Pirckheimer-Blog

Neuerscheinung

So, 20.11.2022

Arno Nadels Radierung "Hölderlin" von 1923.
Christoph Prignitz samt seiner Publikation und den Entdeckungen zu Arno Nadels Werk.

Arno Nadel – Ein Hölderlin für die Landesbibliothek

Verfolgt vom NS-Regime, in Auschwitz ermordet: Arno Nadel (1878–1943) war Maler, Schriftsteller und Musikwissenschaftler. Seine Werke: zu großen Teilen zerstört. Nun schenkte der Oldenburger Literaturwissenschaftler und Sammler Christoph Prignitz der Landesbibliothek Oldenburg eine Originalradierung des jüdischen Künstlers: ein bisher weitgehend unbekanntes expressionistisches Porträt Friedrich Hölderlins (1770–1843), das in einem Pressendruck von 1923 enthalten ist. Bislang besaßen in Deutschland nur das Jüdische Museum in Berlin und die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar diesen Pressendruck – nun auch die Landesbibliothek Oldenburg.

Nadel arbeitete als Musikwissenschaftler zu jüdischen Volksliedern und zur Synagogenmusik und besaß eine große Sammlung von Musikalien. Bevor er und seine Frau nach Auschwitz deportiert wurden, überließ er seine Sammlung und Teile seiner eigenen Werke der bekannten Künstlerin Käthe Kollwitz. Sie wurden zusammen mit ihrem Atelier während des Krieges in Berlin zerstört. „Ganz zufällig habe ich in einem Berliner Antiquariat das Porträt entdeckt“, erzählt Christoph Prignitz, „der Name Arno Nadel war mir natürlich auch völlig unbekannt.“ Er erkundigte sich beim Jüdischen Museum in Berlin und beschäftigte sich genauer mit Nadels Werk. Daraus ist eine Publikation entstanden, die den Pressendruck in das Werk Arno Nadels einordnet.

Die expressionistische Originalradierung von 1923 verfremde das bekannte Porträt des jungen Hölderlins von Franz Carl Hiemer, erklärt Prignitz – die Gesichtszüge seien viel dunkler und illustrieren damit die im Pressendruck enthaltenen Gedichte aus der Wahnsinnszeit. Eine weitere Zeichnung mit dem Namen Hölderlin-Insel verarbeitet den zunehmenden Kulturverlust in der NS-Zeit, so Prignitz. Der Sammler möchte der Bibliothek noch weitere erhaltene Werke von Arno Nadel überlassen. Die Landesbibliothek erhält auf diese Weise eine kleine Spezialsammlung, die die jüdische Gemeinde in Oldenburg und die überregionale Wissenschaft interessieren dürfte.

Anlässlich des diesjährigen Erinnerungsgangs am 10. November wurde die Spezialsammlung zeitgleich mit der Ausstellung Das geht auch mich an! in der Landesbibliothek Oldenburg präsentiert. Die von Schüler*innen der IGS Helene-Lange-Schule entwickelte Ausstellung war vom 7. bis zum 19. November zu sehen. Prignitz’ Publikation zur Entdeckung erschien bei WVB.

Christoph Prignitz 
Hölderlin: Ein Porträt und eine Skizze
von Arno Nadel (1878–1943)
Berlin: WVB 2022
67 Seiten mit Ill., 19,80 Euro
ISBN 978-3-96138-324-5.

(André Schinkel/Landesbibliothek Oldenburg/Pressemitteilung)

Fr, 11.11.2022

Heft 2022/2 der "Wandelhalle für Bücherfreunde" ist im Oktober erschienen.

Wandelhalle für Bücherfreunde

Auf den Punkt, kurz vor der Frankfurter Buchmesse, erschien das Herbstheft der Wandelhalle für Bücherfreunde der Gesellschaft der Bibliophilen e. V., der ältesten (gegründet 1899) Gesellung von Bücherfreunden und -sammlern in Deutschland. Das Heft, verantwortet von Silvia Werfel, gestaltet von Michael Hempel, verweist bereits im Editorial auf einen elementaren Termin im europäischen Geistesleben: den Eintritt Christoph Martin Wielands als Prinzenerzieher in den Weimarer Hof vor 250 Jahren. Damit, so Vereinsvorsitzende Annette Ludwig, tritt das seinerzeit „kleine Mokchen“ Weimar in den Vorabend der nach ihm benannten Klassik und damit in die Weltliteratur ein. Dazu passend folgt im Heft ein so ausführlicher wie einnehmender Bericht über das Jahrestreffen der GdB im mittelthüringischen Musentempel und lässt das bibliophile Herze angesichts der Ereignisse und vielen Weimarer Sichtungen und Besichtigungen höher schlagen, gefolgt von einem Rückblick auf die Frühjahrexkursion der Fränkischen Bibliophilen. Es gibt weiterhin bibliophile Notizen zu Maximilian Liebenwein, zur Sammlung Onno Feenders in der Landesbibliothek Oldenburg, Meldungen zum Mainzer Gutenberg- wie zum Breslauer Preis für Bibliografie sowie einen kleinen Strauß Rezensionen und Personalia, Meldungen aus der Bücherwelt, eine Betrachtung der Geschichte des Lesens und schließlich die Ankündigung der nächsten Jahrestagung, die im Juni 2023 in Wiesbaden stattfinden wird. Ein rundes und vom ersten bis zum letzten Wort lesenswertes Kompendium zum Stand der bibliophilen Dinge, handlich und im Jahresabo für 10 Euro zu haben. Auch der abschließende Bücher-Tipp ist abgestimmt und aufregend: Im empfohlenen Werk geht es um Goethe und die Geschichte seiner Bibliothek. Ein kleines und doch prallvolles Heft, das man immer wieder gern zur Hand nimmt.

