Pirckheimer-Blog

Allgemein

Di, 10.10.2023

Verlegt: die Deutsch-Israelischen Literaturtage. Das Lese-Festival soll nun im Frühling 2024 stattfinden.

Berlin: Die Deutsch-Israelischen Literaturtage sind verschoben

Aufgrund der schrecklichen Ereignisse im Nahen Osten, die bereits viele Menschen das Leben kosteten, werden die Deutsch-Israelischen Literaturtage 2023, die am heutigen 10. und am 12. Oktober unter dem Titel Mit offenen Augen in Berlin stattfinden sollten, verschoben. Das teilt die organisierende und ausführende Heinrich-Böll-Stiftung mit. Das Festival, bei dem Autorinnen und Autoren aus Israel, Österreich und Deutschland ihre Werke vorstellen, ist ins Frühjahr 2024 verlegt. Aufgrund der Angriffe in Israel ist es momentan nicht realisierbar. Dona. Nobis. Pacem.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 06.10.2023

Im Angebot: ein früher Kolumbus-Druck von 1493.

Ein Brief von Christoph Kolumbus (1493) bei der Christie’s-Auktion

Seit 05.10. wird ein Brief von Christoph Kolumbus, die erste gedruckte Americana, bei Christie’s Fine Printed Books and Manuscripts including Americana (Estimate bei: 1.000.000 bis 1.500.000 Dollar) angeboten (Columbus, Christopher (1451–1506): Epistola Christofori Colom: cui etas nostra multu[m] debet: de Insulis Indie supra Gangem nuper inve[n]tis. Translated by Leandro di Cosco. [RomeStephan Plannckafter 29 April 1493])Das Dokument ist die früheste verfügbare Ausgabe der Briefe von Christoph Kolumbus an den spanischen König Ferdinand I. von Aragón und Königin Isabella I., in denen die erste Reise eines Europäers nach Amerika beschrieben wird. 

Acht Monate vor der Abfassung des Schriftstücks war Kolumbus von den spanischen Monarchen auf die Suche nach den (west-)indischen Inseln geschickt worden. Der Brief des Kolumbus, die darin geschilderten Ereignisse veränderten die Geschichte, indem sie eine dauerhafte Verbindung zwischen den Kontinenten über den Atlantik schufen. Der Inhalt des Dokuments veränderte die Art und Weise, wie die Menschen die Welt sahen. Die drei Schiffe Niña, Pinta und Santa Maria stachen am 03. August 1492 von Palos de la Frontera aus in See, den kürzesten Weg über den Atlantik nach Asien zu finden. Kolumbus nahm seinen Reiseweg über die Kanarischen Inseln. 

Diese Route war einer der wichtigsten Beiträge zur Erforschung des Atlantiks. Schließlich erreichten seine Schiffe Kuba, das er zunächst mit Chipanga verwechselte und dann endlich für das chinesische Festland hielt. Im Dezember erreichte er den Ort, der während seiner Zeit in der Region am wichtigsten werden sollte, eine Insel, die er Hispaniola nannte. In einem Brief berichtet er von positiven Gesprächen mit den dortigen Häuptlingen und stellt fest, dass sie viele Goldgegenstände besitzen. Der erste Bericht über Kolumbus’ Entdeckung des Atlantischen Ozeans erschien in einem Folio mit zwei Blättern, das im März oder April 1493 in Barcelona auf Spanisch gedruckt wurde, möglicherweise bevor Kolumbus selbst dort ankam. Es enthielt den Text eines handschriftlichen Briefes (der nicht mehr erhalten ist), den er von Lissabon aus an Ferdinand und Isabella schickte. 

Dieses Dokument befindet sich heute in einer einzigen Kopie in der New York Public Library. Glücklicherweise kam die Nachricht von Kolumbus gerade zur Zeit der Erfindung des Buchdrucks, so dass sie sich schnell in Europa verbreiten konnte. Ein einziges Exemplar der spanischen Quarto-Ausgabe ist in der Biblioteca Ambrosiana erhalten. Es war jedoch die unmittelbar darauf folgende lateinische Übersetzung, die das größte internationale Publikum erreichte und die Nachricht von der Reise des Kolumbus über den Kontinent verbreitete. Die ersten Drucke dieser Latein-Übersetzung sind zwei in Rom hergestellte Ausgaben, die Stephen Plannck, einem mit der päpstlichen Kanzlei verbundenen Drucker, zugeschrieben werden. Beide Ausgaben wurden zwischen dem 29. April und dem 15. Juni gedruckt. Nachdem sie einige Wochen nach Kolumbus’ Rückkehr vergriffen waren, verbreiteten sich diese Exemplare in zahlreichen anderen Städten und wurden innerhalb eines Jahres nachgedruckt und übersetzt; insgesamt neun Ausgaben aus dem 15. Jahrhundert sind erhalten.

