Pirckheimer-Blog

Allgemein

So, 05.03.2023

Johann Fischer von Erlachs restaurierter Prunksaal des Kaisers in der Nationalbibliothek Wien. | © Hans Jürgen Landes/Österreichische Nationalbibliothek

Nationalbibliothek: Prunksaal des Kaisers wurde restauriert

Auch wenn die Ausstellung Fischer von Erlach und der Prunksaal des Kaisers – 300 Jahre barocke Pracht soeben abläuft, bleibt der renovierte Saal in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien als Schmuckstück erhalten. Der Grundriss und die Innenausstattung der ehrwürdigen Bibliothek werden Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656–1723) zugeschrieben. Der Bau des Gebäudes wurde vermutlich 1723 von dessen Sohn Joseph Emanuel Fischer von Erlach (1693–1742) vollendet,  das Gebäude um 1735 eingeweiht. Kaiser Karl VI. (1685–1740) wollte die Bibliothek zu mehr als nur einem Gebäude zur Aufbewahrung von Büchern machen und ein Denkmal für den Kaiser und seine Vorfahren hinterlassen. Zur Veranschaulichung des inhaltlichen Konzepts als Büchersaal und Ruhmeshalle der Habsburger werden Original-Handschriften, monumentale Stichwerke, Pläne und Skizzen aus der Erbauungszeit verwendet, kunstvoll gestaltete Bücherkästen, marmorne Habsburger-Statuen, Büsten und Globen sowie der prachtvolle Freskenzyklus von Daniel Gran (1694–1757). Der Prunksaal, der den Brand der Revolution 1848, die Angriffe des Zweiten Weltkriegs und den Hofburgbrand von 1992 überstanden hat, wurde nach umfangreichen Restaurierungs-Arbeiten wiedereröffnet. Die Österreichische Nationalbibliothek befindet sich am Josefsplatz 1 in 1015 Wien und kann täglich (bis Mai: Saal montags geschlossen) von 10–18 Uhr, donnerstags von 10-21 Uhr besucht werden. Die Ausstellung war vom 12.01. bis 05.03. zu sehen.

(Maria Bogdanovich)

Mo, 27.02.2023

"Rejected": Die TGM lädt zum Vortragsprogramm.

TGM-Programm 2023: „Rejected“

„Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde der Typographie, mit dem provokanten Jahresmotto Rejected hat die Typographische Gesellschaft München e. V. ihre Vortragsreihe 2023 gestartet. Spannende Blicke hinter die Kulissen von sieben erfolgreichen Design-Insidern. Sieben Vortragsabende mit Livestream in München im Gasteig HP8 plus junge DesignStarter mit ihren Präsentationen an jedem Abend.“ So lädt die TGM zu ihrer neuen Vortragsreihe in die bayerische Kapitale ein. Ein erster Vortrag fand bereits im Januar statt, von März bis Juli geht es in die Fortsetzung, zwei weitere Veranstaltungen folgen später im Jahr, einmal im Oktober und abschließend im Dezember 2023. Verbindendes Thema ist post schublade – was aus guten Ideen wird, die eine Zeitlang auf ihre Aufmerksamkeit warten mussten und dennoch zu Ehren kamen. Neben diversen erfolgreichen Vertretern der Zunft wird bei jedem Event jungen Eleven eine Plattform geboten. Das ganze Programm, die Fülle der Angebote der TGM findet sich unter der Webseite des Vereins: www.tgm-online.de. HP8: Hans-Preißinger-Straße 8, 81379 München.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 25.02.2023

Richard de Bury, der "Vater" der Bibliophilie.
Beispielseite aus dem Düsseldorfer "Philobiblon".

550 Jahre „Philobiblon“

Vor 550 Jahren, 1473, erschien in Köln erstmals Bischof Richard de Burys (1287–1345) Abhandlung Philobiblon – das erste Werk der europäischen Literatur, das sich speziell der Buchliebe widmet. Die zweite Auflage erschien 1483 in Speyer, in Frankreich 1500, in England 1599. Bereits im 14. und 15. Jahrhundert wurde der Text hunderte Male umgeschrieben, insgesamt sind etwa 40 Skripte erhalten – sie werden in London, Oxford, Cambridge, München usw. aufbewahrt. Im 17. Jahrhundert erschien Philobiblonbasierend auf der Kölner Ausgabe, in Deutschland 1610, 1614 und 1674.

