Pirckheimer-Blog

Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft

Mo, 07.11.2022

Die Ausstellung "Bibliomania" in der Villa Zander in Bergisch Gladbach nordöstlich von Köln ist noch bis zum 08.01.2023 zu sehen.

Bibliomania in Bergisch Gladbach

Die Villa Zanders in Bergisch Gladbach war einst Wohnsitz der Papier-Fabrikantenfamilie Zanders. Nach wechselvoller Geschichte beherbergt die Villa heute ein Kunstmuseum. Und was könnte geeigneter sein für die Villa ehemaliger Papierfabrikanten als die Präsentation von Kunst zu und aus Papier. Mit Bibliomania zeigt das Kunstmuseum in diesen Wochen auf zwei Etagen Kunst, die dem Buch gewidmet ist: Fotos, Gemälde, Collagen, Künstler-Bücher, eine Ornithologie der Bücher, gemalte Bücherwände voller erfundener Literatur und weitere eigenwillige Objekte, die der Beschäftigung mit dem Buch und seiner kreativen Würdigung gewidmet sind. 

Selbst eine „Bibliothek ungelesener Bücher“ präsentiert das Museum und erlaubt dem Besucher, zuzugreifen und für sich die Ungelesenen zu entdecken. Das ist bei den anderen Objekten der Ausstellung allerdings nicht erwünscht. Dennoch gibt es auch hier viel Bibliophiles, Wunderliches, Spannendes zum Thema „Buch in der Kunst“ in Augenschein zu nehmen. Ein angebotener Ausstellungskatalog zum Preis von 35 Euro informiert mit grundlegenden Artikeln der drei Kuratorinnen und stellt in oft ganzseitigen Fotografien die in der Ausstellung präsentierten Objekte vor. Weitere Informationen: www.villa-zanders.de/ausstellungen/bibliomania/

(Helmut Garritzmann)

Do, 20.10.2022

Der Neue Lesehallen e. V. lud am 18.10. zur Lesung ins Volksbad in der Jenaer Innenstadt ein.
Ingo Schulzes "Kakoj Koschmar" mit Illustrationen von Julia Penndorf erschien 2021, herausgegeben von den Pirckheimern, in der Friedenauer Presse.

„Erzählen heute“ in Jena

Zu einer denkwürdigen Lesung kam es am 18. Oktober 2022 im Volksbad zu Jena. Der Neue Lesehallenverein e. V. hatte mit Unterstützung von Neustart Kultur und des Deutschen Literaturfonds zur Präsentation aktueller Prosa sowie zum Gespräch drei Autor*innen geladen, die allesamt mit Jena verbunden sind: Nancy Hünger, Ingo Schulze und – Mitglied der Marginalien-Redaktion und Blog-Administrator der Pirckheimer-Gesellschaft – André Schinkel. Durch den von Oliver Räumelt auf dem Akkordeon musikalisch gerahmten Abend führte der Jenaer Autor und Kulturwissenschaftler Dr. Dietmar Ebert, Vorstandsmitglied des Lesehallenvereins, bekannt geworden durch seine eindrücklichen Monografien zu Imre Kertész und Eduard Rosenthal. Auch verwies Ebert in seiner Moderation darauf, dass es sich bei allen Geladenen um Ordentliche Mitglieder der renommierten Sächsischen Akademie der Künste handelte.

Zur Sprache kamen dabei aktuelle Positionen zum gegenwärtigen und, ja, gegenwärtig möglichen Erzählen – so las Nancy Hünger aus ihrem Buch 4 Uhr kommt der Hund. Ein unglückliches Sprechen (2020), Ingo Schulze aus dem zentralen Text seines Erzählbands Tasso im Irrenhaus (2021), der zeitgleich mit dem von den Pirckheimern kuratierten und herausgegebenen Kakoj Koschmar erschienen war, sowie einen kleinen Essay und Schinkel einige Texte aus dem Band Die Schönheit der Stadt, die ich verlasse (2022). Im anschließenden Gespräch ging es u. a. um die Position des erzählenden und Autoren-Ichs (auch im Vergleich zum lyrischen Sprechen), die Kommunikation mit Vorbildern, die Kraft der und das Vertrauen zur eigenen Stimme.

So berichtete Schulze von der Entstehung seiner letzten beiden Romane, während Nancy Hünger von den sich auflösenden Grenzen zwischen den Gattungen sprach und in ihrem zweiten Lesepart folgerichtig ein politisches Statement las, das sowohl als Gedicht, serieller Text und Bekenntnis auffassbar war, während Schinkel mit Fliegen lernen von der Stadt seiner Kindheit berichtete, in der er sich als Siebenjähriger, nachdem sein unberechenbarer Vater an ihm gescheitert war, selbst das Fahrradfahren beigebracht hatte. Alle drei bekannten ihre Verehrung für Wolfgang Hilbig. Der Abend endete im Austausch mit dem Publikum, bei dem die Verbindungen der drei mit Jena in Erinnerung gebracht wurden: Schulze etwa studierte in Jena, Nancy Hünger arbeitete im Schillerhaus und erhielt wie Schinkel das Villa-Rosenthal-Stipendium der Stadt.

(Ralph Aepler)

Mo, 10.10.2022

Olaf Wegewitz und das eigens für die Ausstellung geschaffene Künstlerplakat ǀ © Matthias Frohl
Uwe Gellner eröffnete die Ausstellung von Olaf Wegewitz in Brandenburg ǀ © Matthias Frohl

Olaf-Wegewitz-Ausstellung eröffnet

Die Galerie „Sonnensegel“ konnte am 8. Oktober zahlreiche Gäste zur Eröffnung der Ausstellung Olaf Wegewitz – Sedimente begrüßen. Uwe Gellner, Kurator des Kunstmuseums Magdeburg, der von der Pirckheimer-Gesellschaft als Laudator gewonnen wurde, führte in das Werk des Künstlers ein. In seinem kurzweiligen Vortrag legte er nicht nur sachkundig dar, wie sich das Naturerlebnis in einer transformierten, abstrahierten Form in den Malereien und Grafiken von Olaf Wegewitz widerspiegelt, sondern verwies kurzweilig auf mythologische sowie kulturgeschichtliche Querverweise, die das Werk des Künstlers prägten. Die Ausstellung kann bis zum 03. März 2023 besucht werden. Einzelne Exemplare des vom Pirckheimer-Mitglied Sven Märkisch in einer limitierten Auflage gedruckte Künstlerplakats sind noch erhältlich. Die Galerie „Sonnensegel“ ist jeweils von 08 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt einen Euro.  