(André Schinkel)

Do, 10.11.2022

Peter Burschels Porträt der HAB erschien in der renommierten Insel-Bücherei.
"Le Chant des morts": Doppelseite aus dem Band.

Die Herzog August Bibliothek. Eine Geschichte in Büchern

Das Buch von Historiker Peter Burschel, seit 2016 Direktor der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, ist der Geschichte der Bibliothek gewidmet. Im Jahr 2022 feiert sie ihr 450-jähriges Bestehen. Die 1572 gegründete Bibliothek galt als die größte Bibliothek Europas, gemessen an der Zahl der gedruckten Bücher, und war und ist eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen mittelalterlicher Handschriften. In lebendiger Sprache, mit vielen interessanten Details, unter Verwendung zahlreicher Primärquellen schildert der Autor die wichtigsten Veränderungen in der Geschichte der Bibliothek (Erstellung und Entwicklung des Katalogs, die Öffnung der Sammlungen für die Öffentlichkeit, Erwerb wertvoller Handschriften, Änderungen des rechtlichen Status der Einrichtung usw.).

Eine Reihe von Personen, welche die Geschichte der Bibliothek mitgestaltet haben, treten vor dem Leser auf: „Bibliothecarius“ Leonhard Schröter, der Bibliothekar des herzoglichen Bücherhauses Gotthold Ephraim Lessing, der Buch-Broker und Augsburger Kunsthändler Philipp Hainhofer, auch Bibliotheksdirektor Erhart Kästner und sein Nachfolger Paul Raabe. Von besonderem Interesse ist die Geschichte der Bibliothek im 20. Jahrhundert, der der Autor mehrere Seiten widmet: „Die Geschichte der Herzog August Bibliothek zwischen 1933 und 1945 ist ein Desiderat geblieben – und wird erst seit kurzer Zeit adäquat untersucht; ganz so wie auch die antiquarische Erwerbung der Bibliothek seit 1969 im Rahmen eines NS-Raubguts-Projekts, das vom ‚Deutschen Zentrum Kulturgutverluste‘ finanziert wird.“

Der Autor schlägt vor, „die Geschichte einer Bibliothek immer auch als Wissensgeschichte zu verstehen, die sehr viel mehr ist als die Geschichte einer Institution und ihrer Bestände, hat doch Wissensgeschichte nicht nur die Bücher und die Texte im Blick, die diese Bücher erhalten, sondern auch die Bedeutungszusammenhänge, die ihr Zusammentreffen hervorbringt. „Eine Geschichte in Büchern“ – das heißt vor diesem Hintergrund: eine Geschichte, die Bibliotheks-, Buch- und Wissensgeschichte verbindet, indem sie diese Zusammenhänge offenlegt.“ Das elegante, reich illustrierte Buch enthält fünf Essays sowie eine Quellen- und Literaturauswahl

Peter Burschel:
Die Herzog August Bibliothek.
Eine Geschichte in Büchern
Frankfurt am Main: Insel 2022
Insel-Bücherei Nr. 1496.
123 Seiten, 15,00 Euro
ISBN 978-3-458-19496-5.

(Maria Bogdanovich)

Mo, 31.10.2022

Florian Loschs Verse wurden von Andrea Lange ...
... die Texte Kito Lorenc' von Inka Grebner illustriert.

Bibliophiles des Monats: LyrikHefte 29 und 30

„Lyrik ist das beste Heilmittel gegen die nüchterne Unrast jeder Zeit“ – so formulierte es einer der größten Dichter der Moderne, Rainer Maria Rilke (1875–1926), und so steht es auch auf den Schubern, die die beiden Protagonistinnen, Erfinderinnen und Verwirklicherinnen der in Sammlerkreisen mittlerweile legendären LyrikHefte, Bettina Haller und Andrea Lange, anbieten. Mehr denn je scheint das so, und auch in der brennenden Unrast dieser Zeit, die aus womöglich gerechtem Zorn gern mal mit Kartoffelbrei auf Kunstwerke wirft und letztlich damit einen Verbündeten (die Kunst als sensible Maßgabe des Innehaltens, letztlich Humanen) trifft, wird es, bleibt zu erkennen, nicht ohne das lotende Gegengewicht der Kultur gehen. 

