Zur Typographie der Jahrhundertwende

© Maximilian-Gesellschaft
 

Vortrag

Der Vortrag beschreibt Rilkes Weg vom Axel Juncker - zum Insel-Verlag am Beispiel des »Buchs der Bilder«. Das Werk erlebt fünf Auflagen, die alle unterschiedlich gestaltet sind. Gleichzeitig arbeitete Rilke immer weiter an der Gedichtsammlung, die von einem kleinen Bändchen mit nur 48 auf einen stattlichen Band von 193 Seiten anwuchs. Die Gestaltung der Ausgaben erfolgte stets in enger Zusammenarbeit mit dem Dichter.
Anders war die Situation bei Marcus Behmer, der 1910 für den Insel-Verlag die Typographie für einen alten Text entwarf: Goethes »West-östlichen Divan« von 1819.  Kippenberg ließ ihm dabei völlig freie Hand. Behmers Ausgabe hob sich deutlich von der Tradition der Klassiker-Ausgaben des 19. Jahrhunderts ab.
Bei Rilke Rilke handelte es sich um die Suche nach der adäquaten Typographie für einen modernen Text, bei Behmer dagegen um die Suche nach einer neuen Typographie für einen alten Text. Das Ergebnis zeigte erstaunliche Übereinstimmungen.

Dr. Monika Estermann stellte den Berlin-Brandenburger Pirckheimern auf einem Vortragsabend in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin ihr exzellentes Wissen zur Buchgestaltung zur Verfügung.

Dreißig Jahre lang war sie für den Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt am Main tätig, betreute die Publikationen der Historischen Kommission, so auch das „Archiv für Geschichte des Buchwesens“ (AGB), und hat zahlreiche Aufsätze und größere Publikationen zu buchgeschichtlichen Themen verfasst. Seit 2011 lebt sie nun in Berlin und fühlt sich hier wohl, nicht zuletzt wegen der Möglichkeit, die Bestände der Staatsbibliothek für ihre Recherchen nutzen zu können.

Zu Beginn des Jahres hatten viele Pirckheimer bereits Gelegenheit, ihr neuestes Werk „Buchkultur in 19. Jahrhundert“ in der Staatsbibliothek kennenzulernen, das sie zusammen mit Dr. Frieder Schmidt im Auftrag der Maximilian-Gesellschaft verfasst hat. Zahlreiche Abbildungen in diesem Handbuch stammen aus der Staatsbibliothek.

Vor diesem umfangreichen Hintergrundwissen beschränkte sich der Vortragsabend thematisch auf Rainer Maria Rilkes „Buch der Bilder“ und auf Goethes „West-östlichen Divan“ in der Gestaltung von Marcus Behmer im Insel-Verlag. Mit Unterstützung von Wandprojektionen und einem Dutzend antiquarischer Ausgaben wurden die Anwesenden mit der Typografie verschiedener Ausgaben vertraut gemacht.

Dieser Pirckheimer-Abend endete mit geschärftem Blick für typografische Aspekte und mit einem herzlichen Dank für die Referentin, die als Expertin für Buchgestaltung und als Mitglied die Pirckheimer-Gesellschaft bereichert.

Auszug aus dem Bericht von Rüdiger Schütz in den Marginalien H. 227

Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Breite Straße 35, Erdgeschoss, kleiner Säulensaal
10178 Berlin
Deutschland

Mit
Dr. Monika Estermann

Buchgestaltung im Insel-Verlag um 1900:
Rainer Maria Rilkes „Buch der Bilder“ (1902-1913) und Goethes »West-östlicher Divan« in der Gestaltung von Marcus Behmer (1910)

Zuständige Regionalgruppe
Berlin-Brandenburg