Der Brief, der bei Christie’s versteigert wurde, befand sich über hundert Jahre lang in einer Schweizer Privatsammlung. Beschreibung des Dokuments, wie es beim Anbieter nachzulesen ist: Quarto (201 x 140 mm). vier Blätter, mit Wasserzeichen einer Waage innerhalb eines Kreises auf dem inneren Bifolium (einige verstreute Wachsflecken). Nordeuropäisches Kleisterpapier aus dem späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert auf Karton. Diverse Bleistiftvermerke auf dem vorderen Passepartout aus Privatsammlung, in der es sich seit fast einem Jahrhundert befindet. Das Objekt kann unter der im Folgenden verlinkten Webseite des Hauses in Augenschein genommen werden.

(Maria Bogdanovich)

Do, 05.10.2023

Dr. Markus Heinz. | © by Carsten Immel (Stabi Berlin)

Erfolgsgeheimnis der Homann-Karten: Vortrag in Oldenburg

Wie schafft es im 18. Jahrhundert ein Mann von etwa 38 Jahren und ohne großen finanziellen Hintergrund, einen auf Karten spezialisierten Verlag auf die Beine zu stellen? Am 12. Oktober 2023 um 19 Uhr, beleuchtet Dr. Markus Heinz (Staatsbibliothek zu Berlin) im Rahmen der aktuellen Ausstellung in der Landesbibliothek Oldenburg zum Thema die Erfolgsgeschichte des Homann-Verlags in Nürnberg. Es war seinerzeit kein leichtes Unterfangen, einen auf Karten spezialisierten Verlag zu führen. Johann Baptist Homann (1664–1724) gelingt es – und das im Jahr 1702, als in halb Europa der Spanische Erbfolgekrieg und der Nordische Krieg zu Handelsbeschränkungen und Unsicherheit führten. Der Nürnberger Verlag hält lange seine marktbeherrschende Stellung und beliefert zwischen etwa 1710 und 1780 große Teile Europas östlich des Rheins mit Karten. Mit seiner knapp 150-jährigen Verlagsgeschichte ist Homanns Verlag ein gutes Beispiel für langfristige Untersuchungen an der Entwicklung von Verlagsprogramm, Herstellungstechnik, Vertrieb und Nutzung, findet Markus Heinz. Der Homann-Experte studierte Geschichte und Kunstgeschichte in Salzburg und Wien und beschäftigte sich im Zuge von Forschungsprojekten und seiner Dissertation über mehrere Jahre mit dem Homännischen Verlag. Seit 2002 ist er stellvertretender Leiter der Kartenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin und Leiter der Kommission für die Geschichte der Kartographie der Deutschen Gesellschaft für Kartographie. Der Eintritt zum Vortrag ist frei.

(Landesbibliothek Oldenburg/Pressemitteilung)

Mi, 04.10.2023

Die Villa der Akademie "Haus Sonneck" in Großjena.

Über „Die Kunst der Gestaltung“

Wie bereits seit 2017 treffen sich jeden Herbst auf Einladung des Friedrich-Bödecker-Kreises in Sachsen-Anhalt e. V. junge und gestandene Autorinnen und Autoren des Landes zum Austausch in der idyllischen Akademie „Haus Sonneck“ in Großjena oberhalb des Zusammenflusses von Saale und Unstrut im Blütengrund, der zwischen Naumburg und Bad Kösen liegt. In diesem Jahr geht es bei dem Treffen, das neben Werkstätten (Werkstattleitung: Christine Hoba) auch eine Lesung in Schulpforta und einen Besuch des ganz in der Nähe liegenden Max-Klinger-Hauses beinhaltet, um die Nähe von Literatur und Grafik, Buchkunst und -gestaltung. Als Dozenten werden erwartet: Karoline Schliemann, Kuratorin der Grafischen Sammlung des Grassi-Museums, und der junge Autor und Klopstock-Förderpreisträger Aron Boks, der am Sonnabend des vom 27. bis zum 29.10.23 stattfindenden Treffens zu Willi Sitte und Christa Wolf sprechen wird. Wie in jedem Jahr werden die Beiträge der Tagung in einer Anthologie gesammelt und unter dem Titel des Treffens: Die Kunst der Gestaltung, zur Leipziger Buchmesse im März 2024 im Mitteldeutschen Verlag veröffentlicht.

