Als Begleitveranstaltung im Rahmen der Künstlerbuchausstellung SHOWCASE, die noch bis zum 7. Januar 2018 in den „Schatzkammern“ der Bayerische Staatsbibliothek läuft, lieferten sich die beiden Münchner Pirckheimer Reinhard Grüner und Hubert Kretschmer am 7. November ein Wortduell um das „wahre Künstlerbuch“. Beide sind sowohl Sammler von Künstlerbüchern – aber nicht nur deswegen ausgewiesene Experten, wie zahlreiche Veröffentlichungen (zuletzt R. Grüner in den Marginalien 226) und Ausstellungen bezeugen. Sehenswert sowohl die Homepage von Kretschmers „Archive Artist Publications“ wie auch Grüners „Moderne Buchkunst seit 1960 - Eine private Sicht“.
Große Gemeinsamkeiten also bei beiden Sammlern – aber noch größere Unterschiede, ja Gegensätze, was ihre Auffassung vom „Künstlerbuch“ betrifft. Ist für den einen (R.G.) auch, ja vorrangig das Äußere (Papier, Abbildungen, Herstellung) ausschlaggebend, oft nur im Unikatbuch oder in kleinster Auflage zu verwirklichen, so ist für den anderen (H.K.) allein die Aussage des Künstlers wichtig, durchaus auch einfachste Fotokopien zur weitreichenden Verbreitung.
Aber es führt zu weit, den fast zweistündigen Diskurs, souverän moderiert von der Leiterin der Abteilung Handschriften und Alte Drucke, Dr. Claudia Fabian, und unterstützt von Dr. Béatrice Hernad, in der Abteilung verantwortlich für die Sammlung der Künstler- und Malerbücher, Pressendrucke, die auch die Ausstellung SHOWCASE kuratiert hat, hier auch nur ansatzweise wiederzugeben. Und das ist auch unnötig, denn über den Twitter-Account der BSB kann die gesamte Veranstaltung angeschaut und miterlebt werden.
Erst vor sechs Wochen wurde übrigens Claudia Fabian die Karl-Preusker-Medaille verliehen, und damit ihre (und der Bayerischen Staatsbibliothek) „herausragenden Verdienste für die Erschließung, Erforschung und Sichtbarmachung des schriftlichen Kulturguts vom Mittelalter bis in die neueste Zeit“ gewürdigt.
(Matthias Haberzettl)