Olaf Wegewitz: Sedimente
Grafik, Zeichnungen, Schreine
Ausstellung bis 03.03.2023
Galerie „Sonnensegel“
Gotthardtkirchplatz 4/5
14770 Brandenburg a. d. Havel
Mo–Fr 08–16 Uhr

(Matthias Frohl)

Sa, 08.10.2022

Der prunkvolle Saal des Schlosses war Anfangs- und Endpunkt des Jahrestreffens in Oldenburg. | © R. Wege
Marcus Kenzler begrüßte die Pirckheimer im Idyllenzimmer. Im Vordergrund die Studie Tischbeins "Die Stärke des Mannes" von 1790 (Aquarell, Feder und Blei auf Papier) | © R. Wege
Auf reges Interesse stieß bei den Pirckheimern das Konvolut handschriftlicher Blätter Tischbeins, das Kunsthistorikerin Tonia Eskuche (l.) mitgebracht hat. | © R. Wege
Museumsdirektor Rainer Stamm mit dem Gästebuch des Sammlers Ernst Beyersdorff, dessen erster Seite sich der Maler Franz Radziwill mit einem Aquarell geschmückt hat. | © R. Wege
Corinna Roeder (l.) begrüßte als Hausherrin die Pirckheimer in der Landesbibliothek Oldenburg. | © R. Wege
Aufmerksam verfolgen die Pirckheimer den Ausführungen des Auktionators Christian Hesse. | © R. Wege
Die Chance, in ausgewählten Büchern der Feenders-Sammlung zu blättern ließ sich kaum ein Pirckheimer entgehen. | © R. Wege
Anja Harms und Eberhard Müller-Fries zeigen Buchkunst zum Anfassen. | © R. Wege

Auf Entdeckungsreise: Die Pirckheimer in Oldenburg

Der große Saal im Oldenburger Schloss bildete die prunkvolle räumliche Klammer des Pirckheimer-Treffens 2022 vom 23. bis 25. September. Dort begrüßte Rainer Stamm als Hausherr des im Schloss angesiedelten Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg die Pirckheimer am Freitag zu ihrem 49. Jahrestreffen. Er versprach den rund 60 aus ganz Deutschland angereisten Buch- und Grafikliebhabern eine „Entdeckungsreise mit Blick hinter die Kulissen“.

Die ersten beiden Blicke fielen zum einen auf die Buchbestände aus dem Nachlass des Museumsgründers, Publizisten und Sammlers Walter Müller-Wulckow und des Gründers der Vereinigung für junge Kunst, Ernst Beyersdorff, sowie die verschollene Leihbücherei dieser Avantgarde-Vereinigung. Zum anderen nahmen die Pirckheimer Arbeiten auf Papier des Malers Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751–1829) ins Visier. Tischbein war von 1808 bis 1829 als Hofmaler des Herzogs Peter Friedrich Ludwig in Oldenburg und Eutin tätig, weshalb sich heute zahlreiche seiner Werke im Landesmuseum befinden.

Rainer Stamm entführte die Pirckheimer in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts und präsentierte im Prinzenpalais die Sammlungen des Gründungsdirektors des Landesmuseums Walter Müller-Wulckow und Ernst Beyersdorff, Gründer der 1922 ins Leben gerufenen Vereinigung für junge Kunst in Oldenburg. Stamm stellte nicht nur Bücher aus den Sammlungen vor, auch die der ab 1933 verstreuten Mitgliederbibliothek des Vereins, sondern schilderte profund und anschaulich die historischen Hintergründe ihrer Entstehung, ging auf die Persönlichkeiten der beiden Sammler ein. Bei der Beyersdorffschen Sammlung sei hier besonders auf sein Gästebuch hingewiesen, mit Einträgen von unter anderem Karl-Schmidt Rottluff, Mary Wigman, Bruno Taut, Arnold Schönberg oder Bertolt Brecht. Gottfried Benns Eintrag war der letzte vor der selbstgewählten Auflösung der Vereinigung angesichts der drohenden Gleichschaltung: Er las am 30. Januar 1933 genau in dem Raum im Prinzenpalais, in dem sich die Pirckheimer gerade befanden, während damals, 1933, die Nationalsozialisten vor den Fenstern die sogenannte Machtergreifung mit einem Fackelzug zelebrierten. Die Einträge beginnen erst 1946 wieder.           

Bei der Sammlung Müller-Wulckow beeindruckten viele Pirckheimer vor allem die „weltweit gesuchten Ephemera zur klassischen Moderne“, wie es Stamm charakterisierte. Beispiele sind Kataloge der Kestner-Gesellschaft, darunter der „sehr seltene Katalog“ Schmidt-Rottluff – Negerkunst von 1920, Einladungen zu Ausstellungen von Otto Dix oder Lyonel Feininger, und der Katalog zur Kunstausstellung Erster deutscher Herbstsalon, die 1913 von Herwarth Walden (Galerie Sturm) organisiert worden war, sowie Einladungskarten der Galerie Neue Kunst Fides in Dresden.

Da die eigentliche Bearbeiterin der Tischbein-Sammlung erkrankt war, sprangen Marcus Kenzler und Tonia Carlotta Eskuche ein. Entsprechend verschoben sich die inhaltlichen Schwerpunkte weg von der wissenschaftlichen Tischbein-Forschung. Kenzler gab eine Einführung in seine Arbeit als Provenienzforscher. Bis heute habe er zahlreiche Sammlungsstücke als dringende Verdachtsfälle oder eindeutiges „NS-Raubgut“ identifizieren können. Die ersten Restitutionen erfolgten 2014. Unter anderem sei für ihn erwiesen, dass einige Stücke aus den Sammlungen des Museums für die sogenannte „Führersammlung“ in Linz bestimmt gewesen seien.

Dennoch rückten die Arbeiten Tischbeins auch in den Fokus: Aus dem Bestand hatten die Experten zwei Arbeiten ausgewählt: Das Aquarell Die Stärke des Mannes von 1790, das das Museum 1928 angekauft hatte, und die Gouache über Feder- und Kreidezeichnung Schornsteinfeger über Hamburger Dächern (1801/1806). Zusätzlich lag auf dem Tisch ein gebundenes Konvolut von handschriftlichen Blättern Tischbeins, das mit gebührendem Abstand von den Pirckheimern betrachtet werden durfte. Das alles erlebten die Pirckheimer im Idyllenzimmer und damit umgeben von Tischbeins Idyllenzyklus, der aus mehr als 40 Gemälden besteht und vollständig erhalten ist. Und das sogar in der von Tischbein veranlassten Original-Hängung, wie Kenzler betonte.