Moriz Sondheim schrieb in der Zeitschrift für Bücherfreunde 1897, Philobiblon gehöre zu „den anziehendsten Literaturdenkmälern des Mittelalters. Sie erzählt uns die Leiden und Freuden eines Bibliophilen aus der Zeit, da die Druckkunst noch nicht erfunden war, und die Schwierigkeit, Handschriften zu erhalten, den Reiz des Sammelns noch erhöhte.“ In einem Prolog und zwanzig kurzen Kapiteln enthält es die ‚Philosophie der Bücherliebe‘, wie sie von ihrem Autor verstanden wird, und ist biografisch wie historisch eng mit der Ära verbunden, widmet sich der Methodik des Sammelns, auf die sich Richard de Bury in der Zeit vor Gutenberg wie kein anderer verstand. 

Philobiblon darf zu Recht auch als Erstlingswerk der Bibliothekswissenschaft gelten, denn das vom Autor vorgeschlagene Projekt zur Gründung einer öffentlichen Bibliothek war nicht nur neu, sondern für seine Zeit auch erstaunlich originell. Das Schicksal der Bibliothek von Richard de Bury war indes unglücklich. Er plante, ein spezielles Seminar an der Universität Oxford zu errichten, das ihm ein konstantes Einkommen wie auch seinen Studenten einen Unterhalt sichern sollte. Zudem sollte seine Sammlung allen Studenten der Universität stets zur Verfügung stehen. 

Er hatte jedoch nicht die Mittel, um ein Seminar einzurichten. Die Bücher wurden dennoch nach Oxford geschickt, wo sie lange Zeit in Kisten im Durham College des Benediktiner-Ordens aufbewahrt wurden. Erst unter König Heinrich IV. (1399–1413) wurden sie den Lesern, zumindest teilweise wohl, zugänglich gemacht. Jedoch wurde das College unter Heinrich VIII. (1491–1547) geschlossen und die Bibliothek aufgelöst. Heute sind nur noch zwei Bücher aus der Sammlung de Bury bekannt – eines in der Bodleian Library in Oxford, eines im British Museum in London.

Richard de Bury ist in der Kathedrale der englischen Stadt Durham begraben, wo er auch Bischof war. Das Denkmal über seinem Grab wurde zerstört. Und so errichteten ihm im Jahr 1911 weder Kirchenmänner, noch staatliche Behörden, sondern tatsächlich Bibliophile, Mitglieder eines der ältesten Buchclubs – The Grolier Club – der Welt ein neues Grabdenkmal. Dem Bildhauer halfen dabei die erhaltenen Drucke von den Siegeln des Bischofs, die sein Aussehen darstellen, bei der Ausführung des Epitaphs. Weitere Informationen finden sich auf der Webseite von History of Information. Das Seitenbeispiel (vgl. die zweite Abbildung) entstammt den Düsseldorfer Exemplar der Erstausgabe, das sich im Besitz der dortigen Heinrich-Heine-Universität befindet. 

(Maria Bogdanovich)

Fr, 17.02.2023

Der diesjährige "Tag der Druckkunst" findet mit 280 Veranstaltungen am 15. März 2023 statt.