(André Schinkel)

Fr, 29.09.2023

200 Jahre alt: Antiquariat Heckenhauer in Tübingen.

200 Jahre alt: J. J. Heckenhauer

Eben vom Tübinger Bücherfest zurück, lädt das traditionsreiche Antiquariat J. J. Heckenhauer, das in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag begeht, bereits zur Stuttgarter Antiquariatsmesse vom 26. bis 28. Januar 2024 in der süddeutschen Metropole wie auch zur Exposition zum Ehrenfest ein. Vom 07. Oktober bis 16. Dezember 2023 wird die Jubiläumsausstellung 200 Jahre J. J. Heckenhauer im Hesse-Kabinett am Holzmarkt 5 in der Hölderlin-Stadt zu sehen sein: dienstags, mittwochs und samstags jeweils von 11 bis 17 Uhr. Die Ausstellungs-Eröffnung findet am 06.10. ab 18 Uhr statt. Auch einige Raritäten sind im Antiquariat eingetroffen. So schreibt Betreiber Roger Sonnewald: „Kürzlich konnten wir einige seltene Titel von Immanuel Kant erwerben, darunter auch die Erst-Ausgabe Zum ewigen Frieden, der leider auf der Erde Utopie bleiben wird …“ Möge sich das schnell ändern. Alle Angebote des ehrwürdigen Hauses finden sich auf der Webseite des Antiquariats. 

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 19.09.2023

Schloss Friedenstein, Blick zur Ostseite, wo sich die Forschungsbibliothek befindet. | © Peter Arlt
Die Jubiläumsausgabe 250 der "Marginalien" – hier samt originaler Grafik-Beilage, dem Kupferstich "Il bulino" vom Meister Baldwin Zettl. | © Till Schröder
Plakate künden schon vom großen Ereignis: dem 50. Pirckheimer-Jahrestreffen in Gotha. | © Peter Arlt

In Gotha: Von Dürer bis Theremin

50. Jubiläumstreffen der Pirckheimer-Gesellschaft in Gotha

Im Januar 1957 erschien im Ostteil Berlins ein unscheinbares Heftchen von 16 Seiten Umfang: Marginalien – Blätter der Pirckheimer-Gesellschaft. Was sich da um „Buchmenschen“ wie Wieland Herzfelde, Arnold Zweig und Werner Klemke gegründet hatte, war eine kleine Sensation: ein Hort für Büchersammler, Grafik- und Exlibrisfreunde, kurz – für Bibliophile. Ein Wort und eine Tradition, die die junge DDR eigentlich als vermeintlichen Auswuchs bürgerlichen Dünkels ablehnte. Es erwuchs eine Buchkunst fördernde Gemeinschaft aus heute über 600 Mitgliedern mit lebendigen Regionalgruppen, Jahrestreffen, Buchpublikationen, Grafikeditionen und immer noch den quartalsweise erscheinenden Marginalien, mittlerweile pro Ausgabe 128 Seiten und eine Originalgrafik zeitgenössischer Künstler umfassend, mit einer gesamtdeutschen Redaktion.

In Gotha nun trifft sich die Gesellschaft vom 22. bis 24. September zu einem Jubiläum. Die Bücherfreunde feiern ihr 50. Jahrestreffen. Nicht ohne Grund in Gotha: Einer ihrer Mitgründer, Max Frank, war in den 1960er Jahren Direktor der Forschungsbibliothek Gotha, und schon in eben jener Auftaktausgabe der Marginalien stellte man anlässlich der sowjetischen Rückgabe der Kriegsbestände nach Thüringen eine Vermutung an: „Ihrem Charakter nach wird die Gothaer Bibliothek Schwerpunktaufgaben übernehmen, die weder in der Deutschen Demokratischen Republik noch in der Bundesrepublik gepflegt wurden. Sie wird einen Typ erneuern, der bisher als abgetan galt: die Gelehrtenbibliothek.“ Wie steht es denn nun um diese „Gelehrtenbibliothek“ 66 Jahre später? Dieser Frage gehen die Teilnehmer des Treffens unter anderem nach. Die Bibliothek öffnet exklusiv ihre Türen zu Schätzen wie orientalischen Handschriften islamischer Gelehrsamkeit, mittelalterlich illuminierten Handschriften, seinem UNESCO-gefeierten Weltdokumentenerbe.