Corinna Roeder stellte am Samstag die Künstlerbuch-Sammlung von Onno Feenders mit über 1.000 kostbaren Büchern vor. Die Leiterin der Landesbibliothek Oldenburg hatte 40 von ihnen bereitgelegt. Feenders habe von Anfang an eine wichtige Regel für Sammler befolgt, wie sie der Bibliophile Leopold Hirschberg formulierte: „Zersplittere Dich nicht!“  Roeder: „Um Vollständigkeit in einem äußerlichen Sinn ist es Onno Feenders nie gegangen, wohl aber darum, signifikante und qualitätsvolle Beispiele für die wichtigsten Vertreter und Entwicklungen des Pressendrucks zu sammeln.“ Der Platz lässt an dieser Stelle lässt nur eine kleine Aufzählung zu: Kelmscott-Press: The Romance of Sir Degrevant (1896), Doves-Press: English Bible (fünf Bände, 1902–1905), Ernst-Ludwig-Presse: Stundenbücher (zehn Bände, 1920–1922), Cranach-Presse: Shakespeares Hamlet (1929), Raamin-Presse: Kafkas Betrachtung (1990), Otto Rohse Presse: Gryphius’ Sonette (1970), Burgart-Presse: Christa Wolfs Im Stein (1998).

Er hoffe sehr, dass die Landesbibliothek Oldenburg diese Sammlung fortsetzen kann, sagte Christian Hesse, der an die Worte von Bibliothekschefin Roeder anknüpfte.  Der Inhaber des Auktionshauses Christian Hesse Auktionen in Hamburg sprach über den Umgang mit Büchersammlungen, um die sich deren Gründer nicht mehr kümmern kann oder will. Immer wieder werde die Frage „Was passiert mal mit meiner Sammlung?“ an ihn herangetragen. Hesse: „Die Kinder sind oft ratlos, wenn sie eine Sammlung erben.“ Für ihn ist die komplette Übernahme einer Sammlung durch eine Institution eine Option, eine andere, die Objekte durch eine Auktion wieder in den Sammlerkreislauf zu bringen. So beispielsweise geschehen mit der Sammlung der Barbara Achilles-Stiftung, die er 2021 versteigert hat. Damit hört die Sammlung in physischem Sinne zwar auf zu existieren, jedoch kann sie in Form eines (fundierten und gut gestalteten) Katalogs fortbestehen. Ein Beispiel für diese Variante ist der Katalog Wege zum idealen Buch – Die Sammlung der Barbara Achilles-Stiftung, von dem Hesse für jeden Teilnehmer des Jahrestreffens ein Exemplar stiftete.

Mit dem Besuch der Kabinettausstellung Bücherschätze der venezianischen Renaissance aus der Offizin des Aldus Manutius der Landesbibliothek kehrten die Pirckheimer quasi an ihren Ursprung, zu ihrem Namensgeber, zurück. Denn als jüngst entdecktes Kleinod der Sammlung entpuppte sich ein Band aus der Bibliothek von Willibald Pirckheimer, der von seinem Freund Albrecht Dürer von Hand illustriert wurde. Dabei handelt es sich um das 1502 in Venedig von Manutius gedruckte Onomastikón des Polydeukes. Auf dem ersten Blatt finden sich in Deckfarbenmalerei auf Delfinen balancierende Putten, die das Wappen Willibald Pirckheimers darstellen. Es sei gelungen, den Band zweifelsfrei als eines von 14 Büchern zu identifizieren, die 1634 von den Erben Pirckheimers an einen holländischen Sammler verkauft wurden, erzählte Matthias Bley, Leiter Historische Bestände und landesbibliothekarische Aufgaben. An dieser Entdeckung ist die Pirckheimer-Gesellschaft nicht ganz unschuldig. Als sie ihren Besuch in Oldenburg plante, so Pirckheimer-Vorsitzender Ralph Aepler, seien die Mitarbeiter der Bibliothek im Rahmen der Vorbereitungen erst auf diesen Fund gestoßen, da man ja speziell etwas für die Pirckheimer-Gesellschaft zeigen wollte und sich der Pirckheimer-Bände bewusst war.

Mit dem Besuch der Ausstellung Wie ist doch alles weit ins Bild gerückt der Künstler Anja Harms (Buchkünstlerin) und Eberhard Müller-Fries (Bildhauer) im Erdgeschoss der Bibliothek verließen die Pirckheimer das Mittelalter und die Aldinen und wandten sich der Gegenwartskunst zu, Künstlerbüchern, raumgreifenden, lesbaren Buchskulpturen. Für Harms und Müller-Fries ist der Ausgangspunkt ihres kreativen Schaffens immer die Literatur. Texte von Schriftstellern wie Paul Celan, Rainer Maria Rilke, Friedrich Hölderlin, Ingeborg Bachmann, Johannes Bobrowski, Hugo Ball, Hans Arp oder Christian Morgenstern zeigen die Bandbreite, in der sich die Künstler bewegen. Fast zwingend fügten die Künstler mit ihrer Idee, die jeweiligen Texte durch die Kammerschauspielerin Elfi Hoppe während des Rundganges vortragen zu lassen, dem Gesamtkunstwerk neben der visuellen eine akustische Dimension hinzu.

Die Begegnung mit Harms und Müller-Fries und der Besuch ihrer Ausstellung besaß für die Pirckheimer noch den besonderen Charme, die Künstler kennenzulernen, die die Grafik des Jahrestreffens gestaltet haben: Farbradierung und Linolschnitt Denn nirgend bleibt er. Friedrich Hölderlins Fragment 38, gedruckt auf Hahnemühle-Kupferdruckbütten in einem Umschlag aus bedrucktem Transparentpapier, hergestellt im Handsatz, Buchdruck und Collage aus rotem Himalayapapier im Format 27 mal 39 Zentimeter.

Den Tag beschlossen am Abend der Schriftsteller Klaus Modick und Museumsdirektor Rainer Stamm. Beide sprachen über Bücher, deren Entstehung und deren Zukunft. Klaus Modick las zudem aus seinen Büchern. Anschließend ging es zum gemeinsamen Abendessen in den Ratskeller.

Die Mitgliederversammlung am Sonntag im großen Saal des Oldenburger Schlosses beendete das Jahrestreffen 2022. Damit schloss sich auch der Kreis, der sich mit der Begrüßung durch den Pirckheimer-Vorsitzenden Ralph Aepler und Museumsdirektor Rainer Stamm fast 48 Stunden zuvor an dieser Stelle geöffnet hatte. Oldenburg hatte viel zu bieten.