Tag der Druckkunst am 15. März

Am 15. März 2023 findet der diesjährige Tag der Druckkunst statt. Es gibt ihn seit 2019, er soll den Jahrestag des Eintrags der traditionellen Drucktechniken in das Bundesweite Verzeichnis der Deutschen UNESCO-Kommission feiern. Der Tag wird mit zahlreichen von Künstler*innen, Druckwerkstätten, Kunstvereinen, Museen und viele anderen Akteuren künstlerischer Techniken organisierten Veranstaltungen begangen. Die Formen sind vielfältig: Ausstellungen, offene Werkstätten, Workshops, Podiumsdiskussionen o. Ä. In diesem Jahr wurden in Deutschland 270, zehn Events in Österreich und Italien sowie einige Online-Veranstaltungen organisiert. Darunter bietet zum Beispiel das Gutenberg-Museum (Mainz) an: Irisdruck saisonale Naturmaterialien, Texte und Motive leiten den Frühling ein. Das Atelier Ursula Bauer (Perl, Saarland) lädt zur offenen Radierwerkstatt ein. Eine offene Druckwerkstatt für alle Altersklassen (Kinder und Erwachsene) wird in der Schule der Phantasie im Alten Schlachthof in Straubing angeboten. Die Räumlichkeiten des Hannoverschen KünstlerVereins im Künstlerhaus Hannover halten zur Reflektion – Druckgraphik in transformativer Inspiration zwischen Vor- und Nachbildhaftigkeit an. Der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) unterstützt den Tag als Multiplikator sowie mit Material zur Öffentlichkeitsarbeit. Nach dem 15. März werden sämtliche Veranstaltungen digital dokumentiert. Alle Informationen unter: www.tag-der-druckkunst.de

(Maria Bogdanovich)

Mo, 13.02.2023

Das Buchgespräch mit Wolfgang Buchta findet im Rahmen der Ausstellung "Best of 2022" statt.

Gespräch mit Wolfgang Buchta

2021 erschien in der Horner Edition Thurnhof in der Reihe oxohyph der Band Lockdown mit Gedichten von Karl Lubomirski und Filmlithographien von Wolfgang Buchta (Vorzugsausgabe mit Offsetfarblithographien, handkoloriert, Holzschuber mit Tuschzeichnung, 38 S., 22 x 17 cm, Auflage: 40 nummerierte und signierte Exemplare, 150 Euro). Im Buchgespräch in der Wiener Galerie Druck & Buch liegt der Fokus auf der Vorzugsausgabe des Werks: Einen Teil der Auflage hat Buchta nachträglich koloriert, übermalt und überarbeitet; auch der Holzschuber ist jeweils mit Originalzeichnungen versehen. Wie ist es, es ein gedrucktes Buch in eine Serie von Unikaten oder eine Auflage von Originalen zu verwandeln? Das Gespräch mit Wolfgang Buchta findet im Rahmen der Ausstellung Best of 2022 am Donnerstag, den 23. Februar, um 19 Uhr statt. Vom Opus selbst sind nur noch wenige Exemplare erhältlich. Die Ausstellung ist noch bis 28.2. in der Berggasse 21/2 in Wien, in der sich Susanne Padbergs Galerie Druck & Buch befindet, zu sehen.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mi, 08.02.2023

Die Bayerische Staatsbibliothek in München wird im Mai besucht. | © www.muenchen.de
Auch die Universitätsbibliothek steht auf dem Programm. | © www.muenchenwiki.de

Bibliotheksreise im Mai 2023

Fünf Tage München und Umgebung vom 22. bis 26. Mai 2023 – in diesem Jahr will die Kölnische Bibliotheksgesellschaft die Tradition der exklusiven Bibliotheksreisen wieder aufleben lassen. Die eigentlich schon für 2020 geplante und den Iden von Corona zum Opfer gefallene Reise wird nachgeholt und vom 22. Mai an München besucht. Dort gibt es einen Blick hinter die Kulissen der renommierten Bayerischen Staatsbibliothek; und es werden die Universitätsbibliothek und das Hauptstaatsarchiv in der bayerischen Metropole besucht und besichtigt. Natürlich stehen auch die Monacensia und die Bibliothek des Deutschen Museums auf dem Programm. Auf einem Ausflug ins Umland wird man die Studienbibliothek Dillingen sowie die Staatliche Bibliothek in Neuburg an der Donau sehen. Nähere Angaben sind dem gesonderten Reise-Programm auf der Seite der Universität zu Köln zu entnehmen, dort findet sich auch das Anmeldeformular des Reisebüros. Die Fahrt wird von Ino Reisen betreut. Die Bibliotheksgesellschaft nimmt damit die seit 2007 bestehende Tradition, die die Interessierten u. a. nach Sachsen, Thüringen, Berlin, Paris, Rom, Wien und in die Niederlande führte, nach langer pandemiebedingter Pause wieder auf. Eine gute Nachricht für alle, die es lieben, in den Bibliotheken der Welt vorübergehend zuhause zu sein. Bei Anfragen besteht direkte Auskunft über den stellvertretenden Dezernenten Dezentrale Bibliotheken/Gemeinsame Fachbibliotheken der Kölner Universitätsbibliothek, Andre Welters: welters@ub.uni-koeln.de. Auf nach München, Dillingen und Neuburg an der Donau!

