Pirckheimer-Blog

Deutsche Nationalbibliothek

So, 07.05.2017

Brausepulver im Nachtgeschirr

Einer Ausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek widmet sich »100 Jahren Humor in deutschen Zeitschriften«.
Scherenschnitt (Ausschnitt) von Alwin Freund-Beliani, 1920
Das 20. Jahrhundert ist als das Jahrhundert der Kriege und verbrecherischen Regime in die Geschichte eingegangen. Eine Ära des Lachens? Zumindest sind Humor, Satire und Nonsens seit mehr als 100 Jahren überall und für jeden verfügbar. Die Zeitschrift spielte als »Medium der Moderne« dabei eine zentrale Rolle: Unterhaltung wurde für jeden erschwinglich. Billige Blättchen witzelten über das, was die Gesellschaft bewegte. In scheinbar harmlosem Gewand verhandelten sie Themen wie Klasse und Geschlecht, Ethnie, Macht, Feindschaft und Gemeinschaft. Humoristen und Satiriker sprachen auch unangenehme Wahrheiten aus, sie schütteten das »Brausepulver ins Nachtgeschirr«. Ob harmloser Humor oder scharfe Satire, frivole Zoten oder alberner Nonsens: Auch die jeweils populäre Form des Komischen spricht Bände.

Ausstellung: 21. Mai - 30. September 2017

Deutsches Buch- und Schriftmuseum
Deutschen Nationalbibliothek
Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig

Di, 11.04.2017

Lesen als Grundlage unseres Wohlstandes

Im Rahmen der Konferenz »Der Buch- und Informationsmarkt in Deutschland 1990 bis 2015« der Historischen Kommission des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels in Kooperation mit dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek wird Jakob Hein einen Vortrag zum Thema »Lesen als Grundlage unseres materiellen und immateriellen Wohlstandes« halten.
Abb. auf der Einladung: In der Hängematte, Kunstwart-Bildkarte Nr. 208 von Ernst Kreidolf, München, um 1916, © VG Bildkunst
Jahrtausenden sind Lesen und Schreiben die entscheidenden Träger der gesellschaftlichen Verantwortung, erworbenes Wissen von Generation zu Generation weiterzugeben. Kinder erwerben zuerst die mündliche Sprache, und haben sie so viel Glück, wie ihnen zu wünschen ist, fangen ihre Eltern bald mit dem Vorlesen an. Über mehrere Stufen erlernen Kinder später zunächst selbst das Lesen und dann die gebildeten Worte gleich beim Lesen zu verstehen und zu begreifen. Doch ist es die höchste Stufe der Lesekompetenz, auf die es ankommt: lesend zu lernen, Worte in ihrem Kontext neu zu erschließen und neue Worte durch ihren Kontext zu verstehen. Das Gehirn tritt beim Lesen in Dialog mit dem Text, kann eigenes, bereits vorhandenes Wissen mit seinen Thesen vergleichen und so eigene Assoziationsketten weiterentwickeln.
Dr. Jakob Hein wurde 1971 in Leipzig geboren. Er ist der Sohn von Christoph Hein und lebt als Schriftsteller und Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie mit seiner Familie in Berlin.

Konferenz: 27. / 28. April 2017

Deutsches Buch- und Schriftmuseum
Deutschen Nationalbibliothek
Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig

Di, 28.02.2017

Geschichte(n) in Bildern

Vom Einblattdruck bis zur Graphic Novel

Martin Luther © Lpz. Städtische Bibliotheken
Anhand zahlreicher Exponate wird verdeutlicht, welches handwerkliche Geschick nötig ist, um Texte und Abbildungen auf Papier zu bringen. Historische Druckwerke und aktuelle Graphic Novels zeigen wie unterschiedlich Geschichte vermittelt werden kann. Die Ausstellung ist eine Kooperation des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek, der Leipziger Stadtbibliothek und des Museums für Druckkunst. Die Ausstellung wird von Susanne Metz, Direktorin der Leipziger Städtischen Bibliotheken, Dr. Susanne Richter, Direktorin des Museums für Druckkunst und Dr. Stephanie Jacobs, Leiterin des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek eröffnet.