(Ralf Wege, der vollständige Bericht erscheint in den Marginalien 247)

Mi, 05.10.2022

Holzschnitte Albrecht Dürers zur "Apokalypse", an der Stirnwand Gegenüberstellung der Illustrationen Cranachs, Dürers und Beckmann zu den jeweiligen Textstellen der "Apokalypse".
Lithographien Max Beckmanns zur "Apokalypse".
v. l. n. r.: Werke von Erich Mueller-Kraus, Werner Drewes, Hans Grundig.
v. l. n. r.: Werke von Hans Grundig, Santos Balmori, Alfredo Mereles.

Apokalypse: Ein Blick in den Abgrund und darüber hinaus

Im September 1522 wurde die von Martin Luther auf der Wartburg erstellte und in Wittenberg gedruckte Übersetzung des Neuen Testaments, auch Septembertestament genannt, veröffentlicht. Zur großen Popularität dieser Publikation trugen sicher auch die 21 Holzschnitte bei, die Lucas Cranach d. Ä. und dessen Werkstatt für das letzte Buchkapitel, die Offenbarung (griech. apokalypsis) des Johannes, schuf.

Aus Anlass dieses 500-jährigen Jubiläums zeigt die Wittenberger Cranach-Stiftung im ehemaligen Wohnhaus der Malerfamilie Cranach die Ausstellung Apokalypse – ein Blick in den Abgrund und darüber hinaus. In etwa 60 Exponaten werden neben den berühmten Apokalypse-Darstellungen Albrechts Dürers Kunstwerke des 20. und 21. Jahrhunderts gezeigt, in denen das Thema wieder aufgegriffen und die existenzielle Bedrohung der Menschheit verbildlicht wird. Eine zentrale Rolle spielen hierbei die Lithographien Max Beckmanns, die er nach seiner Flucht vor den Nazis während des Gräuels des Zweiten Weltkrieges in Amsterdam schuf.

Pirckheimer-Freund Dr. Gerd Gruber unterstützt die Ausstellung mit mehreren Werken aus seiner Sammlung, so von Santos Balmori, Werner Drewes, Alfred Frank, Hans Grundig, Alfredo Mereles, Erich Mueller-Kraus und Michal Tillner. Gegenüber den berühmten apokalyptischen Reitern von Dürer ist Balmoris Schabblatt von 1938 ausgestellt, auf dem die Reiter die Gesichtszüge von Hitler, Franco, Mussolini und dem japanischen General Tojo Hideki tragen. Rechts neben diesem Werk der apokalyptische Reiter von Mereles, in dem, wie auch in Werken zeitgenössischer Künstler der Ausstellung, aktuelle Themen, wie Atomgefahr, Dominanz des Großkapitals und Umweltzerstörung, angesprochen werden. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (48 Seiten, 74 Abbildungen, 8 Euro). Die Ausstellung ist in der Cranach-Stiftung Wittenberg (Markt 4, 06886 Lutherstadt Wittenberg) bis zum 11.12.2022 zu sehen, danach bis zum 31.01.2023 ohne die Werke Dürers und Beckmanns.

Neben dieser Exhibition unterstützte Gerd Gruber auch die Ausstellung Paul Busch. Zeichenlehrer und Künstler der Städtischen Sammlungen Cottbus mit Leihgaben. Paul Busch, nur wenigen Kunstfreunden bekannt, hatte enge Kontakte zu Herwarth Waldens Sturm in Berlin. Er war über Jahre hinweg in den Sturm-Ausstellungen vertreten, und der als Sonderheft 2022 der Cottbuser Blätter erschienene Ausstellungskatalog (124 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Regia-Verlag, 14,90 Euro) ist die erste recherchierte Veröffentlichung über diesen Künstler.

(Gerd Gruber/Pressemitteilung)

Do, 29.09.2022

ver.di-Preisträger Till Sailer ǀ © Abel Doering
Der Preisträger (Mitte) nimmt die Ehrung von Jurorin Susanne Stumpenhusen und Juror Henning Kreitel entgegen ǀ © Abel Doering

ver.di-Literaturpreis für Till Sailer

Für seinen Roman Haus mit der Madonna, erschienen 2021 im Mitteldeutschen Verlag, erhielt unser Pirckheimer-Freund Till Sailer am 27. September den ver.di-Literaturpreis. Das Buch erzählt die Geschichte seiner nationalsozialistisch geprägten Mutter, die sich mit drei Söhnen in Weimar allein in das Leben nach dem Zweiten Weltkrieg einfinden und sich politisch umorientieren musste. In dieser Wendezeit durchlebt sie Not und zahlreiche Konflikte, die einen tiefen Einblick in die Psyche des Menschen sowie in die politischen Umstände in Ost wie West erlauben. Der Band kann als exzellentes Beispiel der Erzählkunst Till Sailers, den neben der zur Literatur und Geschichte eine tiefe Liebe zur (und Kenntnis der) Musik auszeichnet, gelten.

Der ver.di-Literaturpreis Berlin-Brandenburg des Verbands deutscher Schriftsteller wird jährlich in einer der Sparten Prosa, Lyrik sowie Kinder- und Jugendbuch vergeben – 2004 zum ersten Mal und zwar an Christoph Hein für Landnahme. 2008, drei Jahre vor ihrem Tod, erhielt ihn Eva Strittmatter für ihr Lebenswerk. Der Berliner Dichter und vielfach beachtete Übersetzer Richard Pietraß wurde 2009 mit ihm ausgezeichnet. Till Sailer, der aktuelle Preisträger, wurde 1942 in Weimar geboren und lebt in Bad Saarow. Sein vielgestaltiges Werk umfasst Hörspiele, Erzählungen, Sachbücher und Romane. Als Pirckheimer ist er vor allem mit dem Sammeln belletristischer Werke zu musikalischen Themen beschäftigt.

Die 65 für 2021 eingereichten Werke wurden juriert durch Susanne Stumpenhusen, viele Jahre Leiterin des ver.di-Landesbezirks Berlin-Brandenburg, Jana Weinert, Mitglied des Landesverbands Brandenburg und Laudatorin, sowie Henning Kreitel, Vorsitzender des VS-Landesverbands Berlin. Zu den prominenten Gästen der Feierlichkeit gehörte die Präsidentin des Landtags Brandenburg, Ulrike Liedtke (SPD), selbst Mitglied des Verbands und überdies auch schriftstellerisch tätig. Die Verleihung fand im Picasso-Saal der ver.di-Bundesverwaltung in Berlin statt. Die Pirckheimer-Gesellschaft gratuliert ihrem Mitglied von Herzen!

