gewagte, freizügige Bilder geschaffen. Skandale, Verbote, empörtes Geschrei gab es dabei nahezu immer.

Sprich: Frank Schulz und JMJ befinden sich literatur- und kunsthistorisch in guter Gesellschaft. Die frühen Japaner und Chinesen, die alten Ägypter, die Griechen und Römer der Antike erotisierten in Text und Bild auf höchstem Niveau. Über die Jahrhunderte bis in die Gegenwart wurde zum Thema weitergedichtet, -gemalt, -fotografiert, -gefilmt. Aber worum geht es bei Schulz’ Text? Er wählt die Form des Horoskops und „untersucht“ in zwei Gedichten die Frage, was die Sterne über die sexuellen Eigenschaften, Macken und, nun, Leistungen der Männer orakeln. Dabei deutet er die Gestirne zunächst in 13 sauber gereimten Strophen aus der Sicht Von Girls für Girls. Eine ganz andere Perspektive bietet dann das finale einstrophige Kurzgedicht Von Boys für Boys.

JMJ weiter: „Schulz dichtet drastisch versaut und wild drauflos. Das ist selbstironisch, voller Witz, ist pure Lust an sprachlicher Grenzüberschreitung – ein Schuss Dada, ein Schluck Reeperbahn, viel Volksmund." Meyer Jurkowskis Holzschnitte sind derweil nicht minder liederlich und ironisch, auch wenn er auf die Darstellung des Menschen beim Geschlechtsakt völlig verzichtet. Seine Illustrationen haben keine in Bilder umgesetzten Textbezüge, sondern sie sind frei am Gesamtthema orientierte Bildfindungen.

Herausgekommen ist ein kraftvolles, zeichenhaftes Formenspiel mit Details der ‚Sexualspielzeuge“ des Homo eroticus. Und das Handwerkliche? Passend zum Thema: expressive Farbgebung in Schwarz und Rot für hervorgehobene Textteile und als Zweitfarbe der Holzschnitte, Schleipen-Werkdruckpapier, Vor- und Nachsatz in Rot, Bezugs-Gewebe mit Deckelprägung. Die Buchbinderei Zwang hat alles zueinandergefügt. Zu perfekt? Auf keinen Fall. Das ist der Anspruch von M & M: „Nur so wird’s ‚Erotic Art‘: Honi soit qui mal y pense.“ Dem ist wohl nichts weiter hinzuzufügen. Mit einem Schutzumschlag von Klaus Raasch gehüllt, sind 20 Verkaufsexemplare für einen Preis von 560 Euro erhältlich. Kontakt: jmj.meyer@gmx.de. Man beeile sich.

Frank Schulz: Sternzeichen-Fick-Info
Mit 13 zweifarbigen Holzschnitten
von Jürgen Meyer Jurkowski
38 Seiten, Gewebeeinband mit SchU
25 Exemplare, 20 für den Verkauf
Hamburg: Edition M & M, 560 Euro

(André Schinkel/Pressemitteilung)

