Gulliver's Travels - Illustrationen zu einem Klassiker der englischen Literatur

Jonathan Swift, Gemälde von Michael Dahl 1734, Finnish National Gallery
 

Vortrag

Joachim Möller, Pirckheimer, Anglist und Kenner englischer Buchillustrationen und Buchillustratoren reist mit uns und mit Gulliver in märchenhafte Gegenden.

Lassen Sie sich verzaubern!

An diesem Abend hat der Anglist Joachim Möller in der Berliner Stadtbibliothe über die Illustrationen von Jonathan Swifts Gullivers Reisen, einem Klassiker der englischen Literatur, aus historischer Sicht berichtet. Die fantastischen und utopischen Geschichten der Zeit, wie Daniel Defoes Robinson Crusoe und Swifts Reisen des Lemuel Gulliver, im Jahr 1726 zuerst anonym in England, in Deutschland schon 1732 veröffentlicht, bieten sich geradezu zur bildlichen Darstellung an. Da Robinson und Gulliver immer wieder angepasst und gekürzt, später oft auch als Kinderbuch, herausgegeben wurden, waren ansprechende Illustrationen wichtig.

Für den jeweiligen Künstler bedeutet die Illustration, sich intensiv mit dem vorliegenden Text auseinanderzusetzen, mit den Bildern den Inhalt zu interpretieren, verständlicher zu machen, was besonders bei Kindern gut ankommt. Die gezeigten Zeichnungen spiegeln ihre Entstehungsepochen wider: etwa Barock, Romantik, Jugendstil, Expressionismus. Entsprechend sind Landschaften, Gesichter, Kleidung, Häuser, das ganze Geschehen im Zeitkolorit dargestellt, in den früheren Darstellungen kommen noch Schmuckelemente als Umrahmungen dazu, auch findet man immer wieder Ähnlichkeiten mit Karikaturen.

Swift versuchte mit seinem Gulliver die Zwiespältigkeit seiner Welt darzustellen. Der Illustrator dieser Texte muss das Anliegen des Autors erkennen und an den Inhalt angepasst wiedergeben. Das war beim Skeptiker Swift keine ganz leichte Aufgabe. Mit Beispielen von Grandville (1803–1847), einem der besten Grafiker seiner Zeit, zeigte der Referent interessante, der Zeit entsprechende Lösungen (Holzschnitte). Aus einer deutlich späteren Zeit erkannt man die Bilder von Josef Hegenbarth (1884–1962). Am Beispiel des fiktiven Abenteurers Gulliver konnte der Referent die Ansprüche an gute Illustration demonstrieren, einer historisch, künstlerisch und dem Text verpflichtete Bildbeigabe auf verschiedenste Weisen wie Kupferstich, Holzschnitt oder Lithografie, dies als Druck, seltener als Originalreproduktion. Die ideale Illustration entspricht dem Text des Autors, das war auch in späteren Ausgaben des Gulliver immer wieder gut möglich. Es bleibt die Frage, ob die von Swift qua Gulliver angesprochenen Dinge manchmal noch heute zu beobachten sind.                                                    

Auszug aus dem Bericht von Christian Klinkenstein in Marginalien H. 237

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Mit
Dr. Joachim Möller
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