(Abel Doering/Elke Lang)

Do, 18.08.2022

"Ursache & Wirkung" erschien im Verlag Gunter Oettel in Görlitz.

Ursache & Wirkung

Für den Katalog Ursache & Wirkung – Grafik in der DDR aus der Sammlung Novoisky hat die Kuratorin und Autorin Claudia Jansen Grafiken aus der gleichnamigen Ausstellung im Städtischen Museum Zittau (02.10.2021 bis 30.01.2022) ausgewählt. Schwerpunkt sind Arbeiten der Jahre 1970 bis 1990. Der Inhalt ist gegliedert nach den Städten Berlin, Dresden, Halle und Leipzig mit den wichtigsten Kunsthochschulen, flankiert von einem Kapitel Eigene Schule

51 Künstler von Altenbourg bis Zettl sind mit je einer Grafik-Abbildung vertreten, zu der jeweils Informationen gehören, die unter anderem auch durch den direkten Kontakt der Autorin mit den Künstlern entstanden sind. Eine Biografie der Künstler schließt sich jeweils an. Selbst aus den Anmerkungen können viele Informationen zur Grafik in der DDR gewonnen werden. 

Aus dem einführenden Text sollen hier nur einige Abschnittsüberschriften Interesse erwecken: Von Kunsthochschulen und Grenzgängern, Von Bilderstreit und politischen Einstellungen, Von der Themen- und Stilvielfalt in der Grafik, Von Staats- und Künstlerinitiativen. Für 10 Euro ist Ursache & Wirkung ein Katalog, der Freude bereitet und für einen Grafiksammler der ehemaligen DDR eine Bestätigung seiner Interessen für diese Kunst ist. Denn das Interesse an Kunst war der entscheidende Moment für das Sammeln.

Claudia Jansen
Ursache & Wirkung – Grafik in der
DDR aus der Sammlung Novoisky
Görlitz: Gunter Oettel 2021
92 Seiten, 10,00 Euro
ISBN 978-3-94456-081-6

(Gerhard Rechlin)

Di, 16.08.2022

Dr. Reiner Haseloff und Sigrid Wege während des Rundganges durch die Ausstellung. | © R. Wege
Ralf Wege (r.) und Dr. Reiner Haseloff mit dem Palmbaum, dessen Umschlag Angela Hampel gestaltet hat. | © S. Wege
Sigrid Wege überreicht Dr. Reiner Haseloff das aktuelle Heft der Marginalien. © R. Wege
Am Ende des Besuches der Palmbaum-Ausstellung überreichte Dr. Reiner Haseloff Sigrid Wege die Medaille des Ministerpräsidenten als Dank für ihr ehrenamtliches Engagement. | © R. Wege

Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff besucht Pirckheimer-Ausstellung in Magdeburg

Den Lockungen der Palme konnte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff nicht widerstehen. Er besuchte am Dienstag, 9. August, die Ausstellung Wort- und Bilderlust: Im Zeichen der Palme im Literaturhaus Magdeburg. „Eine sehr vielschichtige und interessante Ausstellung“, so sein Fazit am Ende des halbstündigen Rundgangs. Begleitet wurde er dabei von Sigrid Wege, Vorsitzende des Vereins der Bibliophilen und Graphikfreunde Magdeburg und Sachsen-Anhalt e. V.  „Willibald Pirckheimer“, der die Ausstellung organisiert hat. Begrüßt wurde Reiner Haseloff zudem von Dr. Maik Hattenhorst, Mitglied des Vorstands des Literaturhausvereins sowie Ralf Wege, Pressesprecher der Pirckheimer-Gesellschaft.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Thüringer Literaturzeitschrift Palmbaum, herausgegeben von Dr. Jens-Fietje Dwars. Genauer gesagt dreht sich alles um die Einbände des Palmbaums. Diese werden seit 2005 von Künstlern aus Mitteldeutschland gestaltet. Zu sehen sind im Magdeburger Literaturhaus 34 signierte Andrucke und Originalgrafiken sowie ausgewählte Exemplare des Literaturjournals. So lässt sich anhand der ausgestellten Objekte der Weg vom Original über die Andrucke bis hin zum fertigen Buchumschlag nachvollziehen. Dabei kann man erleben, wie sich beispielsweise die Auswahl des Bildausschnitts oder die Abstimmung der typografischen Bausteine für die Titelgestaltung die Wirkung des Originals in seiner Verwandlung als Buchumschlag ändert. Der Reigen der beteiligten Künstler reicht unter anderem von Klaus Süß, Moritz Götze, Horst Hussel, Kay Voigtmann bis zu Susanne Theumer und Baldwin Zettl als Garant für Vielschichtigkeit an künstlerischer Handschrift und angewandter Technik wie Kupferstich, Kaltnadelradierung, Gouache, Collage oder Farbholzschnitt von der verlorenen Form.

Bei der Verabschiedung überreichte Sigrid Wege dem Ministerpräsidenten zur Erinnerung das aktuelle Heft der Marginalien, ein Plakat der Ausstellung und versprach, seiner Bitte nachzukommen, ihn künftig zu den Ausstellungen des Vereins einzuladen. Im Gegenzug überreichte Dr. Haseloff Sigrid Wege die Medaille des Ministerpräsidenten als Dank für ihr ehrenamtliches Engagement.

(Ralf Wege)

Do, 11.08.2022

Der Domstift Brandenburg lädt zur Ausstellung mit Michael Morgner ein.
Adolph Fesca: Der Dom in Brandenburg von der Nordseite, ca. 1850.

Michael Morgner im Dom zu Brandenburg

Das Domstift Brandenburg lädt zur Ausstellungseröffnung am 13. August 2022 um 15 Uhr in den Kunstraum Krypta im Brandenburger Dom ein. Gezeigt wird die Exhibition Entwürfe und Realität 1949–1989/90 von Michael Morgner. Die Schau findet aus Anlass und zu Ehren des 80. Geburtstags des Chemnitzer Künstlers statt. Die einleitenden Worte zur Vernissage spricht unser Pirckheimer-Freund Armin Schubert, der Gründer der Galerie Sonnensegel in der Havelstadt, deren verdienstvolle Kreativarbeit mit Kindern und Jugendlichen (Stichwort Bücherkinder) weit über die Grenzen seiner Stadt hinaus wirksam und bekannt wurde. Die Veranstalter bitten bei Teilnahmeinteresse um kurze Anmeldung über den Domstift, Burghof 10, 14776 Brandenburg (Havel), per Mail: museum@dom-brandenburg.de oder Telefon: (03381) 2 11 22 24.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 09.08.2022

Die "BücherLust" findet am 10. und 11. September in Berlin statt.
Klaus Ensikat ǀ © Kindermann Verlag
Die jüngste Jahresgabe der Pirckheimer ist der Band "Nebengekritzeltes" von Strawalde, erschienen in der Edition Ornament (quartus-Verlag, Bucha 2021).