Die Rubrik „Bibliophiles des Monats“ wird deshalb im Oktober auch von den beiden jüngsten Veröffentlichungen von der LyrikHefte-Reihe, die in der gemeinsamen Sonnenberg-Presse der beiden Künstlerinnen aus Chemnitz und Kemberg erscheint, bespielt. Seit 2005 publizieren Bettina Haller und Andrea Lange die kleine fadengeheftete Kostbarkeit, die stets einem bekannten oder auch noch bekanntzumachenden Lyriker gewidmet ist, begleitet vom behutsamen Miteinander mit Grafik: Jede Veröffentlichung enthält eine exclusive und eigens fürs Heft geschaffene grafische Folge – Haller und Lange finden sich selbst darunter, aber auch eine Reihe weiterer Künstler*innen wie Inka Grebner, Uwe Pfeifer oder Cornelius Brändle.

Die Hefte 29 und 30, deren Einbände synchron zur übrigen Reihe in je einer gediegener Farbe, zurückhaltend edlen Schrift gehalten und das Faksimile eines Autographen des Verfassers, der Verfasserin tragen, sind dabei Florian Losch und dem großen sorbisch-deutschen Kito Lorenc (1938–2017) gewidmet, begleitet von den Illustrationen von Andrea Lange (Losch) und Inka Grebner (Lorenc). Auf zwanzig Seiten entfaltet sich so ein Kosmos en miniature, der sowohl die Stimme der Gedichte wie auch deren Gespräch mit der beigegebenen Grafik abbildet.

Die in einer Auflage von 200 Exemplaren im Format von 21,5 x 12,5 cm und signiert erscheinenden LyrikHefte können einzeln oder im Abo bezogen werden und wurden mehrfach ausgezeichnet, so mit dem Von Taube Preis (Kategorie Künstlerbuch) und bei der Verleihung des Victor Otto Stomps-Preises in Mainz. Die wunderschönen Hefte mit dem bedruckten Kartonumschlägen sind für 28 Euro je Exemplar zu haben. Als nachfolgende Hefte sind angekündigt: Gedichte von Frank Maibier (Illustrationen: Lukas Maibier) sowie von Ulrike Draesner (Tina Flau). Eine vollständige Präsentation der Lyrik-Reihe vom ersten bis zum jüngsten Heft findet sich unter anderem hier: Lyrikheft – Bettina Haller (sonnenberg-presse.de).

(André Schinkel)

So, 30.10.2022

Frank Wahle: "Tattoo", Farblinolschnitt, 2022.

Hochdruckpartner & Gäste: Grafik-Kalender für 2023

Der Original Grafik Kalender 2023 – Hochdruckpartner & Gäste ist kürzlich in Leipzig erschienen und noch in einer kleinen Reihe Exemplare (gegenwärtig 18) für 200 Euro (zuzüglich Mwst. und Versand) erhältlich. Der Druck des Kalenders für 2023 wurde in der Werkstatt der Galerie und Werkstatt Hochdruckpartner auf Kniehebelpressen und im Museum für Druckkunst Leipzig an einer Andruckpresse von Hand ausgeführt. Er enthält Farbholzschnitte, Linol- und Farblinolschnitte sowie eine Typografik, die eigens für die Veröffentlichung entstanden, von Gabriele Sperlich, Stephanie Marx, Jacomijn den Engelsen, Anna Arnskötter, Nadine Respondek, Lothar Seruset, Frank Wahle, Hans Bote, Harald Alff, Stefan Knechtel, Susann Hoch und Andrea Lange. Der Kalender im Format von 46,5 x 29,7 cm erscheint in einer Auflage von 180 + 24 Künstler-Exemplaren. Weitere Info unter: www.hochdruckpartner.com.

(André Schinkel)

Mo, 24.10.2022

Noch bis zum 30.10. sind die Arbeiten aus "Fundervoll" in Halle (Saale) zu sehen.
Die Arbeiten aus der "Fundervoll"-Mappe sind noch bis 30.10. in der Ausstellung "Durch die Tage, durch die Nächte" in Halle zu sehen.

Fundervoll

Nur noch wenige Tage, bis zum 30. Oktober, präsentiert die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt in ihren Räumen (Neuwerk 11, 06108 Halle an der Saale) unter dem Titel Durch die Tage, durch die Nächte Werke aller Genres von 22 Künstlerinnen und Künstlern, entstanden im Rahmen von Arbeitsstipendien der Stiftung. Die Arbeiten befassen sich mit einschneidenden Ereignissen – persönlich als auch gesellschaftlich: verschiedene Fluchtbewegungen, ausgelöst durch den Zweiten Weltkrieg, den Jugoslawien-Konflikt bis hin zum Ukrainekrieg, gesellschaftliche Umbrüche, Landschaftszerstörung, aber auch individuellen Hürden im Leben.

Krisen begleiten Menschen – im Persönlichen wie in größeren Zusammenhängen. Kunst hilft, ein Gegengewicht zu finden, neue Perspektiven zu entwickeln und über die Angst schürenden Probleme gerade unserer Gegenwart hinauszugehen. Welche Erfahrungen gab es in der Vergangenheit – wie werden sie erinnert? Was kann aus Beschädigung, Zerstörung, krisenhaften Situationen erwachsen? Wie kann all dem begegnet werden? Gibt es Chancen für einen Neubeginn? Vorgestellt werden Positionen aus Feature, Film, Fotografie, Grafik, Installation, Literatur und Buchillustration, Keramik, Malerei, Plastik, Skulptur, Objekt- und Textilkunst.

