„… ein Sinnbild adliger, weiblicher Bildung …“ – die „Prinzessinnen Bibliothek“

Vortrag

Es ist fast schon eine Tradition, dass die Berlin-Brandenburger Pirckheimer die jährliche Reihe ihrer Veranstaltungen in einem der Häuser der Staatsbibliothek beginnen.

Zum Start ins Jahr 2018 wird uns Andreas Wittenberg, Referatsleiter in der Abteilung Historische Drucke, eine spektakuläre Neuerwerbung vorstellen. Im Jahre 2017 gelang es der Staatsbibliothek gemeinsam mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, die Privatbibliothek der Prinzessin Sofia Albertina von Schweden und Äbtissin des Stifts Quedlinburg aus schwedischem Privatbesitz zu erwerben.

Schon allein die Geschichte der Erwerbung ist spannend, die Bibliothek ansich aber noch viel spannender, enthält sie doch nicht nur die Bücher von Prinzessin Sofia Albertina, sondern auch Bücher ihrer Mutter Luise Ulrike von Preußen, der späteren Königin von Schweden, und ihrer Großmutter, Sophie Dorothea von Hannover, Königin in Preußen.

Lassen Sie sich also überraschen und freuen Sie sich auf einen interessanten Abend.

N. S.

Wie es inzwischen gute Tradition ist startete auch das Berlin-Brandenburger-Pirckheimer-Jahr 2018 mit einem Abend im Haus Unter den Linden der Staatsbibliothek zu Berlin. Andreas Wittenberg, Referatsleiter in der Abteilung Historische Drucke, stellte die sogenannte „Prinzessinnen-Bibliothek“ vor, die Privatbibliothek der Prinzessin Sophie Albertine von Schweden und Äbtissin des Stifts Quedlinburg (1753–1828), die im Jahre 2017 von der Staatsbibliothek erworben werden konnte. Schon die spannende Geschichte vom ersten Anruf eines gut bekannten englischen Antiquars bis zum glücklichen Transport der ca. 4500 Bände aus der Stockholmer Altstadt nach Berlin, der aus versicherungstechnischen Gründen auf dem Landweg erfolgen musste, ist eine Geschichte wert und der Referent wusste sie spannend und humorvoll vorzutragen. Nach etwa zwei Jahren intensiver Bemühungen konnte die Aktion glücklich abgeschlossen werden. Die Erwerbung ist gelungen und die Bücher stehen nun im Tresormagazin Unter den Linden. Die Staatsbibliothek und die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten sind jetzt Eigentümer dieser einmaligen Sammlung. Ihre Katalogisierung und Erschließung hat inzwischen begonnen und von Woche zu Woche kann eine größer werdende Anzahl von Drucken über den OPAC der „Stabi“ recherchiert werden. Die Prinzessinnen-Bibliothek enthält aber – wie schon aus der Bezeichnung zu schließen ist – nicht nur die Bücher von Prinzessin Sophie Albertine, sondern auch die ihrer Mutter Luise Ulrike von Preußen, der späteren Königin von Schweden (1720–1782), und ihrer Großmutter Sophie Dorothea von Hannover, der späteren Königin in Preußen (1687–1757). Außerdem befinden sich in der Bibliothek zwei Bücher von Sophie Charlotte von Hannover (1668–1705), der Urgroßmutter von Sophie Albertine und mehrere Bände aus dem Besitz von Hedwig Elisabeth Charlotte von Schleswig-Holstein-Gottorf, der späteren Königin von Schweden und Norwegen (1759 – 1818), einer Tante von Sophie Albertine. Im Mittelpunkt des Abends standen natürlich die Bücher der drei ersteren adligen Damen, die Herr Wittenberg auf mehreren Tischen ausgelegt hatte: Schon Sophie Dorothea besaß eine umfangreiche Büchersammlung. Sie ließ ihre Bücher vor allem in braunes Leder einbinden und kennzeichnete ihren Buchbesitz mit ihren goldgeprägten Initialen. Auf dem Vorderdeckel sehen wir die gespiegelten Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen S und D. Bücher aus dieser Provenienz fanden sich auch vor der Erwerbung aus Schweden in den Beständen der Staatsbibliothek Berlin, natürlich auch in der Bibliothek der Preußischen Schlösser und Gärten Potsdam aber auch in anderen Bibliotheken. Hin und wieder tauchen einzelne Bücher auch im Antiquariatsbuchhandel auf. Die zweite Dame, Luise Ulrike, ist die Schwester Friedrich II. Im Alter von 24 Jahren heiratete sie auf Wunsch ihres Bruders den schwedischen Kronprinzen Adolf Friedrich. In ihrem Schloss