Bücherlust in Berlin

Nach langer Pause findet in Berlin wieder einer der größten Antiquitätenmärkte Deutschlands statt. Am 10. und 11. September 2022 lädt die Antiquariatsmesse „BücherLust“ auf die alte Trabrennbahn Karlshorst in der Treskowallee ein. Rund 20.000 Besucher werden erwartet. Bislang haben sich 54 Teilnehmer angemeldet. Neben Unternehmen aus Deutschland werden auch Anbieter aus Amsterdam, Budapest, den Haag, London und Wien vertreten sein.

Wie die Organisatoren anmerken: „In den letzten Jahrzehnten war immer ein Bedürfnis nach einer für alle leicht und risikolos zugänglichen Antiquariatsveranstaltung vorhanden. Verschiedene Anstöße und Versuche wurden, leider zumeist regional, von verschiedener Seite unternommen. Keiner der Versuche konnte sich etablieren. Nun ein neuer Aufschlag – die Antiquariatsmesse ‚BücherLust‘! [...] Kein Preisdruck und kein Standesdenken, wenn es um die öffentliche Präsentation alter und seltener Bücher geht. Ihre Qualität und Bedeutung spricht für sich selbst. Andere Länder machen es uns seit Jahrzehnten vor. [...] Nach ihrem Vorbild soll mit der Antiquariatsmesse ‚BücherLust‘ eine offene Veranstaltung mit jährlicher Wiederholung ins Leben gerufen werden.“

Die Veranstaltung wurde organisiert mit Unterstützung des Verbands Deutscher Antiquare e. V., der GIAQ – Genossenschaft der Internet-Antiquare e. G., des Börsenverein des deutschen Buchhandels e. V., der Fachzeitschrift Aus dem Antiquariat, des Verbands der Antiquare Österreichs, von Petra Bewer (Veranstalterin der Antiquaria Ludwigsburg), Harrison-Hiett Rare Books, Ursula Saile-Haedicke (Braunschweig), der Gesellschaft der Bibliophilen e. V., Regina Pröhm and Michael Schrottmeyer GbR, Provincial Booksellers Fairs Association, des Zentralen Verzeichnisses antiquarischer Bücher (ZVAB) sowie der Buch- und Offsetdruckerei H. Heenemann Berlin.

Die Pirckheimer-Gesellschaft unterstützt den Veranstalter mit einem attraktiven Rahmenprogramm. Auf der Empore der Tribünen-Halle werden viele Künstler, Autoren und Verlage begrüßt. Der Samstag startet um 12 Uhr mit Anna Kindermann. Gemeinsam mit unserem Pirckheimer-Freund, dem grandiosen Klaus Ensikat, wird das neueste Buch aus dem Hause Kindermann präsentiert. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, sich von Ensikat eines seiner Bücher signieren zu lassen. 14 Uhr besuchen uns die Bücherkinder aus Brandenburg am Pirckheimer-Stand und stellen ihre neuesten Arbeiten vor. Und um 16 Uhr präsentiert der Quintus-Verlag Eseleien mit André Förster, Dieter Goltzsche und Gunnar Decker.

Am Sonntagmorgen geht es weiter mit Matthes & Seitz, der Friedenauer Presse und den legendären Naturkunden, um anschließend mit der Büchergilde Gutenberg fortzufahren und dem neuesten Band aus der Hand von Hans TichaTicha illustriert Brecht – ein Saisonhöhepunkt! An beiden Tagen präsentieren wir an unserem Stand den zweiten Teil unserer Edition Pirckheimer, herausgegeben von Jens-Fietje Dwars. Unsere Jahresgaben und unsere Zeitschrift Marginalien erwarten Sie zudem.

Die Antiquariatsmesse ist an beiden Tagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die alte Trabrennbahn Karlshorst (Treskowallee 159, 10318 Berlin) ist mit der S-Bahn (Linie 3) gut zu erreichen, sie liegt nur 200 Meter vom S-Bahnhof Berlin-Karlshorst entfernt. Besucherparkplätze für mit dem Auto anreisende Interessenten sind für 5 Euro je Tag vorhanden. Der Eintritt für Besucher beträgt 3 Euro. Das Besucherparkplatzticket wird für einen Besucher als Eintrittsgeld voll angerechnet, so dass der Parkplatz für einen Besucher freien Eintritt bedeutet. Kontakt für die Anmeldung und Informationen zur Antiquariatsmesse besteht über Christoph Neumann, einerseits per Mail: info@antiquariat-neumann.de, andererseits per Telefon: (0178) 5 40 90 18. Weiterführende Informationen sind über die eigens eingerichtete Seite www.bücherlust.com erhältlich.

(Maria Bogdanovich/Ralph Aepler)

So, 07.08.2022

Die neueste Ausgabe des "Hamburger Bothen" ist kürzlich erschienen.

Neuer Hamburger Bothe erschienen

Im Frühsommer 2020 hoben Peter Engel und Rudolf Angeli eine Pirckheimer-Regionalgruppe für den Norden aus der Taufe. Leider kam es damals wegen Corona zu keinem Treffen. Engel und Angeli beschlossen die regelmäßige Herausgabe eines Rundbriefs, Der Hamburger Bothe genannt, der die Regionalgruppe zusammenführen soll. Der Verteilerkreis wächst von Bothe zu Bothe, auch da die beiden entschieden, ihn an jeden interessierten Gastleser kostenfrei zu versenden und so alle bibliophilen Leseratten, Kunstbegeisterten, Sammler jeder Couleur zu einen. In der neuen Ausgabe geht es nun um „Goethes Papagei“, Jens-Fietje Dwars berichtet vom thüringischen Palmbaum, dessen verdienstvoller Chefredakteur er seit einer Reihe von Jahren ist; und ein gewisser, noch nicht lange im Dienst befindlicher Blog-Administrator macht ein paar katzbuckelnde Erklärbewegungen um zwei seiner Gedichte. Außerdem gibt es Informationen zu den Veröffentlichungen des Verlags Angeli & Engel, in dem mit großem Erfolg ein Band von Klaus Waschk erschien, dem in Kürze ein Buch von Rainer Ehrt folgt. Der Bothe wird per Mail als PDF versandt, auf Nachfrage bekommt man auch eine Printausgabe, Kontakt besteht über: Rudolf_Angeli@web.de.