Auf eine bibliophile Köstlichkeit im Rahmen der Schau sei hiermit verwiesen: Fundervoll von Simone Trieder, das als Kassette wie als kleine Mappe den 32. und 33. Druck der Solomon-Presse bildet. Der Text der halleschen Autorin, die mit einer Vielzahl Bücher und Herausgaben auf sich aufmerksam machen konnte und 2021 mit dem Hauptpreis der Akademie für gesprochenes Wort Stuttgart zur Preisfrage „Wächst das Rettende auch?“ geehrt wurde, wird begleitet von originalen Zeichnungen von Karl-Georg Hirsch, Annette Krisper-Bešlić, Yvonne Kuschel und Solomon Wija. In der Ausstellung sind acht Blätter aus der Fundervoll-Kassette zu sehen.

Zunächst erschien 2021 Fundervoll in kleinem Format und in einer Auflage von 200 Exemplaren: 12 x 21 cm, mit handgeschöpftem Einbandpapier, Abbildungen von Hirsch, Krisper-Bešlić, Kuschel und Wija sowie einer Beilage von Yvonne Kuschel, gestaltet und gebunden von Bettina Wija-Stein, gedruckt von ThomasDruck Leipzig, zum Preis von 27 Euro. Die noch exclusivere Kassetten-Ausgabe folgte in diesem Jahr als 33. Druck der Solomon-Presse nach. Weitere Informationen zu beiden Ausgaben des Werks finden sich unter www.solomon-wija.de.

Durch die Tage, durch die Nächte
noch bis zum 30. Oktober 2022
geöffnet Mi–So 14–18 Uhr
Eintritt 3 Euro, ermäßigt 1 Euro
Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt
Neuwerk 11, 06108 Halle (Saale)

(André Schinkel)

Sa, 15.10.2022

Ausgabe 12 des "Hamburger Bothen" ist kürzlich erschienen.

Hamburger Bothe Nr. 12 erschienen

Seit dem Frühsommer 2020 erscheint der Hamburger Bote als regelmäßiger Rundbrief der seinerzeit gegründeten Regionalgruppe der Pirckheimer-Gesellschaft für den Norden Deutschlands. Herausgegeben von Peter Engel und Rudolf Angeli, sollte er zunächst und durch die Tatsache, dass damals aufgrund von Corona kein Treffen möglich wurde, die Mitglieder der Gruppe zusammenführen. Mittlerweile wächst das Interesse und der Verteilerkreis für den Bothen bei jeder Ausgabe mehr und mehr, nicht zuletzt auch dadurch, dass der Rundbrief jedem interessierten Leser kostenfrei zur Verfügung gestellt wird, um, so die Herausgeber, „damit ein wenig für die Pirckheimer zu werben und alle bibliophilen Leseratten, Kunstbegeisterte und Sammler jeglicher Couleur zu einen.“ Auch Neu-Leser bekommen den Hamburger Bothen über die folgende Mailadresse: Rudolf_Angeli@web.de; Mitglieder und Gastleser ohne E-Mail-Adresse können ihn auch per Post erhalten. Die Ausgabe 12 ist kürzlich erschienen und enthält u. a. einen Bericht zum Jahrestreffen der Pirckheimer in Oldenburg im September, Texte des Dichters und Erzählers Andreas Münzner, Besprechungen neuer Publikationen und zeigt einen der Herausgeber auf den Spuren von Joseph Roth und Stefan Zweig. Mit dem Bothen verbunden ist auch der kleine Verlag Angeli & Engel, in dem Bücher von Klaus Waschk und Rainer Ehrt erschienen, sowie ein Freundeskreis des Verlags: Zur Mitgliedschaft in ihm wird herzlich eingeladen.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 07.10.2022

Die neue Ausgabe der "Marginalien" samt der Grafik von Xago und dem "Besonderen Blatt" zu Ehren von Matthias Gubig. ǀ © Till Schröder

Marginalien 246 erschienen

Ganz frisch auf dem Tisch ist die neueste Ausgabe der Marginalien, genauer gesagt die Ausgabe 246 der Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie der Pirckheimer-Gesellschaft. Unter der Ägide von Chefredakteur Till Schröder entstand wieder ein Heft voller Aufsätze, Rezensionen und Mitteilungen, das sich der Hingabe zum schönen Buch, der Grafik und im besten Sinne der Bibliomanie hingibt: Ernst Falk würdigt Heinz Edelmann, Renate Reschke porträtiert Xago (der mit Unter Beobachtung: Kunst wunderbarerweise gleich auch die Beilage für die Vereinsmitglieder beisteuerte) zum runden Geburtstag; Jens-Fietje Dwars kündigt die zweite Folge der Edition Pirckheimer an, Matthias Flügge hält eine Laudatio auf Strawalde, Anja Harms und Eberhard Müller-Fries (deren Ausstellung in Oldenburg eben die Pirckheimer begeisterte) erfahren Würdigung, Dieter Goltzsche erinnert an Ursula Lang. In der Typografischen Beilage zeigt uns Jürgen Engler die Poesie der Satzzeichen, und im ABC der Druckkunst führt Thomas Glöß in die Kunst des Siebdrucks ein (wird in Heft 247 fortgesetzt). Und ein wirklich ganz besonderes Blatt wird mit einer Extraausgabe der gleichnamigen Rubrik an Matthias Gubig verschenkt: Mit der eigens dafür entstandenen Grafik Der Glyphenbeschwörer von Gubig-Schülerin Julienne Jattiot und einem berührenden Text Till Schröders ehrt die Redaktion den großen Typografen, der auch die Marginalien gestaltet, und gratuliert ihm zum 80. Geburtstag. Der Reigen wird beschlossen mit Rezensionen zu schönen Büchern und Mitteilungen aus der Welt derselben. 