Auf dem Programm steht noch mehr: Mit einem Harfen-Konzert in der Schlosskirche tauchen Besucher am Freitag, dem 22.9., ein in die Musik der Zeit Willibald Pirckheimers, Namenspatron der Gesellschaft. Der Nürnberger Humanist und Büchersammler war ein enger Freund Albrecht Dürers. Dass dieser Pirckheimer mehrfach porträtierte, zeigen Kupferstiche im Spiegelsaal des Schlosses, die dort Kupferstichen von Baldwin Zettl begegnen. Der Künstler Thomas Offhaus stellt im Kunstforum seine exklusiv für das Treffen geschaffene Grafik vor, unter anderem mit einer Performance am Theremin, dem sphärisch-klingenden Avantgarde-Instrument der 1920er Jahre, vielen nur noch aus Soundtracks utopischer Filme ein Begriff. Die Teilnehmer durchstreifen die Gothaer Altstadt, begrüßt und geführt durch Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch.

Zwei weitere Programmpunkte sind offen für jeden Interessierten: Am Samstag, dem 23.9. um 14.30 Uhr eröffnet der Gothaer Professor Peter Arlt die von ihm kuratierte Ausstellung originalgrafischer Neujahrsgrüße im Spiegelsaal von Schloss Friedenstein mit Grafiken von Künstlern wie Klaus Süß, Egbert Herfurth oder Hans Ticha. Und im Anschluss führen ab 15.30 Uhr der Darmstädter Physik-Professor Norbert Grewe und seine Frau Christiane im Vortrag durch ihre in 50 Jahren entstandene gemeinsame Sammlung an Buchkunst von Jugendstilillustration über Künstlerbücher und Pressendrucken bis Science-Fiction. Für Pirckheimer sind Bücher nicht nur Wissensspeicher. Sie sind auch Zeugen – von Epochen, Haltungen, Gestaltungsmoden und Vorbesitzern. Bücher atmen lebendige Geschichte. Die Pirckheimer lieben Bücher genau aus diesen Gründen. Eine lebendige Gesellschaft von Kunstinteressierten feiert in Gotha Wirkung und Ästhetik des Buchs in Zeiten digitalen Wandels. Mehr zu Programm und Teilnahmebedingungen für die Tagung finden sich auf der Webseite der Pirckheimer: www.pirckheimer-gesellschaft.org.

(Till Schröder)

So, 17.09.2023

Webseite neu – bei der Galerie Druck & Buch in Wien.

Druck & Buch: Webseiten-Update

Nach einem Relaunch ist die neue Webseite der Galerie Druck & Buch in Wien (Berggasse 21/2, A-1090 Wien, neben dem Freud-Museum) online. Das teilt die Betreiberin der Galerie, Susanne Padberg, soeben mit. Auf der Seite ist neben Informationen zu aktuellen und grundlegenden Angelegenheiten (Ausstellungen, Angebote, Besucherservice etc.) auch die komplette Künstlerbuch-Bibliographie des Hauses einzusehen: 300 und nicht selten auch verfilmte originalgrafische Werke sind da zu bewundern. Die Galerie in der österreichischen Metropole hat sich ganz dem Wesen der Buchkunst und der Druckkunst verschrieben und macht immer wieder mit internationalen, viel beachteten Expositionen auf sich aufmerksam. Noch bis zum 03. Oktober kann man die Ausstellung Scored Pages mit Arbeiten von Emily McVarish sehen. Sie ist in der Woche 11 bis 18 Uhr geöffnet.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 16.09.2023

Die Auszeichnungen im "National Collegiate Book Collecting Contest" stehen fest, die Preisverleihung findet am 23.09. im Whittall Pavilion der LoC statt.
Joshua Shelly von der Duke University erhält für “Alte Bücher in Haifa: (Re)building a German Jewish Library in the 21st Century” den zweiten Preis im alljährlichen "National Collegiate Book Collecting Contest" der Zeitschrift "Fine Books & Collections". In seinem Projekt beschäftigt sich Shelly mit dem Aufbau der verlorenen Bibliothek eines deutschen Juden. Es ist die zweite Ehrung, die er dafür erhält.

Joshua Shelly: „(Re)building a German Jewish Library“

Die Preisträger des Wettbewerbs für junge Sammler stehen nun fest – am 22. September 2023 werden die Auszeichnungen des jährlichen National Collegiate Book Collecting Contest im Whittall Pavilion der Library of Congress verliehen. Erster Preis: Ishaan Prasad (vom Harvard College) für Confessions of a Former Sheep Thief: Ten Years of Exploration in Typography. Zweiter Preis: Joshua Shelly (Duke University) für Alte Bücher in Haifa: (Re)building a German Jewish Library in the 21st Century. Den dritten Preis bekommt Enrique Vazquez (Yale University) für die Tales of the Midwestern Northwoods. Und der Essay-Award beim Preis geht an Nichole Nomura (Stanford University) für ihre Classroom Editions of Twain’s The Adventures of Huckleberry Finn.