Eröffnung: 9. März 2017, 18 Uhr
10. März bis 10. Juni 2017

Mi, 30.11.2016

Sensation – Propaganda – Widerstand

500 Jahre Flugblatt: von Luther bis heute

Ohne das Medium des Flugblatts hätten die reformatorischen Gedanken Martin Luthers niemals das Echo gefunden, das Luther zu einem der wichtigsten Protagonisten der Neuzeit gemacht hat. Das durch den Druck mit beweglichen Lettern möglich gewordene Massenmedium Flugblatt sorgte im 16. Jahrhundert für die Berichterstattung über aktuelle Themen und stellte eine bis dahin nicht gekannte Öffentlichkeit her. Die Ausstellung, die sich – ausgehend vom Lutherjahr 1517 – der Geschichte des Flugblatts bis in die heutige Zeit widmet, fragt nach der gesellschaftlichen Wirkmächtigkeit von Flugblättern und holt das Publikum dort ab, wo es heute steht: Auch die Zeit der digitalen Netze kennt den »Blätterwald«.
Die Ausstellung wird mit dem Vortrag »Flugschrift im Flugschutt« von Uwe Warnke eröffnet.

Ausstellung: 9. Dezember 2016 - 23. Juli 2017

Deutsches Buch- und Schriftmuseum
Deutschen Nationalbibliothek
Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig

Sa, 29.10.2016

Leibnix –Das Universalgenie im Mosaik

Anlässlich des 300. Todestages von Gottfried Wilhelm Leibniz zeigt das Deutsche Buch- und Schriftmuseum zu diesem Universalgenie eine Kabinett-Ausstellung.
Der Mathematiker, Philosoph und Historiker Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) war in allen Wissenschaften seiner Zeit bewandert, sein Motto war „theoria cum praxi“ – die Wissenschaft müsse angewendet werden. Lebenslang beschäftigte er sich mit dem Bau von Rechenmaschinen und legte mit seiner „Dyadik“, dem Binärcode, den Grundstein für die rechnergestützte Informationstechnologie des 20. Jahrhunderts.
Leibniz und die Abrafaxe © MOSAIK – Die Abrafaxe 2016
Im Mittelpunkt der Schau steht das älteste und auflagenstärkste deutsche Comic-Magazin „mosaik“. Von 2009 bis 2011 hatte Leibniz darin als Comic-Figur eine Fülle von Abenteuern im barocken Europa zu bestehen – begleitet von den Abrafaxen Abrax, Brabax und Califax, jugendlichen Fantasiegestalten aus der Gegenwart. Anhand von 40 Originalzeichnungen zu den „mosaik“-Comics aus dem Archiv des Verlags Mosaik – Steinchen für Steinchen (Berlin) wird nicht nur das Wirken des Gelehrten anschaulich nacherzählt, sondern zudem der Entstehungsprozess eines Comic-Heftes erfahrbar gemacht – vom Manuskript über erste Skizzen bis zur fertigen Zeichnung.
In der Ausstellung sind repräsentative Beispiele für die Bedeutung von Leibniz im heutigen Alltag zu sehen, z. B. Ausdrucke digitaler Comics, Leibniz-Alltagsgegenstände und Leibniz-Merchandisingartikel sowie die Zeitschrift „Leibniz-Feldpost“ aus dem Ersten Weltkrieg. Nicht fehlen darf das legendäre Fußball-Länderspiel der Philosophen zwischen Deutschland und Griechenland der Gruppe Monty Python, bei dem Leibniz im deutschen Tor steht.
Kuratiert wird die Ausstellung von Dr. Georg Ruppelt, Autor, Herausgeber und ehemaliger Direktor der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.
Zur Ausstellung erscheint das Begleitbuch „Abenteuer Wissenschaft – Die Abrafaxe unterwegs mit Gottfried Wilhelm Leibniz“ mit einem Essay von Georg Ruppelt, 176 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, 9,95 €, ISBN 978-3-86462-143-7.