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mo, 06.02.2023

Blick in die Sammlung der Neumann-Stiftung in der Universitätsbibliothek Magdeburg. Der Gründer und Stifter Wolfram Neumann führt am 15. Februar um 17 Uhr durch die Kollektion, die etwa 30.000 Bände in über 2.000 Reihen fasst. Der Eintritt zur Führung ist frei, Interessenten sind herzlich willkommen.

2.150 Buchreihen, 30.000 Bände

Magdeburger Pirckheimer laden zum Besuch der Neumann-Stiftung ein

Mittwoch, 15. Februar 2023, 17 Uhr, Universitätsbibliothek Magdeburg

Die Ute-und-Wolfram-Neumann-Stiftung ist vom bloßen Namen her wahrscheinlich vor allem in Expertenkreisen geläufig. Wenn man dagegen einige Titel der Buchreihen nennt, die als Neumann-Sammlung den Kern der Stiftung ausmachen, wird jeder Bücherfreund anerkennend nicken: Pandora, Piper, Weberschiffchen, Seemanns Bibliothek der Kunstgeschichte, Bücherei des Schocken-Verlags und nicht zuletzt die wohl bekannteste und unter Sammlern mithin begehrteste Reihe, die Insel-Bücherei. Zuhause ist die Buchreihensammlung der Stiftung in der Universitätsbibliothek der in dieser Form noch jungen Universität von Magdeburg und damit an einem Ort, der bisher nicht zu den Hotspots der Bibliophilie in Deutschland gehört. 

Warum dieses Sammlung in der Ottostadt an der Elbe beheimatet ist, welche Buchreihen sie umfasst und wie sie im Laufe von Jahrzehnten gewachsen ist, all das ist Thema der nächsten öffentlichen Veranstaltung der Magdeburger Pirckheimer. Am Mittwoch, 15. Februar 2023, treffen sie sich um 17 Uhr in der Magdeburger Universitätsbibliothek. Dort stellt Professor Dr. Wolfram Neumann seine Stiftung zur Erhaltung und Pflege der Buchkultur bibliophiler Kleinbuchreihen des letztvergangenen, bis in die Gegenwart wichtigen 20. Jahrhunderts persönlich vor und führt durch die Sammlung, die im ersten Obergeschoss der Bibliothek aufgestellt ist. 

Die Sammlung Neumann besteht inzwischen aus etwa 2.150 Buchreihen mit insgesamt rund 30.000 Bänden. Sie umfasst den Zeitraum vom deutschen Kaiserreich über die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus, die Teilung Deutschlands bis in die Gegenwart. Die Bibliothek findet sich als Teil der Otto-von-Guericke-Universität der Elbestadt am Universitätsplatz 2 in 39106 Magdeburg. Die Veranstaltung ist öffentlich. Gäste sind willkommen. Der Eintritt ist frei

(Ralf Wege)

Fr, 27.01.2023

OHD-Mitarbeiter Max Lotze. | © Heike Schnotale
Heike Schnotale. | © Ria Mücke
Albrecht Günther. | © Heike Schnotale

Für eine Zukunft der Offizin Haag-Drugulin in Dresden!