Joshua Shelly ist Ph.D. der Germanistik an der Carolina-Duke University. Er wurde zu dieser Sammlung durch einen Aufsatz inspiriert, auf den er während der Arbeit an seiner Dissertation in einem Archiv stieß. Alte Bücher in Haifa, veröffentlicht in Paris in den 1930er Jahren, beschreibt die Erfahrung eines deutschsprachigen jüdischen Mannes, der versucht, seine verlorene Bibliothek auf dem Gebrauchtbuchmarkt von Haifa wieder aufzubauen. Joshuas Sammlung konzentriert sich auf die Werke, die für die deutschen Juden im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wichtig waren. 

Shelly merkt dazu an: „Ob ich mich auf der Suche nach einem bestimmten Titel durch das Internet klicke, die Bücherschränke in Berlin durchstöbre oder in einem Buchladen in Jerusalem blättere: Meine Entscheidung, ein Buch in meine Sammlung aufzunehmen, wird von Faktoren wie dem physischen Zustand des Buches, dem Preis – sofern er angemessen ist – und meinem eigenen eigenwilligen literarischen Geschmack bestimmt.“ Bereits zu Jahresbeginn gewann Joshua den ersten Preis in der Kategorie der Ehemaligen im Andrew T. Nadell Book Collectors Contest, der von den Friends of the Duke University Libraries gesponsort wird, für seine Sammlung. Dies brachte ihm einen Geldpreis ein und ermöglichte seine Teilnahme am nationalen Wettbewerb.

Der National Collegiate Book Collecting Contest wurde 2005 von der Zeitschrift Fine Books & Collections ins Leben gerufen, um die besten Leistungen von College- und Universitäts-Studenten auf dem Gebiet des Büchersammelns zu würdigen. Der Sammler-Bewerb wird gemeinsam von der Antiquarian Booksellers’ Association of America (ABAA), der Fellowship of American Bibliophilic Societies (FABS) sowie dem Grolier Club gesponsort und zudem von der Rare Books and Special Collections Division der Library of Congress unterstützt. Die Presseinformationen finden sich hier.

(Maria Bogdanovich/Pressemitteilung)

Mi, 13.09.2023

Heft Nr. 72 der Buntbücher widmet sich Peter Hacks. Der bedeutende Dramatiker, der eine sozialistische Klassik begründen wollte, bezog 1974 mit Anna Elisabeth Wiede die Fenne, sein Sommerhaus in Groß Machnow. Es sollte bis zu seinem Lebensende 2003 ein bedeutendes Refugium für ihn bleiben.

Buntbuch-Gespräch: „Peter Hacks auf der Fenne in Groß Machnow“

In gewisser Hinsicht ist die Veranstaltung im ehemaligen Domizil derer von Arnim im Fläming die Überschneidung zweier Legenden: des Nachruhms des nicht unumstrittenen, aber übergroßen Dichters, Erzählers und Dramatikers Peter Hacks mit einem Sehnsuchtsort, einem Mekka vieler Künstler, gleichsam, ob sie schon da waren oder nicht: dem tief in Stille und in märkischen Wind gebetteten Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf. Das Idyll im brandenburgischen Outback zog eine Vielzahl Kreativer in den Bann, begonnen bei Johannes R. Becher und Anna Seghers über Sarah Kirsch oder Thomas Rosenlöcher, die dem lyrischen Wiepersdorf-Genre Hohes beifügten, bis in die unmittelbare Gegenwart. Am 08. Oktober stellt Hacks-Experte Matthias Dell das neue Opus aus der Reihe der Frankfurter Buntbücher vor, die ihre Heimat im Kleist-Museum in Frankfurt (Oder) wie im Verlag für Berlin-Brandenburg haben: Heft 72, just eben dem Großdichter gewidmet, der am 254. Geburtstag seines Dichtergotts Goethe, am 28. August 2003, 75-jährig starb. Dass nun ein Wiepersdorf-Sonntag dem seinerzeit meistgespielten Stückeschreiber der DDR, dem es darum ging, eine sozialistische Klassik zu etablieren, wie dem jüngsten Heft der schönen Reihe gewidmet ist, verspricht einiges. Hacks, der sich mit der Fenne, seinem Sommerhaus bei Groß Machnow, das er 1973 erwarb und 1974 mit seiner Frau Anna Elisabeth Wiede bezog, einen alten Traum erfüllte, staffierte das Anwesen ganz nach seinem Geschmack aus, und es wurde so Teil der Aura um ihn, seine Haltung, sein Werk, das nach der Wende mehrfach angefeindet wurde, wofür der Meister selbst einiges Öl noch ins Feuer goss. Bis zum Ende seines Lebens spielte das Anwesen eine große Rolle im Leben des Dichters, der sicher zu den großen Gestalten der Literatur des letzten Jahrhunderts zu zählen ist. Das Gespräch zu Buch und Leben Peter Hacksens findet im Verbund mit Ronald Weber statt, einem weiteren Spezialisten zum Thema, dessen bedeutende Biografie Peter HacksLeben und Werk 2018 im Eulenspiegel-Verlag erschien. Die Veranstaltung beginnt 15 Uhr. Die illustrierte Reihe der Buntbücher gehört wohl zu den schönsten kleinen Editionen des Landes.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mo, 04.09.2023

