Pirckheimer-Blog

Marginalien

Fr, 29.01.2021

29. Januar 1956

Das Heftchen "29. Januar 1956", als "Bibliophiles des Monats Februar" aus gutem Grund drei Tage zu früh vorgestellt, war der erste Druck der Pirckheimer-Gesellschaft und auch die erste Gabe an ihre Mitglieder - es erschien aus Anlass der vor 65 Jahren an eben diesem Tag stattfindenden Gründungsversammlung im ehemaligen Café Budapest in der heutigen Karl-Marx-Allee in Berlin.

Die Gründungsveranstaltung sollte ursprünglich 1955 in der Bibliothek des Kulturbundes in der Berliner Mauerstraße, begleitet von einer Ausstellung mit Büchern aus Beständen von Bruno Kaiser, zu Schillers 150. Todestag stattfinden, weshalb der Druck zur Gründungsfeier die Anekdote von Friedrich Schiller "Herzog von Alba bei einem Frühstück auf dem Schlosse zu Rudolstadt im Jahre 1547" nach dem Text des Erstdrucks im Deutschen Merkur vom Oktober 1788, sowie den Abdruck der von Schiller genutzten Quelle aus "J. Söffings Res in Ecclesia et Politica Christiana gestae, Rudolstadt 1670 pag. 199 sequ." enthält.

Die Gesamtherstellung übernahm die Hochschule für angewandte Kunst Berlin-Weißensee. Auf dem Titel der 20seitigen fadengehefteten Broschur im Format 14,8 x 21,5 cm prangt erstmalig ein von Werner Klemke geschaffener Holzstich, der bis heute, wenn auch nicht mehr farbig, das Logo der Gesellschaft ist, Seite 5 ziert eine, ebenfalls von ihm geschaffene Vignette (Abbildungen). Der Text wurde gesetzt aus der 10 Punkt Bodoni und mit Blick auf die im Gründungsjahr zu erwartende Mitgliederzahl in 250 Exemplaren auf Faserpapier im Buchdruck gedruckt.

Obwohl diese bibliophil ansprechend gestaltete Gabe zur Gründung nichts mit den ein Jahr später ins Leben gerufenen klammergehefteten, auf Werkdruckpapieren gedruckten Mitteilungsblättern der Pirckheimer-Gesellschaft , den Marginalien, gemein hat, wird sie aufgrund des Formats und einer ähnlichen Umschlaggestaltung unter Pirckheimern mitunter auch "Heft Null der Marginalien" genannt.

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Sa, 09.01.2021

Alice Kaprolat, die schlesische Spottdrossel, plaudert über Kerfe

Der auch als Autor in den Marginalien schon hervorgetretene Maler, Graphiker, Publizist und Büchermacher aus Leidenschaft Sebastian Hennig empfiehlt sich mit einer reizenden Neuerscheinung.

"Die Herausgabe dieser Gedichtsammlung zu fördern, beweist einmal mehr, daß und wie helle die Sachsen sind. Wenn Sie wollen. Die Dichtungen von Alice Helene Kaprolat (1920–2016) gehören nämlich einer Gattung an, deren Vertreter man gewöhnlich in Anthologien mit so dezent geringschätzigen Titeln wie Lustige Lyrik (Stuttgart 2003) oder Die komischen Deutschen (Ffm 2004) zusammenfaßt. Aber gerade heute hätten die Deutschen viel mehr Humor nötig, als sich aus den rund 500 Jahren ihrer Literaturgeschichte zusammenkratzen läßt. ..."
(aus dem Vorwort, komplett hier)

Alice Kaprolat: Plaudereien über Kerfe. Gedichte.
Mit einer Einleitung von Bernd-Ingo Friedrich und sechzehn Federzeichnungen von Sebastian Hennig.
Auf sechsundneunzig Exemplare limitierter Handpressendruck
gesetzt aus der Petit Candida, am Handtiegel gedruckt auf 120 g Carta Pura
sechsundfünfzig Seiten, 13 x 20 cm
Fadengeheftete Klappenbroschur
Verlag C. C. Meinhold & Söhne Dresden 2020
ISBN 978-3943721-02-7
46 Euro

Do, 31.12.2020

Rüdiger Giebler: Engel, Lithografie, 2020

Marginalien 239

Buchstäblich auf die letzte Minute fiel im virengepeinigten Jahr 2020 die Auslieferung des 4. Heftes der Marginalien.

