Buntes Treiben - Historische Buntpapiere in und auf Büchern des 16. bis 19. Jahrhunderts

Vortrag

Trotz der parallel im Haus Potsdamer Straße stattfindenden Veranstaltung des „Berliner Bibliophilen Abends“ –

da inzwischen etliche Berliner Sammler Mitglied beider Vereinigungen sind, mussten diese sich nun leider für eines der beiden Angebote entscheiden – fanden sich am 21. Januar zum ersten Treffen der Berlin-Brandenburger Pirckheimer in diesem Jahr gut zwanzig Mitglieder und Gäste im Haus Unter den Linden der Staatsbibliothek zu „Buntem Treiben“ ein. Unter diesem Titel stand der Abend, an dem Thomas Klaus Jacob, Referent in der Abteilung Historische Drucke, historische Buntpapiere an und auf Büchern aus dem Bestand seiner Abteilung vorstellte. Es wurden Originalbuntpapiere in und auf Bänden des 16. bis 19. Jahrhunderts präsentiert, die meist als Vorsatzpapier oder Umschlagbezug die Bände zieren. Der Referent erklärte die Herstellung der einzelnen Papierarten, wobei die Palette von Modeldruckpapieren über Marmor-, Kleister- und Bronzefirnispapieren bis hin zu den äußerst attraktiven Brokatpapieren reichte. Interessant dazu, dass es sich bei den Metallauflagen der Brokatpapiere meist nicht um Blattgold, sondern um gold-, silber- oder bronzefarbene Blattmetallfolien – wie z.B. Messing – handelt. In eindrucksvollen Beispielen wurde belegt, dass diese Metalle mit der Zeit korrodieren und dann z.T. nur noch als Reste auf den Einbänden zu erkennen sind.

Neben der Betrachtung der schönen Papiere wurde das Problem der über die Jahrhunderte entstandenen Begrifflichkeit für die einzelnen Buntpapierarten angesprochen. So werden z.B. die bekannten „Herrenhuter Papiere“ heute besser als „Kleisterpapiere nach Herrnhuter Art“ bezeichnet*. Auch die Schwierigkeiten beim Nachweis von Buntpapieren in den Bibliotheksbeständen wurden thematisiert, denn im Mittelpunkt der bibliothekarischen Erschließung stand immer der Inhalt des Bestandes. Die äußere Form spielte lediglich bei den besonderen Kostbarkeiten aus den frühen Jahrhunderten eine Rolle. Dass in den letzten Jahren auch die Materialität der Bestände der späteren Jahrhunderte mehr und mehr in den Blickpunkt rückt, ist u.a. dem vom „Deutschen Buch- und Schriftmuseum“ initiierten „Arbeitskreis Buntpapier“ zu danken, der sich auch mit dieser Problematik beschäftigt und mit seiner Website eine Vielzahl von Informationen zum Thema Buntpapier bietet.

*vgl. a. Friedrich, Bernd-Ingo: Herrnhuter Papier. In: Marginalien H. 176(2004) S. 30-35.

Ninon Suckow

 

Staatsbibliothek, Haus Unter den Linden
Eingang Dorotheenstr. 27, Treffpunkt Rotunde
10117 Berlin
Deutschland

Mit
Thomas Klaus Jacob
Zuständige Regionalgruppe
Berlin-Brandenburg