Auf zur "Bücherlust" 2023! | © Ursula Saile-Haedicke

2. „Bücherlust“-Messe in Berlin

Die Antiquariatsmesse Bücherlust in Berlin-Karlshorst geht auf die Zielgerade. Zum zweiten Mal nach 2022 ist es gelungen, ein Bücherfest in Berlin mit mehr als 50 Ständen auf die Beine zu stellen. Christoph Neumann, Inhaber des gleichnamigen Antiquariats und Organisator der Messe, lädt für den 09. und 10. September in die Tribünenhalle der Rennbahn Karlshorst (Treskowallee 159, 10318 Berlin) ein. Die Veranstaltung ist an beiden Tagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet. An diesem „schönen Fest für das Buch“ nimmt auch die Pirckheimer-Gesellschaft mit einem Stand teil.

Auch für das Jahr 2024 ist bereits eine weitere, die dritte Auflage der Bücherlust anvisiert, auch sie wird wieder am zweiten Septemberwochenende in Berlin stattfinden. Da der Anmeldeschluss für 2023 auf den 30. August fiel und knapp vorbei ist, kann man sich nunmehr schon für das nächste Jahr anmelden in der schönen Voraussicht, dass auch dann die Antiquariatsmesse ein Erfolg wird. Für die aktuelle Ausgabe am 09. und 10. September ist ein umfangreiches Begleitprogramm vorgesehen – dieses kann wie die Aussteller-Liste auf der Webseite der Messe abgerufen werden.

Die Vorbereitungen der Neuausgabe der Bücherlust laufen auf Hochtouren und versprechen am nächsten Wochenende eine Schau für den Bibliophilen, das schöne wie seltene Buch. Es gibt auch wieder die Möglichkeit für die Pirckheimer, Freikarten zu bekommen. Neumann dazu: „Wir haben als eine Neuerung in diesem Jahr eine Online-Anmeldung im Verbund mit Oldthing.de eingerichtet, so dass sich Besucher bei freiem Eintritt über einen QR-Code vorab registrieren können und ihr Ticket/QR-Code vor Ort eingescannt werden kann.“ Die Karten für einen freien Eintritt können unter diesem Link angemeldet und abgerufen werden. Also – auf zur Bücherlust!

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mi, 30.08.2023

Michael Hillens Band "Wo das Gestern geblieben ist" erschien bei Königshausen & Neumann in Würzburg. Darin zeigt sich der Bonner Autor als "Landschafter der Erinnerung" und des Auftreffens dieser auf die Gegenwart. Ein Teil des lyrischen Werks von Michael Hillen erschien auch in originalgrafischen Ausgaben.