Vernissage: 13.11.2016 11:00 Uhr
Ausstellung: 14. November 2016 - 2. April 2017

Tresor des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der DNB
Museumsfoyer

Do, 03.03.2016

Verlage im "Dritten Reich"

1932 erschienen über 33.000 Neuerscheinungen in Deutschland - mehr Publikationen als jemals zuvor. Die drei Verlage Edition Peters, Breitkopf & Härtel und Schott in Mainz beherrschten 60 Prozent des Musikalienmarktes weltweit. Die Gleichschaltungsgesetze der Nationalsozialisten 1933 bedeuteten das abrupte Ende dieser Blüte. Bei Kriegsausbruch gab es nur noch zehn Verlage, die keinerlei nationalsozialistisches Schrifttum verlegt hatten. Klaus G. Saur, Herausgeber des Sammelbandes "Verlage im 'Dritten Reich'" (Klostermann Verlag), zeichnet das Verlagssterben faktenreich und anschaulich nach.
Abbildung des Buches "Der letzte Appell"
Begleitend zum Vortrag zeigt das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek eine Auswahl an Verlagspublikationen jener Zeit. Ob "Mein Kampf" in der Geschenkausgabe von 1938, die auf der Weltausstellung in Paris mit einem Grand Prix ausgezeichnet wurde, oder die billigen wie ertragreichen Massenauflagen der braunen Propagandaschriften, ob die Flut an Büchern für die Front oder die unter Lebensgefahr hergestellten und vertriebenen Tarnschriften - diese Bücher haben eines gemeinsam: Sie sind unter den Rahmenbedingungen der nationalsozialistischen Diktatur entstanden. Während die einen Verlage die wirtschaftlichen Nutznießer der Ideologie waren und Millionengewinne mit ihren Drucken erzielten, bedeute das Verlagen für die anderen Gefahr an Leib und Seele.

Vortrag: 15. März 2016, 19:30 Uhr
Ausstellung: 16. März - Oktober 2016


Deutsches Buch- und Schriftmuseum
Deutschen Nationalbibliothek
Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig

Bahnriss?! Papier | Kultur

Als „Bahnriss“ wird bei der maschinellen Papierherstellung oder bei Druckmaschinen der Störfall des ungewollten Zerreißens der Papierbahn bezeichnet. Die Metapher weist auf den möglichen Abriss der Kultur des bedruckten Papiers zugunsten der Computertechnik im beginnenden 21. Jahrhundert hin. Andrerseits wächst die Herstellung von Verpackungs- und Hygienepapierprodukten, nicht zuletzt wegen des sich ausbreitenden Internetversandhandels. Die Ausstellung illustriert die Geschichte der Papierproduktion sowie die Auswirkungen von Papierprodukten auf die menschliche Kultur. So werden zum Beispiel neben einem detaillierten Modell einer Papiermühle, einem steinernen Stampftrog, Schöpfsieben und Egoutteuren auch Papierkleidung aus Japan und juristische Dokumente zur Regelung des Hadernsammelns gezeigt – eine insgesamt sehenswerte Ausstellung mit einer Reihe interessanter Exponate.
Foto: Ninon Suckow
Literatur: Schmidt, Frieder: „Bahnriss?! Papier | Kultur“. Eine Ausstellung im Deutschen Buch- und Schriftmuseum. In: Dialog mit Bibliotheken 28 (2016) H. 1 S. 42-47.
(Thomas Klaus Jacob)

Ausstellung: 19. Februar - 2. Oktober 2016

Deutsches Buch- und Schriftmuseum
Deutschen Nationalbibliothek
Museumsfoyer
Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig

Di, 02.02.2016

Bahnriss?! Papier | Kultur

Seitdem italienische Papiermacher im l3. Jahrhundert Verfahren entwickelt hatten, mit denen aus alten Lumpen in großen Mengen schönes, großformatiges und weißes Papier hergestellt werden konnte, setzte jene »Epoche des Papiers« (Lothar Müller) ein, die zu einer beispiellosen kulturellen Entfaltung führte. Die weiße Kunst der Papiermacher und die schwarze Kunst der Buchdrucker schienen für immer gleichsam füreinander bestimmt.
Wenn im Maschinensaal der Papierfabrik der Ruf »Bahnriss!« erschallt, wissen die Papiermacher, was Sache ist - ein technischer Störfall ist eingetreten, die Produktion muss neu in Gang gebracht werden. Doch heute droht ein ganz anderer Riss - die über Jahrhunderte sich geradezu symbiotisch entwickelnde enge Bindung von Papier und Kultur ist im Zeitalter der Apps, die auf Smartphones oder Tablets angezeigt werden, sehr brüchig geworden.
Die neue Wechselausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek geht dem Allerweltsstoff Papier auf die Spur, schaut zurück in die Vergangenheit, wagt einen Blick in die Zukunft und stellt traditionellen Verknüpfung von Papier und Kultur dar.