(André Schinkel)

Fr, 30.09.2022

"Lost Playgrounds" ǀ © Susanne Theumer
"Am Gastronom", Kaltnadelradierung, 2021 ǀ © Susanne Theumer

Bibliophiles des Monats: Lost Playgrounds

Am Gastronom spielen zwei kleine Mädchen in der Vergangenheit; nur ein Betonmäuerchen blieb davon stehen. Wie kann man diesen Ort nennen, seinen Schlaf in den Epochen, von denen er, Rudiment nur noch, kündet? Ich sehe die Mädchen in den Elementen der Wand klettern und rufen, und ich sehe, daß sie sich dabei leis umsehen, als wollten sie diese, ihre Welt begreifen und aufnehmen in sich. Ich weiß nicht – wird es beiden gelingen und ihnen über ihre Kinderzeit hin wichtig bleiben? Einst, sagen die verschütteten und nun zwischen Ramschangeboten versteckten Legenden, gab es hier auch Wasser – dieser Stadtteil ist ganz gegen seinen Ruf seit jeher einer der Brunnen. Ob das die Legende meint, oder spricht sie noch davon, daß es eigentlich eine trockenliegende Senke ist, in die die Neustadt gebaut ist? Die kleinen Mädchen toben über den Platz, eine ernster, eine verschmitzter, im Wechsel vielleicht … das werde ich erst später erkennen. Vorerst sind sie ganz in das Spiel in ihrer Vergangenheit vertieft, die sich zwischen den Kanten und Rändern des Stadtteils, dem sie entstammen, noch eine Weile über den Grasflächen und Bäumen hält, ehe sie wie das Rufen der Kinder zwischen den Hausquadern verhallt und verlischt. In der Ferne rauschen die Brunnen der Zukunft. Es werden andere sein. Von der Zukunft, die die Geschichte verheißt, blieb nur dieses Mäuerchen stehn.

Susanne Theumer: Lost Playgrounds,
mit einem Gedicht von Rainer Maria Rilke und
vier Prosastücken von André Schinkel,
originalgrafische Mappe mit 9 Kaltnadelradierungen,
Handsatz, Handeinband mit Radierung bedruckt,
Bindung (Kassette): Claudia Richter,
45,5 x 55,5 cm, Auflage: 10 Exemplare.

(André Schinkel/Textbeispiel aus der Mappe)

Di, 20.09.2022

superILLU: Die Illustration fängt das Unsagbare im Netz der Wörter ... ǀ © Uta Schneider/Juliane Wenzl

superILLU — Die Zweite

Welche Bedeutung haben Illustrationen? Ist dieses Medium überhaupt noch aktuell? Und: Wie illustriert man eigentlich? Zu diesen Fragen haben Expertinnen und Experten aus Theorie und Praxis kontroverse Antworten vorgelegt, die in der Publikation superILLU nachzulesen sind. Am Veranstaltungsabend werden diese grundlegenden Thesen zur Illustration erstmals öffentlich vorgestellt sowie mit neuen Gästen und Publikum diskutiert. Es wird dafür herzlich eingeladen am Dienstag, den 04.10.2022 um 18 Uhr in die Ingeborg-Drewitz-Bibliothek in Berlin-Steglitz. Es diskutieren: der Kunstwissenschaftler Andreas Rauth (Beitrag: Stil und Authentizität der Illustration), Kunsthistoriker Johannes Rößler (Hybridität/historische Genese der Illustration), Typografin und Künstlerin Ulrike Stoltz (Schriftbildlichkeit, Illustration als Darstellung des Unsagbaren im Netz der Wörter), Illustratorin und Bildwissenschaftlerin Juliane Wenzl (visuelle Narrationsformen, Vermittlung von Inhalten mit Bildern). Die Bibliothek befindet sich im dritten Obergeschoss im Einkaufszentrum Das Schloss, Grunewaldstraße 3, 12165 Berlin, und ist via S- und U-Bahn (Bahnhof Rathaus Steglitz) gut zu erreichen. Die Veranstaltung wird organisiert von der Hegenbarth Sammlung Berlin, die Plätze sind begrenzt, es wird um Anmeldung unter anmeldung@herr-hegenbarth-berlin.de gebeten.

superILLU: Zu einer Theorie der Illustration =
superILLU: Towards a Theory of Illustration.
Hrsg. v. Ulrike Stoltz u. Juliane Wenzl.
Weimar: Jonas Verlag 2022. In deutscher und
englischer Sprache, 352 Seiten, Broschur,
ISBN 978-3-89445-593-4, 32,00 Euro.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 16.09.2022

Bei den Ahrenshooper Literaturtagen werden auch die Nocturnen Henry Günthers präsentiert.
Doppelseite aus dem Buch.

