Die Inselbücherei und ihre Entwicklung

Vortrag

Der zweite Abend der Berlin-Brandenburger Pirckheimer in diesem Jahr fand am 18. Februar wieder am angestammten Ort im „Kleinen Säulensaal“ des Hauses „Berliner Stadtbibliothek“ der ZLB in der Breiten Straße statt. Etwa 30 Pirckheimer und ebenso viele Gäste zeigten, dass „Die schönste aller Buchreihen“ auch nach mehr als 100 Jahren noch immer über eine große Anziehungskraft verfügt. Unser Mitglied Peter Kunze referierte an diesem Abend über „Die Insel-Bücherei und ihre Entwicklung“.

Einstieg war ein Rundschreiben des Insel-Verlages über die von ihm zu begründende „Insel-Bücherei“ vom Mai 1912, die dem „Börsenblatt des deutschen Buchhandels“ vom 23. Mai 1912 beilag.

In Form eines imaginären „Zeitstrahles“ zeichnete Herr Kunze dann die Entwicklung der Insel-Bücherei anhand der äußeren Gestaltung der Inselbändchen auf. Ganz bewusst konzentrierte er sich auf diese „Äußere Form“, denn alles Andere hätte mit Sicherheit den zeitlichen Rahmen gesprengt. Gerade aber dieser Blick auf das „Kleid“ der Bändchen erzeugte bei so manch einem Anwesenden, der zwar eine mehr oder weniger große Inselsammlung besitzt, aber nicht gerade zu den Hardcore-Sammlern zählt, immer wieder Erstaunen. So war sicher auch vielen Pirckheimern nicht bewusst, dass sich die uns im Bücherregal so vertraute Ansicht der Bändchen mit Rückenschild und Nummer erst im Laufe der Zeit herausbildete. Die ersten Bändchen bis Ende 1912 erschienen ganz ohne Rückenschild und bis 1915 trugen die aufgeklebten Rückenschilder zwar den Titel, aber noch keine Nummer.

Dem Zeitstrahl folgend erfuhr man, dass die ersten Lederausgaben ab 1914 erschienen, ab 1915 gab es die Kriegsausgaben in einfachen Pappeinbänden und ohne Rückenschild, ab 1927 bis Anfang der dreißiger Jahre erschienen die wenigen Ausgaben mit in Marmorpapier eingebundenen Bändchen. Ab 1942 kamen in großen Auflagen die „Feldpostausgaben“ auf den Markt und ab 1943 die „Frontbuchhandelsausgaben“, die nur an die „Frontbuchhandlungen“ ausgeliefert wurden. Bedingt durch die Materialknappheit erschienen gegen Ende des Krieges broschierte Restauflagen mit den üblichen Buntpapieren. Nach der Teilung des Verlages 1945 gab es in Leipzig und Wiesbaden auch broschierte Nachauflagen. Ab 1955 kehrte man in Leipzig wieder zu den Pappbänden zurück, in Wiesbaden etwas später.

Während man in Leipzig weitestgehend bei der traditionellen Gestaltung der Bändchen blieb, wurde in Wiesbaden und Frankfurt (ab 1950) versucht, mit veränderter Gestaltung den Absatz zu verbessern. Die Bildeinbände waren das Ergebnis dieser Entwicklung. Zunächst wurden noch vorhandene gebundene Restauflagen „normaler“ Inselbändchen mit einem Umschlag versehen. Die Aufbindung weiterer Bände erfolgte dann mit einem Einband, der diesem Schutzumschlag entsprach. Um 1972 wurden die sogenannten „Kaufhausausgaben“ auf den Markt geworfen. Der Frankfurter Verlag wollte seine Lagenbestände reduzieren und lies restliche Rohbögen in rote, gelbe und grüne Pappe binden und in Kaufhäusern anbieten. Diese Bändchen tragen den Vermerk „Sonderausgabe im Insel Vertrag“ aber keine IB-Nummer.

Peter Kunze, der seit ca. 1968 Inselbändchen sammelt und dessen Sammlung inzwischen ca. 3800 Exemplare umfasst, hatte Beispiele für alle diese genannten (und weitere hier nicht genannte) Arten von Insel-Büchern aus seiner Sammlung mitgebracht und lies sie im Säulensaal herumgehen.

Es versteht sich von selbst, dass in diesem Kreis auch auf die Bibliographien und weitere Literatur zur Insel-Bücherei hingewiesen wurde. Nicht unerwähnt soll dabei bleiben, dass er im Jubiläumsjahr der Insel-Bücherei 2012 eine Ausstellung in der Universitätsbibliothek der FU gestaltete zu der auch ein Katalog erschien, von dem noch einige wenige Exemplare über die Bibliothek bezogen werden können.

Die Berliner Insel-Sammlergruppe – zu der auch Peter Kunze gehört - erarbeitete zum Sammlertreffen im Jubiläumsjahr in Berlin eine Broschüre „Berlin in der Insel-Bücherei“, die den Teilnehmern des Treffens überreicht wurde. Der Text erschien in überarbeiteter Form in den „Mitteilungen für Freunde. 32“. Zum Schluss wurde von Peter Kunze noch auf den umfangreichen Artikel in Wikipedia hingewiesen, der von einem Mitglied der Gruppe maßgeblich betreut wird.

Ninon Suckow

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Mit
Peter Kunze
Zuständige Regionalgruppe
Berlin-Brandenburg