"... Traditionell liegt im November das »Wochenende der Grafik«. Es hätte dieses Jahr zum zwölften Mal den Grafischen Sammlungen, Ateliers, Druckereien und Kleinverlagen im deutschsprachigen Raum eine Bühne bereitet. Die Pandemie grätschte dazwischen. Alle Veranstaltungen fielen aus. Als tröstende Handreichung wurde so die aktuelle Ausgabe der Marginalien eine Art Hilfs-Event zum Blättern – auf das wir uns in den Ateliers im nächsten November hoffentlich wieder selbst tummeln dürfen.
Die Künstlerin
Jannine Koch beschreibt für uns, wie sie den Tiefdruck für sich entdeckte, die Radiergemeinschaft Aquatinta im Rheinland und Verständnis für die divergierenden Traditionslinien ost- und westdeutscher Grafikauffassungen. Im Interview erzählt Cosima Schneider, warum die Büchergilde Gutenberg die Tradition des Bilderbogen wiederbelebt. Ekkehard Schulreich blickt auf die originalgrafischen Städte-Mappen des Karl Quarch Verlags, während Heinz Decker Fallstricke der Kleingrafik in Form der Exlibris imaginaires erkundet. [...] Gerhard Steidl erklärt uns in der Typografischen Beilage seine Sicht aufs Büchermachen zwischen Dalí und Lagerfeld. Elke Lang besucht Hendrik Liersch und seine Corvinus Presse, ..."

(aus dem Editorial von Till Schröder)

Die Graphische Beilage schuf Rüdiger Giebler, vom Künstler direkt auf den Stein gezeichnet und im Kunsthaus Müller (Wurzbach) von Christian Müller in 650 Exemplaren gedruckt.

Inhalt und Leseproben

Mo, 26.10.2020

MDE-Rundbrief 2020

Ganz im Zeichen der Bibliophilie steht der soeben erschienen Rundbrief der Meister der Einbandkunst.

Eingeleitet wird der Rundbrief mit dem (leicht gekürzten) Wiederabdruck einer Rede von Moritz Sondheim, gehalten vor 88 Jahren bei der Jahresversammlung der Gesellschaft der Bibliophilen am 11. September 1932 zu Frankfurt am Main. Der komplette Text kann hier nachgelesen werden.

Die Umschlaggalerie und ein Porträt von Brigitte von Savigni ist der Einbandkünstlerin Susanne Natterer (S. 50ff) gewidmet, neben von ihr geschaffenen werden weitere aktuelle Bucheinbände im Katalogteil (S. 5 - 41) vorgestellt, so von Anett Arnold, Andreas Bormann, Claudia DettlaffIngela Dierick, Marie Färber, Roger Green, Marcus Janssens, Ireen Kranz, Angela Lenhof, Sabine Rasper, Claudia Richter, Rahel Scheufele, Ulrich Widmann, Astrid Zach und Frank Zachow.

Von Frank Zachow ist dann auch ein ein interessanter Bericht über den Grolier Club der Stadt New York, die älteste bibliophile Gesellschaft von Amerika, zu lesen, die u.a. den "OPEN * SET"-Wettbewerb für Einbandkünstler aussrichtet.

Auch Pirckheimer kommen in diesem Rundbrief zu Wort, so in einer Vorstellung der drei überregional tätigen Bibliophilen-Gesellschaften Till Schröder mit einer kurzen Information zu den Pirckheimern und den Marginalien (S.68f), Reinhard Grüner mit Gedanken zum Haiku-Projekt von Ingela Dierick (S. 70ff) und Peter D. Verheyen aus den USA zum Edelpappband (S. 75ff).

Di, 04.08.2020

Sisyphos des schönen Buches: Jens-Fietje Dwars zum 60. Geburtstag - Hrg. Jens Kirsten/Ulrich Kaufmann

Jens-Fietje Dwars zum 60.

Thüringen feierte am 2. August in Jena den 60. Geburtstag Geburtstag des Pirckheimers Jens Fietje Dwars, Mitglied der Redaktionskommission der Marginalien.