Wo das Gestern geblieben ist

Der Bonner Dichter Michael Hillen ist ein im besten Sinne Muster der Beständigkeit, der stillen Lotenstiefe dessen, was zu erinnern und zu verhandeln ist, wie des unabdingbaren Hinblickens in dieser wirren und sich mehr denn je überkullernden Zeit. Im letzten Jahr erschien beim Würzburger Verlag Königshausen & Neumann sein jüngster Gedichtband, der in der Zählung der elfte ist und in einem Dreischritt, den die Kapitel des Buches gehen, der Frage nachstreift, (w)o das Gestern geblieben ist, wie man es aus der Ferne betrachtet, dann in größerer Näherung und was schließlich im Heute noch (so der Titel des Schluss-Zyklus) davon zu erkennen, zu entdecken bleibt. Es ist ein seismisches Zoomen und Loopen in diesen leisen Texten, das überaus berührt und die Voids und Filamente zwischen den Mikrokosmen und Makrokosmen füllt und befährt. Die große und hohe Einfachheit, mit der diese Gedichte treffen, kann frappierend sein. Die Ruhe im Sprechen, mit der Michael Hillen sein Sichtungs- und, ja, Erinnerungswerk in Wo das Gestern geblieben ist fortsetzt, erzählt zugleich von der Kraft, ist zu konstatieren, mit der dieses Sprechen gebündelt und in seiner äußeren Unaufgeregtheit kühl hält, ist zuweilen erstaunlich, wird doch vom Scheitern, auch von Verletzungen berichtet, gibt es ein Bedauern über die aussterbenden Wörter, zeigt sich Hillen de facto als Landschafter der bewahrten und vergessenen Dinge, hält fest, worin sich das eigene und wie die in dieses hineinragenden Leben der andern ein- und auszeichnen ... was noch auf dem Totenbett nach vorn schauen lässt, auch im Angesicht der Bruchkante, die das Leben wie letztlich die Welt im, wie gesagt, Großen wie im Kleinen begrenzt. „Poesie, die mit feinem Instrumentarium sich aufmacht, Vergangenem nachzuspüren und dabei auf unvermutet Gegenwärtiges trifft – seiner Melancholie, bisweilen seinem Schrecken ...“ So beschreibt es der Klappentext des hundert Seiten fassenden Gedichtbuchs, das den Wundbildern (Bordenau/Venezia 2016) und der sympatrisch zu nennenden Vorgänger-Sammlung Antonia und andere Frauengeschichten (Ludwigsburg 2018) nachfolgt – und genau so ist es. Wie die Wundrosen gibt es auch den Zwischenband Stockrosen (2020) als bibliophile Ausgabe, letzteren sogar als hochfeines Kassettenwerk im Deutschen Buch- und Schriftmuseum in Leipzig. (Michael Hillen: Wo das Gestern geblieben ist, Gedichte. KlBr., Würzburg: Königshausen & Neumann 2021, 100 Seiten, ISBN 978-3-82607-426-4, 14,80 Euro.)

(André Schinkel)

Di, 29.08.2023

Auf, auf zur Lettern-Walz 2024! | © www.slanted.de

Walz-Stipendium ausgeschrieben

Handsatz und Buchdruck wandernd erlernen – noch bis zum 01.10.23 steht die Bewerbungsfrist für das Stipendium Walz für Handsatz und Buchdruck 2024, das der Verein für die Schwarze Kunst Dresden e. V. ausschreibt, um Freunden künstlerischer Handwerksberufe zu ermöglichen, in bis zu 20 verschiedenen Werkstätten die Grundlagen der Schwarzen Kunst zu erlernen und eigene Projekte umzusetzen. Für 2024 vergibt der Verein sechs Wanderungen für je zwei Monate in wechselnden Werkstätten. Davon sind vier für Stipendiaten unter 30 Jahren reserviert, die der Verein mit jeweils 1.000 Euro unterstützt. Falls keine ausreichende Zahl von Wanderern ausgewählt werden kann, werden weitere Bewerbungen ohne Zeitbefristung entgegengenommen. Auf zur Walz: Alle Modalitäten zur Ausschreibung sind auf der Webseite des Druckkunst-Vereins zu erfahren.

(Verein für die schwarze Kunst Dresden/André Schinkel/Pressemitteilung)

Mo, 28.08.2023

Johann Wolfgang Goethe: "Selige Sehnsucht". Der Großmeister der deutschsprachigen Dichtung der Neuzeit feierte heute seinen 274. Geburtstag. Das Gedicht gehört zu den schönsten, mithin größten Beispielen lyrischer Kunst in der abendländischen Dichtung. Die abgebildete Doppelseite des Texts entstammt der Erstausgabe des "West-östlichen Divan", erschienen 1819 in der Cottaischen Buchh. Stuttgart (die erweiterte Fassung erschien 1827).

„Selige Sehnsucht“, oder: JWG 274

Sagt es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet,
Das Lebend’ge will ich preisen,
Das nach Flammentod sich sehnet.

In der Liebesnächte Kühlung,
Die dich zeugte, wo du zeugtest,
Überfällt dich fremde Fühlung,
Wenn die stille Kerze leuchtet.