Ausstellungseröffnung: 18. Februar 2016, 19:30

Deutsches Buch- und Schriftmuseum
Deutschen Nationalbibliothek
Museumsfoyer
Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig

Sa, 22.03.2014

Genius im Weltenbrand

Postkarte, Walter Tiemann 1914
© Deutsches Buch- und Schriftmuseum
Unter dieser Überschrift findet sich am 21. März ein Feuilleton von Andreas Platthaus in der Frankfurter Allgemeinen über "Die vergessene Sensation: Leipzig erinnert mit einer großartigen Schau an die gescheiterte Weltausstellung des Druckgewerbes, die vor hundert Jahren am Kriegsausbruch scheiterte." Platthaus erinnert daran, "Wie die als völkerverbindend gedachte Bugra, die von ihrem Präsidenten Ludwig Volkmann mit der Bemerkung eröffnet worden war, in Zukunft werde Druckerschwärze statt Pulverdampf die Welt regieren, zum Opfer des Krieges wurde ..."
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Ausstellung: 12. März bis 24. August 2014

Deutsches Buch- und Schriftmuseum
der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig

Mi, 05.03.2014

Bugra 1914

Postkarte, Walter Tiemann 1914
© Deutsches Buch- und Schriftmuseum
Eine Ausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums nimmt die nach 100 Jahren nachweisbaren Bestände des Museums zur Bugra in den Blick. In sieben Kapiteln ordnet sie die Internationale Ausstellung nicht nur in die Tradition der Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts, sondern auch in einen weiten kultur- und technikhistorischen Kontext ein. Die Ausstellung lenkt die Aufmerksamkeit auf einzelne Abteilungen und Themenhäuser der Bugra – allen voran die Halle der Kultur, deren Konzeption der Leipziger Querdenker der Historikerzunft Karl Lamprecht verantwortet. Ob der Nachbau eines »Chinesischen Gelehrtenhauses« oder die Ausstellung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, ob frühe Schriftsysteme, moderne Drucktechniken oder die Papierverarbeitung – die Ausstellung vereint eine Vielzahl von Themen rund um Schrift und Buch. Zu ihren Themen gehören auch die am Anfang des 20. Jahrhunderts noch junge Kunstgattung Plakat und die Werbestrategien der Bugra, deren Wappentier der auf dem Greifen reitende Jüngling ist (Abb.).
Die Ausstellung zur Bugra zeigt, dass Sammeln immer Stückwerk ist und der Ordnung und Rekonstruktion bedarf. Das Ergebnis ist ein Puzzle mit Leerstellen: Nicht die fertige Erzählung steht im Fokus, sondern die Analyse Japanische Werbemarke mit dem Motiv Walter Tiemanns und Präsentation dessen, was die Zeitläufte daraus gemacht haben. Anlässlich der Ausstellung konnten dank der Unterstützung durch das Ostasiatische Institut der Universität Leipzig die sinitischen Bestände mit Bugra-Provenienz erstmals vollständig erschlossen werden.
Zum Ausstellungsthema veröffentlicht die Maximilian-Gesellschaft für alte und neue Buchkunst unter dem Titel »Die Welt in Leipzig. Bugra – Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik 1914« ein reich bebildertes Lesebuch, das die Bugra erstmals als Ganzes und aus dem Blickwinkel ganz unterschiedlicher wissenschaftlicher Fragestellungen beleuchtet.

Ausstellung: 12. März bis 24. August 2014

Deutsches Buch- und Schriftmuseum
der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig

Mi, 30.10.2013

Illustrierte Idylle?