Matthias Biskupek schreibt über ihn: "Weil ... gern alle Werke aufgezählt werden: bei Dwars müssen wir summarisch bleiben: eigene Bücher und Filme: zwei Dutzend. Herausgaben von Anthologien von und für Kollegen: drei Dutzend. Verlegte Bücher: vier Dutzend in seiner „Weißen Reihe“ und der „Edition Ornament“. Für das Literaturjournal PALMBAUM mit jeweils individueller grafischer Titelgestaltung ist er seit 2005 Chefredakteur. Rezensionen, Wortmeldungen, polemische Beiträge, Glossen, Ausstellungstexte – vermutlich mehrere hundert."
Und Biskupek notiert in seinem Tagebuch: "Die Gäste für Jens-Fietje Dwars zum 60. treffen ab 15:00 langsam im Schillerhof ein. Der Jenaer Buchhändler, die Ahrenshooper Urlaubs-Gastgeber, Quartus-Verleger Ignasiak, der eine PALMBAUM-Broschüre verteilt: "Sisyphos des schönen Buches: Jens-Fietje Dwars zum 60. Geburtstag" (Hg. Jens Kirsten/Ulrich Kaufmann). 30 Bildende Künstler und Schriftsteller. Der Jubilar selbst verteilt ein eigens produziertes Doppelblatt „VERBORGEN Dreifach“, jeder Geburtstagsgastfamilie gewidmet. Dwars erzählt einen Film, den er zur Feier einer Niederlage (Frankreich/Preußen 1806) produzierte.
Da sitzen der [Vorstands-Chef ...] der Pirckheimer-Gesellschaft
Aepler, der Meistergrafiker Kay Voigtmann, Dichter Peter Gosse und Frau. Man plaudert über Jens Henkels burgart-presse. Etwas später kommen die Scherzers, noch später Kati Zorn und Mario. Horst-Peter Meyer, Kaffee, Kuchen, kleine und große Gerichte a la cart."

Für alle die nicht da waren, das Buch zum Nachmittag "Sisyphos des schönen Buches: Jens-Fietje Dwars zum 60. Geburtstag" (12 € plus Versand - Bestellung bitte an quartus-Verlag).

Do, 25.06.2020

Aus dem Antiquariat 2/2020

Das aktuelle Heft Aus dem Antiquariat, welches auch alle Mitglieder der Maximilian-Gesellschaft für alte und neue Buchkunst erhalten, wird derzeit ausgeliefet.

Beiliegend neben einer Einladung, Mitglied der Verlagsgenossenschft der Büchergilde zu werden, die auch bereits den Marginalien beilag, findet sich im Heft die Mitteilung der Maximilian-Gesellschaft, dass aufgrund des ausgefallenen Jahrestreffens mit Mitgliederversammlung die Wahl des Vorstandes im Frühherbst als Briefwahl stattfinden wird.

In der AdA  2/2020 finden sich neben den üblichen Rubriken wie Antiquariat, Katalognotizen und -besprechungen, Rezensionen und Allgemeines 2 Berichte über "Maigret auf Deutsch" von Hans Altenhein und eine Betrachtung zu einem Kindergedicht von Thomas Mann (Dirk Heißerer), auch ein Rückblick auf "Das Seminar für Antiquare seit 1971"von Björn Biester.

Das für mich interessanteste war allerdings die Wiederentdeckung eines Textes von Alfred Polgar mit dem Titel "Bücher", veröffentlicht 1927 in "An den Rand geschrieben", der von der Maximilian-Gesellschaft dem Heft beigelegt wurde.

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Do, 11.06.2020

Marginalien 237

Trotz des derzeitigen kulturellen Stillstands fand sich heute im Briefkasten bei den Pirckheimern und Abonenten das neueste Heft der Marginalien.

Über den Inhalt kann man sich hier informieren.

Neben einem Flyer für den 49. und letzten Druck der burgart-presse (siehe vorherigen Post) lag dem Heft eine wunderbar gemachte Einladung bei, Mitglied in der Büchergilde Gutenberg Verlagsgenossenschaft eG zu werden (siehe Abb.) und die typografische Beilage, wie immer gestaltet und erläutert von Matthias Gubig widmete sich in sehenswerter Weise einer kleinen lyrischen Presse(rück)-schau.
Auf der nebenstehenden Abbildung im Vordergrund ist die graphische Beilage (die nur Mitglieder dieser Gesellschaft erhalten) zu sehen. Sie schuf der Pirckheimer und Gründer der Katzengraben-Presse Christian Ewald: Auf- und Abstieg des Kletterers CH. E. durch noch schlafende Alphabet-Rudimente zum 1.990 m hohen Gipfel des Schweigens – in 650 Exemplaren gedruckt vom Klischee von Daniel Klotz bei Die Lettertypen, natürlich mit dem Faden.

So, 17.05.2020

Relaunch: DEG

Die neue Website der Deutschen Exlibris-Gesellschaft ist alles in allem moderner und zeitgemäßer geworden und soll sowohl Mitglieder möglichst umfassend über das Exlibris-Geschehen informieren als auch außerhalb der DEG Interesse für das Exlibris wecken.