21. Ahrenshooper Literaturtage

Vom 01. bis 03.10.2022 findet in der Strandhalle Ahrenshoop die größte Buchmesse Mecklenburg-Vorpommerns statt. Auf ihr präsentieren sich 15 Verlage u. a. mit Literatur über das Bundesland am Meer, die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst und Ahrenshoop. Auf der Messe spiegelt sich auch wider, dass Ahrenshoop ein Künstlerort ist. Der Ort ist durch seine reiche künstlerische Tradition und nicht zuletzt durch sein hochrenommiertes, in den ganzen Ostsee-Raum ausstrahlendes Künstlerhaus Lukas, das Kunstschaffende aller Sparten beherbergt, berühmt. Auf der Messe sind aufgrund dessen neben regulären Publikationen auch besondere Druckerzeugnisse, wie zum Beispiel künstlerisch anspruchsvolle Bücher aus handgeschöpftem Papier, mit siebgedruckten Illustrationen, originalgrafische Bücher, Blätter, Karten sowie Sammelmappen, die per Holzschnitt, Linotype oder Monotypie gedruckt wurden, zu finden. So ist auch die aktuelle Publikation der BuchKunstBalance in der Strandhalle zu bewundern, Nocturnen von Henry Günther, die mit dem beziehungsreichen Untertitel Ahrenshooper Gedichte zu glänzen wissen. Das Büchlein wurde auf Bütten gedruckt und ist mit Zeichnungen des Autors versehen.

Henry Günther: nocturnes
Ahrenshooper Gedichte
Format: 19,5 x 15 cm, 28 Seiten,
gedruckt auf Büttenpapier,
Einband: Fedrigoni Tintoretto crema,
signierte Ausgabe, 25 Euro.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 26.08.2022

Noch bis zum 30.10. werden die Arbeiten von Halina Kirschner in Erfurt gezeigt.
Die Künstlerin illustrierte zuletzt "Trieste Centrale" von Jaroslav Rudiš. ǀ © Halina Kirschner

Das Huhn & die Harfe

Die Sommerausstellung im Molsdorfer Schlossmuseum (Schloßplatz 6, 99096 Erfurt-Molsdorf) ist in diesem Jahr Halina Kirschner gewidmet. Sie wird seit dem 24. Juli und noch bis zum 30. Oktober 2022 gezeigt. Neben preisgekrönten Buchillustrationen sind vor allem Riso- und Serigrafien der vielseitigen Leipziger Grafikerin zu bewundern, die in Farb- und Formenreduktion große Ausdruckskraft entwickeln, voll Witz und Humor sind und Kirschners feiner, empathischer Beobachtungsgabe. So sind etwa zahlreiche Bilder ihrer Kalender-Geschichten zu sehen. Auch wird Kirschners neuestes Buchprojekt vorgestellt. Nach den Illustrationen zur Grasharfe, dem Klassiker von Truman Capote, hat sich die Künstlerin nun einem weiteren „Eisenbahnausflugsziel“ von Jaroslav Rudiš gewidmet: Trieste Centrale erschien im März 2022. Das Büchlein korrespondiert mit dessen gefeiertem Winterberg-Roman. Im Rahmen ihrer Ausstellung wird Halina Kirschner gemeinsam mit  Museumskuratorin Silke Opitz zudem endlich das weiße Kaninchen aus dem Grünen Schlosszimmer „befreien“. Das barocke Tierporträt befindet sich in der Wandverkleidung des einst voll vertäfelten Prunkraumes. Es stammt wohl vom Erfurter Maler Jacob Samuel Beck (1715–1778). Nun soll das Kaninchen eine eigene Geschichte bekommen und damit durch den Schlossgarten hoppeln. Dort sind spielerisch Rätsel zu lösen, und der*die Kaninchenfreund*in erfährt so ziemlich alles über den Schlossgarten … Auf nach Molsdorf!

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Do, 25.08.2022

Unter zünftigem Titel erschien ein neues Buch in der Edition M & M.
Der Steinbock und der Wassermann, die gehen es verschieden an ...
... das Lustgebrüll des wilden Leu macht indes das Krebstier scheu.

Explizite Astrologie

Auf diesem Buch machte sich, wenn das nicht schnöde wäre, ein Aufkleber mit dem Hinweis „Explicit Lyrics“ nicht schlecht – denn der Doppelzeiler „Der Krebs krebst meist so vor sich hin, / empfindet Sex als Widersinn“ ist noch eines der harmloseren Beispiele der „versaut-poetischen Sterndeutungen“ von Frank Schulz, das unter dem schon keine Fragen mehr offen lassenden Titel Sternzeichen-Fick-Info als originalgrafisches Buch mit dreizehn zweifarbigen Holzschnitten von Jürgen Meyer Jurkowski in der Edition M & M desselben soeben erschien.