Nicht mehr bleibest du umfangen
In der Finsternis Beschattung,
Und dich reißet neu Verlangen
Auf zu höherer Begattung.

Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du Schmetterling verbrannt.

Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.

(Johann Wolfgang von Goethe)

Di, 22.08.2023

Die nächste "artGrafik" in Ahrenshoop (anbei eine Aufnahme von der ersten Messe 2021) findet vom 09. bis 12.05.2024 in der Strandhalle des legendären Künstlerdorfs statt. Es werden wieder namhafte Künstlerinnen und Künstler wie Antje Wichtrey und Katrin Magens u. a. sowie der renommierte Verleger Josef Kleinheinrich an der Ostsee erwartet.

3. artGRAFIK Ahrenshoop: Mai 2024

Die 3. Kunstmesse artGrafik Ahrenshoop wirft schon ihre Schatten voraus: Sie findet vom 09. bis 12. Mai 2024 in der Strandhalle des Kunstdorfs an der Ostsee statt, teilt Pirckheimer-Freund Henry Günther, Künstler und Messe-Organisator, mit. Auch diesmal mit höchst interessanten Künstlern und Editeuren bestückt: So reist Antje Wichtrey eigens aus Granada (Spanien) an. Ihre Arbeiten werden seit mehr als drei Jahrzehnten auf Buch- und Kunstmessen vertrieben: „vorzugsweise über das Kunsthaus Lübeck; dabei befindet sie sich in guter Vertretung mit Günter Grass und Armin Mueller-Stahl.“ Auch Josef Kleinheinrich (Buchkunst Kleinheinrich) kommt aus Münster zur artGrafik. Er verlegt vorzugsweise skandinavische Künstler wie etwa Radierungen Per Kirkebys zu Gedichten von Inger Christensen, aber auch aus dem deutschsprachigen Raum: Markus Lüpertz und Angelika Kaufmann. Und aus Dannenberg kommend, wird die Grafikerin Katrin Magens erstmals dabei sein. Weitere Messe-Informationen kündigt Henry Günther zum Jahreswechsel an. 

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mo, 21.08.2023

Ausgezeichnet: Susanne Eules. | © Chris Nelson

Matthes & Seitz: Nature-Writing-Preis 2023 geht an Susanne Eules

Der diesjährige Preis für Nature Writing, den der Verlag Matthes & Seitz mit Sitz in Berlin in Kooperation mit dem Umweltbundesamt und der Stiftung Kunst und Natur vergibt, geht, wie das Börsenblatt des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels soeben mitteilt, an die interdisziplinär arbeitende Autorin und Künstlerin Susanne Eules. Susanne Eules wurde in Miltenberg geboren und studierte Ethnologie, Kunstgeschichte und Musikwissenschaft, sie wurde 1990 an der Uni von Freiburg im Breisgau promoviert. Die deutsch-amerikanische Autorin arbeitet an der Schnittstelle verschiedener Künste und wurde mit mehreren Chapbooks und Lyrikbänden auf dieser und auf jener Seite des Atlantik bekannt. Ihre Bücher heißen etwa: ůbern růckn des atlantiks / den rand des nachmittags (2012), der kønig.innen hasen hůten (2016), lièvre – a book of hares (2018) und nivolog (2022) – geehrt wurde nun ihr jüngster Text-Zyklus. In der Begründung der Jury heißt es: „Im Gedichtzyklus miami t:ex(i)ting widmet sich Susanne Eules der berühmtesten Stadt Floridas, die wie so viele andere Großstädte vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht ist. Eine Bedrohung, von der sich der kapitalistische Hedonismus des Sunshine State allerdings wenig beeindrucken lässt, mag auch ein ‚wirbelrest von plastikmüll des north atlantic gyre‘ um die Hafentowers sausen, Miami bleibt die ‚alpha city mit korallenkette‘. Man fährt weiter Kreuzfahrtschiff und reitet fröhlich den ‚leviathan der erderwämungsachterbahn‘.“ Und endet, wie zu befürchten steht: „Mal wie Treibgut, mal wie Schaumkronen wogen diese Verse über die Seiten, spielerisch, virtuos und von satirischer Schärfe: ‚o greenland du neues flo/rida‘!“ Darüber hinaus erhalten Claudia Gabler und Alexander Schnickmann je ein Stipendium zur Teilnahme an einem Nature-Writing-Seminar der Stiftung Natur und Kunst in Bad Heilbrunn im Herbst 2023. Die Preisverleihung findet am 10. September im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals Berlin im Silent Green Kulturquartier statt.

(André Schinkel/Pressemitteilung)