„Gold und Bücher lieb ich sehr ...“

Ausstellung

Am Dienstag, den 28. November 2017, besuchten einige „Pirckheimer in Bayern“ die Ausstellung „Gold und Bücher lieb ich sehr ...“ in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg. Dr. Karl-Georg Pfändtner, der Leiter der Bibliothek, umriss in einem einführenden Vortrag kurz die Sammlungsgeschichte der Bibliothek, besonders natürlich der „Cimelien“, und stellte herausragende Stücke aus den Sammlungsbereichen Augsburg, Schwaben und Süddeutschland, Druckerzeugnisse aus Europa („Restdeutschland“, und v.a. Italien und Frankreich), Erzeugnisse nicht-europäischer Schriften (Orientalia) sowie Handschriften bzw. Autographen vor.

Aus der ersten Gruppe wurde u.a. der „Theuerdank“ gezeigt: Nürnberg [i.e. Augsburg]: Johann Schönsperger d.Ä., 1517“ (wie’s im Katalog heißt) – in dem „in allegorischer Weise die Brautfahrt Theuerdanks (d.i. Maximilian I.) geschildert“ wird. Aus der zweiten Gruppe stach natürlich das kurz vor der Ausstellung entdeckte Fragment der Gutenberg-Bibel hervor: am Freitag vor der geplanten Druckfreigabe des Katalogs erst vom Bibliothekar Wolfgang Mayer aus dem Regal gezogen und identifiziert – und somit in der Bibliothek für Vollbeschäftigung übers Wochenende sorgend, ehe die Druckfreigabe schließlich mit zwei Tagen Verspätung am Mittwoch statt Montag erfolgen konnte. Dazu ein französisches Kochbuch (Paris, ca. 1540), und ein kolorierter Straßburger Druck von Mandevilles Reisebeschreibung von 1484. Aus der Orientalia griff der Vortragende das „Buch vom Ball und vom Schlägel“ heraus, eine mit fünf prachtvollen Miniaturen geschmückte und auf jeder Seite reichdekorierte Handschrift aus dem Iran aus dem 16. Jahrhundert. Und wenn vom Osten die Rede ist, dürfen japanische Holzschnitte nicht fehlen – ein „Liebespaar am Webstuhl“ von Utamaro (Ende 18. Jh.), und von Hokusai zwei Einzelblätter mit Skizzen von „Menschen und Tieren“. Von den Handschriften wurde das „Zunftehrenbuch“ (Augsburg, 1545) gezeigt, ein „Hauptstück der Selbstdarstellung der Stadt Augsburg“ (K.-G. Pfändtner). Es „schildert ... die Ratsverfassung Augsburgs von 368 und die darin festgelegten Ämter in Parallele zu den Ämtern im republikanischen Rom der Antike“ (aus dem Katalog). Sowie die „Geschlechterbeschreibung der Familie Hainhofer“, Handschrift Augsburg, 1626-1661, mit dem prächtigen „Stammbaum-Pfau“, der auch Plakat und Katalog zur Ausstellung schmückt. Schließlich ein Brief Martin Luthers an den Rat der Stadt Memmingen, in dem er sich für einen Stipendiaten einsetzt.

Im Anschluss an seinen Vortrag führte Dr. Pfändtner durch die Ausstellung im prachtvollen „Unteren Cimeliensaal“. Wegen des großen Besucherzuspruchs mussten zwei Gruppen gebildet werden, da sich aus feuerpolizeilichen Gründen maximal 20 Personen dort aufhalten dürfen. In den beiden Cimelien-Sälen des Bibliotheksbaus von 1883 wurden früher die Kostbarkeiten der Sammlung als Dauerausstellung gezeigt; seit den 60er Jahren wurde diese Praxis aufgegeben, und die Säle werden für wechselnde Sonderausstellungen genutzt. Selten habe ich eine Präsentation kostbarer alter Bücher und Handschriften als so stimmig und passend mit Raum und Einrichtung empfunden wie hier. Auch hier wurde das Gutenberg-Fragment gebührend bewundert: präsentiert noch in der Form des Einbandes, denn – wie Pfändtner erläuterte – jetzt würden derartige Fragmente belassen wie sie sind, im Unterschied zu früher, als sie abgelöst wurden.

Matthias Haberzettl

Staats- und Stadtbibliothek Augsburg
Schaezlerstraße 25
86152 Augsburg
Deutschland

Mit
Dr. Karl-Georg Pfändtner

480 Jahre Staats- und Stadtbibliothek Augsburg
Cimelien-Ausstellung
19. Oktober 2017 bis 15. Dezember 2017

Zuständige Regionalgruppe
Bayern