Im seligen Gründungsjahr 1998 ist die Edition M & M mit dem Vorsatz angetreten, jedes Jahr ein originalgrafisches Buch herauszugeben. Dass es in 24 Jahren nur sieben Bücher von sechs Autoren geworden sind, lässt sich unter „gelebte Langsamkeit“ abhaken. Selbstironisch und realitätsnah heißt Jürgen Meyer Jurkowskis (JMJ) Devise heute: "Keine neuen Bücher, bevor die alten nicht verkauft sind!" Aber nun ja, nix gilt ewig. In Abweichung von dieser ‚Maxime‘ ist nach mehrjähriger Enthaltsamkeit wieder eine Neuerscheinung der Edition zu vermelden.

Diesmal hat sich JMJ zwei lyrische Texte des bekannten Romanautors Frank Schulz (Das Ouzo-Orakel, die Onno-Viets-Romane) ausgesucht. Schon der Haupttitel Sternzeichen-Fick-Info kennt augenscheinlich keine Euphemismen und gibt unmissverständlich an, worum es geht: Um Sex, Erotik, Lust und Triebe. „Der Reiz“, so Meyer Jurkowski, „sich mit besagtem Thema künstlerisch auseinanderzusetzen, ist ungebrochen und unerschöpflich. Nach wie vor hat die ‚normalste Sache der Welt‘ einen hohen Tabuisierungsgrad und großes Erregungspotential.“ Moralapostel und Freigeister stehen sich da seit Äonen unversöhnlich gegenüber. Besonders in Zeiten von Hypermoral und Political Correctness mit ihrer zunehmenden Verbots-Kultur werden Künstler ganz schnell mit der Frage nach der Korrektheit ihres Tuns konfrontiert.

Das 38-seitige Buch ist dabei als eine klare Antwort zum oben angesprochenen Problem gemeint; und es ist zugleich ein Statement für die Freiheit der Kunst: Ein „Du-darfst“ von – so JMJ – dubiosen „Saubermännern und -frauen“ kann es nicht geben. „Kunst braucht keine Erlaubnis. Was sie braucht, ist der gepflegte Tabubruch. Die Fick-Info erfüllt das Tabubruch-Postulat auf poetische Weise und darf als ein Akt gegen eine moralinsaure sprachliche Zensur interpretiert werden.“ Bildende Künstler wie Cranach, Rubens, Rembrandt, Beardsley, Courbet, Picasso, Dalí, Schiele, Zille u. v. a. haben gewagte, freizügige Bilder geschaffen. Skandale, Verbote, empörtes Geschrei gab es dabei nahezu immer.

Sprich: Frank Schulz und JMJ befinden sich literatur- und kunsthistorisch in guter Gesellschaft. Die frühen Japaner und Chinesen, die alten Ägypter, die Griechen und Römer der Antike erotisierten in Text und Bild auf höchstem Niveau. Über die Jahrhunderte bis in die Gegenwart wurde zum Thema weitergedichtet, -gemalt, -fotografiert, -gefilmt. Aber worum geht es bei Schulz’ Text? Er wählt die Form des Horoskops und „untersucht“ in zwei Gedichten die Frage, was die Sterne über die sexuellen Eigenschaften, Macken und, nun, Leistungen der Männer orakeln. Dabei deutet er die Gestirne zunächst in 13 sauber gereimten Strophen aus der Sicht Von Girls für Girls. Eine ganz andere Perspektive bietet dann das finale einstrophige Kurzgedicht Von Boys für Boys.

JMJ weiter: „Schulz dichtet drastisch versaut und wild drauflos. Das ist selbstironisch, voller Witz, ist pure Lust an sprachlicher Grenzüberschreitung – ein Schuss Dada, ein Schluck Reeperbahn, viel Volksmund." Meyer Jurkowskis Holzschnitte sind derweil nicht minder liederlich und ironisch, auch wenn er auf die Darstellung des Menschen beim Geschlechtsakt völlig verzichtet. Seine Illustrationen haben keine in Bilder umgesetzten Textbezüge, sondern sie sind frei am Gesamtthema orientierte Bildfindungen.

Herausgekommen ist ein kraftvolles, zeichenhaftes Formenspiel mit Details der ‚Sexualspielzeuge“ des Homo eroticus. Und das Handwerkliche? Passend zum Thema: expressive Farbgebung in Schwarz und Rot für hervorgehobene Textteile und als Zweitfarbe der Holzschnitte, Schleipen-Werkdruckpapier, Vor- und Nachsatz in Rot, Bezugs-Gewebe mit Deckelprägung. Die Buchbinderei Zwang hat alles zueinandergefügt. Zu perfekt? Auf keinen Fall. Das ist der Anspruch von M & M: „Nur so wird’s ‚Erotic Art‘: Honi soit qui mal y pense.“ Dem ist wohl nichts weiter hinzuzufügen. Mit einem Schutzumschlag von Klaus Raasch gehüllt, sind 20 Verkaufsexemplare für einen Preis von 560 Euro erhältlich. Kontakt: jmj.meyer@gmx.de. Man beeile sich.

Frank Schulz: Sternzeichen-Fick-Info
Mit 13 zweifarbigen Holzschnitten
von Jürgen Meyer Jurkowski
38 Seiten, Gewebeeinband mit SchU
25 Exemplare, 20 für den Verkauf
Hamburg: Edition M & M, 560 Euro

(André Schinkel/Pressemitteilung)

So, 07.08.2022

Die neueste Ausgabe des "Hamburger Bothen" ist kürzlich erschienen.