Hier ein kurzer Überblick der wichtigsten Änderungen:
Neues Design mit neuem Logo und neuer Farbgebung, mit Slidern und Marginalspalte
Klare Seitenstruktur
Barrierearm
Responsive Design
Als App für Tablet und Smartphone
Eindeutige Zuordnung von Reitern und Unterreitern
Startseite mit vielfältigen Informationen zum aktuellen Geschehen in der Exlibriswelt, einfach über Kacheldesign anzuklicken
„Nachrichten“ sind ein separater Bereich – Aktuelles taucht immer auf der Startseite auf
„Termine“ sind gleichfalls unter einem separaten Reiter zusammengefasst
Erweiterung der Auflistung von Ehrungen
„Publikationen“ sind eindeutiger definiert
Erweiterung der Bereiche „DEG-Jahrbücher“ und „Aus den DEG-Jahrbüchern“
Kompletter Abdruck der Exlibris-Aufsätze aus den Marginalien
Erweiterung der „Künstler-Galerie“
Erweiterung der „Exlibris-Werklisten“
Liste von Handsignaturen (kommt demnächst)
Neue Kategorie: „Gesucht wird …“
Klare Darstellung der „Archive“
Neu: „DEG-Web-Archiv“

Vieles wird für die LeserInnen anfangs sehr ungewohnt sein, vieles gilt es, neu zu entdecken. Manches wird sukzessive ergänzt, einiges völlig neu eingeführt werden. Die Datenbank der Handsignaturen befindet sich noch weiter im Aufbau und wird etwas später zur Verfügung gestellt werden. Und die Aufnahme weiterer, bisher nicht berücksichtigter Bereiche sind in der Planung.

(Henry Tauber)

Fr, 13.03.2020

Marginalien #236

Mitglieder haben in diesen Tagen die neuen MARGINALIEN in ihrem Briefkasten und können einen zweifarbigen Holzschnitt der verlorenen Form von Volker Pfüller, gedruckt von Thomas Siemon  im atelier carpe plumbum, Leipzig, ihrer Sammlung von Originalgraphiken beifügen.

Aber auch Nichtmitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft, die diese Zeitschrift im Abonnement beziehen und die Marginalien damit ohne Graphik bekommen, werden begeistert sein vom aktuellen Heft: "Die Marginalien spannen in dieser Ausgabe den Bogen weit. Als  Auftakt einer neuen Rubrik – Berühmte Bücher – erklärt uns Wolfgang Schmitz, warum das Neue Gebetbuch Kaiser Maximilians an der  Schwelle des Umbruchs im Jahr 1513 ähnliche Fragen wie heute zu  beantworten suchte: Wie verbindet man alte und neue Technologien? Helmut Kronthaler stellt uns einen Pionier des »grafischen  Romans« vor, den Amerikaner Lynd Ward. Angeregt von Masereel und Nückel schuf er während des Art Dèco beeindruckende  Holzschnitt-Romane ohne Worte, die in Zeiten der Graphic Novel wiederentdeckt werden. Michael Töteberg schlägt ein kurzes  Kapitel in der Geschichte des Rowohlt-Verlags auf, als der seine  Rotationsdruck-Romane  auch  aus  der  Berliner  Friedrichstraße  der frühen DDR in die Welt trug. Klaus Raasch fragt sich, warum  Künstler der letzten 40 Jahre den Buchdruck dem Flachdruck beim  Büchermachen so lange vorgezogen haben, obwohl letzterer weniger materialintensiv herzustellen sei. Wir erinnern an Gerhard  Kurt Müller, Mitbegründer der Leipziger Schule, der nebenbei  als Anreger die beinahe verlorenen Drucktechniken des Holz- und  Kupferstichs  in  die  nächste  Künstlergeneration  trug. Wolfgang  Grätz  berichtet  von  den  Talenten  des  diesjährigen  Grafiknachwuchspreises der Leipziger Buchmesse, und in unserer Reihe ABC der Druckkunst gewährt uns das atelier carpe plumbum Einblick in  seine Werkstatt ..."
(Till Schröder)

Übrigens: dem Heft lag ein Flyer zur BuchDruckKunst bei, der inzwischen seine Berechtigung verloren hat. Klaus Raasch musste am 14. März mitteilen: "Die Messe fällt leider aus! Durch den Beschluß des Hamburger Senats am Freitag, den 13. März, stellen ab dem 14. März alle staatlichen Kultureinrichtungen ihren Betrieb ein."