Die Gartenlaube: Gesichter eines Massenblattes
 
Erster illustrierter Heftumschlag der Gartenlaube,
genutzt von 1860 bis 1883. © Martin Kelter Verlag
Als der Leipziger Verleger Ernst Keil vor 160 Jahren sein „neues Blättchen… für’s Haus und für die Familie, … für Groß und Klein, für Jeden …“ ankündigte, war kaum damit zu rechnen, welchen Erfolg und welche Bedeutung Die Gartenlaube erzielen würde. Wer vermutet schon, dass sie den Grundstein zur Entwicklung der modernen Boulevardmagazine im Hochglanzstil legte? Über die Bilderwelt der Gartenlaube, die in der deutschen Pressegeschichte einen besonderen Platz einnimmt, spürt die Kabinettausstellung den Herstellungstechniken und verschiedenen Gesichtern des Massenblattes nach.
Gemeinsam mit dem Pfennig-Magazin und der Illustrirten Zeitung gehörte Die Gartenlaube zu den Medien, die mit ihren schwarz-weißen Holzstichbildern den Beginn der illustrierten Massenpresse im 19. Jahrhundert einläuteten. Als „Illustrirtes Familienblatt“ verkörperte sie einen neuen Medientypus, wurde zum auflagenstärksten, wirkmächtigsten und oft imitierten Blatt. Als Wissenssammlung, Ratgeber und Unterhalter fand die Zeitschrift in vielen Bücherschränken einen Platz. Mit ihren inhaltlichen und ästhetischen Gesichtern spiegelt sie den Zeitgeist und Geschmack eines breiten Leserpublikums wider, gilt als reiche Quelle der Kulturgeschichte, steht aber zugleich als Synonym für eine idyllische und rührselige Bilder- und Romanwelt.
Kalikoeinband mit Prägedruck, 1884
Foto: Bertram Kober
Der mehrfache Wechsel der Verleger, die sich ändernden Leserinteressen und die wachsende Konkurrenz am Zeitschriftenmarkt unterwarfen Die Gartenlaube einem starken inhaltlichen und ästhetischen Wandel. Ernst Keils geniales Programm zielte gemäß seiner liberalen Gesinnung auf „geistige Ertüchtigung“, Aufklärung und Unterhaltung des Bürgertums. Mit Beiträgen aus Naturwissenschaft, Medizin und Technik, Berichten aus Geschichte, Militär, Volkskunde und Kultur, flankiert von Gedichten, Erzählungen und Fortsetzungsromanen (u. a. von Eugenie Marlitt, der Bestsellerautorin des 19. Jahrhunderts) sowie „verzierenden und erklärenden Abbildungen von anerkannten Künstlern“ traf er den Geschmack einer wachsenden Abonnentenschar.
Jubiläumseinband zur Gartenlaube, 1902
Foto: Bertram Kober
Nach dem Verkauf des Verlages 1883 an die Gebrüder Kröner in Stuttgart übernahm Adolf Kröner die Redaktion der Gartenlaube in Leipzig. Bewährte Themen blieben im Programm, wurden aber nach seiner national-konservativen Gesinnung neu ausgerichtet: Dienst fürs Vaterland, Wohltätigkeit, Hygiene, Wirtschafts- und Rechtsfragen, Erfolgsmeldungen aus Deutschlands Industrie u. ä. bestimmten den Tenor, der Unterhaltungsaspekt wurde betont und der Bildanteil wuchs. Unter August Scherl, der Die Gartenlaube 1904 in seinen Berliner Verlagskonzern integrierte, fand die Umwandlung vom Familienblatt zur modernen Illustrierten ihren Abschluss. Gefällige Unterhaltung, Beilagen wie Die Welt der Frau und Werbung bestimmten das Profil.
Der Verkauf des August Scherl Verlages 1916 an den Hugenberg-Konzern läutete das Ende der Zeitschrift ein: Bildberichte über die politische Lage, über Persönlichkeiten, Staatsfeierlichkeiten und Kriegsereignisse, Soldatentransporte und Lazarette nebst Bildern aus der Filmwelt, banalen Ratgeberbeiträgen, trivialen Fortsetzungsromanen und einem sich verselbständigenden Beilagen- und Werbeteil machten Die Gartenlaube zu einer Zeitschrift unter vielen, die ab 1933 von der nationalsozialistischen Propaganda instrumentalisiert wurde. Nach der Umbenennung 1938 erschien Die neue Gartenlaube noch bis 1944.