Die Offizin Haag-Drugulin ist, wie Pirckheimer-Freund Dr. Thilo Berkenbusch mit Verweis auf den Verein für die Schwarze Kunst e. V. mitteilt, in existentieller Gefahr. Der Grund für die Gefährdung liegt im Verlust der treibenden Kraft der nach der Wende durch ihn geretteten Instanz, unserem Mit-Pirckheimer Eckehart SchumacherGebler (1934–2022) am 17. Dezember des vergangenen Jahres. Die Pirckheimer-Gesellschaft schließt sich der dringenden Ambition zur Bewahrung der OHD ausdrücklich an und bittet im Namen des Vereins für die Schwarze Kunst und der engagierten Mitarbeiter der Dresdner Offizin Haag-Drugulin (Max Lotze, Heike Schnotale, Albrecht Günther, Ute Finger u. a.) um die Weiterleitung und Unterstützung des Anliegens. 

Dr. Jürgen Franssen, Vorstand des aufrufenden Vereins, schreibt: „Liebe Freunde der Schwarzen Kunst, nach  dem Tod unseres Initiators und Ehrenmitglieds Eckehart SchumacherGebler droht nun leider das Ende der Offizin Haag-Drugulin. Mit Schließung der  Darmstädter Schriftgießerei von Rainer Gerstenberg vor gut einem Jahr ist es leider bereits versäumt worden, ein auch international bedeutendes drucktechnisches Gewerbe für die Zukunft zu erhalten. Der Dresdner OHD darf dieses Schicksal nicht widerfahren! Dafür muss jetzt schnell und konsequent gehandelt werden. Lest dazu bitte den von unserem Gründungsmitglied Silvia Werfel verfassten Aufruf auf unserer Website und unterstützt die OHD und ihre Mitarbeiter nach Kräften.“

Für seine segensreiche Arbeit als Drucker, Retter der OHD und Verleger wunderschöner Bücher in Handsatz, Monotypie und eigenem Verlag wurde Eckehart SchumacherGebler, der einer süddeutschen Buchdrucker-Familie entstammte, mit zahlreichen Auszeichnungen, darunter dem Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig und dem Antiquaria-Preis, geehrt. Der Erhalt der ursprünglich in Leipzig beheimateten Offizin Haag-Drugulin dürfte dabei zu seinen nachhaltigsten Großtaten gehören. Im kleinen, der OHD angeschlossenen, SchumacherGebler-Verlag Dresden erschienen die Werke zahlreicher Autoren, zuletzt u. a. von Richard Pietraß und Uwe Claus. Der berührende Aufruf Silvia Werfels zur Rettung des traditionsreichen Unternehmens ist unter der Website-Adresse des Vereins für die Schwarze Kunst e. V. nachzulesen.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 20.01.2023

Das Bibel-Blatt samt Provenienz-Unterlagen wird am 02.02. bei Freeman’s Auctions versteigert.

Gutenberg-Blatt bei Freeman’s

Am 2. Februar 2023 wird ein Blatt aus der Gutenberg-Bibel bei Freeman’s Auctions in Philadelphia mit einer Schätzung von 60.000 bis 90.000 Dollar versteigert (Los 75). Nach der vorliegenden Provenienz, die sich bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurückverfolgen lässt, gehörte der kostbare Druck Maria von Sulzbach (1721–1794), der Mannheimer Hofbibliothek, Robert Curzon, 14. Baron Zouche (1810–1873) und anderen. Das Blatt mit den Maßen von 387 x 282 Millimetern enthält einen Auszug aus Jesaja II aus dem Alten Testament, mit dem abschließenden Teil von Vers 50, die Verse 51 und 52 in voller Länge und einen Teil von Vers 53.

Das Blatt wurde auf der vom renommierten Papier- und Druckhistoriker Dard Hunter kuratierten Exhibition on the History of Printing (1972) ausgestellt, die von dem Unternehmen Chillicothe Newspapers Inc. organisiert wurde. J. K. Hunter (Dard Hunters Cousin) erwarb dieses Blatt insbesondere für die genannte Ausstellung am 11. Dezember 1940 von Parke-Bernet Galleries in New York. Das Blatt stammt aus einem Mängelexemplar, das sich einst in der – eine weitere der offenbar zahlreichen Stationen des Originals – Königlichen Bibliothek in München befand und 1832 vom englischen Reisenden und Diplomaten Robert Curzon (s. o.) erworben wurde. 