Fr, 21.02.2020

Moritz Götze, Der letzte Zentaur oder Der Kampf mit dem Alphabet, Siebdruck 2018

Moritz Götze in der Leipzig

Die Leipziger Galerie Irrgang präsentiert in einer Ausstellung unter dem Titel „Was war, was ist“ Arbeiten des Hallenser Malers, Grafikers und Objektkünstlers Moritz Götze, allen Pirckheimern sicher nicht erst durch die originalgraphische Beilage zu den Marginalien #230 (siehe nebenstehende Abb.) bekannt.
Neben farbenfrohen Öl- und Emaillemalereien werden Installationen sowie die Originalentwürfe zu seinem Keramikfries im Leipziger Geschäftshaus Specks Hof zu sehen sein.

Anlässlich der Eröffnung spricht Friedhelm Haak.

Vernissage: 6. März 2020 um 19.30 Uhr
Ausstellung: 6. März - 18. April 2020

Galerie Irrgang Leipzig
Dittrichring 6, 04109 Leipzig

Sa, 14.12.2019

Marginalien # 235 (für Mitglieder mit einem von 4 Motiven des Siebdruck von OttoGrafic) auf dem vorweihnachtlichen Gabentisch

Marginalien Heft 235

Einige Themen der gerade ausgeliederten Marginalien # 235 drehen sich

" ... um den Ausbruch aus der Konvention. Michael Faber erzählt anhand der Illustrationen verschiedener Ausgaben von den wechselnden Interpretationen des Maulhelden Tartarin von Tarascon, der so gern mehr sein wollte, als er war. Hans-Jürgen Rehfeld wirft ein Schlaglicht auf Andreas Musculus, den wortgewaltigen Moralprediger der Reformation, für den auffällig gleich nicht gottgefällig bedeutete, dessen auflagenstarken Bücher wider den Teuffel, ob in Gestalt von Pluderhosen oder Spielsucht, ihn aber zu einem der auffälligsten Buchautoren einer ganzen Epoche machten. V. Gheeta und Maren Poppe beleuchten die bis heute wirkende Erzählmacht sowjetischer Kinderbücher in Indien, die propagandistisch intendiert ganz gegenteilig gelesen wurden: als Beispiel unabhängigen Verlegertums jenseits jeden Hegemonialanspruchs. Ernst Falk stellt uns den Kunstanstifter-Verlag vor, der die Bandbreite visueller Sprachen in seinen Bilderbüchern für Kinder wie Erwachsene erst aus einer Garage heraus nun als veritabler Leuchtturm zeitgenössischer Illustration verbreitet. Jürgen Bönig analysiert die einzelkämpferische Buchkunst der Kleinstedition M & M von Jürgen Meyer Jurkowski, während Uwe B. Glatz eine Einzelkämpferin des Geistes in Erinnerung ruft: Lou Andreas-Salomé, umworben von Nietzsche, gefördert von Freud, gelesen von Rickert. Wolfgang Schmitz erinnert an den kürzlich verstorbenen Grafiker und Pressendrucker Eduard Prüssen, dem lange Jahre einzigen Stadtgrafiker Bergisch Gladbachs. Und ich leg ihnen die Siebdruckbücher von OttoGraphic ans Herz, einem deutschen Einmann-Unternehmen aus England, das durch Faltung und Furor aus dem Raster fällt – und Standards ganz wortwörtlich verschiebt."

(Till Schröder)

Do, 12.09.2019

Fotos aus dem Facebook-Profil von Hanne Knickmann

Marginalien 234

Das Heft 234 der Marginalien wurde dieser Tage ausgeliefert, Teilnehmer am Jahrestreffen in Mainz hatten es bereits am 6. September in den Händen.

Wieder rundum gelungen, wie der Redaktion um Till Schröder von vielen Seiten bestätigt wird. Zu den ansprechendsten Inhalten gehört für mich die Graphische Beilage, eines von 3 Motiven eines Holschnitt von Frank Eißner, die wie gewohnt von Matthias Gubig gestaltete Typografische Beilage "Julius Zeitler - Der Buchkünstler und der Verlagspropagandist", sowie Gedanken von Silvia Werfel zum Thema "Letterpress" (Leseprobe). Und, nicht zu vergessen, der Auftaktbeitrag des ABC der Druckkunst von Thomas Glöß zum "Hochdruck".