Eröffnung: 7. November 2013, 19:00, Museumsfoyer
Ausstellung: 8. November 2013 bis 11. Mai 2014

Deutschen Buch- und Schriftmuseum
Tresor der Deutschen Nationalbibliothek
Leipzig

So, 27.10.2013

Bogeng-Teilnachlass in Leipzig

Der Teilnachlass des bibliophilen Juristen und Privatgelehrten Gustav Adolf Erich Bogeng (1881–1960), der sich im Deutschen Buch- und Schriftmuseum befindet, wurde erschlossen und ist jetzt für die Forschung zugänglich.
Der promovierte Jurist G. A. E. Bogeng konnte als Privatgelehrter intensiv seinen bibliophilen Interessen nachgehen. Bibliophilie und Bucheinband gehörten zu den vorrangigen Themen seiner zahlreichen Veröffentlichungen, deren bekannteste ist die dreibändige Darstellung "Die großen Bibliophilen" von 1922. ....
Bogengs Autorentätigkeit wird mit Briefen von Georg Witkowski, Carl Schüddekopf, Hans Feigl und anderen Redakteuren der "Zeitschrift für Bücherfreunde" belegt. Sein breites bibliophiles Interesse dokumentieren zahlreiche Briefe mit Druckereien, Schriftgießereien und Verlagen. Ferner gehören Subskriptionseinladungen, Rundschreiben von bibliophilen Vereinigungen und Prospekte von Privatpressen dazu, wie zum Beispiel das Gründungsschreiben der Kleukens-Presse vom April 1919.
Der Teilnachlass Bogeng ergänzt in Leipzig das Archiv der Gesellschaft der Bibliophilen, das seit 2003 im Deutschen Buch- und Schriftmuseum aufbewahrt wird. Beide Bestände sind erschlossen und stehen für wissenschaftliche Forschungen im Museumslesesaal zur Verfügung.
(nach einer Information aus boersenblatt.net)

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Do, 20.06.2013

Reihenweise – folgenreich: aus der Arbeit eines Serien-Täters

Die Ehrung mit dem Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig für unser Mitglied Dr. phil. h.c. Friedrich Pfäfflin ist Anlass für die Präsentation „Reihenweise – folgenreich: aus der Arbeit eines Serien-Täters“ in der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig. Als engagierter Büchermacher ersinnt der Preisträger Pfäfflin seit einem halben Jahrhundert reihenweise Buchserien.


Mit einer gelungenen Verbindung von klassischer Typografie und experimentell-spielerischem Umgang mit Schrift, subtilem Materialeinsatz, Mut zur Farbigkeit und Detailfreude erfindet Pfäfflin ästhetische Konzepte für die literatur- und verlagsgeschichtlichen Themen und Dokumente, die er als Redakteur, Herausgeber und zu einem beträchtlichen Teil auch inhaltlich verantwortet. Dabei sticht die Ideenvielfalt des Serien-Täters besonders in der Covergestaltung seiner Buchreihen heraus.
Zu den wichtigsten Serien-Taten von Friedrich Pfäfflin, die in Auswahl gezeigt werden, gehören die Nachrichten aus dem Kösel-Verlag nebst Sonderhefte (1963 bis 1972), 100 Ausgaben des Marbacher Magazins (1976-2000), 27 Bände der Marbacher Kataloge, 52 Marbacher Spuren-Heften, die Bibliotheca Bodmeriana in Cologny bei Genf (2001-2003), die Veröffentlichungen des Lyrik Kabinetts München (seit 1999), Ulrich Keichers Drucke der Bibliothek Janowitz (seit 2001) und die Ausstellungskataloge des Verbandes Deutscher Antiquare (seit 2007).
Der Preisträger Pfäfflin, 1935 geboren, war Mitarbeiter – auch Lektor – bei bekannten Verlagen und Buchhandlungen in Stuttgart, Hamburg, Paris, Tübingen, München; Leiter der Museumsabteilung des Schiller-Nationalmuseums / Deutschen Literaturarchivs Marbach; beschäftigte sich als Editor und Autor mit John Haertfield, Karl Kraus, Else Lasker-Schüler, Mechtilde Lichnowsky, Berthold Viertel, Ludwig Greve; ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und Mitglied des PEN.
Im Rahmen einer Festveranstaltung in der Deutschen Nationalbibliothek wird von Oberbürgermeister Burkhard Jung im Juni 2013 der Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig an Friedrich Pfäfflin verliehen. Der Gutenberg-Preis wird seit 1959 aller zwei Jahre – seit 1993 im Wechsel mit der Stadt Mainz – verliehen. Geehrt werden Persönlichkeiten und Einrichtungen, die sich durch hervorragende, beispielgebende künstlerische, technische oder wissenschaftliche Leistungen vor allem in den Bereichen Typografie, Buchillustration, Buchkunstedition und Buchherstellung verdient machen.
 