Der Band wurde 1920 bei Sotheby’s versteigert und anschließend vom Buchhändler Gabriel Wells erworben. Wells zerlegte das Exemplar in einzelne Blätter und verkaufte sie unter dem Titel A Noble Fragment. Das Blatt blieb auf dieser Ausstellung bis in die 2000er Jahre, als das Gebäude verkauft wurde, für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Los enthält eine große Menge zusätzlicher Unterlagen über den Kauf und die Ausstellung des Stückes am Hauptsitz von Chillicothe Newspapers Inc. Informationen zum zu versteigernden Blatt samt seinem Provenienz-Zubehör sind auf der Website des Auktionshauses, www.freemansauction.com, einzusehen.

Versteigerung des Bibelblatts:
Freeman’s Auctions Philadelphia,
Books and Manuscripts,
am 02.02.2023, 11 Uhr EST.

(Maria Bogdanovich)

Mo, 16.01.2023

P.F. 2023: Neujahrsgruß von der Kurischen Nehrung.

P.F. 2023: Landschaftsidyll Kurische Nehrung

Die Klarheit des Horizontes schneidet linealgerade das Meer vom Himmel. Dort münden zugleich die sanft und strophisch sich reimenden Dünen. Das blaue Himmelsfenster, von grauen Wolkengardinen freigezogen. In den Strand modelten Wasser und Wind Erhebungen und Vertiefungen, wie Rippel auf dem Waschbrett. Wellen zeichneten in den Sand kaum erkennbare Muster schwankender Amplituden. Alle Bewegungen sind in Landschaftsstrukturen gefasst. Keines Menschen Fuß wurde in sie gesetzt. Nur Fahrspuren vor den Dünen melden menschliche Aktivität. Ein zarter Wellengang schmirgelt sanft des Sandstrandes Glattheit. In flachen Kurven wird das breite besonnte Ufer durchflossen und umspült, in spiegelnden weiten Bögen, wie aus der hyperbolischen Geometrie Caspar David Friedrichs hergezaubert zur Schönheit ruhiger Regung und zur Deutlichkeit der Ratio mit einer Harmonie sondergleichen.

(Mit Sehnsucht nach schöner Regung und Frieden und Harmonie: Peter Arlt)

Di, 03.01.2023

PF 2023: Neujahrsgruß von Harald Kretzschmar.

PF 2023: Grüsse zum neuen Jahr

Von allen Seiten treffen gerade bei der Blog-Redaktion wie auch beim Vorstand der Pirckheimer-Gesellschaft Grüße und Wünsche im Form von Zeichnungen, Drucken und Exlibris ein, so auch von Seiten befreundeter und verschwisterter Gesellschaften und Vereine wie der DEG und der FISAE. Über den Newsletter und die Mailverteiler der FISAE etwa treffen Exlibris-Grüße aus ganz Europa (Italien, Ungarn, Frankreich, Belgien, Deutschland ...), Kleinasien und Nordamerika ein. Auch aus den eigenen Reihen ist Gutes und den Mut Ansprechendes zu vernehmen und zu erblicken. In aller gebotenen Eile, dennoch genauso herzlich grüßt mit einem wunderbaren, herrlich farbigen Blatt Harald Kretzschmar aus Kleinmachnow seine Pirckheimer-Freunde und -Kollegen zum Neuen Jahr: „alles BESTE – bitte an pirckheimer-BLOG geben – in eile KRETZSCHMAR“, weitervermittelt von unserem geschätzten Freund und leitenden Redakteur der Zeitschrift der Pirckheimer, der Marginalien, Till Schröder. In Harald Kretzschmars Gruß stellt der für seine Karikaturen, Porträts und Texte (zuletzt: Stets erlebe ich das Falsche, Berlin: Quintus 2017) viel und mit jedem Recht Gerühmte die Frage nach dem „Oberwasser“, das zu behalten wäre ... oder ob nicht lieber eine zünftige „Bodenhaftung“ nicht die bessere Wahl wäre. Sicher eine Frage des Typs oder wie man es mit den sanften Maßgaben der Aufklärung hält. Ein wenig mehr irdischer Halt in den notwendigen, ein wenig Flug in den schönen Dingen – das ist vielleicht ein guter Vorsatz für das noch junge Jahr. Wir danken im Namen der Gesellschaft und grüßen mit gutem Wunsch zurück!