in Drottingholm hielt die als geistreich und kultiviert beschriebene Monarchin einen glanzvollen Hof. Obwohl das Verhältnis zu ihrem Sohn, der seinem Vater als König Gustaf III. auf dem Thron folgte, als ein sehr angespanntes galt, durfte sie nach dem Tode ihres Mannes (1771) ihre private Büchersammlung behalten, während die offizielle Sammlung von Schloss Drottingholm eingezogen wurde und sich heute in staatlichem Besitz befindet. Ihre Bücher, meist auch in braunes Leder gebunden, zeigen als Besitznachweis sowohl ihre verschlungene Initialen, aber auch das goldgeprägte große Allianzwappen von Schweden und Preußen mit einer Königskrone darüber. Ihre Tochter, Sophie Albertine, wuchs am schwedischen Hof auf und ihr hatte ihr Bruder weitreichende Pläne. Eheprojekte wurden erwogen, sowohl mit dem Herzog Wilhelm von Oldenburg als auch mit König Stanislaus II. von Polen. Doch aus unterschiedlichsten Gründen führten diese Pläne nicht zum Erfolg. Sie blieb zeit ihres Lebens unverheiratet und wurde 1767 vom Kapitel des reichsunmittelbaren und freiweltlichen Stifts Quedlinburg zur Koadjutorin gewählt. Nach dem Tode ihrer Vorgängerin und Tante Anna Amalia, der jüngsten Schwester Friedrich II., wurde sie am 15. Oktober 1787 als Äbtissin eingeführt. Ein Ereignis, das sich auch in ihrer Bibliothek gut verfolgen lässt. Ihre Bücher haben ein etwas anderes Aussehen. Sie bevorzugte rotes Leder bei der Bindung ihrer Bücher und wählte als Besitzkennzeichen ihre goldgeprägten, ineinander verschlungenen Initialen S und A. Da Albertine kinderlos starb musste ihr Nachlass testamentarisch geregelt werden. Als ihren letzten Willen in Bezug auf ihre Bücher verfügte sie, dass ihre Oberhofmeisterin und gute Freundin, die Gräfin Lolotte Stenbock, alleinige Erbin werden sollte. Doch an das Erbe war eine Bedingung geknüpft: Die Gräfin und ihre Nachkommen im Mannesstamm mussten diese Sammlung geschlossen erhalten. Bis in die achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde diese Bedingung erfüllt und die Bibliothek verblieb in der Familie Stenbock, ab 1947 als Depositum im Nordischen Museum in Stockholm aufgestellt. Der letzte Besitzer hatte zwei Töchter – die Bedingung konnte nicht mehr erfüllt werden und die Bibliothek wurde 1985 an einen schwedischen Industriellen verkauft. Dieser bot sie dann über einen englischen Antiquar als Vermittler der Staatsbibliothek zum Kauf an. Die Kaufsumme, über die Stillschweigen vereinbart wurde, kommt einer sozialen Stiftung des Verkäufers zu Gute. Was stand nun in einer Bibliothek, die solch hochgestellte Besitzerinnen hatte? Dass es sich fast ausschließlich um Bücher in französischer Sprache handelt verwundert nicht allzu sehr, denn dies war die gängige Sprache an den damaligen Höfen. Deutsche und schwedische Texte gibt es nur sehr wenige. Die Drucke sind vor allem aus dem 17. bis zum 19. Jahrhundert. Da gibt es dann das, was man als „höfische Pflichtlektüre“ bezeichnen könnte, wie u. a. die Werke Friedrichs des Großen, Adelskalender und historische Abhandlungen. Dann die Bücher, die die Damen einfach gerne gelesen haben und die zur Allgemeinbildung gehörten. Klassiker wie Goethe, Schiller und Shakespeare sind vertreten, und z.B. auch eine Ausgabe des Robinson Crusoe. Natürlich auch die Bücher, für die sehr persönliche Lektüre in unterhaltsamen Mußestunden. Hier finden wir Memoiren, durchaus auch galanter Natur, Briefsammlungen und immer wieder Reiseberichte und auch die neuesten Journale zu Mode und Frisuren dürfen nicht fehlen. Der neuen Äbtissin wurden zu ihrer Amtseinführung zahlreiche Geschenke dargebracht, unter anderem auch eine Vielzahl von Huldigungsschriften. Nicht nur in Seide eingebunden, sondern auch der Text wurde auf Seide gedruckt. Stickereien verzieren die Einbände, die meist die Initialen der Äbtissin tragen, das Wappen des Stifts oder das Allianzwappen.

N. S.

Staatsbibliothek zu Berlin
Haus Unter den Linden 8
10117 Berlin
Deutschland

Mit
Andreas Wittenberg

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Berlin-Brandenburg