Aber, darauf verweist das Editorial, diese Marginalien-Ausgabe ist "unverhofft eine Erkundung der Beharrlichkeit in verschiedenste Ecken der Buchwelt" und sicher findet jeder dort "Nischen seiner Wahl".

... zum Inhalt der Marginalien 234

Fr, 14.06.2019

Marginalien # 233

Heute im Briefkasten: >Marginalien..., 233. Heft, beigelegt eine Ankündigung mit Bestellschein der Edition Pirckheimer und ein Blatt mit Abbildungen der graphischen Beilagen der letzten Jahre (beides wurde zur Leipziger Buchmesse vorgestellt, siehe hier), sowie Hinweise auf die Ausstellung Politische Literatur & unpolitische Kunst und die Neuerscheinung Stefan Zweigs Bibliotheken.

Das Inhaltsverzeichnis und Leseproben mit Informativen und Interessantem aus der Welt der Bibliophilie im aktuellen Marginalien-Heftes finden sich hier, deshalb bedarf es an dieser Stelle hierzu keiner weiteren Worte.

Gestattet sei jedoch ein Hinweis auf das graphische Highlight (exklusiv für Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft): eines von zwei Motiven des dreifarbiger Holzschnitts "Geschmack chinois" von Sven Märkisch, vom Künstler im Druckladen der Kinder- und Jugend-Kunst-Galerie "Sonnensegel" gedruckt. 
Und als typografische Beilage enthält das Heft, auch in der Ausgabe für Nichtmitglieder, von Jürgen Engler ausgewählte und erläuterte und von Matthias Gubig gestaltete und kommentierte ANAGRAMMGEDICHTE.

Elke Rehder, Schachnovelle, Holzschnitt

Anm. zu den Marginalien #231

Prof. Thore Graepel, University of London, bezieht sich in seinem Vortrag The human pursuit of artificial intelligence auf die Schachnovelle von Stefan Zweig und präsentiert dazu Holzschnitte der Pirckheimerin Elke Rehder, von der eine von zwei Graphiken mit dem Titel "An die Nachgeborenen" den MARGINALIEN #231 beilag.

siehe min. 7:53 ff

Di, 14.05.2019

Holzschnitt auf dem Titelblatt: Ulrich Tarlatt - am weltenbaum

30 Jahre COMMON SENSE

30 Jahre Künstlerbuch Almanach COMMON SENSE 1989-2018

1987 gründeten der Lyriker Jörg Kowalski aus Halle und der Maler/Grafiker Ulrich Tarlatt aus Bernburg die edition augenweide. Bis heute sind 50 Künstlerbücher erschienen. Das Literaturhaus Halle zeigt einen Querschnitt aus den Arbeiten – Grafiken, Gedichte, Texte, Fotografien und visuelle Poesie.

Bereits 1996 konnte der Pirckheimer Reinhard Grüner schreiben:

"Eine der wohl bekanntesten Unternehmungen der Edition Augenweide ist der alljährlich zum Jahresende erscheinende Künstlerbuchalmanach Common Sense. In den bislang sieben publizierten Bänden tummeln sich die wichtigsten Vertreter der literarisch-künstlerischen Avantgarde der Gegenwart, die von Tarlatt und Kowalski persönlich dazu eingeladen werden, sich mit einem Text oder eineroriginalgraphischen Arbeit zu beteiligen. [...] Die imposante Vielfalt der Almanache macht diese Reihe zu einem Kompendium junger Literatur und Kunst in Deutschland."

(Katalog anlässlich der Ausstellung "Ulrich Tarlatt: hortus animae" vom 15. Juni bis 8. September 1996 im Museum Schloss Burgk, S. 99)

Und Till Schröder ergänzte 23 Jahre später:

Die Liste der nahezu 500 Beiträger über die Jahrzehnte liest sich wie ein Who is Who der deutschen Kunst- und Literaturszene: von Hartmut Andryczuk bis Klaus Zylla, von Volker Braun bis Herta Müller, von Manfred Butzmann bis Eugen Gomringer, von Durs Grünbein bis Friederike Mayröcker, von Robert Menasse bis Christoph Niemann, von Klaus Staeck bis Urs Widmer.

(Marginalien ..., Heft 232, S. 116)

siehe auch 30 Jahre COMMON SENSE

Vernissage: 18. Mai 2019, 18 Uhr
Ausstellung: 18. Mai - 30. Juni 2019

Literaturhaus Halle
Bernburger Straße 8, 06108 Halle (Saale)