(André Schinkel)

Mo, 12.12.2022

44 weitgehend unveröffentlichte Briefe von Brahms bietet Sotheby's in seiner Winterauktion an.

Brahms’ Briefe bei Sotheby’s

Eine Sammlung von 44 größtenteils unveröffentlichten Briefen des Komponisten Johannes Brahms (1833–1897) ist das Highlight der Winterauktion von Sotheby’s, die noch bis zum 13. Dezember stattfindet. Das Auktionshaus bezeichnet dieses Los als „die bedeutendste Sammlung von Brahms-Briefen, die in der Neuzeit auf einer Auktion angeboten wurde“. Die Briefe sind an den deutschen Musikwissenschaftler Karl Franz Friedrich Chrysander (1826–1901) gerichtet, Erforscher und Herausgeber der Werke des Komponisten Georg Friedrich Händel (1685–1759). Die Briefe befassen sich unter anderem mit dem Zustand der Musik im 19. Jahrhundert und Mozarts Schaffen. Weitere bemerkenswerte Lose sind ein Fragment von Chrysanders Händel-Biografie, Autographen von Mendelssohn, Rossini, Offenbach sowie Früh- und Erstausgaben von Werken von Bach, Louise Reichardt, Mozart, Beethoven und Schubert.

(Maria Bogdanovich)

So, 11.12.2022

Rainer Maria Rilke, der Dichter um 1900.

Rilke-Nachlass in Marbach

Es ist eine mächtige Sensation für die Liebhaber der Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts: Ein Großteil des Nachlasses eines der bedeutendsten deutschsprachigen Dichter der Moderne, Rainer Maria Rilke (1875–1926), der sich bisher weitgehend in privater Hand befand, geht, wie dpa am 7. Dezember meldete, in den Bestand des Deutschen Literaturarchivs Marbach über. Der laut DLA „spektakuläre Deal“ gelang mit Hilfe von öffentlichen und privaten Geldern und umfasst ein „riesiges Konvolut“ Schriften und Materialien des in Prag geborenen großen Literaten.

„Der Bestand wird damit besser zugänglich und wissenschaftlich neu erschlossen“, so Sandra Richter, Direktorin des Literaturarchivs in Marbach, während einer Präsentation in Berlin. Sie sprach von einem „sensationellen Bestand“, „überwältigenden Nachlass“. Rilkes Hinterlassenschaft sei der letzte in privater Hand befindliche Nachlass eines wichtigen Autors der Moderne gewesen. Ein erheblicher Teil der Gedichte Rilkes gehört zum Bestand der Weltliteratur. Einige wie etwa das berühmte Der Panther wurden zur Metapher für die Iden der Moderne

Rilke war zu Lebzeiten – für einen vorrangigen Lyriker ungewöhnlich – der erfolgreichste Autor, mithin ‚Headliner‘ des Insel-Verlags, sein Cornet, der die Insel-Bücherei begründete, wird bis heute immer wieder (zuletzt 2012 mit Schabblättern von Karl-Georg Hirsch) neu aufgelegt. In Marbach werden nun die mehr als 10.000 handschriftlichen Seiten, 8.800 Briefe, Bücher und Zeitschriften, 131 bisher unbekannte Zeichnungen Rilkes sowie etwa 360 Fotografien aus allen Lebensphasen aufgearbeitet. Eine erste Ausstellung auf Basis der neu erworbenen Objekte kündigte Sandra Richter für 2025 zum 150. Geburtstag Rainer Maria Rilkes an.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 06.12.2022