(André Schinkel)

Fr, 05.08.2022

Vordercover der von Klaus Ensikat gestalteten Ausgabe
Doppelseite samt Illustration von Horus Engels in der Ausgabe von 1957
Schuber und Einband der Houghton-Mifflin-Ausgabe

Bibliophiles des Monats: Kleiner Hobbit

Wer im Internet nach Exemplaren des neben Der Herr der Ringe bekanntesten phantastischen Romans Der kleine Hobbit des akademischen Autors J. R. R. Tolkien sucht, wird bei den deutschen Ausgaben, neben Erzeugnissen der eigens für dieses Genre im Ernst Klett Verlag gegründeten Hobbit-Presse, zunächst auf das 1971 im Georg Bitter Verlag erschienene Buch treffen, welches von Klaus Ensikat in markanten Bildern illustriert wurde. 

Weniger bekannt ist geworden, dass die erste deutsche Übersetzung dieses in England schon 1937 publizierten phantastischen Märchens bereits 1957 im Recklinghausener Paulus Verlag unter dem Titel Kleiner Hobbit und der große Zauberer erschienen ist. Dieses in gelbes Leinen mit kleiner Deckelvignette gebundene und mit einem in weiß-blauen Farben bebilderten Schutzumschlag umkleidete Buch im Format 19,3 x 13,2 cm findet man tatsächlich nur recht selten, und es wird von Sammlern sehr gesucht.

Horus Engels hat den Umschlag und viele Federzeichnungen für den Textblock entworfen, welche mit schwarzen Teilflächen akzentuiert sind und insgesamt einen kindgerechten Stil pflegen. Satz und Druck wurden von W. Bitter besorgt, und es liegt nahe, dass die spätere Ausgabe im Georg Bitter Verlag, der auch in Recklinghausen beheimatet ist, darauf zurückgeht. Diese ist opulenter gestaltet, im größeren Format 22,1 x 15,2 cm als weißer Leinenband mit ornamental verzierter Deckelschrift und einem Schutzumschlag mit buntem Vollbild von Ensikat, und besitzt außerdem als Vorsatz eine Landkarte mit den Orten der Handlung.

Auch den in England oder den USA erschienenen Ausgaben des The Hobbit or There and Back Again ist meist Kartenmaterial beigegeben, das aber dekorativer ausgestaltet ist und auf Bildelemente von Tolkien selbst zurückgeht. In einer 1966 von der Houghton Mifflin Company in Boston gestalteten Prachtausgabe im Format 23,6 x 17,8 cm stammt der Buchschmuck gänzlich vom Autor selbst, unter Benutzung seiner überlieferten Zeichnungen zu der Geschichte. Der mit grünem Kunstleder überzogene Einband trägt auf dem Vorderdeckel eine breite Schriftumrandung in Rot und Gold mit den von Tolkien entworfenen Runensymbolen und eine bildliche Vignette im Zentrum sowie eine entsprechend verzierte Rückenbeschriftung. Ein gleichbezogener Schuber wiederholt das Vignettenmotiv im gelben Titelschild auf der Vorderseite.

Man merkt dieser Ausgabe deutlich an, dass Tolkiens Werke im englischen Sprachraum bereits zu dieser Zeit Kultstatus besaßen und bereitwillig von einer Liebhabergemeinde in gehobener Austattung gekauft wurden. Demgegenüber besitzen die erwähnten frühen deutschen Ausgaben einen eigenen, eher kindlich anmutenden Charme. Erst nachdem Heinz Edelmann für die Ausgabe von Der Herr der Ringe im Jahr 1969 seine Schutzumschläge im Pop-Art-Stil entworfen und damit die Weichen für die spätere Gestaltungsform der Hobbit-Presse gestellt hatte, änderte sich auch der Blick des deutschen Lesepublikums auf Tolkiens Erzählwelt.

(Christiane und Norbert Grewe)

Fr, 22.07.2022

Rainer Ehrt und Marcus Golter stellen auf der Landesgartenschau in Beelitz aus
Die LAGA in Beelitz findet vom 14. April bis 31. Oktober statt. ǀ © LAGA Beelitz gGmbH

Rainer Ehrt bei der Landesgartenschau

Unser geschätzter Künstler- und Pirckheimer-Freund Rainer Ehrt lädt für den 23.07.2022 zur Vernissage auf der Landesgartenschau in Beelitz ein. Unter dem Titel „Kunst QuerBeet“ zeigt Ehrt im Verbund mit seinem Freund und Kollegen Marcus Golter auf der Gartenschau bis zum 04.08. seine Arbeiten. Beide Künstler werden bei der Eröffnung der Ausstellung am Sonnabend um 11 Uhr anwesend sein. Auch kann man dort ein Vorab-Vorzugsexemplar des neuen Buchs von Rainer Ehrt in Augenschein nehmen (und natürlich auch vorbestellen). Der Bildband Figur & Kontext enthält auf 100 durchgehend bebilderten Seiten Zeichnungen, Druckgrafik und die Dokumentation der Künstlerbücher Ehrts samt illustriertem Vor- und Nachsatz und erscheint zum Ende des Monats bei Angeli & Engel in Hamburg. Die Exemplare 1 bis 50 sind vom Künstler signiert und enthalten eine Originalgrafik Ehrts. Zunächst aber heißt es: Auf zu „Kunst QuerBeet“ mit Rainer Ehrt und Marcus Golter nach Beelitz! Das Tagesticket, das zum Zutritt auf der Landesgartenschau berechtigt, ist ab 17 (ermäßigt 14, Schüler bis 16 Jahre 8) Euro erhältlich.