Ausstellung: 21. Juni bis 29. September 2013
 
Deutsches Buch- und Schriftmuseum
Leipzig

Fr, 31.05.2013

Leo Baeck Institute stellt den AUFBAU online

Alle Ausgaben der deutschen-jüdischen Emigrantenzeitung sind ab sofort wieder komplett im Internet einzusehen

Titelblatt der ersten Ausgabe.
Repro: Leo Baeck Institute NY
Nachdem die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) vor einem Jahr in einer Nacht- und Nebelaktion die digitalisierten Bestände der Sammlungen „Jüdische Periodika in NS-Deutschland“ und „Exilpresse“ vom Netz genommen hatte – darunter auch die Emigrantenzeitung AUFBAU – steht zumindest diese wichtige und einzigartige Quelle der historischen Forschung nun endlich wieder zur Verfügung.
Rückblick: 1998 startete die DNB ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit Steuergeldern finanziertes Projekt und digitalisierte jüdische Blätter, die während des Nationalsozialismus verlegt wurden sowie etwa 30 Emigrantenzeitungen der Jahrgänge 1933-1945. Seit 2004 konnten die Publikationen auf den Internetseiten der DNB kostenlos eingesehen werden. Im Juni 2012 sah die Deutsche Nationalbibliothek plötzlich rechtliche Bedenken und schaltete das Onlineangebot ab – ohne Kommentar. Heftigen Protesten von Historikern, Bibliothekaren, Archivaren und Journalisten begegnete die DNB lapidar mit dem Hinweis auf das Urheberrecht ...

(Jim G. Tobias auf haGalil)
 

So, 26.08.2012

Fremd bin ich den Menschen dort

Ein Blick in die Sammlungen des Deutschen Exilarchivs 1933-1945 und des Deutschen Literaturarchivs Marbach

Die Ausstellung wird anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Deutschen Nationalbibliothek präsentiert. Anhand von rund 230 Exponaten aus der Sammlung des Exilarchivs, darunter bislang noch nicht gezeigte Objekte und Dokumente sowie Bild-, Ton- und Filmaufnahmen, gibt die Ausstellung Einblick in 16 sehr unterschiedliche Biografien.
Heimatverlust, Verhaftetbleiben in der alten Kultur, Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit, das Schicksal der geraubten Karriere oder die gelungene Akkulturation und berufliche Chance im Aufnahmeland – jede Biografie verdeutlicht unterschiedliche Aspekte von Exil und Emigration. Wie die Emigration im Einzelfall verlief, war von vielen Faktoren abhängig, dies zeigen die Biografien deutlich: Beruf und wissenschaftliche Disziplin, Alter, Herkunft, Erlebnisse in NS-Deutschland, Zeitpunkt der Emigration, Aufnahmeland, persönliche Möglichkeiten und nicht zuletzt Zufall bestimmten den Verlauf.
Zur Ausstellung wird ein umfangreiches Begleitprogramm angeboten. Das Deutsche Literaturarchiv erweitert die Schau um einen ephemeren Teil. Mit Zeitkapseln wird ein Einblick in die Marbacher Sammlung gewährt.

Ausstellungseröffnung mit der Schirmherrin Herta Müller, der Zeitzeugin Dora Schindel und dem Cellisten Frank Wolff  am 29. August 2012, 19 Uhr.
Ausstellung: 30. August bis zum 20. Oktober 2012

Deutsche Nationalbibliothek
Adickesallee 1
 60322 Frankfurt am Main