Die schönen Unbekannten – Bibliotheken, die nicht jeder kennt: Die Bibliothek des Deutschen Historischen Museums

Vortrag

Unter dem Titel "Die schönen Unbekannten" werden die Berlin-Brandenburger Pirckheimer in jedem Jahr eine Bibliothek besuchen, die nicht so im Fokus der Öffentlichkeit steht. Wir starten in diesem Jahr mit der Bibliothek des DHM. Sie ist sowohl die Dienstbibliothek für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DHM als auch eine öffentlich zugängliche Spezialbibliothek zur deutschen Geschichte. Sie umfasst einen Bestand von etwa 250.000 Bänden. Gleichzeitig ist hier die Sammlung Handschriften - Alte und wertvolle Drucke des Deutschen Historischen Museums untergebracht. Der Lesesaal der Bibliothek ist ein architektonisches Kleinod. Er befindet sich in der ehemaligen Kassenhalle der Preußischen Centralgenossenschaftskasse, die ihren Sitz von 1896–1945 in diesem Gebäude hatte. Im Krieg blieb der Lesesaal wie durch ein Wunder unzerstört und so präsentiert sich der Raum heute in der nahezu originalen Ausstattung wie 1910. Freuen Sie sich also auf eine im wahrsten Sinne des Wortes „schöne Unbekannte“.

Ninon Suckow

Fast 40 Pirckheimer und Gäste waren der Einladung gefolgt, und so mussten die 16 Lesesaalarbeitsplätze mit reichlich Stühlen und Hockern erweitert werden, um alle unterzubringen. Matthias Miller, Chef des Hauses, gab zuerst einen kurzen Einblick in die Geschichte und die Aufgaben seiner Bibliothek. Dann folgte eine Reise durch über 1.000 Jahre Geschichte, die Miller anhand verschiedener Materialien dokumentierte. Los ging es mit der Historia Augusta – der Sammlung römischer Kaiserbiografien, deren älteste Handschrift aus dem 9. Jahrhundert stammt, hier präsentiert mit einem Baseler Druck von 1519. Das älteste gezeigte Dokument war ein Pergamentfragment der Heliand-Handschrift von circa 830, das als tschechoslowakisches Staatsgeschenk an Wilhelm Pieck 1953 in die Sammlung des damaligen Museums für deutsche Geschichte gekommen ist. Und so ging es weiter durch die Jahrhunderte. Ein wichtiges Zeugnis für die Geschichte der Sammlung ist der Thematische Katalog der Bibliothek des Königlichen Zeughauses Berlin von 1885. Unter die Haut ging ein 1940 in Amsterdam gedrucktes kleines Heftchen mit dem Gedicht der Zehn kleinen Meckerlein. Es endet mit dem Vers: »Der letzte kleine Meckerlein ließ dies Gedichtchen sehn, da kam er nach Oranienburg, da waren’s wieder zehn.« Mit dem Koalitionsvertrag zwischen den Grünen und der SPD in Baden-Württemberg von 2011 waren wir dann fast wieder in der Gegenwart angekommen.

Matthias Miller hatte alle Objekte nach und nach auf den halbhohen Regalen rund um die Lesesaalplätze ausgelegt, sodass alles in Ruhe nochmals beschaut und im Gespräch vertieft werden konnte. Es war ein langer und höchst interessanter Abend, der den Anwesenden eine etwas andere Sicht auf Schriftgut nahebrachte, nämlich die, es auch als Zeitzeugnis zu betrachten.                                         

Ninon Suckow

Deutsches Historisches Museum – Bibliothek
Hinter dem Gießhaus 3
10117 Berlin
Deutschland

Mit
Dr. Matthias Miller
Zuständige Regionalgruppe
Berlin-Brandenburg