Ausstellung „Kunst QuerBeet“
Rainer Ehrt und Marcus Golter
auf der Landesgartenschau
22. Juli bis 04. August 2022
Berliner Str. 202, 14547 Beelitz

(André Schinkel)

Mo, 18.07.2022

Die neue Ausgabe des Gutenberg-Jahrbuchs

Gutenberg-Jahrbuch 2022 erschienen

Der 97. Jahrgang des Gutenberg-Jahrbuches erschien in Mainz bei Harrassowitz, herausgegeben von unserem Pirckheimer-Freund Professor Dr. Stephan Füssel. Das Jahrbuch beinhaltet zahlreiche Beiträge zu Buchgeschichte, -kultur und -gestaltung und ist ein einzigartiges Projekt im Bereich der Buchkunst. Seit 2003 wird die typografische Gestaltung durch Professor Ralf de Jong (Folkwang Universität der Künste in Essen) verantwortet – das Buch präsentiert sich alle zwei Jahre in einer neuen Schrift. Dieses Jahr wurde Comma Base von Martin Majoor ausgewählt, dem auch ein gesonderter Artikel im Band gewidmet ist. Der Schutzumschlag des Jahrbuchs stammt seit 2008 aus den Entwürfen Studierender.   

Das zentrale Thema des diesjährigen Jahrbuchs ist das Studium von Inkunabeln; darunter die Fortsetzung der Inkunabelbibliografie bis zum Jahr 2021. Weitere interessante Beiträge zu Inkunabeln sind: Paul Schweitzer-Martin, Falk Eisermann und Oliver Duntze: Norm und Abweichung im frühen Buchdruck. Standards and Variations in Fifteenth-Century Printing mit Veröffentlichungen aus dem internationalen Workshop in Heidelberg vom 29.09. bis 01.10.2021; der Artikel Between Basel and Lyon: Bernhard Richel, Martin Huss, and a Possible Printer‘s Vade Mecum (The Morgan Library & Museum, MS M.158) von F. Hamburger (Harvard University); Malcolm Walsby: The creation of the title page in French incunabula, sowie Paul Schweitzer-Martin: Innovation und Kooperation in der Inkunabelproduktion: Der Druckort Speyer.

Für die Vorbereitung des diesjärigen Jahrestreffens der Pirckheimer-Gesellschaft in Oldenburg empfohlen – Sven Behnke, Matthias Bley, Matthias Bollmeyer und Detlef Haberland: Die illuminierte Polydeukes-Ausgabe aus der Bibliothek des Willibald Pirckheimer (Aldus Manutius 1502). Ein Fund in der Landesbibliothek Oldenburg. Es handelt sich bei der im Titel genannten Ausgabe um den im Rahmen des Forschungsprojekts „Antiken-Rezeption und späthumanistisch aufgeklärte Kennerschaft: Georg Friedrich Brandes als Sammler von Drucken der Offizin des Venezianers Aldus Manutius“ gefundenen Erstdruck des Onomastikón des griechischen Sophisten und Rhetors Ioulios Polydeukes, der 1502 von Aldus Manutius veröffentlicht wurde.

Das Buch sticht „in einem prächtigen goldgeprägten Maroquin-Einband des 18. Jahrhunderts ins Auge, da er als einzige der Oldenburger Aldinen mit einer kunstvollen Renaissance-Buchmalerei am unteren Rand der ersten Textseite verziert ist“. Die Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft werden diese Schätze während des Jahrestreffens in Oldenburg bestaunen können! Anmeldungen zur Teilnahme sind möglich unter: info@pirckheimer-gesellschaft.org.

Jahrbuch der Gutenberg-Gesellschaft 97
Hrsg. von Stephan Füssel
Mainz: Harrassowitz 2022
279 Seiten, 98 Euro
ISBN 978-3-44711-859-0

(Maria Bogdanovich)

So, 17.07.2022

Das Logo der art KARLSRUHE
Die "Nationale Reserve" von Rocco & His Brothers

Impression von der art Karlsruhe

Überall hört man momentan dasselbe „… nach den Corona-Jahren endlich wieder Messe!“ So war es auch am langen Wochenende vom 7. bis 10. Juli 2022 bei der art KARLSRUHE. Seit 2004 findet sie als Plattform für Austausch und Handel für die Kunst der Klassischen Moderne und die Gegenwartskunst auf dem Karlsruher Messegelände statt.

Vier Messehallen boten Kunst nach 1945, Druckgrafik, Kunst und Kommunikation und schließlich Klassische Moderne und Gegenwartskunst. Kunst in Zeiten galoppierender Inflation als Anlageobjekt zu betrachten, ist derzeit mehr als eine ästhetische Geldanlage. Das teuerste Bild der diesjährigen Messe hatte die Galerie Ludorff dabei: für 1,25 Millionen Euro Lovis Corinths Porträt seiner Frau. Für die Düsseldorfer war es zudem ein Muss, ein paar Bilder von Imi Knoebel an der Wand zu haben. Trotz der Hochpreisigkeit war man sich einig: „Nicht unverschämt.“ Kunst als Investitionsobjekt – den Künstler freut es!

Viel hochpreisige Kunst gab es in Halle 4 – hier stellten Galerien aus der ganzen Republik aus. Ein Novum: Unsere Freunde von Felix Judd, dem Buchladen mit Kunst oder Kunst mit und in Büchern, eine Hamburger Institution, waren auch in Karlsruhe. Das war ein gutes Wiedersehen nach dem Besuch in der „schönsten Hamburger Buchhandlung“ im letzten Jahr. In der Mitte von Halle 2: Skulpturen unserer Pirckheimer Freunde brothersinart Guido und Johannes Häfner. Beide kommen auch schon lange nach Karlsruhe. Ihr I.C.H. Verlag wird demnächst auch wieder etwas in Buchform herausbringen – das klang progressiv – man darf sehr gespannt sein.

Andere „Brüder“ – Rocco & His Brothers – nahmen die Steuerverschwendung von Spahn & Co. unter das Brennglas der Kunst, schmolzen die überteuerten und zur Entsorgung freigegebenen Fehlkäufe der Dilettanten-Truppe ein und erhoben sie zur Nationalen Reserve – 100 Barren, hergestellt aus 10.000 entsorgten Atemschutzmasken. Der Einzelbarren ist für 150 Euro bei der Uhlig Gallery erhältlich.

Und schließlich: Ein BKA-Passat, über dessen Inbesitznahme man nicht redet, verschwand in der Schrottpresse und demonstrierte, wie schnell aus unechter Autorität das wird, was es eigentlich ist – ein Haufen Schrott. So schnell kann es gehen, wenn ein wenig Kraft und Entschlossenheit im Spiel ist. Ein kleiner Junge packte sein Geld traurig wieder ein, als er erfuhr, das Objekt sei bereits verkauft … art KARLSRUHE – absolut empfehlenswert: Bis zum nächsten Jahr im Mai!

(Ralph Aepler)