Die Novemberrevolution im Spiegel der Handzettel und Flugblätter der Staatsbibliothek

Vortrag

Einblattdrucke dienten seit der Inkunabelzeit der schnellen Information über aktuelle Ereignisse. Sie sind gleichzeitig immer auch ein Medium für die Beeinflussung ihrer Leser. Information und Propaganda gehen hier Hand in Hand.

Die Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin umfasst 30 000 kulturhistorischen Einblattdrucke und Flugblätter des 16. bis 21. Jahrhunderts und hat ihren Schwerpunkt im Bereich der europäischen Geschichte. Sie weist kaum nennenswerte Kriegsverluste auf und wurde durch die Erwerbung der Feindflugblätter aus dem ersten und zweiten Weltkrieg noch einmal stark erweitert. Die Sammlung wird kontinuierlich bis in die Gegenwart fortgesetzt.

Christiane Caemmerer leitet das Referat Einblattmaterialien in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin. Als Einstimmung auf das Jubiläumsjahr zeigt sie uns an diesem Abend einen spannenden Ausschnitt aus der Sammlung.

N. S.

Die Novemberrevolution im Spiegel von Handzetteln und Flugblättern. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr waren die Berlin-Brandenburger Pirckheimer zu Gast in der Staatsbibliothek. Dr. Christiane Caemmerer, Leiterin des Referats Einblattmaterialien der Handschriftenabteilung, gab zuerst eine kurze Einführung in die Geschichte des Bestandes an Einblattdrucken der Bibliothek. Dieser setzt sich aus mehreren Teilsammlungen zusammen, die historisch bedingt im Moment noch auf beide Häuser der Bibliothek aufgeteilt sind und in unterschiedlichen Abteilungen verwaltet werden. 2019 werden die kulturhistorischen Einblattdrucke, Handzettel und Flugblätter in der Abteilung historische Drucke vereint sein. Die revolutionären Ereignisse wurden von Frau Caemmerer exemplarisch in vier Stationen dokumentiert, deren erste die Zeit um den 8. November 1918 mit dem Matrosenaufstand, der Abdankung des Kaisers und der Übergabe der Reichskanzlerschaft an Friedrich Ebert umfasste. Diese Zeit wurde etwas ausführlicher durch eine PowerPoint-Präsentation erläutert. Die zweite Station umfasste den Aufstand zum Weihnachtsfest 1918/19, den Spartakusaufstand (5.1 -19.1) mit der beginnenden Etablierung der Freikorpseinheiten, der Besetzung des Zeitungsviertels und die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Bei der dritten Station ging es um die Wahlwerbung zur Nationalversammlung mit der Wahlpropaganda der bürgerlich linken und liberalen Parteien auf der einen und der konservativen Parteien auf der anderen Seite. Hier wurde besonders auf das neue Frauenwahlrecht eingegangen und Wahlpropaganda für den weiblichen Teil der Bevölkerung gezeigt, denn eine der großen Errungenschaften der Revolution war nicht nur die Aufgabe des Dreiklassenwahlrechts, sondern auch die Öffnung der Wahlen für die Frauen. Da sich die Revolution des frühen 20. Jahrhunderts in Deutschland vor allem auch regional vollzogen hat, beschäftigte sich die vierte Station beispielhaft vor allem mit der Räterepublik in Bayern. Die ausgelegten Blätter machten die zum Teil sehr deutlich. Eine sehr schöne Ergänzung zu den Einblattdrucken waren Blätter aus der ebenfalls von Christiane Caemmerer betreuten Portraitsammlung. Hier wurden einige der Protagonisten z.T. auf zeitgenössischen Kupferstichen gezeigt. Wegen der schlechten Papierqualität werden alle diese Blätter im Allgemeinen nur noch digital zur Verfügung stellen. Die Pirckheimer hatten das Privileg, diese im Original anzuschauen. Es hieß aber aus diesem Grunde auch „bitte nicht anfassen“. Da nach dem Einführungsvortrag alle Stationen selbständig betrachtet werden konnten und es dazwischen auch genügend Platz gab, bildeten sich sehr schnell Gesprächsgruppen mit Frau Caemmerer und mit ihrer Kollegin Felicitas Rink, die sie an diesem Abend unterstützte, aber auch unter den Pirckheimern selbst und es entstand ein reger Austausch. Ein Thema dabei war das Datum 9. November, denn die Parallelen zu einem anderen 9. November, an dem morgens auch niemand damit rechnete, dass am Ende des Tages alles ganz anders sein würde, drängte sich vielen von uns auf. Ein anregender Abend der etwas anderen Art, an dem weniger ein Vortrag im Mittelpunkt stand, als das gemeinsame Gespräch über die ausgelegten Exponate und vor allem auch die darin dokumentierten Ereignisse.

N.S.

Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße
Postdamer Str. 33, Treffpunkt Foyer
10785 Berlin
Deutschland

Mit
Dr. Christiane Caemmerer
Zuständige Regionalgruppe
Berlin-Brandenburg