So, 10.09.2017

Mit kindlichem Witz auf der Spur von Kuschelkatz und Raubtierschmatz

»In der Nacht / erwacht die Katz, / geht aus dem Haus, / fängt eine Maus …«, so beginnt das neue Buch der Edition M & M. Hört sich nach Katzengeschichte an. So ist es. Eine kurze. 35 Zeilen. Reicht das für eine Geschichte, für ein Buch? Auf jeden Fall. Großzügig ausgelegt, verstecken sich in den 35 Zeilen sogar acht Mini-Geschichten. Ein Satz, eine Geschichte.
Mit diesem »Werk« verlässt die EM & M ihren bisher proklamierten Programm-Rahmen. Diesmal nichts aus der Nobelpreiskiste, nichts von einer renommierten literarischen Persönlichkeit, sondern diesmal beginnt alles mit ein paar handschriftlichen Zeilen der elfjährigen Schülerin Paloma, die in ihrem kreativem Eifer zum Geschriebenen auch gleich kleine Bleistiftzeichnungen verfertigt hatte. Beides gefiel mir.
Der Text – zum Schmunzeln. Locker, kindlich unbefangen nach der Methode »Reim dich oder ich fress dich« zusammengebastelt, dazu eine Pointe, deren verbale Drastik die Geschichte paukenschlagartig beendet. Nix von süßlicher Kuschelkatzen-Schmusetier-Geschichte. Ein erster Gedanke: Aus dem Material lässt sich etwas machen! Ich begann mit den Zeichnungen zu experimentieren: extreme Vergrößerungen, Ausschnitte, Holzschnitte entstanden. Das Buchkonzept: Rückkehr zum Einfachen, zum Elementaren – Handsatz, Werkdruckpapier, nichts Buntes, Blockbuch-Broschur. Eine gut erhaltene 48-p-Berthold-Bodoni kam zum Einsatz, die seit Jahren unbeachtet in ihrem Steckschriftkasten als Schrift-Dornröschen dahindämmerte. Für den Schutzumschlag konnte ich auf Plakatschriften zurückgreifen, die ein Setzerkollege am Ende der Bleisatzära vor dem Container gerettet hatte. Das Schleipen-Werkdruck erschien mir bestens geeignet für so ein Buch: säurefrei und alterungsbeständig, angenehme Optik und Haptik, auch in »Bläulichweiß« noch ein warmer cremefarbener Ton, die Oberfläche nicht geglättet, matt. Ideal für den Druck von Schrift und Holzschnitten.
Bis auf den Umschlag wurden Text und Holzschnitte von mir auf einer Korrex-Andruckpresse gedruckt. Die buchbinderische Verarbeitung oblag der Buchbinderei Christian Zwang in Hamburg.

(Jürgen Meyer Jurkowski)

Paloma Meyer
In der Nacht erwacht die Katz …

2017. Mit sechs Holzschnitten (Format 30 x 21 cm) nach Zeichnungen von Paloma Meyer, geschnitten von Jürgen Meyer Jurkowski. Blockbuch mit 14 Seiten, Broschur mit Schutzumschlag. Buchformat: 32 x 23 cm. Gestaltung, Handsatz, Druck der Innenseiten (Text/Holzschnitte) und Herstellung: Jürgen Meyer Jurkowski, Hamburg. Auflage: 20 Exemplare, im Impressum nummeriert (1/20 – 20/20) und von den »Buchmachern« signiert. Satz /Schriften: Handsatz aus der 48 Punkt Bodoni Berthold normal und diversen undefinierbaren Holzschriften. Druck des Schutzumschlages: Klaus Raasch, Hamburg. Papier: Innenteil: Schleipen Werkdruck, 120 g/m2, 2-faches Volumen; Einband: Fotokarton, schwarz, 280 g/m2; Vor- und Nachsatz: Bugra-Bütten, schwarz, 130 g/m2. Bindearbeiten: Buchbinderei Christian Zwang, Hamburg.
Euro 160,–

Fr, 11.01.2008

Puschkin in der Edition M & M

Der Pirckheimer-Freund Jürgen Meyer Jurkowski, Graphiker und Pressenverleger in Hamburg, zeigt einen neuen Druck in seiner Edition M & M an. Wie schon mehrfach gilt er dem russischen Klassiker:

Aleksandr Puškin, Schneesturm

Neu übersetzt von Peter Urban.
Mit 15 Holzschnitten von Jürgen Meyer Jurkowski.
56 S. Leinen mit orginalgraphischem Umschlag. 4°. Büttenpapier.
Textdruck: Druckerei Boyens Offset Heide/Holstein.
Druck der Graphiken: Klaus Raasch.
Einband von Christian Zwang.

Die Auflage beträgt 50 Exemplar; die Normalausgabe kostet 310 Euro, die Vorzugsausgabe mit jeweils 4 ganzseitigen Bleistift-zeichnungen 480 Euro.


Meyer Jurkowski haben vor allem die verhaltenen erotischen Andeutungen des Textes zu seinen Bildfindungen angeregt, er hat sie zu drastischen Szenen zugespitzt. Die Physiognomien sind karikaturhaft übersteigert. Ruhige Naturstimmungen werden gegen die Widrigkeit des tobenden Schneesturms gesetzt. Die Typographie lebt von dem Kontrast einer 12 Punkt Grundschrift und einer 200 Punktschrift für an den Außenrand gesetzte Einzelbuchstaben sowie den ganzseitigen einfarbigen Holschnitten.

è Edition M & M
Contastraße 11
20253 Hamburg
Tel.: 040/40 48 74