Andreas Reimann ǀ © Gerald Praschl

Lessing-Preis für den Leipziger Dichter Andreas Reimann

Der große Leipziger Dichter Andreas Reimann, dessen Werk seit einigen Jahren in einer so mustergültigen wie das Herz des Bücherfreunds höher schlagen lassenden, auf elf Bände angelegten Ausgabe in der Connewitzer Verlagsbuchhandlung Peter Hinke (CVB) erscheint, wird mit dem renommierten Lessing-Preis des Freistaates Sachsen geehrt. Jury und sächsisches Kultur-Ministerium zeichnen damit das „umfangreiche, vielgestaltige, streitbare und formal immer wieder überraschende poetische Werk“ des 76-Jährigen aus, der auf ein bewegtes Leben zurückblickt, nach zwei frühen Bänden bis zum Ende der DDR in Buchform nicht mehr publizieren durfte und aber zugleich als Liederdichter für Stephan Krawczyk oder Lift erfolgreich reüssierte. Reimanns bestechendes Formbewusstsein, die sichere und berührende Größe seiner Verse sind in Bänden wie dem Großen Sonettarium nachzulesen, das Teil der genannten Werkausgabe ist. Die Verleihung findet in Kamenz, dem Geburtsort Lessings (1729–1781), am 21. Januar 2023 statt. Die Förderpreise gehen an Heike Geißler und Sarah Lesch. Wir gratulieren den Geehrten von Herzen!

(André Schinkel)

Do, 24.11.2022

Rudolf II. war der erste bekannte Besitzer des geheimnisvollen Voynich-Manuskripts.
Doppelseite aus dem Voynich-Manuskript.

Neues zum Voynich-Manuskript

Es gilt als die am meisten untersuchte Handschrift der Welt, denn die darin verwendete Geheim-Schrift in Verbindung mit enigmatischen Illustrationen hat seit ihrer Wiederentdeckung 1912 fasziniert: das Voynich-Manuskript. Kein Jahr vergeht, in dem nicht neue Theorien über den Inhalt der botanisch-astrologischen Sammelhandschrift auftauchen – jedoch hat sich das Manuskript bisher jeglichen Entschlüsselungsversuchen widersetzt. Zudem blieb dabei die Erforschung der nicht minder spannenden Besitzgeschichte des Codex zumeist im Hintergrund.

Der Vortrag Kaiser Rudolf II. und das „väßl mitt allerlai selzamen büchern“. Neue Erkenntnisse zur älteren Besitzgeschichte des Voynich-Manuskriptes am 14. Dezember im Otto-Braun-Saal der Staatsbibliothek zu Berlin (Potsdamer Straße 33, 10785 Berlin) untersucht die Bucherwerbspolitik des römisch-deutschen Kaisers Rudolf II. (1552–1612), der als der erste bekannte Besitzer des Voynich-Manuskriptes gilt. Stefan Guzy stellt hier erstmalig bisher unbekannte Archivquellen vor, die es ermöglichen, eine plausible Herkunftsgeschichte des mysteriösen Bandes zu erzählen. Denn der von raren, wertvollen und vor allem alchemistischen Preziosen begeisterte Herrscher griff 1598/1599 zu, als sich ihm die Gelegenheit zu einer ganz besonderen Bucherwerbung bot.

Der weltberühmte und geheimnisumwitterte Text, der heute zum Bestand der Beinecke Rare Book and Manuscript Library (BRBL) der Yale University in New Haven (USA) gehört, ist in mehrere thematische Abteilungen gegliedert, die angebliche Entzifferung wird mit schöner Regelmäßigkeit gemeldet, ist aber bis heute nicht gelungen. Stefan Guzy ist als Typograf und Diplom-Designer tätig und betreibt in Berlin das Designbüro Zwölf und einen Verlag. Als Gastprofessor und Lehrbeauftragter für Typografie und Druckgrafik unterrichtete er an diversen Kunsthochschulen. Der Vortrag in der Staatsbibliothek beginnt um 18.15 Uhr, um Anmeldung unter der Mail christian.mathieu@sbb.spk-berlin.de wird gebeten.

(André Schinkel/Pressemitteilung)