Neuer Hamburger Bothe erschienen

Im Frühsommer 2020 hoben Peter Engel und Rudolf Angeli eine Pirckheimer-Regionalgruppe für den Norden aus der Taufe. Leider kam es damals wegen Corona zu keinem Treffen. Engel und Angeli beschlossen die regelmäßige Herausgabe eines Rundbriefs, Der Hamburger Bothe genannt, der die Regionalgruppe zusammenführen soll. Der Verteilerkreis wächst von Bothe zu Bothe, auch da die beiden entschieden, ihn an jeden interessierten Gastleser kostenfrei zu versenden und so alle bibliophilen Leseratten, Kunstbegeisterten, Sammler jeder Couleur zu einen. In der neuen Ausgabe geht es nun um „Goethes Papagei“, Jens-Fietje Dwars berichtet vom thüringischen Palmbaum, dessen verdienstvoller Chefredakteur er seit einer Reihe von Jahren ist; und ein gewisser, noch nicht lange im Dienst befindlicher Blog-Administrator macht ein paar katzbuckelnde Erklärbewegungen um zwei seiner Gedichte. Außerdem gibt es Informationen zu den Veröffentlichungen des Verlags Angeli & Engel, in dem mit großem Erfolg ein Band von Klaus Waschk erschien, dem in Kürze ein Buch von Rainer Ehrt folgt. Der Bothe wird per Mail als PDF versandt, auf Nachfrage bekommt man auch eine Printausgabe, Kontakt besteht über: Rudolf_Angeli@web.de.

(André Schinkel)

Mo, 18.07.2022

Die neue Ausgabe des Gutenberg-Jahrbuchs

Gutenberg-Jahrbuch 2022 erschienen

Der 97. Jahrgang des Gutenberg-Jahrbuches erschien in Mainz bei Harrassowitz, herausgegeben von unserem Pirckheimer-Freund Professor Dr. Stephan Füssel. Das Jahrbuch beinhaltet zahlreiche Beiträge zu Buchgeschichte, -kultur und -gestaltung und ist ein einzigartiges Projekt im Bereich der Buchkunst. Seit 2003 wird die typografische Gestaltung durch Professor Ralf de Jong (Folkwang Universität der Künste in Essen) verantwortet – das Buch präsentiert sich alle zwei Jahre in einer neuen Schrift. Dieses Jahr wurde Comma Base von Martin Majoor ausgewählt, dem auch ein gesonderter Artikel im Band gewidmet ist. Der Schutzumschlag des Jahrbuchs stammt seit 2008 aus den Entwürfen Studierender.   

Das zentrale Thema des diesjährigen Jahrbuchs ist das Studium von Inkunabeln; darunter die Fortsetzung der Inkunabelbibliografie bis zum Jahr 2021. Weitere interessante Beiträge zu Inkunabeln sind: Paul Schweitzer-Martin, Falk Eisermann und Oliver Duntze: Norm und Abweichung im frühen Buchdruck. Standards and Variations in Fifteenth-Century Printing mit Veröffentlichungen aus dem internationalen Workshop in Heidelberg vom 29.09. bis 01.10.2021; der Artikel Between Basel and Lyon: Bernhard Richel, Martin Huss, and a Possible Printer‘s Vade Mecum (The Morgan Library & Museum, MS M.158) von F. Hamburger (Harvard University); Malcolm Walsby: The creation of the title page in French incunabula, sowie Paul Schweitzer-Martin: Innovation und Kooperation in der Inkunabelproduktion: Der Druckort Speyer.

Für die Vorbereitung des diesjärigen Jahrestreffens der Pirckheimer-Gesellschaft in Oldenburg empfohlen – Sven Behnke, Matthias Bley, Matthias Bollmeyer und Detlef Haberland: Die illuminierte Polydeukes-Ausgabe aus der Bibliothek des Willibald Pirckheimer (Aldus Manutius 1502). Ein Fund in der Landesbibliothek Oldenburg. Es handelt sich bei der im Titel genannten Ausgabe um den im Rahmen des Forschungsprojekts „Antiken-Rezeption und späthumanistisch aufgeklärte Kennerschaft: Georg Friedrich Brandes als Sammler von Drucken der Offizin des Venezianers Aldus Manutius“ gefundenen Erstdruck des Onomastikón des griechischen Sophisten und Rhetors Ioulios Polydeukes, der 1502 von Aldus Manutius veröffentlicht wurde.

Das Buch sticht „in einem prächtigen goldgeprägten Maroquin-Einband des 18. Jahrhunderts ins Auge, da er als einzige der Oldenburger Aldinen mit einer kunstvollen Renaissance-Buchmalerei am unteren Rand der ersten Textseite verziert ist“. Die Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft werden diese Schätze während des Jahrestreffens in Oldenburg bestaunen können! Anmeldungen zur Teilnahme sind möglich unter: info@pirckheimer-gesellschaft.org.

Jahrbuch der Gutenberg-Gesellschaft 97
Hrsg. von Stephan Füssel
Mainz: Harrassowitz 2022
279 Seiten, 98 Euro
ISBN 978-3-44711-859-0

(Maria Bogdanovich)